Nierenzyste (Zystenniere)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Nierenzysten entstehen normalerweise erst im fortlaufenden Alter. Während sie vereinzelt keinen Schaden anrichten und dementsprechend nur in seltenen Fällen behandelt werden, treten bei der Existenz mehrerer Zysten teilweise schwerwiegende Beschwerden auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nierenzyste?

Links: Normale Niere. Rechts: Niere mit Zysten. Erst wenn sich die Zyste vergrößert oder mehrere Zysten an der Niere sind, kommt es zu Schmerzen.

Bei einer Nierenzyste handelt es sich um einen Hohlraum innerhalb der Niere. Dieser ist meistens mit einer Flüssigkeit gefüllt. Der Hohlraum kann mit einer Blase verglichen werden. Sie kann sich zum einen in der Niere befinden, zum anderen an ihr grenzen.

Eine einzelne Zyste führt selten zu Beschwerden. Erst wenn sie eine bestimmte Größe erreicht hat und dadurch die Niere verschiebt, können Schmerzen auftreten. Ist dies nicht der Fall treten meist keinerlei Symptome auf. Gleichzeitig wird ein solches Krankheitsbild in nur seltenen Fällen behandelt. Anders sieht das jedoch bei der Zystenniere aus. Hier verfügt die Niere über sehr viele Zysten. Die Zystenniere wird meistens durch eine Erbkrankheit ausgelöst und bedarf einer Therapie.

Ursachen

Nierenzysten erscheinen in den meisten Fällen erst ab dem 30. Lebensjahr. Mit zunehmenden Alter steigt auch die Wahrscheinlichkeit, an einer Nierenzyste zu erkranken. Bei 60jährigen tritt sie bei ungefähr 20 Prozent der Bevölkerung auf. Dabei sind die Ursachen der Zysten oftmals nicht bekannt. Nierenzysten werden meistens als Konsequenz einer Entwicklungsanomalie gesehen.

Bei Zystennieren hingegen lassen sich oft konkrete Ursachen identifizieren. Zu diesen gehört vor allem eine genetische Komponente. Im Mittelpunkt der Erbkrankheit als Ursache der Zystenniere steht das 16. Chromosom. In den Chromosomen werden die Erbinformationen festgelegt. In jeder Körperzelle befinden sich 46 Chromosome, von denen 23 von der Mutter und 23 vom Vater stammen.

Die Zystenniere wird autosomal-dominant oder autosomal-rezessiv vererbt. Wenn sie bereits auf einem Chromosom des Chromosomenpaars vorhanden ist, besteht bei dem autosomal-dominanten Erbgang die Möglichkeit, dass eine Zystenniere entsteht. Bei einem autosomal-rezessiven Erbgang muss das Merkmal auf beiden Chromosomen existieren, damit sich eine Zystenniere entwickelt. Die dominante polyzystische Nierenerkrankung ist dabei die häufigste Ursache für eine Zystenniere.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Nierenzyste:

Nierenzysten führen normalerweise zu keinen weiteren Beschwerden. Deshalb ist es nicht unüblich, dass Betroffene sie nicht bemerken. Stattdessen werden die Zysten oft im Rahmen einer anderen Untersuchung diagnostiziert. Gleichzeitig ist der Verlauf bei einer Nierenzyste normalerweise harmlos. In einigen Fällen weisen sie das Potenzial auf, sich zu vergrößern und Rücken- oder Bauchschmerzen zu verursachen.

Manchmal steigt durch die Existenz einer Nierenzyste die Produktion der roten Blutkörperchen an oder es kommt zum Bluthochdruck. Bei sehr wenigen Patienten entartet die Nierenzyste und es bildet sich ein Tumor. Zystennieren hingegen weisen oftmals schwerwiegendere Komplikationen auf. Dabei ist der Verlauf insbesondere von der zugrunde liegenden Ursache abhängig.

Bei einer autosomal-dominanten polyzystischen Nierenerkrankung zum Beispiel führt eine Zystenniere bei ungefähr 50 Prozent der Patienten im zunehmenden Alter zu einer Niereninsuffizienz, welche durch eine Dialyse kompensiert werden muss. Darüber hinaus kann die vererbte Variante zu weiteren Zysten in anderen Körperbereichen oder Herzklappenfehlern führen. Als besonders gefährliche Nebenwirkung gilt eine Veränderung der Hirnarterien.

Diagnose

Die Diagnose einer Nierenzyste erfolgt meistens durch eine Ultraschalluntersuchung. Dabei können die Zysten auf einen expliziten Verdacht hin entdeckt werden oder während einer anderen Untersuchung. Das Ultraschallbild macht die Zysten in Form von dunklen Hohlräumen erkennbar. Eine erbliche Zystenniere kann meistens bereits äußerlich ertastet werden. Die Niere ist oft wesentlich vergrößert. Dennoch kommt auch hier ein Ultraschallbild zum Einsatz.

Behandlung und Therapie

Eine Nierenzyste muss meistens nicht therapiert werden. Da sie normalerweise keine Symptome verursacht, ist ihre Entfernung nicht notwendig. Dies tritt erst dann ein, wenn die Zyste stark am Umfang dazugewinnt und Beschwerden verursacht. In einem solchen Fall werden die Nierenzysten zunächst punktiert. Im Rahmen dieser Behandlung wird die Zyste aufgestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Anschließend wird eine Probe der Flüssigkeit im Labor untersucht.

Auch bei einer erblichen Zystenniere werden meistens lediglich die Symptome behandelt. Eine ursächliche Therapie ist bisher noch nicht möglich. Stattdessen werden Folgen, die aus einer Zystenniere resultieren, behandelt. So kommen bei Harnwegsinfektionen beispielsweise Antibiotika zum Einsatz. Medikamente, welche die Niere beschädigen, sollten wenn möglich abgesetzt werden. Einzelne, große Zysten können punktiert werden, um die Beschwerden zu lindern.

Darüber hinaus muss darauf geachtet werden, dass sich der Blutdruck innerhalb eines optimalen Rahmens befindet. Schlagen die Werte aus, werden die Nieren beschädigt, wodurch der Verlauf der Krankheit an Beschleunigung zunimmt. Haben Zystennieren in einem späteren Stadium die Funktion der Nieren stark eingeschränkt, wird unter Umständen eine Dialyse notwendig. Diese übernimmt die Aufgaben der Niere. Auf langer Sicht kann eine Nierentransplantation notwendig sein.


Vorbeugung

Nierenzysten können nicht vorgebeugt werden. Abseits von erblichen Krankheiten entstehen sie meistens aus unbekannten Ursachen, welche somit auch nicht vermieden werden können. Im Rahmen einer erblichen Zystenniere können ebenfalls keine Präventionen getroffen werden, weil erbliche Komponenten nicht beeinflussbar sind. Menschen, die Erkenntnis haben über familiäre Neigungen zu Nierenzysten, sollten bei Bedarf regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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