Künstlicher Luftröhrenzugang
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der künstliche Luftröhrenzugang ist zur Sicherung der Atmung erforderlich. Sowohl Tumore der Atemwege, als auch schwere Nervenerkrankungen können die Indikation auf eine Langzeitbeatmung über einen künstlichen Luftröhrenzugang stellen.
Was ist ein künstlicher Luftröhrenzugang?
Der künstliche Luftröhrenzugang wird auch als Tracheostoma bezeichnet und schließt sich an die Tracheotomie an. Darunter versteht die Medizin einen Luftröhrenschnitt, in den das Tracheostoma eingesetzt wird. Die Tracheotomie unterscheidet sich vom Luftröhrenschnitt im Notfall.
Bei der Tracheostomie wird die Luftröhre unter dem Kehlkopf eröffnet. Beim Tracheostoma handelt es sich so um eine künstlich geschaffene Öffnung, über die die Sauerstoffversorgung des Patienten mittels künstlicher Beatmung sichergestellt werden kann.
Die Notall-Kiniotomie wird in der Umgangssprache ebenfalls als Luftröhrenschnitt bezeichnet. Diese notfallmedizinische Luftröhrenpunktion öffnet die Atemwege in Kehlkopfhöhe, aber dringt nicht bis in die Luftröhre vor. Nur die Membran zwischen dem Ring- und dem Schildknorpel wird in der notfallmedizinischen Anwendung durchtrennt. Auch Tracheotomie und Tracheostomie sind unterschiedliche Verfahren. Der künstliche Luftröhrenzugang entspricht der Tracheostomie, nicht der Tracheotomie, bei der nur ein Luftröhrenschnitt erfolgt.
Anwendungsgebiete
Typische Anwendungsgebiete des künstlichen Luftröhrenzugangs:
- Erkrankungen des Kehlkopfes
Darüber hinaus können Gesichts- oder Halsverletzungen, Stimmbandlähmungen, Missbildungen sowie Verätzungen und Verbrennungen die Atmung beeinträchtigen und damit einen künstlichen Luftröhrenzugang zur künstlichen Beatmung erfordern. Zuletzt kommt der künstliche Luftröhrenzugang zuweilen im Rahmen von operativen Eingriffen zur Anwendung. Das Tracheostoma bietet sich außerdem an, wenn die Intubation unmöglich ist.
Auch für die Entwöhnung von der Beatmungsmaschine macht der künstliche Luftröhrenzugang Sinn. Die betroffene Person kann mit einem Tracheostoma spontan selbst atmen, aber künstliche Beatmung ist jederzeit wieder möglich. Da eine Langzeitintubation mit gewissen Risiken verbunden ist, lohnt sich der künstliche Luftröhrenzugang außerdem zur Komplikationsprävention bei Langzeitbeatmung, um Druckschäden an benachbarten Strukturen vorzubeugen.
Welche Methoden und Verfahren gibt es?
Eine Tracheotomie mit anschließendem Tracheostoma kann auf unterschiedliche Weise durchgeführt werden. Bei der konventionell-chirurgischen Tracheotomie setzt der Chirurg einen Luftröhrenschnitt. Auf der Höhe der zweiten bis dritten Knorpelspange stanzt er ein Fenster aus, in das er die Kanüle für den künstlichen Luftröhrenzugang einführt. Die Halshaut wird an die Luftröhre angenäht. Bei der perkutanen Dilatationstracheotomie nimmt der Chirurg keinen Luftröhrenschnitt vor, sondern führt eine Luftröhrenpunktion durch.
Dazu benutzt er eine Kanüle, wobei in die entstandene Öffnung öffnungsweitende Dilatatoren eingeführt werden. Daraufhin wird die Kanüle zum künstlichen Luftröhrenzugang eingebracht und befestigt. Die perkutane Anwendungsform gilt mittlerweile als verbreitetste Form. Kanülen zur Beatmung bestehen oft aus Kunststoff. Dauerhaft angelegte, künstliche Luftröhrenzugänge werden meist mit Silberkanülen aufgebaut. Bei Patienten mit Schluckproblemen kommen Kanülen mit Cuff zum Einsatz, die Nahrungsresten den Weg in die Lunge erschweren.
Was muss der Patient beachten?
Patienten mit einem künstlichen Luftröhrenzugang werden, soweit sie bei Bewusstsein sind, in einem Vorgespräch ausgiebig über die Risiken und Vorteile des Verfahrens informiert. Außerdem erhalten sie im Vorgespräch Hinweise zur Pflege der Kanülen. Jedes Tracheostoma muss vom Patienten, seinen Angehörigen oder seinen Pflegern ausgiebig gereinigt und gewechselt werden, damit Komplikationen ausgeschlossen sind. Nach der Versorgung mit einem künstlichen Luftröhrenzugang ist neben der Pflege und dem regelmäßigen Wechsel der Kanüle vor allem die Sprachproblematik zu beachten.
