Angiographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Angiographie wird eine Untersuchungsmethode zum bildlichen Darstellen von Blut- und Lymphgefäßen bezeichnet. Dabei erfolgt die Erstellung eines Angiogramms.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Angiographie?

Angiographie oder Angiografie bedeutet übersetzt „Gefäßzeichnung“. Gemeint ist damit das Darstellen von Blutgefäßen wie Venen und Arterien sowie der Lymphbahnen. Auf diese Weise lassen sich krankhafte Gefäßveränderungen diagnostizieren.

Die Angiographie wird mithilfe von bildgebenden Verfahren wie einer Röntgenuntersuchung, einer Computertomographie (CT) oder einer Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie) durchgeführt. Durch die radiologische Untersuchung entsteht ein Angiogramm, das die mit einem Kontrastmittel gefüllten Gefäße sichtbar macht.

Im Unterschied zur konventionellen Angiographie wird bei einer CT- oder MR-Angiographie kein Katheter benötigt. Neben zahlreichen Untersuchungen kann die Angiographie aber auch für therapeutische Zwecke genutzt werden.

Mit Hilfe einer radiologischen Untersuchung können sowohl Blut- als auch Lymphgefäße dargestellt werden. So können Durchblutungsstörungen oder andere Gefäßerkrankungen frühzeitig erkannt werden.

Anwendung und Funktion

Die Angiographie eignet sich für unterschiedliche Einsatzgebiete. In erster Linie kommt sie zur Anwendung, um Veränderungen an den Gefäßen wie Missbildungen, Stenosen (Verengungen) oder Verschlüsse festzustellen. So können durch eine Angiographie Durchblutungsstörungen oder Blutgerinnsel (Thrombosen) diagnostiziert werden.

Eine wichtige Rolle spielt das Verfahren außerdem bei der Versorgung der Gefäße im Vorfeld von operativen Eingriffen oder bei der Diagnose von Tumoren. Außerdem lässt sich die Angiographie zur Kontrolle einer medikamentösen Therapie zum Auflösen eines Blutgerinnsels oder von gefäßchirurgischen Operationen nutzen.

In früheren Zeiten wurde die Angiographie ausschließlich zu Untersuchungszwecken durchgeführt. Mittlerweile stellen jedoch auch minimal-invasive Eingriffe einen wichtigen Bestandteil des Verfahrens dar. So dient sie dabei zur Behandlung von Blutgefäßen wie bei einer Ballondilatation, bei der mithilfe eines kleinen Ballons innerhalb des Gefäßes Verengungen oder Verschlüsse behoben werden.

Durch die Anwendung eines Katheters können außerdem sogenannte Stents (Gefäßstützen) implantiert werden, um verengte oder verschlossene Gefäße zu therapieren. Außerdem lassen sich mit der Angiographie Blutgerinnsel behandeln, indem der Arzt via Katheter Medikamente einbringt, die für das Auflösen des Gerinnsels sorgen.

Im Rahmen einer Tumorbehandlung werden die Tumore durch das Veröden der tumorversorgenden Arterien bei gleichzeitiger Chemotherapie bekämpft. Darüber hinaus kann eine Angiographie gemeinsam mit einem operativen Eingriff stattfinden, was Mediziner als Hybrid-Operation bezeichnen.

Methoden und Verfahren

Die Angiographie umfasst unterschiedliche Methoden, die sich nach den jeweiligen Gefäßen richten. Dazu gehört u. a. die Arteriographie, die sich über eine Leisten- oder Ellenbogenarterie vornehmen lässt. Im Anschluss an die Punktion wird ein schmaler Draht unter Röntgenkontrolle in das Gefäßsystem vorgeschoben. Mit einem Katheter erfolgt die Injektion eines Kontrastmittels.

Ebenso sind kleine Eingriffe möglich. Von Phlebographie ist die Rede, wenn die Venen bildlich dargestellt werden. Dabei punktiert der Arzt kleinere Venen am Fußrücken oder Handrücken. Die digitale Substraktions-Angiographie erfolgt mit einem speziellen Computerprogramm, das zur Analyse dient.

Ebenfalls zur Angiographie zählen die CT-Angiographie sowie die MR-Angiographie, die auf einer Computertomographie bzw. einer Magnetresonanztomographie basieren. Nach dem Einspritzen eines Kontrastmittels in eine Vene lassen sich die Gefäße dreidimensional darstellen.

Was muss der Patient beachten?

