Rückenschule

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Rückenschule ist der Oberbegriff für Übungen, Bücher, Kurse, DVDs und Trainingseinrichtungen, die sich dem gezielten Trainieren der Muskeln, die für eine gute Körperhaltung wichtig sind, sowie dem Erlernen rückenfreundlicher Alltagbewegungen verschrieben haben. Ein gutes und angemessenes Rückentraining kann entscheidend dazu beitragen vor Rückenleiden zu schützen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Rückenschule?

Die Rückenmuskulatur zu stärken, ist wichtig für eine gute Körperhaltung. Regelmäßige Rückenübungen beugen Rückenschmerzen vor.

Der Begriff 'Rückenschule existiert seit den 1960er Jahren, als in einem schwedischen Hospital ein Kurs unter dem Namen "Ryggskola" (zu deutsch: Rückenschule)angeboten wurde.

Anschließend wurden Konzepte zur Rückenschule von verschiedenen Fachrichtungen und mit unterschiedlicher Vorgehensweise entwickelt.

Nicht alle Herangehensweisen brachten dabei den erwünschten Erfolg eines gesunden Rückens und Beschwerdefreiheit.

Daher existiert seit 2007 in Deutschland ein verbindliches Curriculum für Kursinhalte der Rückenschule, das von der Konföderation der deutschen Rückenschulen (KddR) erstellt wurde.

Grundsätze, Ziele und Prinzip

Zwei Hauptschwerpunkte verfolgt die Rückenschule: Die Gesundheit des Rückens erhalten sowie Rückenbeschwerden lindern. Dazu werden Gymnastikübungen angeboten sowie das richtige Verhalten im Alltag geübt. Man lernt in der Rückenschule richtiges Bücken, Heben, Sitzen oder Stehen. Die Rückenschule gibt zudem Anleitungen, wie der Rücken in belastenden Situationen, zum Beispiel langem Sitzen, entspannt werden kann.

Entspannungsmethoden, Wissensvermittlung oder Stressbewältigung können ebenfalls auf dem Programm der Rückenschule stehen. Oft gibt die Rückenschule auch Informationen zu Körperbau, rückenfreundlichen Sportarten oder Ernährung. Aktiv werden muss jedoch jeder selbst.

Angeboten wird die Rückenschule von Therapiezentren, Fitnessstudios, VHS, Physiotherapeuten oder privaten Bildungsträgern. Einmal pro Jahr übernimmt die Krankenkasse 80 Prozent der Kosten für die Rückenschule, falls der Kurs qualifiziert ist.

Neben Kursen können Rückenschule-Übungen durch Bücher, DVDs oder Anleitungen im Internet erlernt werden. Menschen, die bereits unter Rückenbeschwerden leiden, sollten zunächst den Arzt aufsuchen.

Bei bestehenden Beschwerden kann die Rückenschule darauf eingehen und der Patient erhält Einzelstunden beim Physiotherapeuten im Rahmen eines Therapieplans.

Vorbeugung

Neben der Therapie ist die Rückenschule eine wichtige, vorbeugende Maßnahme, um gar nicht erst Rückenprobleme aufkommen zu lassen. Vor allem Personen, die sich wenig bewegen, belastende Tätigkeiten ausüben, Risikofaktoren für Rückenbeschwerden aufweisen oder in der Vergangenheit schon an Rückenschmerzen gelitten haben, sind die Zielgruppe der Rückenschule.

In der Rückenschule, zur Vorbeugung von Beschwerden, werden die wichtigen Muskeln trainiert, die die Wirbelsäule stützen und entlasten. Die Übungen der Rückenschule sollten etwa dreimal die Woche trainiert werden. Dabei gilt: Lieber dreimal eine Viertelstunde pro Woche die Muskeln kräftigen als einmal für eine Stunde.

Bereits fünf Minuten tägliche Rückenschule zuhause kann sich positiv aufs Wohlbefinden auswirken und Schmerzen fernhalten. Neben dem Muskeltraining ist es wichtig, in der Rückenschule das rückenfreundliche Verhalten im Alltag zu lernen.

Wann ist eine Rückenschule sinnvoll?

Die Rückenschule ist eine präventive und rehabilitative Maßnahme, die darauf abzielt, Rückenschmerzen vorzubeugen und zu lindern. Sie ist sinnvoll in verschiedenen Situationen und für unterschiedliche Zielgruppen. Hier sind einige Gründe, warum und wann eine Rückenschule sinnvoll sein kann:

Prävention von Rückenschmerzen

Für Menschen, die bisher keine oder nur geringe Probleme mit dem Rücken haben, kann die Rückenschule eine präventive Maßnahme sein. Sie lernen, wie sie ihren Rücken durch korrektes Heben, Tragen und Sitzen schonen können. Diese präventiven Maßnahmen sind besonders wichtig für Menschen mit einem erhöhten Risiko für Rückenschmerzen, wie beispielsweise:

  • Büroangestellte:

Lange Sitzzeiten und schlechte Haltung am Arbeitsplatz können zu Rückenschmerzen führen. Die Rückenschule vermittelt Übungen und Tipps zur Ergonomie am Arbeitsplatz.

  • Berufstätige in körperlich belastenden Berufen:

Menschen, die schwere Lasten heben oder in gebückter Haltung arbeiten müssen, profitieren von Techniken zum rückenschonenden Arbeiten.

  • Sportler:

Auch im Sport kann falsches Training zu Rückenproblemen führen. Die Rückenschule hilft, die richtige Technik zu erlernen und den Rücken gezielt zu stärken.

