Ischiasschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ischiasschmerzen, in der Fachsprache auch als Ischialgie bekannt, bezeichnen Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die meist bis in die Beine ausstrahlen. Nicht selten werden diese von Gefühlsstörungen und Lähmungserscheinungen begleitet.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Ischiasschmerzen (Ischialgie)?

Bei Schmerzen im unteren Rückenbereich, die bis in Gesäß und Beine ausstrahlen ist häufig der Ischiasnerv betroffen.

Ischias-Schmerzen, in der Medizin auch als Ischialgie bezeichnet, sind meist völlig unvermittelt und plötzlich auftretende Schmerzen im Bereich des unreren Rückens (Lendenwirbel), die sich bis in das Gesäß und die Beine ausbreiten. Genau genommen handelt es sich bei Ischias-Beschwerden um einen Nervenschmerz (Neuralgie). Die Schmerzen werden durch eine Schädigung bzw. Unterversorgung des Ischias-Nervs verursacht.

Ursachen

Ischiasschmerzen entstehen immer dann, wenn der sogenannte Ischiasnerv blockiert bzw. geschädigt ist. Dieser befindet sich zwischen dem vierten Lendenwirbel und dem zweiten Kreuzbeinwirbel.

Auch ein Bandscheibenvorfall jedoch kommt als Ursache für Ischiasbeschwerden durchaus in Frage. Nicht immer muss es jedoch ein Bandscheibenvorfall sein. Auch die Bandscheibenvorwölbung, eine Art Vorstufe des Bandscheibenvorfalls, bedingt häufig die Ischiasschmerzen.

Insbesondere bei falschen Bewegungen wie etwa beim Bücken treten diese vermehrt auf. Neben Blockierungen der einzelnen Wirbelkörper können auch Verspannungen in den einzelnen Muskeln die Ursache für die Ischiasschmerzen sein.

Darüber hinaus können aber auch zahlreiche andere entzündliche Prozesse den Ischiasschmerz verursachen, kurz gesagt: die Ursachen für diese Erkrankung sind äußerst vielfältig und sollten von einem Arzt abgeklärt werden. Nur in seltenen Fällen jedoch steckt eine ernsthafte Erkrankung wie ein Tumor hinter dem Ischiasschmerz.

Schmerzen, die im unteren Bereich des Rückens auftreten und ins Bein ausstrahlen, sind häufig auf einen eingeklemmten Ischiasnerv zurückzuführen. Oft liegt eine Muskelverspannung oder eine Nervenentzündung vor.

Wann zum Arzt?

Bei spontan auftretenden Schmerzen im unteren Rücken, die bis in die Beine ausstrahlen, ist unverzüglich ein Arzt aufzusuchen. In den meisten Fällen kommt es zu starken stechenden Schmerzen, so dass zusätzlich beim Eintreten eine erhöhte Unfallgefahr besteht. Kommt es zu Problemen der Fortbewegung oder einer Bewegungseinschränkung muss ein Arzt konsultiert werden. Bei einer Bewegungsunfähigkeit, ist unverzüglich ein Arzt zu rufen. Bis zum Eintreffen des Arztes sollte der Betroffene sich möglichst ruhig verhalten.

Treten Gefühlsstörungen im Bereich des unteren Rückens auf oder setzen Lähmungserscheinungen ein, muss ein Arzt weitere Untersuchungen durchführen. Die Einnahme eines Schmerzmedikaments ist grundsätzlich mit einem Arzt zu besprechen. Die Arzneimittel haben Nebenwirkungen, die zu weiteren Beschwerden führen. Daher ist es notwendig, im Vorfeld mit einem Arzt über die Beschwerden zu sprechen.

