Lederallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Lederallergie wird meist nicht vom Leder selbst, sondern durch die Gerb- und Farbstoffe, die bei der Lederverarbeitung verwendet werden, ausgelöst. Aufgrund dieser synthetischen Zusatzstoffe reagieren immer mehr Menschen auf Lederprodukte überempfindlich. Im Grunde handelt es sich bei der Überempfindlichkeit gegen Leder um eine Kontaktallergie: Die allergische Reaktion tritt meist nach längerem und direkten Hautkontakt auf..

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lederallergie?

Bestimmte Allergene reagieren mit der Haut und lösen eine Kontaktallergie aus.

Sehr viele Produkte werden heutzutage aus Leder gefertigt, etwa Möbel, Schuhe, Kleidung und Schmuck. So leiden immer mehr Menschen an einer Überempfindlichkeit gegen Lederprodukte.

Bei der Lederverarbeitung werden häufig unatürliche Stoffe eingesetzt gegen die das Abwehrsystem mancher Menschen überempfindlich reagiert. Bei Allergikern können diese Stoffe (Allergene) eine allergische Reaktion, wie z.B. Hautrötungen, Ekzeme, Juckreiz oder Atmembeschwerden auslösen.

Ursachen

Die Allergie gegen die im Leder enthaltenen Stoffe, beispielsweise Chrom, gelangen durch das Gerben in das Leder. Beim Tragen löst der Schweiß diese Stoffe vom Leder und transportiert sie direkt in den Körper, belastet somit das Immunsystem und löst eine allergische Reaktion aus. Die am häufigsten betroffenen Menschen sind Angestellte in der Lederindustrie, da diese oft mit Gerbstoffen arbeiten müssen. Ebenso leiden häufig Schuhmacher an einer Lederallergie.

Das Leder, das in vielen alltäglichen Produkten enthalten ist, wird meist in Südamerika und Indien hergestellt; insbesondere in diesen Lederindustrien wird mit chemischen Substanzen gearbeitet, die allergische Reaktionen auslösen. Obwohl es Möglichkeiten gibt, allergenfreies Leder herzustellen, wird das Gerben dennoch aufgrund der niedrigen Produktionskosten bevorzugt und besonders oft verwendet.

Symptome und Verlauf

Aufgrund der Gerbstoffe leitet sich eine Lederallergie von der Chromallergie ab, einer der häufigsten Kontaktallergien in Deutschland. Eine allergische Reaktion tritt dann auf, wenn sich das Immunsystem an das Allergen gewöhnt hat und folgende Reaktionen können somit bei einer Lederallergie auftreten:

  • Handekzeme

Allergische Reaktionen, die auf der Haut erkennbar sind, treten meist aufgrund von Hautkontakt mit Leder auf. Insbesondere Ekzeme können auf den Füßen auftreten. Dies sind entzündliche Veränderungen, die als rote Flecken auf der Haut erscheinen.

Auch Juckreize können erste Anzeichen von Ekzemen sein, sind jedoch meist einfache allergische Reaktionen, die ebenso im Falle eines Hautkontakts auftreten.

In der Lederindustrie und -Verarbeitung, beispielsweise in Industrien Südamerikas und Indiens, leiden zudem viele Allergiker an Schnupfen und Atemwegserkrankungen. Manchmal sogar leiden einige an einer Asthma-Bronchiale, eine entzündliche Erkrankung der Atemwege, die zu einer dauerhaften Überempfindlichkeit führt, welche somit Luftnot und Anfälle auslösen kann.

In starken Ausnahmesituationen und einer extremen allergischen Reaktionen kann es sogar zu einem anaphylaktischen Schock kommen: Es ist eine extreme Allergiereaktion des Körpers, die zu einem drastischen Blutdruckfall, im schlimmsten Fall zu Kreislaufversagen, und somit zum Tod führen kann.

Diagnose

Bei akuten Symptomen wird geraten, unverzüglich den Allergologen aufzusuchen. Hier werden allergische Reaktionen, beispielsweise Ekzeme oder Hautjuckreize, durch diverse Tests, etwa dem Epicuntantest, untersucht: Bei diesem Test wird ein Pflaster mit Allergenen auf den Rücken geklebt, um daraufhin allergische Reaktionen zu überprüfen. Kann keine eindeutige Diagnose gestellt werden, so wird alternativ der Provokationstest durchgeführt, bei dem die Allergene gezielt einen Reiz und somit eine allergische Reaktion auslösen, bzw. provozieren. So kann die Reaktion vom Allergologen untersucht werden.

