Muskelatrophie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Muskelatrophie handelt es sich um den sogenannten Muskelschwund. Durch eine Abnahme des Muskelgewebes kommt es zur Beeinträchtigungen des Bewegungsapparats. Man unterscheidet anhand der Ursache unterschiedliche Typen der Erkrankung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Muskelatrophie?

Das Krankheitsbild der Muskelatrophie bezeichnet eine Schwächung der Muskelzellen und in der Folge deren Abbau. Allgemein spricht man auch von Muskelschwund, also einer Verkleinerung des Durchmessers der einzelnen Muskelfasern.

Die Muskelatrophie existiert in verschiedenen Formen und ist anhand ihrer Ursache zu unterscheiden in die myogenen, die neuralen und die spinalen Muskelatrophien.

Ursachen

Je nach Ausprägung der Muskelatrophie ist die Erkrankung auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. Als eine myogene Muskelatrophie, eine Veränderung des Muskels an sich, kann sie als Begleiterscheinung folgender Umstände auftreten:

Neben altersbedingtem Muskelabbau stellt Unterernährung eine häufige Ursache dar. Sind Eiweiß-, Fett- und Kohlenhydratreserven im Körper verbraucht, beginnt ein Abbau des körpereigenen Gewebes, um den Energiebedarf weiterhin zu decken.

Auch therapeutische Maßnahmen wie beispielsweise durch Krankheit bedingte, längere Bettaufenthalte oder Gipsverbände nach Knochenbrüchen bedingen eine Verringerung des Durchmessers der Muskelfasern.

Bedenklicher hingegen sind die durch eine Störung des Muskelstoffwechsels bzw. eine neuromuskuläre Erkrankung bedingte Formen der Muskelatrophie. Diese sind häufig genetisch bedingt und verursachen Störungen der Nerven, welche die Muskeln ansprechen sollen. Hierzu zählen oben genannte folgende zwei Typen der Muskelatrophien: die neuralen und die spinalen Muskelatrophien.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Muskelatrophie:

  • Sehnenschmerzen

Wahrnehmbare Symptome einer Muskelatrophie sind häufig ein Kraft- und Volumenverlust der Muskeln, eine ertastbare Verhärtung der Muskulatur, Druck- und Bewegungsschmerz sowie Muskel- und Sehnenschmerzen.

Bei neuralen Muskelatrophien handelt es sich um eine fortschreitende Degenerierung der peripheren Nerven. Dies führt dazu, dass die motorischen, für die Bewegung zuständigen Nervenfasern beeinträchtigt werden. Symptomatisch beginnen sich Formen der neuralen Muskelatrophie zunächst durch eine Muskelschwäche an den Füßen auszuwirken. Mit fortschreitendem Verlauf der Erkrankung breitet sie sich über die Unterschenkel, Hände, Unterarme und eventuell bis zu den Oberschenkeln hin aus.

Weitere Symptome der Muskelatrophie können eine veränderte Schweißbildung, Hautdurchblutungsstörungen und Skelettanomalien an Wirbelsäule und Füßen sein. Unter Umständen treten auch Pupillen-, Sehnerv- und Netzhautveränderungen sowie eine Beeinträchtigung von Hör- und Riechfunktion auf. In vereinzelten Fällen kommt es zu Muskelverspannungen in den Beinen, sogenannten spastischen Symptomen.

Bei den spinalen Muskelatrophien sind motorische Nervenzellen des Rückenmarks betroffen. Es wird unterschieden in infantile, juvenile und adulte Muskelatrophien. Entwickelt sich die Erkrankung bereits beim Ungeborenen im Mutterleib, so ist auffällig, dass der Säugling durch verminderte Muskelspannung nicht in der Lage ist zu sitzen bzw. seinen Kopf zu halten. Tritt die Erkrankung in den ersten Lebensmonaten ein, gehen in der Regel die erlernten Fähigkeiten des Gehens und Aufrechtstehens wieder verloren. Auffällig ist hier eine Verkrümmung von Wirbelsäule und Brustkorb.

Handelt es sich um die juvenile Form der Muskelatrophie so sind eine Schwächung der Beckenmuskulatur und des Schultergürtels symptomatisch. Die langsamer fortschreitende Entwicklung bei im Erwachsenenalter auftretender Krankheit macht sich dagegen zunächst im Bereich der Hand- oder Fußmuskulatur bemerkbar.

Diagnose

Zur Diagnose einer Muskelatrophie dient zunächst das Gespräch zwischen dem Arzt und Patienten, um mögliche erbliche Ursachen anhand eines familiären Vorkommens von Atrophien ins Auge zu fassen. Zur anschließenden klinisch-neuronalen Untersuchung zählen das Festhalten augenfälliger Merkmale wie beispielsweise ein unsicherer Gang oder die Schwierigkeit sich aus einer sitzenden Position zu erheben, eine Untersuchung des Umfangs der Muskelmasse, ein Muskeltest hinsichtlich Spannungszustand, Maximalkraft, Ausmaß und Bewegungsgeschwindigkeit einzelner Muskeln, eine Untersuchung der inneren Organe, eine Elektromyographie zur Unterscheidung von myogenen und neuronalen Erkrankungen sowie eine Messung einschließlich grafischer Aufzeichnung der Muskelströme. Auch Muskelgewebe- und Blutproben ermöglichen die Diagnose einer Muskelatrophie.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung unterscheidet sich je nach Ursache der Muskelatrophie. Gemeinsam ist ihr der Versuch, die Symptome zu lindern und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.

Während eine Muskelatrophie als Folge von Unterernährung oder Immobilität mit einer ausgewogenen Ernährung oder entsprechender Bewegungstherapie in der Regel wieder zurückgeht und somit als temporär betrachtet werden kann, sind die erblich bedingten Ausprägungen der Muskelatrophie in ihrem Verlauf problematischer.

Medikamentöse Behandlungen soll hier das Leiden lindern. Teilweise werden bei fortgeschrittener Erkrankung Herz und Lunge in Mitleidenschaft gezogen. In diesem Fall müssen beide Organe medikamentös mitbehandelt werden bzw. im Fall eines Lungenschadens über eine Atemmaske nachgedacht werden, um die eingeschränkte Atemtätigkeit zu unterstützen. Auch Kortisontherapien sind verbreitet, um das Fortschreiten der Muskelatrophie aufzuhalten und die Muskelkraft zu steigern.

Massagen und Krankengymnastik werden eingesetzt, um die noch gesunden Muskeln vor einem möglichen Abbau zu schützen. Teilweise wird ein Rollstuhl als Hilfsmittel nötig.

Als am problematischsten gelten die spinalen Muskelatrophien. Für sie gibt es kaum Therapiemöglichkeiten, um den Verlauf aufzuhalten. Säuglinge, die bereits mit der Muskelatrophie geboren werden, erreichen selten mehr als das zweite oder dritte Lebensjahr. Patienten, die im Kindesalter erkranken, sterben meist zwischen dem zehnten und zwanzigsten Lebensjahr am Verlauf der Muskelatrophie.


Vorbeugung

Erblich belastete Personen oder Patienten mit einer bereits diagnostizierten Muskelatrophie sollten eine Überbeanspruchung der Muskulatur vermeiden. Möglicherweise kommt hierfür auch eine Gewichtsreduktion oder der Einsatz von entsprechenden orthopädischen Hilfsmitteln in Frage. Regelmäßige Untersuchungen sind für Patienten einer Muskelatrophie zu empfehlen. Besteht ein Kinderwunsch können sich betroffene Patienten einer genetischen Beratung unterziehen, um Erbschäden möglicherweise auszuschließen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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