Ein Arzt ist auch zu kontaktieren, wenn die Beschwerden trotz des unvermittelten Einsetzens nicht sehr stark sind. Es liegt eine Unterversorgung der Nerven vor, die sich ausbreiten wird, wenn keine Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden. Leidet der Betroffene über eine längere Zeit an Schmerzen im unteren Rücken, sollte er vorsorglich einen Arzt konsultieren. Nimmt er Gefühlsstörungen in Oberschenkeln wahr oder stellt er Bewegungsbeeinträchtigungen des Rückens sowie des Gesäßes war, ist ein Arztbesuch ratsam.

Symptome und Verlauf

Verursacht ein Bandscheibenvorfall die Schmerzen, sind diese meist reißend und stechend. Ganz typisch ist auch, dass sich die Schmerzen beispielsweise beim Husten verstärken.

Häufig verwechselt wird der Ischiasschmerz mit dem Hexenschuss; letztgenannter allerdings betrifft nur den Rücken und strahlt nicht in die Beine aus. Allerdings können beide Erkrankungen auch gemeinsam auftreten; in diesem Fall spricht man von einer Lumboischialgie.

Der Heilungsverlauf bei Ischias-Beschwerden hängt davon ab, wie stark der Nerv geschädigt wurde. Bei leichter bis mäßiger Schädigung verschwinden die Ischias-Beschwerden meist nach einiger Zeit wieder. Hierbei kann die Dauer zwischen einigen Tagen und mehreren Wochen variieren. Der Heilungsprozess kann durch ein gezieltes Rückentraining und rückenschonende sportliche Aktivitäten äußerst positiv beeinflusst werden.

Bei schweren Ischialgie-Fällen kann häufig nur ein operativer Eingriff helfen, die Beschwerden dauerhaft zu lindern.

Diagnose

Um Ischias bzw. Ischialgie gezielt behandeln zu können, muss der behandelnde Arzt zunächst herausfinden, ob es sich tatsächlich um eine Erkrankung des Ischiasnerves handelt.

Im Rahmen der Diagnose interessieren den Arzt zunächst folgende Fragen:

  • Wie äußern sich die Beschwerden - sind sie lokal begrenzt oder strahlen sie in andere Körperteile (z.B. Beine) aus?
  • Wann oder unter welchen Umständen (z.B. schweres Heben) sind die Schmerzen aufgetreten?
  • Sind diese oder ähnliche Beschwerden in der Vergangenheit schon einmal aufgetreten - liegt ein Rückenleiden vor?

Anschließend erfolgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Mit Hilfe verschiedener neurologischer Methoden will der Arzt mögliche Gefühlsstörungen bzw. Missempfindungen überprüfen.

Zur weiteren und spezifischeren Diagnose sind verschiedene Untersuchungen wie Röntgenaufnahmen, CT, Ultraschall und auch Blutuntersuchungen nötig.

Komplikationen

In Zusammenhang mit Ischiasschmerzen können verschiedenen Komplikationen auftreten. Ischisasschmerzen können nach mehreren schmerzfreien Monaten erneut auftreten. Möglicherweise stehen Ischiasschmerzen auch im Zusammenhang mit einem grundlegenden Rückenproblem, beispielsweise einem Bandscheibenschaden, einem Wirbelgleiten oder Osteoporose. Betroffene Personen mit Ischiasschmerzen leiden möglicherweise unter permanentem Kreuzweh. Die Schmerzen sind ständig vorhanden oder kommen immer wieder. Halten die Schmerzen drei Monate oder länger an, sind sie chronisch geworden.

Ischiasschmerzen können auch in andere Körperbereiche, zum Beispiel in die Beine, die Füße und die Zehen ausstrahlen. Auch Gefühlsstörungen wie Taubheitsgefühle und Kribbeln können auftreten. Auch eine Muskelschwäche oder Lähmung am Fuß (Unvermögen zum Zehenspitzenstand oder Fuß- oder Zehenheberschwäche) ist nicht auszuschließen. Der Betroffene kann in seiner Bewegung stark eingeschränkt sein. Das Gehen kann schmerzen und der Patient kann keine längeren Wegstrecken mehr zurücklegen. Es kann zu Taubheitsgefühlen an den Innenseiten der Oberschenkel (Reithosenanästhesie) sowie im Anal- und Genitalbereich kommen. Zudem ist eine Störung der Darm- und Blasenfunktion nicht ausgeschlossen. Auch die Sexualfunktion kann gestört sein.