Komplikationen

Wie bei allen Allergien kann es auch bei der Lederallergie in seltenen Fällen zu schweren Komplikationen kommen. Unabhängig von den jeweiligen Allergenen ist bei Kontakt mit Leder neben Hautreaktionen unter Umständen auch ein anaphylaktischer Schock möglich. Bei einer anaphylaktischen Reaktion kommt es innerhalb von Sekunden bis zu 20 Minuten nach dem Kontakt mit Leder zunächst zu Ödemen und Erythemen. Auf der Haut bilden sich juckende Quaddeln. In schweren Fällen treten zusätzlich Brennen, Jucken, Hitzegefühl im Rachen, Schluckbeschwerden und schwere Atemnot auf.

Durch einen starken Blutdruckabfall kommt es dann zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufschock, der sofort durch eine Volumenersatztherapie behandelt werden muss. Des Weiteren können Beschäftigte in der Lederverarbeitung durch Einatmen von Stäuben auch an einem allergischen Asthma erkranken. Auslöser sind häufig die bei der Verarbeitung von Leder verwendeten Chromsalze, die im Übrigen auch für die Mehrzahl der normalen Kontaktallergien durch Leder verantwortlich sind.

Längerer Kontakt mit den belasteten Stäuben führt häufig zu Abwehrreaktionen, die mit der Ausschüttung von entzündungsförderndem Histamin einhergehen. Es kommt zur Schwellung und Verengung der Bronchien, was schwere Atemnot und Erstickungszustände hervorruft. Im Extremfall kann ein Asthmaanfall zum Tode führen. Das allergische Asthma kann die Empfindlichkeit der Bronchien so erhöhen, dass auch andere Auslöser wie Zigarettenrauch, Parfüm, Abgase oder kalte Luft bereits schwere Asthmaanfälle verursacht.

Behandlung und Therapie

Zentrale Bedeutung bei der Therapie und Vorbeugung einer Lederallergie ist die konsequente Meidung der allergieauslösenden oder irritierenden Stoffe (Allergene).

Akute Symptome, wie Hautentzündungen (Ekzeme) werden in der Regel mit kortisonhaltigen Salben (Glucocorticoid-Salben) behandelt. In schweren Fällen wird Kortison auch innerlich in Form von Tabletten verabreicht. Der Juckreiz kann durch die Verabreichung eines Antihistaminikums gelindert werden.

Bei Atemwegserkrankungen werden zudem kortisonhaltige Inhalationssprays oder Dosier-Aerosolen eingesetzt, damit die Wirktoffe (Glukokortikoide) in die tief gelegenen Regionen der Atemwege gelangen.


Vorbeugung

Um allergische Reaktionen gegen Leder am besten zu vermeiden, wird geraten, vor dem Kauf von Lederprodukten den Geruch zu überprüfen: Riechen die Produkte sehr streng, so sind diese stark mit chemischen Substanzen behandelt worden. Auch das Anprobieren von Lederware kann Anzeichen auf mögliche allergische Reaktionen des Körpers geben. Außerdem wird stark davon abgeraten, im Sommer Lederschuhe ohne Socken zu tragen, da der Schweiß chemische Substanzen im Leder lösen lässt und sie direkt in den Körper transportiert.

Menschen mit einer Lederallergie sollten zudem keinesfalls günstige Lederprodukte kaufen, insbesondere wenn sie in Südamerika, Indien oder China hergestellt wurden, da diese besonders oft mit gefährlichen chemischen Substanzen bearbeitet werden.

Es gibt einige wenige Lederhersteller, die geeignet sind für Allergiker, da diese auf Gerbstoffe verzichten und Alternativen verwenden. Welche zu finden, die jedoch vollkommen auf Chrom enthaltendes Leder verzichten, ist beispielsweise durch das sogenannte Ecarf-Siegel möglich. Dieses Siegel verspricht Produkte ohne jegliche Allergene und zertifiziert somit Produkte, die auf die Bedürfnisse von Allergikern eingehen.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
  • Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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