Sesambeine
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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In diesem Artikel geht es um Sesambeine. Neben allgemeinen Aspekten wird auf die Anatomie, die Funktionen, Aufgaben und mögliche Erkrankungen dieser besonderen Knochen eingegangen.
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Definition
Sesambeine sind eine von 5 Knochenarten des menschlichen Körpers. Benannt sind sie ursprünglich nach der bohnenartigen Form des Sesamsamens, obwohl sie nicht alle diesem Typ entsprechen.
Meistens sind es kleine relativ platte Knochen, die in unregelmäßiger Anzahl beim Menschen existieren, ihr Vorkommen ist also individuell. Eine Sonderstellung nimmt die Kniescheibe (Patella) als größtes Sesambein ein, da sie sich in Form und Bedeutung deutlich von allen anderen unterscheidet.
Anatomie
Am Beispiel der Kniescheibe lässt sich dies sehr schön darstellen. Babys haben noch keine Patella, die Strecksehne läuft direkt über den Oberschenkelknochen zum Ansatz am Schienbein. Wenn sie nun das Knie beugen wird die Quadrizepssehne oberhalb des Kniegelenkes auf den Knochen des Oberschenkels gepresst und lang gezogen. Es entsteht eine hohe Beanspruchung in diesem Bereich und die beschriebene Reaktion im Gewebe setzt ein.
Dieser Prozess dauert bei der Kniescheibe ungefähr 4 Jahre, bei anderen Sesambeinen etwas weniger, weil sie kleiner sind. Im Endeffekt entstehen so in Sehnen eingelagerte Knochen an belasteten Stellen. Beim Menschen treten die Kniescheibe und das Erbsenbein in der Handwurzel regelmäßig auf, ansonsten sind Anzahl, Größe und Lage sehr verschieden.
Häufig kommen solche Knochen im Bereich der Mittelfuß- und Mittelhandknochen in der Nähe der Zehengrundgelenke vor, es gibt sie manchmal auch im Bereich der Handwurzel und der Fingergelenke.
Funktion
Sesambeine haben eine wichtige mechanische Bedeutung. Sie stellen einen Abstand zwischen der Sehne und dem Knochen her, über den das System verläuft.
Diese Konstruktion hat zum einen den Effekt, dass die Sehne vor Überlastung geschützt wird, weil die Sesambeine den Druck übernehmen. Sie wird entlastet und nicht wie bei Babys auf den Knochen gepresst. Der Druck der Sesambeine auf den Knochen kann entweder durch direkte Übertragung erfolgen oder durch Muskelzug.
Im Bereich der Mittelfußköpfchen entsteht beispielsweise unmittelbare Belastung beim Auftreten mit dem Fuß. Die Kniescheibe oder das Erbsenbein werden durch den Zug von Sehnen beansprucht.
Zum anderen entsteht durch die vergrößerte Distanz zum Drehpunkt des Gelenkes eine bessere Hebelwirkung. In diesem Falle wird das Drehmoment des Kraftarms vergrößert. Der Aufwand des zugehörigen Muskels bei bestimmten Bewegungen wird dadurch deutlich geringer. Im Kniegelenk ist dies bei der Streckung der Fall.
Ebenfalls durch die Herstellung des Abstands von einem Knochen und ihre besondere Umlenkfunktion, können Sesambeine verhindern, dass eine Sehne oder die Gelenkkapsel bei Bewegungen eingeklemmt werden. Diese Gefahr besteht immer dann, wenn schnelle Bewegungen erfolgen und gleichzeitig zwei Knochen angenähert werden. Über das Sesambein werden Zugkräfte auf die gefährdeten Strukturen ausgeübt, wodurch diese aus dem Gelenkspalt heraus gezogen werden bevor es zu eng wird.
Erkrankungen
- Patellararthrose
Genau wie andere Knochen können auch Sesambeine brechen. Besonders gefährdet sind die Kniescheibe und die Sesambeine am Fuß. Die Patella erleidet einen Knochenbruch meistens als Folge eines direkten Traumas z.B. beim Sport oder bei Autounfällen. Dabei kommen häufig Trümmerfrakturen zustande, die schwierig zu operieren sind und häufig Komplikationen im Heilungsprozess zeigen.
Die Sesambeine am Fuß sind oft Opfer von Ermüdungsbrüchen, entweder als Folge von Überbelastung, z.B. beim Laufen, oder bei Stoffwechselerkrankungen, wie etwa der Osteoporose. In der Regel wird die Behandlung konservativ durchgeführt, mit Ruhigstellung und Schuheinlagen. Die Durchblutung der Knochen am Fuß ist manchmal dem erhöhten Bedarf bei der Knochenheilung nicht gewachsen und es kann zu Störungen bei der Heilung kommen und zum Absterben von Knochenteilen kommen.
Die Kniescheibe ist relativ häufige von Formveränderungen betroffen, die scherwiegende Folgen haben kann. Eine Wachstumsstörung führt dazu, dass das Gleitlager nicht oder nicht genügend ausgeprägt ist. Dadurch funktioniert die Führung auf dem Oberschenkel nicht optimal und es kann zu Verschiebungen nach außen kommen. Die Verlagerung kann so weit gehen, dass die Patella nach außen rausspringt (Patellaluxation). Bei leichteren Ungleichheiten besteht die Gefahr einer Patellararthrose, weil der Druck an der Unterseite ungleichmäßig verteilt ist.
Quellen
- Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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