Ohnmacht (Kollaps, Bewusstlosigkeit)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine plötzliche Ohnmacht, Kollaps bzw. Bewusslosigkeit verunsichert viele Betroffene. Deshalb sollte die Ursache unbedingt rasch abgeklärt werden. Eine Ohnmacht (Synkope) ist in der Regel ein kurzzeitiger Zustand von Bewusstlosigkeit. Meist ist mangelnde Durchblutung des Gehirns (Sauerstoffmangel) der Grund für eine sogenannte Synkope.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Ohnmacht (Kollaps, Bewusstlosigkeit, Synkope)?

In der Regel kommt es nur zu einem kurzen Zustand der Bewusstlosigkeit. In jedem Fall müssen trotzdem sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen eingeleitet werden.

Die Ohnmacht, im medizinischen Fachbereich auch als Kollaps oder Synkope bezeichnet, ist eine vorübergehende Bewusstlosigkeit. Diese Form der Bewusstseinsstörung setzt meist unvermittelt ein und endet in der Regel ebenso plötzlich wieder.

Typischerweise geht bei einem Kollaps die Kontrolle über die Körperhaltung verloren, so dass sich ein Betroffener nicht in aufrechter Position halten kann. Meist kommt es während einer Ohnmacht zu einer eingeschränkten Durchblutung des Gehirns.

Viele Menschen erleiden im Verlauf ihres Lebens mindestens einen Ohnmachtsanfall. Auch Kinder und Jugendliche können bereits von einem Kollaps betroffen sein. Grund für die plötzliche Bewusstlosigkeit liegt meist in einer Unterversorgung des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut.

Oft sind die Ursachen von Ohnmachtsanfällen unbedenklich. Allerdings können in einigen Fällen auch ernsthafte Grunderkrankungen hinter einem Kollaps verbergen. Der Zustand von Bewusstlosigkeit bei Ohnmacht überdauert in der Regel einen Zeitraum von wenigen Sekunden bis eine Minute. Ist der Bewusstlose über mehrere Minuten hinweg nicht ansprechbar, muss umgehend ein Notarzt angefordert werden.

Ursachen

Je nach Form einer Ohnmacht bzw. Bewusstlosigkeit unterscheiden sich auch deren Ursachen. So kann eine Ohnmacht beispielsweise kreislaufbedingt sein (hierbei spricht man auch von einem sogenannten zirkulatorischen Kollaps), sie kann vom Herzen ausgehen (und ist damit ein kardiogener Kollaps) oder ihre können Hirndurchblutungsstörungen zugrunde liegen. In letzterem Fall spricht man in der Medizin auch von einem cerebro-vaskulären Kollaps.

Vor allem bei Diabetikern kann ein Kollaps außerdem durch Unterzuckerung ausgelöst werden. Auch Schädel- oder Halsverletzungen (z.B. durch dumpfe Gewalteinwirkung), ein Hitzschlag, allergische Schockzustände, Epilepsie oder mangelnde Flüssigkeitszufuhr können eine Ohnmacht bzw. einen Kollaps auslösen.

Ursachen einer kreislaufbedingten Ohnmacht liegen unter anderem darin, dass sich das Blut im menschlichen Körper bei Positionswechseln vorwiegend in den tief liegenden Körperpartien sammelt. Je nach körperlicher Konstitution kann ein Teil des Blutes dabei in den Venen versacken und so dem Blutkreislauf entzogen werden. Dies kann z.B. bei langem, regungslosem Stehen oder Verharren in ungünstigen Positionen der Fall sein.

Eine kreislaufbedingte Ohnmacht kann außerdem begünstigt werden durch blutdrucksenkende Medikamente oder durch eine vorliegende Schwangerschaft. Einem kardiogenen Kollaps können beispielsweise Herzrhythmusstörungen zugrunde liegen.

Zudem können psychogene Faktoren, wie z.B. starke Gefühlempfindungen, Stress oder Angst eine Bewusstlosigkeit hervorrufen. So kann bereits der Anblick von verletzten Personen oder eine harmlose Blutabnahme (Spritze!) einen Ohnmachtsanfall auslösen.

Wann zum Arzt?

