Vielfache Chemikalienunverträglichkeit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei einer vielfachen Chemikalienunverträglichkeit reagieren die Betroffenen überempfindlich auf zahlreiche Chemikalien. Die Störung ist auch als MCS-Syndrom bekannt.
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Was ist eine vielfache Chemikalienunverträglichkeit?
Mit der vielfachen Chemikalienunverträglichkeit ist das MCS-Syndrom gemeint. Die englische Abkürzung MCS steht für Multiple Chemical Sensivity, was deutsch übersetzt „vielfache Chemikalienunverträglichkeit“ bedeutet. Dabei herrscht bei den betroffenen Personen eine Unverträglichkeit auf chemische Substanzen wie Abgase, Duftstoffe, Sprays, Lösungsmittel und Tabakrauch. Allein in Deutschland sind etwa 54.000 Bundesbürger vom MCS-Syndrom, das nicht selten einen chronischen Verlauf nimmt, betroffen.
Ursachen
Bis heute ließen sich die genauen Ursachen für das MCS-Syndrom nicht herausfinden. Klären ließ sich immerhin, dass bei den meisten Patienten eine verstärkte Chemikalien-Exposition im Vorfeld auftrat. Zu den auslösenden chemischen Stoffen zählen in erster Linie Lösungsmittel, Biozide und Formaldehyd. Eine weitere Eigenschaft der auslösenden Substanzen ist, dass sie neurotoxisch sind. Bei den meisten Betroffenen lässt sich die Schadstoffbelastung jedoch wieder rückgängig machen. Wird die vielfache Chemikalienunverträglichkeit allerdings chronisch, führt dies häufig zu einer Verschlimmerung der Empfindlichkeit. So vertragen die Patienten im Laufe der Zeit immer weniger Chemikalien.
Für das Entstehen des MCS-Syndroms werden noch weitere Faktoren verantwortlich gemacht. Dabei kann es sich um Psychosomatik, bestimmte Vorerkrankungen oder Allergien handeln. So gehen die meisten Ärzte mittlerweile von zahlreichen Faktoren für das Auftreten der Chemikalienunverträglichkeit aus. Anteil an der Entstehung haben sowohl psychosomatische als auch toxikologische Faktoren. Es gibt zudem einige Risikofaktoren, die das Auftreten des MCS-Syndroms begünstigen.
Dazu gehören Unverträglichkeiten von Lebensmitteln und Medikamenten, allergische Reaktionen, Atemwegserkrankungen, psychische Störungen und Stress. Allerdings wird die vielfache Chemikalienunverträglichkeit nicht von allen Medizinern ernst genommen. So sprechen einige abschätzend von einer „Modekrankheit“. Nach ihrer Ansicht werden nur 3 Prozent aller Beschwerden auch tatsächlich von Umwelteinflüssen ausgelöst.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der vielfachen Chemikalienunverträglichkeit:
Die Symptome, die im Rahmen des MCS-Syndroms auftreten, sind überaus unterschiedlich. Zu den Leitbeschwerden gehören in erster Linie Erschöpfung, Schwächegefühle, Müdigkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Kreislaufprobleme und Schwindelgefühle. Zahlreiche Patienten reagieren zudem sehr empfindlich auf den Geruch von bestimmten chemischen Stoffen. Dabei kann es sich auch um Substanzen handeln, die eigentlich unschädlich sind.
Da die Betroffenen unter permanentem Stress stehen, leiden sie unter Konzentrationsstörungen und Schlafproblemen. Weitere Beschwerden können Atemnot, Augenbrennen, Probleme am Bewegungsapparat, Juckreiz, Haut- und Schleimhautentzündungen sowie Magen-Darm-Beschwerden sein. Meiden die Betroffenen die auslösenden chemischen Stoffe, die nicht miteinander verwandt sind, gehen die Beschwerden umgehend wieder zurück.
Die Prognose bei einer vielfachen Chemikalienunverträglichkeit wird eher als ungünstig eingestuft. So gilt eine alleinige psychotherapeutische Behandlung als unwirksam. Nicht selten wird die Lebensqualität der Patienten deutlich eingeschränkt, da sich das MCS-Syndrom negativ auf ihr Alltags- und Berufsleben auswirkt. In manchen Fällen droht auch eine Medikamentenabhängigkeit.
Diagnose
Da die Ursachen für die vielfache Chemikalienunverträglichkeit noch immer nicht klar sind, fällt die Diagnose des MCS-Syndroms nicht leicht. In der Regel schließt der Arzt andere Erkrankungen, die für die Beschwerden infrage kommen, aus. Letztlich bestimmen die Beschwerden des Patienten, welche Untersuchungen vorgenommen werden. Ein großes Problem sind die unterschiedlichen Symptome sowie die verschiedenen auslösenden chemischen Stoffe. Bislang liegen auch noch keinerlei Testverfahren zur Abklärung der Beschwerden vor.
Behandlung und Therapie
Aufgrund der unklaren Ursachen gibt es bis jetzt noch keine einheitliche Behandlungsform des MCS-Syndroms. Grundsätzlich besteht die Therapie aus drei Punkten. Dazu gehört in erster Linie das konsequente Meiden der auslösenden chemischen Substanzen. Dies lässt sich allerdings häufig nur im Wohnbereich des Patienten durchführen. Dazu muss eine umfassende Reinigung der Wohnung erfolgen, damit die Reizstoffe beseitigt werden können.
Ein Nachteil der Behandlung ist allerdings, dass es dabei zu einer Isolierung der Patienten vom ihrem sozialen Umfeld kommen kann. Dadurch droht jedoch oftmals sogar eine Verstärkung der Beschwerden. Andere Patienten fühlen sich wiederum benachteiligt, wenn sie eine psychotherapeutische Behandlung durchführen sollen. So glauben sie, dass die Ärzte ihre Erkrankung nicht ernst nehmen und sie für psychisch krank halten
Vorbeugung
Dem MCS-Syndrom wirksam vorzubeugen, ist schwierig. So führt eine Vielzahl von Faktoren zum Ausbruch der Krankheit. Außerdem genügt schon eine einmalige Exposition von Chemikalien für ihr Auftreten. Als sinnvolle Vorbeugemaßnahme gilt dennoch eine gesunde Lebensweise, die reichlich Bewegung, eine gesunde Ernährung sowie den Verzicht auf Alkohol und Zigaretten beinhaltet. Weiterhin gilt es, chemische Schadstoffe zu vermeiden.
Quellen
- Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
- Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
- Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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