Querschnittslähmung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Querschnittslähmung

Als Querschnittslähmung wird eine komplette oder partielle Schädigung des Rückenmarks bezeichnet. In diesem Fall kommt es zu einer Lähmung, da die Nervenleitbahnen verletzt, gequetscht oder sogar durchtrennt sind. Der Informationsfluss vom Gehirn zu den Gliedmaßen ist damit dauerhaft unterbrochen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Querschnittslähmung?

Meist werden bei einer Querschnittslähmung alle Körperteile unterhalb der Rückenmarksverletzung nicht mehr gespürt.

Im Wirbelkanal befindet sich das Rückenmark, das Teil unseres zentralen Nervensystems ist und die Aufgabe hat, Informationen vom Gehirn zu den verschiedenen Körperteilen weiterzuleiten. Das Rückenmark ist von einem schützenden Panzer, der Wirbelsäule, umgeben. Kommt es zu einer Verletzung des Rückenmarks und damit der Nervenleitbahnen, entsteht eine Lähmung. Welche Körperteile von der Querschnittslähmung betroffen sind, hängt davon ab, auf welcher Höhe das Rückenmark beschädigt wurde.

Man unterscheidet zwei Unterformen der Querschnittslähmung: Paraplegie und Tetraplegie. Während bei der Paraplegie die Verletzung des Rückenmarks in Höhe des Brustwirbelbereiches liegt und nur die unteren Gliedmaßen von der Querschnittslähmung betroffen sind, liegt bei der Tetraplegie die Verletzung des Rückenmarks im Halswirbelbereich, was eine Lähmung aller Gliedmaßen zur Folge hat.

Ursachen

Unfälle sind zu 70% die Ursache für eine Querschnittslähmung. Durch die Fraktur einzelner Wirbelkörper kann das Rückenmark gequetscht werden. Infolgedessen schwillt das Rückenmark an und es kommt zur Schädigung der empfindlichen Nervenzellen. Sind die Nervenverbindungen einmal unterbrochen, lassen sie sich meist nicht wieder herstellen.

Die Querschnittslähmung kann aber auch die Folge verschiedener Krankheiten sein. Dazu gehören Tumorerkrankungen an der Wirbelsäule, Infektionskrankheiten oder auch Erkrankungen der Blutgefäße. Die Autoimmunkrankheit Multiple Sklerose kann ebenfalls Ursache für eine Querschnittslähmung sein, bei der das eigene Immunsystem das Rückenmark angreift und zunehmend schädigt.

Eine weitere Ursache kann ein Bandscheibenvorfall sein, bei der das Rückenmark durch eine verrutsche Bandscheibe gequetscht werden kann. Die angeborene Form einer Querschnittslähmung ist die Spina bifida, bei der das Rückenmark an der Wirbelsäule angewachsen ist.

Symptome und Verlauf

Man unterscheidet zwischen einer vollständigen und partiellen Querschnittslähmung. Bei der vollständigen Querschnittslähmung verspürt der Betroffene weder Harn- noch Stuhldrang. Der Analmuskel kann nicht mehr willkürlich gesteuert werden und die Innenseiten der Oberschenkel sind völlig gefühllos. Bei einer partiellen Lähmung, bei der nicht alle Nervenbahnen betroffen sind, kann der Betroffene trotz der gelähmten Muskulatur noch Empfindungen wie Kälte, Wärme oder Schmerzen spüren.

Je nach Höhe der Verletzung des Rückenmarks können zusätzliche Komplikationen zur Querschnittslähmung eintreten. Sitzt die Verletzung im Halswirbelbereich, kann auch die selbständige Atmung beeinträchtigt sein, da auch die Nerven der Zwerchfellmuskulatur betroffen sind. Typisch für eine Querschnittslähmung ist der meist vollständige Verlust von Empfindungen unterhalb der Rückenmarksverletzung.

Diagnose

Entsteht die Querschnittslähmung aufgrund eines Unfalls, wird der Arzt die Motorik, Reflexe und Sensibilität der einzelnen Gliedmaßen und des Rumpfes prüfen. Röntgen, Computer- und Magnetresonanztomographie zeigen, auf welcher Höhe das Rückenmark verletzt wurde. Danach kann über einen operativen Eingriff entschieden werden. Bei einer nichttraumatischen Querschnittslähmung, die durch eine Erkrankung ausgelöst wurde, konzentriert sich die Diagnostik auf den Nachweis eines Bandscheibenvorfalls, einer Entzündung des Nervensystems, von Tumoren sowie einer gefäßbedingten oder degenerativen Erkrankung des Rückenmarks.

Behandlung und Therapie

Wurde das Rückenmark bei einem Unfall gequetscht, kann eine Operation zur Stabilisierung der Wirbelkörper und Entlastung des Rückenmarks beitragen. Bei einer vollständigen Durchtrennung des Rückenmarks wachsen die Nervenleitbahnen nicht wieder zusammen, der Betroffene ist für den Rest seines Lebens querschnittsgelähmt. Nur bei einer partiellen Querschnittslähmung kann es zu einem gewissen Grad zu einer Verbesserung der Lähmungserscheinungen kommen. Inwieweit, hängt vom Grad der Nervenschädigung ab.

Bei einer Querschnittslähmung ist keine willkürliche Harn- und Stuhlentleerung mehr möglich. Aus diesem Grund ist die Blasenentleerung durch einen Katheter erforderlich, da die Blase zwar Urin speichern, aber nicht von selbst entleeren kann. Für den Stuhlgang wird der Darm physisch am Enddarm gereizt, um ihn zur Stuhlentleerung anzuregen.

Die Rehabilitation nach einer Verletzung des Rückenmarks mit einhergehender Querschnittslähmung zielt zunächst auf die Stabilisierung der Kreislauffunktionen ab. Mit gezielter Krankengymnastik werden noch verbliebene motorische Restfähigkeiten stimuliert und gefördert. Dies ist notwendig, um noch intakte Muskeln zu trainieren, Osteoporose vorzubeugen und eine fortschreitende Bewegungseinschränkung zu verhindern.

Im Rahmen der Physiotherapie werden Querschnittsgelähmte im täglichen Umgang mit dem Rollstuhl geschult. Um Druckgeschwüre am Körper (Dekubitus) zu vermeiden, ist ein spezielles Sitzkissen und ein individuell angepasster Rollstuhl erforderlich.

Im Fall einer Querschnittslähmung aufgrund einer Erkrankung wird die ursächliche Erkrankung therapiert, damit sich die Lähmungserscheinungen im besten Fall zurückbilden können.


Vorbeugung

Einer Querschnittslähmung durch Unfall kann man nur durch umsichtiges und risikoarmes Verhalten im Alltag sowie durch den Verzicht von riskanten Sportarten wie Klettern, Drachenfliegen oder das Fahren von schnellen Motorrädern vorbeugen. Eine Vorbeugung von Erkrankungen, die eine Querschnittslähmung nach sich ziehen können, ist leider nicht möglich.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Querschnittslähmung

Das könnte Sie auch interessieren