Beim erstmaligen Auftreten einer Ohnmacht (Synkope) sollte immer ein Arzt zugezogen werden, damit die Ursachen abgeklärt werden können. Eine neural vermittelte Synkope kann zum Beispiel durch Schmerz, Angst, starken Stress oder extreme Temperaturen ausgelöst werden. Immer wieder auftretende kurze Ohnmachten können auf das Karotissinussyndrom hindeuten. Hier reagieren die Rezeptoren der Halsschlagader überempfindlich auf Druck. Bei Betroffenen reicht deshalb oft schon eine leichte Berührung, etwa während der Körperpflege, um eine kurze Ohnmacht auszulösen. Solche neural vermittelten Synkopen sind in der Regel harmlos, der Arzt sollte aber dennoch aufgesucht werden.

Dies gilt insbesondere dann, wenn die Betroffenen das Bewusstsein im Stehen verloren haben und sich durch den Sturz verletzt haben könnten. Geht ein Kollaps mit blasser Haut, kalten Schweißausbrüchen und blau verfärbten Lippen einher, muss unverzüglich der Notarzt gerufen werden, da dies Anzeichen für einen schweren Schock oder Sauerstoffmangel sein können. Besonders gefährlich sind kardinale Synkopen, bei denen das Herz der Auslöser ist. Treten im Kontext einer Bewusstlosigkeit Schmerzen und Druckgefühl im Brustbereich auf, ist ein sofortiger Arztbesuch unumgänglich.

Symptome

Eine Ohnmacht tritt in der Regel relativ plötzlich auf. Aber oft deuten bestimmte Symptome auf die die bevorstehenden Kollaps hin. Betroffene haben ein zunehmendes Gefühl von Müdigkeit, die Haut wird fahl und blass und sie beginnen zu schwitzen. Zudem kommen Übelkeit, Schwindel und ein allgemeines Gefühl von Schwäche und Unwohlsein. Meist ist das bekannte „Schwarz vor Augen werden“ der letzte Eindruck eines Betroffenen vor der Ohnmacht.

Diagnose und Verlauf

Damit ein Mediziner die Hintergründe einer Ohnmacht diagnostizieren kann, ist es zunächst wichtig, die Krankengeschichte eines Patienten zu erfragen. Wichtig sind auch die Begleitumstände einer Ohnmacht; zu diesen kann beispielsweise ein langes Stehen zählen. Auch Vorerkrankungen oder Vorläufersymptome eines Kollapses, wie unter anderem Schwindel, Übelkeit oder Schweißausbrüche, werden zur näheren Diagnostik in der Regel erfragt. Von Wichtigkeit ist des Weiteren die Dauer einer Ohnmacht.

Im Rahmen einer Untersuchung wird dann in der Regel eine Puls- und Blutdruckmessung in verschiedenen Körperpositionen des Patienten durchgeführt. Im Bedarfsfall sind weitere diagnostische Maßnahme beispielsweise eine Blutuntersuchung, ein Langzeit-EKG, ein Herzultraschall (Echokardiografie) oder eine Computertomographie (CT). Der Verlauf einer Ohnmacht hängt vor allem ab von den ihr zugrunde liegenden Faktoren. Oft sind die Folgen, des durch die Bewusstlosigkeit verursachten Sturzes größer, als die eigentliche Ohnmacht.

Nicht selten können Ohnmächtige infolge ihres Aufpralls Platzwunden oder sogar schwere Schädel-Hirn-Verletzungen davontragen. Je nach Ursache und Situation ist auch die Wahrscheinlichkeit einen erneuten Kollaps bzw. einen Ohnmachtsanfall zu erleiden sehr unterschiedlich.

Komplikationen

Bewusstlosigkeit ist der dritte Bewusstseinszustand neben Schlaf- und Wachphase, aber der einzige Zustand, der per se gefährlich ist. Eine kurze, wenige Minuten andauernde Ohnmacht geht meistens nicht mit derartig schwerwiegenden Komplikationen einher. Allerdings kann der Mensch ungünstig fallen und sich dadurch Verletzungen und Wunden zuziehen.

Komplikationen bei der Bewusstlosigkeit können dadurch entstehen, dass dabei die Muskulatur erschlafft und der Körper unkontrolliert in sich zusammen sackt. Je nachdem, in welcher Position der Bewusstlose liegt, kann die Zunge dabei nach hinten fallen, denn auch sie ist ein Muskel. Im schlimmsten Fall kann der Mensch daran ersticken - die stabile Seitenlage hilft, das zu verhindern. Zudem kann bei einer Bewusstlosigkeit die Atmung aussetzen. Wird das Gehirn in dieser Zeit nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, können schwerwiegende Gehirnschädigungen auftreten.