Bevor eine Angiographie vorgenommen wird, informiert der Arzt den Patienten über den Ablauf der Untersuchung sowie mögliche Risiken und Alternativuntersuchungen. Von besonderer Bedeutung sind bestimmte Vorerkrankungen des Patienten, über die der Mediziner Bescheid wissen muss. So darf eine Angiographie beispielsweise nicht bei Erkrankungen der Schilddrüse, Allergien oder Nierenschwäche durchgeführt werden. Um solche Beschwerden auszuschließen, führt der Arzt eine Blutuntersuchung durch, bei der Blutwerte und Blutgerinnung des Patienten kontrolliert werden.

Im Anschluss an die Angiographie ist es wichtig, dass der Patient viel Flüssigkeit zu sich nimmt und Bettruhe einhält. Durch das Trinken lässt sich das Kontrastmittel rascher aus dem Körper ausscheiden. Auf schwere körperliche Tätigkeiten ist am Untersuchungstag zu verzichten. Kommt es zu Übelkeit, Herzrasen oder Schwindelgefühlen, sollte umgehend ein Arzt verständigt werden.

Ablauf und Durchführung

Zu Beginn der Angiographie, die zwischen 15 und 30 Minuten in Anspruch nimmt, wird dem Patienten eine lokale Betäubung oder eine Vollnarkose verabreicht. Handelt es sich um eine konventionelle Angiographie, führt der Arzt einen dünnen Schlauch aus Kunststoff, bei dem es sich um den Katheter handelt, in das zu untersuchende Gefäß ein. Ummittelbar vor dem Abschnitt des Gefäßes, der untersucht werden soll, kommt der Katheter zum Stillstand.

Anschließend verabreicht der Arzt das Kontrastmittel, das in die Gefäße gelangt. Auf dem Röntgenbild nimmt das Kontrastmittel eine weiße Färbung an, weil die Röntgenstrahlen von ihm absorbiert werden. Auf diese Weise lassen sich auf dem Angiogramm auch die Innenräume des Gefäßes aufzeichnen.

Nach dem Ende der Röntgenaufnahmen wird der Katheter entfernt und die Punktionsstelle mit einem Druckverband versehen. Der Druckverband hat die Funktion, Nachblutungen entgegenzuwirken. In der Regel muss der Patient den Verband 12 bis 24 Stunden lang tragen. Außerdem sollte er vier bis zwölf Stunden das Bett hüten.

Als Spezialform der Angiographie gilt die digitale Substraktions-Angiographie. Die Röntgenaufnahmen erfolgen dabei sowohl vor als auch nach der Gabe des Kontrastmittels. Die identischen Bildbereiche werden von einem Computer entfernt, wodurch sich deutliche Veränderungen an den Gefäßen erkennen lassen, die mit dem Kontrastmittel gefüllt sind.

Bei einer CT- oder MR-Angiographie findet die Injektion des Kontrastmittels nicht unmittelbar in das zu untersuchende Gefäß statt. Stattdessen verabreicht es der Arzt in eine Arterie oder Vene des Arms. Überhaupt kein Kontrastmittel ist für eine sogenannte TOP-Angiographie (Time-of-Flight-MR-Angiographie) nötig, denn aufgrund einer Magnetisierung können die Bilder durch das Blut, das frisch einfließt, sichtbar gemacht werden.

Die speziellen Angiographieformen haben den Vorteil, dass sie ohne einen Katheter auskommen. Letztlich richtet sich die anzuwendende Methode nach der Art der Fragestellungen.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer trägt die Kosten?

Für die Kosten für eine Angiographie kommen die gesetzlichen Krankenkassen auf. Voraussetzung ist natürlich die medizinische Notwendigkeit des Verfahrens.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Die Angiographie gilt als Methode mit wenigen Risiken. Auch die Strahlenbelastung im Rahmen der Untersuchung wird als gering eingestuft. Allerdings sind mitunter einige Nebenwirkungen möglich. Dabei kann es sich um Verletzungen oder Blutergüsse an der Einstichstelle, vorübergehende Spannungsgefühle in der Herzregion, Entzündungen, Herzrhythmusstörungen oder Durchblutungsstörungen handeln.

Mitunter kommt es zu Überempfindlichkeitsreaktionen auf das verabreichte Kontrastmittel, die sich durch Hautausschlag, Juckreiz, Übelkeit oder Niesreiz bemerkbar machen können.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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