Behandlung und Therapie

Bei Ischias-Beschwerden mit leichten bis mäßig starken Schmerzen werden häufig zunächst schmerz- und entzündungshemmende Medikamente verschrieben.

Ebenso können Spritzen meist eine schnelle Linderung bringen - zu diesem Zweck werden schmerzstillende Mittel wie etwa Diclofenac direkt in die Rückenmuskultaur gespritzt. Auch eine spezielle Krankengymnastik sowie Rückenschule oder Massagen können gut helfen.

Bettruhe, Schonung und Wärme helfen in den ersten Tagen ebenfalls sehr gut. Allerdings sollte man sich keinesfalls wochenlang schonen, denn Bewegung und sportliche Betätigung tut dem Rücken gut.

Ganz wichtig ist es, die Rückenmuskeln zu stärken, denn ein untrainierter Rücken erkrankt weitaus häufiger. Bei den meisten Patienten lassen die Schmerzen nach einigen Tagen von selbst nach. Spätestens aber wenn sich nach sechs Wochen noch keine Besserung gezeigt hat, sollte man einen Arzt aufsuchen, damit dieser die Ursachen herausfindet.

Nur in den wenigsten Fällen ist eine Operation notwendig. Dies ist dann der Fall, wenn Patienten unter ständig wiederkehrenden Bandscheibenvorfällen leiden oder wenn motorische Störungen auftreten.


Aussicht und Prognose

In den meisten Fällen können die Ischiasschmerzen behandelt und eingeschränkt werden. Allerdings treten diese Schmerzen über einen relativ langen Zeitraum auf und können damit die Lebensqualität des Betroffenen erheblich einschränken. Nicht selten treten diese nach einem Unfall auf, wobei nicht universell vorausgesagt werden kann, ob es zu einem positiven Krankheitsverlauf kommt. Möglicherweise wird der Betroffene auch dauerhaft an den Ischiasschmerzen leiden. In den meisten Fällen ist allerdings ein längerer Aufenthalt in einer Rehabilitation für den Patienten notwendig, um die Ischiasschmerzen einzuschränken und richtig zu behandeln. Nur damit kann ein vollständig positiver Krankheitsverlauf erzielt werden.

Weiterhin verschwinden die Ischiasschmerzen in der Regel nicht wieder von alleine, sodass es zu keiner Selbstheilung kommt. Die Betroffenen sind damit in jedem Fall auf eine Behandlung angewiesen. Mit einfachen Therapien und Übungen können diese Schmerzen und Rückenschmerzen allerdings vorgebeugt werden. Die Ischiasschmerzen können auch durch Schmerzmittel und andere Medikamente eingeschränkt werden. Dabei ist allerdings zu beachten, dass eine langfristige Einnahme von Schmerzmitteln sich sehr negativ auf den Magen des Betroffenen auswirken kann.

Vorbeugung

Die beste Vorbeugung gegen den Ischiasschmerz ist ein gesunder und vor allem starker Rücken. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich regelmäßig zu bewegen und die Rückenmuskulatur gezielt zu stärken. Auch im Alltag kann man den Rücken schonen. Dies fängt schon bei alltäglichen Sachen wie dem Heben von schweren Lasten an. Diese sollten immer aus den Knien heraus gehoben werden; keinesfalls aus dem Rücken. Auch die einseitige Belastung wie ständiges falsches Sitzen tut dem Rücken keinesfalls gut. Wer eine sitzende Tätigkeit ausführt, sollte häufiger die Position wechseln oder aufstehen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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