Nagelbettentzündung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Nagelbettentzündung (in medizinischer Fachsprache Onychie bzw. Paronychie) bezeichnet man eine infektiöse Entzündung des Nagelorgans. Sie kann durch verschiedene Erreger hervorgerufen werden. Man unterscheidet akute, chronische und syphilitische Formen der Nagelbettentzündung.
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Was ist eine Nagelbettentzündung?
Streng genommen handelt es sich bei einer Nagelbettentzündung um eine Entzündung des eigentlichen Nagelbettes, d. h. des Bindegewebes zwischen Fingerendknochen und Nagelplatte. Diese Erkrankung wird fachsprachlich Onychie genannt.
In der Umgangssprache und im klinischen Alltag werden aber auch die sogenannten Paronychien unter dem Begriff Nagelbettentzündung zusammengefasst. Dabei handelt es sich um entzündliche Veränderungen des Nagelwalls (der Hautfalte über der Nagelwurzel) und der Nagelfalz (der Hautfalte über dem seitlichen Nagelrand). Die Nagelbettentzündung ist die häufigste infektiöse Erkrankung der Hand: Sie macht ca. 30 % aller klinisch erfassten Fälle aus.
Ursachen
Chronische Nagelbettentzündungen betreffen hauptsächlich Diabetiker oder Personen, deren Hände durch häufigen Umgang mit Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln oder anderen Chemikalien angegriffen sind. Sowohl Bakterien als auch Viren oder Pilze können für eine Nagelbettentzündung verantwortlich sein.
Am häufigsten ist eine bakterielle Infektion mit Staphylokokken, seltener mit Streptokokken oder Escheria coli. Die syphilitische Form der Nagelbettentzündung geht auf eine Primärinfektion mit dem Bakterium Treponema pallidum, dem Erreger der Syphilis, zurück.
Liegt eine Pilzbesiedlung vor, handelt es sich typischerweise um eine Candidose mit dem Hefepilz Candida albicans. Virale Nagelbettentzündungen werden wie andere virale Hauterkrankungen vorwiegend durch Herpesviren verursacht.
Symtome und Verlauf
Eine Nagelbettentzündung macht sich zunächst durch Rötung und Schwellung des betroffenen Areals bemerkbar. Sie ist häufig schmerzhaft, wobei der Schmerz typischerweise pochenden oder klopfenden Charakter aufweist. Meist sind Eitereinschlüsse zu erkennen. Die entzündeten Stellen sind druckempfindlich, da Eiter und Wundflüssigkeit erhöhten Druck auf das umliegende Gewebe ausüben.
Bei Abszessen im Nagelbett kann sich sogar der Nagel ablösen. In fortgeschrittenem Stadium breitet sich die Entzündung in tiefer liegendes Gewebe aus und kann dabei die Knochenhaut (Periost) oder den Fingerknochen selbst infizieren. Gelangen die Erreger in die Blutbahn und rufen eine systemische Entzündung hervor, kann es sogar zu einer lebensbedrohlichen Sepsis kommen. Derartige Komplikationen sind zwar selten; dennoch sollte eine Nagelbettentzündung möglichst frühzeitig behandelt werden.
Diagnose
Diagnostiziert wird eine Nagelbettentzündung durch Blickdiagnose. Der Arzt erkennt sie an der typischen Lokalisation und den klassischen Entzündungszeichen: Rötung, Überwärmung, Schwellung, Schmerz und Funktionseinschränkung. Differenzialdiagnostisch sind eventuell übergeordnete Infektionskrankheiten wie Milzbrand oder Syphilis auszuschließen. Bei ausgedehnter Entzündung ist es sinnvoll, ein Röntgenbild anzufertigen, um eine mögliche Beteiligung des Fingerknochens zu erfassen. Bei der chronischen Nagelbettentzündung sollte differenzialdiagnostisch immer ein subungales Plattenepithelkarzinom ausgeschlossen werden. Hierzu wird eine Hautbiopsie entnommen.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung einer Nagelbettentzündung ist von ihrem Ausmaß, ihrer Dauer und der Art des Erregers abhängig. Im Frühstadium genügt es meist, den Finger ruhig zu stellen und mehrmals täglich mit entzündungshemmenden, antiseptischen Salben oder Bädern zu behandeln. Der betroffene Finger sollte möglichst feucht umwickelt werden, um das Eindringen weiterer Erreger zu verhindern. Mit dieser Unterstützung gelingt es im günstigsten Fall den körpereigenen Abwehrkräften, die Infektion zu bekämpfen.
Bei Abszessbildung kann zudem eine operative Therapie erfolgen: Hierbei schneidet der Arzt die Haut über dem Abszess ein, lässt den Eiter ab und desinfiziert die Wundhöhle. Diese Maßnahmen befreien den Patienten von den Druckschmerzen und beugen einer Ausbreitung der Entzündung vor.
Unter Umständen kann es sogar erforderlich sein, einen Teil der Nagelplatte zu entfernen, um subungale Abszesse auszuräumen.
Bei chronischer Nagelbettentzündung besteht die Behandlung zusätzlich darin, die chronische Irritation der Haut zu verhindern, beispielsweise durch verbesserte Diabeteseinstellung. Kurzfristig können auch lokale Kortikosteroide zur Milderung einer chronischen Nagelbettentzündung zum Einsatz kommen.
Vorbeugung
Die beste Prävention einer Nagelbettentzündung besteht darin, Verletzungen in der Nagelumgebung zu vermeiden und die gesunde Haut als natürliche Schutzbarriere aufrecht zu erhalten. Pediküre und Maniküre sollten vorsichtig und sachgemäß ausgeführt sowie insbesondere ein Schneiden des Nagelhäutchens unterlassen werden. Gegen rissige Haut in der Nagelumgebung helfen fetthaltige Cremes. Wer beruflich viel mit Chemikalien hantiert, sollte dabei möglichst Handschuhe tragen, um chronischen Nagelbettenzündungen vorzubeugen.
Quellen
- Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
- Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
- Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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