Rehabilitation nach Rückenschmerzen oder -verletzungen

Für Menschen, die bereits unter Rückenschmerzen leiden oder eine Rückenverletzung hatten, ist die Rückenschule eine wichtige rehabilitative Maßnahme. Sie hilft dabei, den Rücken zu stabilisieren, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit wiederherzustellen. Besonders sinnvoll ist die Rückenschule in folgenden Fällen:

  • Chronische Rückenschmerzen:

Menschen mit langanhaltenden Rückenschmerzen können durch gezielte Übungen und eine Verbesserung der Körperhaltung Linderung erfahren.

  • Postoperative Rehabilitation:

Nach Operationen an der Wirbelsäule ist es wichtig, den Rücken behutsam wieder aufzubauen und zu stärken. Die Rückenschule bietet hierfür ein strukturiertes Programm.

  • Rückfälle vermeiden:

Personen, die bereits Rückenprobleme hatten, können durch die Rückenschule lernen, wie sie zukünftigen Beschwerden vorbeugen können.

Allgemeine Gesundheitsförderung

Die Rückenschule trägt zur allgemeinen Gesundheitsförderung bei, indem sie das Bewusstsein für den eigenen Körper und die Rückengesundheit schärft. Sie ist somit auch für Menschen ohne akute Beschwerden sinnvoll, um langfristig fit und beweglich zu bleiben. Die Inhalte einer Rückenschule umfassen typischerweise:

  • Körperhaltung und Bewegung: Schulung der richtigen Körperhaltung im Alltag und bei der Arbeit.
  • Kräftigungsübungen: Übungen zur Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur.
  • Dehnübungen: Förderung der Flexibilität und Beweglichkeit.
  • Entspannungstechniken: Methoden zur Stressbewältigung und Muskelentspannung.

Anwendung und Übungen

Wer in der Rückenschule trainiert, kräftigt gezielt die Muskeln, die für die Stützung der Wirbelsäule relevant sind. Das sind die Rückenmuskeln, schräge und grade Bauchmuskeln sowie Pomuskulatur.

Neben gezielten Gymnastikübungen, die man im Kurs oder zuhause durchführt, gibt es zahlreiche kleine Hinweise in der Rückenschule, um den Rücken im Alltag richtig zu bewegen oder bei besonderer Beanspruchung zu entspannen.

Wer zum Beispiel im Büro viel sitzt, kann mit kleinen Übungen der Rückenschule, die nur wenige Minuten kosten, zwischendurch entspannen. Einige Übungen können sogar im Sitzen am Arbeitsplatz durchgeführt werden. Verkrampfte Muskeln werden wieder entspannt und so beugt die Rückenschule schmerzhaften Verspannungen vor. Man kann jeden Tag etwas für die Gesundheit des Rückens tun.

Die wichtigsten Regeln der Rückenschule

10 Regeln der Rückenschule

Die Rückenschule ist ein präventives und therapeutisches Programm, das darauf abzielt, Rückenschmerzen zu vermeiden und zu lindern. Hier sind zehn wichtige Regeln, die dabei helfen können, den Rücken gesund zu halten und Schmerzen vorzubeugen:

1. Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung:

  • Achte darauf, dass dein Arbeitsplatz ergonomisch eingerichtet ist. Der Bildschirm sollte auf Augenhöhe stehen, die Tastatur und Maus leicht erreichbar sein und der Stuhl sollte deinen Rücken gut unterstützen.

2. Richtige Sitzhaltung:

  • Sitze immer aufrecht und vermeide es, längere Zeit in der gleichen Position zu verharren. Nutze die gesamte Sitzfläche und halte deine Füße flach auf dem Boden.

3. Regelmäßige Bewegung:

  • Integriere regelmäßige Bewegung in deinen Alltag. Stehe alle 30 Minuten auf, strecke dich und mache leichte Dehnübungen. Spaziergänge in der Mittagspause oder nach der Arbeit sind ebenfalls hilfreich.

4. Rückenschonendes Heben und Tragen:

  • Beuge die Knie, wenn du schwere Gegenstände hebst, und halte die Last nah am Körper. Vermeide es, aus dem Rücken heraus zu heben und schwere Lasten einseitig zu tragen.

5. Rückenfreundlicher Sport:

  • Betreibe regelmäßig Sportarten, die den Rücken stärken, wie Schwimmen, Radfahren oder gezielte Rückenübungen. Achte dabei auf die richtige Technik, um Fehlbelastungen zu vermeiden.

6. Ausgleich für einseitige Belastungen:

  • Wechsle regelmäßig die Körperhaltung und vermeide einseitige Belastungen, sei es im Beruf oder im Alltag. Auch asymmetrische Belastungen, wie das Tragen einer Tasche auf nur einer Schulter, sollten vermieden werden.

7. Entspannung und Stressabbau:

  • Stress kann zu Muskelverspannungen und Rückenschmerzen führen. Plane regelmäßig Entspannungsphasen ein und praktiziere Techniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen.

8. Rückenfreundliches Schlafen:

  • Achte auf eine gute Matratze und ein ergonomisches Kissen. Die Wirbelsäule sollte im Schlaf in einer natürlichen Position liegen, um Verspannungen zu vermeiden.

9. Körperbewusstsein und Haltungsschulung:

  • Entwickle ein Bewusstsein für deine Körperhaltung im Alltag. Gezielte Übungen zur Haltungsschulung können dabei helfen, Fehlhaltungen zu erkennen und zu korrigieren.

10. Regelmäßige Rückenschulkurse:

  • Besuche regelmäßig Rückenschulkurse oder Workshops, um dein Wissen zu vertiefen und neue Übungen zu lernen. Diese Kurse bieten auch die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und motiviert zu bleiben.

Durch die Beachtung dieser Regeln kannst du einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung deines Rückens leisten und Rückenschmerzen aktiv vorbeugen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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