Minimaler Bewusstseinszustand (MCS)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Patienten, die nicht oder kaum auf äußere Reize reagieren und komplett auf die Hilfe und Pflege anderer angewiesen sind, wird umgangssprachlich und in den meisten Medien in der Regel von Wachkoma gesprochen. Der Begriff und das Krankheitsbild des Minimalen Bewusstseinszustands (MCS) sind weniger bekannt. Der Minimale Bewusstseinszustand ähnelt dem Wachkoma in vielen Aspekten, stellt aber eine wachere Stufe auf der Skala komatöser Zustände dar.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Ein MCS-Patient kann auf manche Reize reagieren und hat meistens die Augen geöffnet.

Der Minimale Bewusstseinszustand, meist nach der englischen Bezeichnung Minimal Conscious State mit MCS abgekürzt, ist ein dem Wachkoma sehr ähnlicher Dämmerzustand. Anders als bei diesem reagieren Patienten mit Minimalem Bewusstseinszustand jedoch zumindest zeitweilig auf äußere Reize wie Geräusche, Berührungen oder Veränderungen der Lichtverhältnisse.

Diese Reaktionen werden vom vegetativen Nervensystem gesteuert. Das für differenziertere Handlungen zuständige Großhirn ist gestört. Ein Minimaler Bewusstseinszustand kann auf ein Wachkoma-Stadium folgen. Es kann ein vorübergehender, aber auch ein dauerhafter Zustand sein. Je länger der Zustand anhält, desto schlechter sind die Prognosen für den weiteren Verlauf.

Ursachen

Ursächlich für den Minimalen Bewusstseinszustand sind Störungen des Großhirns, die ihrerseits auf Verletzungen oder Krankheiten beruhen. Die Ursachen für einen MCS lassen sich grob in drei Gruppen unterteilen: Erkrankungen des Gehirns, Stoffwechselstörungen (metabolisches Koma) und Vergiftungen. Folgende Erkrankungen des Gehirns können den Minimalen Bewusstseinszustand herbeiführen: Apoplex (Schlaganfall), Tumore, Schädel-Hirn-Traumata, Epilepsie, Enzephalitis (Gehirnentzündung), Meningitis (Hirnhautentzündung) und Gehirnblutungen.

Als Stoffwechselerkrankungen kommen Diabetes (Überzuckerung, Unterzuckerung), Leberfunktionsstörungen, Sauerstoffmangel, Schilddrüsen- und Nierenerkrankungen in Frage. Auch schwerer Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie verschiedene Gifte und Narkosemittel können zu einem Minimalen Bewusstseinszustand führen.

Krankheiten

  • metabolisches Koma

Symptome und Verlauf

Die Augen eines MCS-Patienten sind meist geöffnet. Er reagiert gelegentlich auf äußere Reize wie Töne, Berührungen oder Lichteffekte. Das Bewusstsein scheint sich aber in einer Art Dämmerzustand oder Schlaf zu befinden. Ein MCS-Patient ist vollkommen auf Pflege angewiesen. Er kann nicht mit der Außenwelt kommunizieren und nicht allein essen oder trinken. Der Patient ist harn- und stuhlinkontinent.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient aus dem Minimalen Bewusstseinszustand „wieder aufwacht“, ist höher einzuschätzen als bei einem Wachkoma-Zustand. Je länger allerdings der Minimale Bewusstseinszustand anhält, umso größer sind die zu erwartenden physischen und psychischen Einschränkungen nach Wiedererlangung des Bewusstseins. Nach zwölf Monaten im Minimalen Bewusstseinszustand ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient wieder in ein selbstbestimmtes Leben zurückkehren kann, sehr gering.

Diagnose

Für die Unterscheidung zwischen Wachkoma und MCS werden bildgebende neurologische Untersuchungsmethoden eingesetzt. Mit der funktionellen Magnetresonanztomographie lässt sich die Aktivität in verschiedenen Arealen des Gehirns darstellen. Bei der Diagnose eines Minimalen Bewusstseinszustands kann jedoch die Inkonsistenz des Bewusstseinszustands problematisch sein.

Selbst eine hoch genaue Untersuchungsmethode wie das MRT kann ein verzerrtes Bild liefern, wenn sich der Patient zum Zeitpunkt der Untersuchung in einer weniger wachen Phase befindet. Das Untersuchungsergebnis fällt dann weniger günstig aus, als es in einer Phase höherer Reaktivität des Patienten möglich wäre. Um solche Verzerrungen auszuschließen, werden MCS-Patienten meist mehrfach per MRT untersucht.

Behandlung und Therapie

Üblicherweise wird ein Patient mit Minimalem Bewusstseinszustand zunächst intensivmedizinisch betreut. Dazu zählt die künstliche Ernährung, in manchen Fällen auch die künstliche Beatmung. Priorität hat zunächst die Behandlung der für den Minimalen Bewusstseinszustand ursächlichen Erkrankung. Ist der Zustand des Patienten stabil, kann er in der Pflegeabteilung des Krankenhauses, in einer speziellen Pflegeeinrichtung oder unter bestimmten Voraussetzungen auch zu Hause von Angehörigen weiter gepflegt werden.

Neben der grundlegenden medizinischen Versorgung und Pflege durch entsprechendes Fachpersonal kommen bei MCS-Patienten in der Regel Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie zum Einsatz. Physiotherapie und Ergotherapie zielen darauf ab, die Gliedmaßen beweglich zu halten, sodass die Gelenke nicht versteifen. Massagen und Bewegung im Wasser dienen dazu, das Gehirn über die äußeren Reize anzuregen.

Um den Hörsinn als auch die Sehfähigkeit zu stimulieren, werden verschiedene Reize gesetzt. Mit der so genannten basalen Stimulation oder auch speziellen Musiktherapien sollen die noch vorhandenen Reaktionen gefestigt und möglichst erweitert werden. Teilweise wird mit farbigem Licht gearbeitet. Eine zentrale Rolle spielen die direkte Ansprache und liebevolle Berührungen des Patienten durch seine nächsten Angehörigen.

Ein Gehirn, das angesprochen wird, wird mit größerer Wahrscheinlichkeit zu einem späteren Zeitpunkt seine Arbeit wiederaufnehmen. Mit weiteren Hirnscans wird auch bei Langzeitpatienten immer wieder der Zustand des Gehirns überprüft. Dadurch ist es möglich, Veränderungen im Gehirn festzustellen, auch wenn sich möglicherweise die äußeren Anzeichen nicht verbessert haben.


Vorbeugung

Einem Minimalen Bewusstseinszustand gezielt vorzubeugen, ist nicht möglich. Hilfreich zur Vermeidung schwerer Erkrankungen sind eine allgemein gesunde Lebensweise mit sinnvoller Ernährung, ausreichend Bewegung und dem Verzicht auf Genussgifte. Darüber hinaus sollten die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch genommen werden, bei denen bedrohliche Krankheiten häufig bereits im Frühstadium entdeckt werden. So können sie rechtzeitig und damit erfolgreicher behandelt werden, sodass es erst gar nicht zu einem Minimalen Bewusstseinszustand kommt.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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