Auf natürlichem Weg können die Patienten fortan nicht mehr sprechen. Beim Ausatmen strömt die Luft nicht mehr durch den Kehlkopf, sondern tritt über den künstlichen Zugang aus. Damit ist die Lautbildung erschwert. Nichtsdestotrotz kann verbale Verständigung durch den Einsatz bestimmter Kanülen ermöglicht werden. Diese Kanülen gelangen beim Ausatmen automatisch zu Verschluss. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass oder Patient nach dem Einatmen manuell die Kanüle verschließt. So kann er mit dem durch den Kehlkopf entweichenden Luftstrom Laute bilden. Da dieses Vorgehen einige Gewöhnung erfordert, findet in der Nachsorge des künstlichen Luftröhrenzugangs in der Regel ein ausgiebiges Sprachtraining statt, um dem Patienten wieder zur Ausdrucksfähigkeit zurück zu verhelfen.
Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?
Eine Tracheostomie ist in der Regel ein geplanter Eingriff, der mit der Aufnahme ins Krankenhaus und dem Aufklärungsgespräch beginnt. Der Eingriff selbst erfolgt meist unter Lokalanästhesie. Vollnarkose ist nicht zwingend notwendig und würde den Organismus des Patienten wesentlicher belasten. Der Patient erhält neben der Lokalanästhesie oft Beruhigungsmittel, um bei der Operation nicht unruhig zu werden. Abhängig von der gewählten Eingriffsform punktiert der Chirurg bei der Operation entweder die Luftröhre oder setzt einen Schnitt. Bevor er das tut, wird das Eingriffsgebiet desinfiziert.
Bei der konventionellen Form der Tracheostomie durchtrennt der Arzt danach schichtweise die Haut und die einzelnen Gewebeschichten, die über der Luftröhre liegen. Er setzt dazu unterhalb des Kehlkopfs an. Der eigentliche Luftröhrenschnitt erfolgt zuletzt. Hieran schließt die Einführung der Kanüle an, die schließlich als künstlicher Luftröhrenzugang dient. Bei der Luftröhrenpunktion wird die Luftröhre mit Instrumenten wie der Hohlnadel punktiert. Zur Aufdehnung werden Instrumente wie Dilatatoren eingeführt, bevor das Stoma eingesetzt wird. Falls die Patienten nicht zurechnungsfähig oder nicht bei Bewusstsein sind, findet das aufklärende Vorgespräch mit den Angehörigen beziehungsweise dem Vormund statt.
Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?
Gesetzliche und private Krankenkassen sind zur Kostenübernahme von jeder Art der medizinisch erforderlichen Eingriffe verpflichtet. Kosmetische Eingriffe müssen die Kassen nicht übernehmen. Beim künstlichen Luftröhrenzugang handelt es sich um einen lebenserhaltenden Eingriff zur Langzeitbeatmung von Patienten, deren Atmung anderweitig nicht gesichert werden kann. Damit tragen die Krankenkassen in diesem Fall sämtliche Kosten, solange der Arzt die medizinische Notwendigkeit des Eingriffs bestätigt.
Krankenhausaufenthalte werden oft nicht voll getragen, sondern verlangen in den gesetzlichen Kassen nach einer Selbstbeteiligung von zehn Euro pro Tag. Obwohl der künstliche Zugang selbst also nichts kostet, können aufgrund der stationären Aufnahme zur Durchführung des Eingriffes Kosten anfallen. Wer Zusatzversicherungen unterhält, kommt um die Selbstbeteiligung in der Regel herum.
Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen
Unterschiedliche Komplikationsrisiken und Nebenwirkungen können beim Einsatz eines künstlichen Luftröhrenzugangs auftreten. In der Vergangenheit traten zum Beispiel häufig Infektionen auf, da nicht hinzureichend steril gearbeitet wurde. Infektionen sind heutzutage kaum mehr zu erwarten. Allerdings kann bei der Tracheostomie der Ringknorpel am Kehlkopf verletzt werden, was mit einem gewissen Entzündungsrisiko assoziiert ist. Außerdem können Verletzungen im Bereich der Schilddrüse auftreten.
Der künstliche Luftröhrenzugang wird von vielen Patienten zunächst als unangenehm und fremd empfunden. Die Gewöhnung kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Schmerzen sind nach dem Eingriff zu erwarten, aber lassen sich durch Schmerzmittel kontrollieren.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
- Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
- Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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