Abhängig von der Körperposition und der Umgebung kann es infolge eines Sturzes zu Prellungen, Stauchungen, Schürf- oder Schnittverletzungen kommen. Bei schweren Stürzen können auch Knochenbrüche auftreten.

Tritt eine Ohnmacht während des Führens von Kraftfahrzeugen (KFZ) kann es außerdem zu schwerwiegenden Verkehrsunfällen kommen.

Behandlung und Therapie

Leidet eine Person unter einer akuten Ohnmacht und Bewusstlosigkeit sollten als erstes die Atmung und der Puls überprüft werden. Sind keine Vitalwerte erkennbar müssen sofort Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden.

Sind Atmung und Puls vorhanden und deutet alles auf eine kreislaufbedingte Ohnmacht hin, besteht eine erste therapeutische Maßnahme darin, den Oberkörper tief zu lagern und die Beine in eine leicht erhöhte Position zu bringen.

Zudem sollte für eine ausreichende Zufuhr von Frischluft gesorgt werden. Diese Maßnahme führt in der Regel dazu, dass gestautes Blut zum Gehirn gelangen kann, wodurch der Betroffene meist rasch wieder sein Bewusstsein erlangt.

Verläuft diese Maßnahme erfolgreich, so sind meist keine weiteren akuten Therapieschritte notwendig. Allerdings kann je nach Hintergrund einer Ohnmacht eine Therapie der zugrunde liegenden Faktoren erforderlich sein.

Wird im Rahmen einer Diagnostik beispielsweise festgestellt, dass eine Ohnmacht kreislaufbedingt war, und werden vom Betroffenen blutdrucksenkende Medikamente eingenommen, so kann es sinnvoll sein, im Dialog mit dem behandelnden Arzt Alternativen für entsprechende Medikamente zu finden.

Und auch, wenn einer Ohnmacht Störungen des Herzens zugrunde liegen, können rasche therapeutische Schritte wichtig sein. Vorliegenden Herzrhythmusstörungen kann je nach Schweregrad beispielsweise mit einem Herzschrittmacher entgegengewirkt werden. Sind die Ursachen für einen Kollaps behoben bzw. werden sie therapeutisch kontrolliert, führt das in der Regel auch zum Nachlassen oder zum Verschwinden auftretender Ohnmachtszustände.


Aussicht und Prognose

Eine Bewusstlosigkeit sollte auf jeden Fall durch einen Arzt behandelt werden. In den meisten Fällen kommt es bei der Bewusstlosigkeit selbst nicht zu weiteren Beschwerden oder gefährlichen Situationen, allerdings sollte der Grund für die Ohnmacht auf jeden Fall ausfindig gemacht und die zugrundeliegende Krankheit diagnostiziert werden. Sollte keine Behandlung stattfinden, so kann die Bewusstlosigkeit erneut auftreten. Eventuell kann sich der Betroffene dabei auch durch einen Sturz verletzen. Nicht selten leiden die Betroffenen dabei auch an einer Panikattacke oder an einem Schweißausbruch.

Vor allem bei einem langen Ohnmachtsanfall ist eine Untersuchung notwendig. In den meisten Fällen tritt die Bewusstlosigkeit durch eine verringerte Zufuhr an Sauerstoff ein. Der Grund für diese verringerte Zufuhr kann dabei sehr unterschiedlich sein, sollte allerdings auf jeden Fall behandelt und vermieden werden. Ein positiver Krankheitsverlauf kann dabei allerdings nicht in jedem Falle garantiert werden. Sollte die Sauerstoffzufuhr vollständig unterbrochen werden, so kann der Betroffene auch irreversible Schäden an den inneren Organen oder am Gehirn davontragen. Eventuell kommt es dadurch zu Lähmungen oder zu geistigen Behinderungen des Patienten.

Vorbeugung

Je nach Ursache einer Ohnmacht kann einer solchen mit verschiedenen Methoden vorgebeugt werden. Gegen eine kreislaufbedingte Ohnmacht können beispielsweise regelmäßige Wechselduschen hilfreich sein, aber auch eine genügende Flüssigkeitszufuhr und das Betreiben von Ausdauersport. Treten erste Warnzeichen einer Ohnmacht auf, kann es die Bewusstlosigkeit verhindern oder verzögern, wenn bewusst die Körpermuskulatur angespannt wird oder sich der Betroffene auf den Boden setzt. Bei Angstzuständen kann gutes und beruhigendes Zureden sowie die Ablenkung von den angstauslösenden Faktoren helfen.

Quellen

  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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