Hashimoto (-Thyreoiditis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Damit die Zellen im Körper wissen, wann sie was tun müssen, braucht es Botenstoffe, auch Hormone genannt, die unter anderem von der Schilddrüse produziert werden. Beim Hashimoto, einer Schilddrüsenerkrankung, kommt dieser Hormonhaushalt aus der Balance.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hashimoto (-Thyreoiditis)?

Hashimoto ist eine Autoimmunerkrankung. Die Schilddrüse wird vom eigenen Immunsystem angegriffen.

Anfang des 20. Jahrhunderts beschrieb der aus Japan stammende Arzt Hakaru Hashimoto in Berlin eine Erkrankung, die er nach sich selbst benannte: die Hashimoto-Thyreoiditis (kurz: Hashimoto). Damit bezeichnete er erstmals eine bis dahin unbekannte Erkrankung, von der Frauen unverhältnismäßig häufiger betroffen sind als Männer.

Da der Hashimoto weitgehend über kein charakteristisches Krankheitsbild verfügt und die Symptome, wenn überhaupt, dann unscheinbar und erst über längeren Zeitraum verteilt auftreten, entdeckte Dr. Hashimoto die Erkrankung zufällig bei der Untersuchung von Leichen. Er entdeckte, dass diese über eine anormale Schilddrüse verfügten. Bei seinen genaueren Untersuchungen erkannte er, dass bei Betroffenen des Hashimotos in der Schilddrüse Teile des Immunsystems vorkamen, namentlich weiße Blutkörperchen, die allerdings dort nichts zu suchen hatten.

So stellte Dr. Hashimoto schon damals fest, dass es eine Autoimmunerkrankung sein muss, also eine durch das körpereigene Immunsystem verursachte Erkrankung der Schilddrüse. Nun sind über 100 Jahre seit der erstmaligen Beschreibung des Hashimotos vergangen und die Medizin ist bis heute immer noch keinen Schritt über diese anfänglichen Erkenntnisse hinaus. Deshalb zählt die Hashimoto-Thyreoiditis zu den chronischen und somit unheilbaren Erkrankungen der Schilddrüse.

Ursachen

Was die Reaktionen des Immunsystems auslöst, die zum Hashimoto führen, ist, wie bereits erwähnt, bis heute noch unklar. Namentlich handelt es sich um einen vom Immunsystem selbst gebildeten Antikörper, der die Peroxidase-Enzyme der Schilddrüse aus unerklärlichen Gründen angreift und vernichtet.

Erreger als Verursacher der Erkrankung kommen somit nach herrschender Meinung nicht infrage. Trotzdem gibt es einige Lösungsansätze, die meinen, dass eine vorhergegangene virale Erkrankung das Immunsystem dergestalt ramponiert hat, dass dieser fälschlicherweise körpereigene Zellen, vorliegend die Peroxidase-Enzyme der Schilddrüse, für Schadzellen identifiziert und bekämpft. Beleg für diese Theorie konnten allerdings keine geliefert werden.

Einer anderen Theorie zufolge soll die überhöhte Zufuhr von Jod Schuld am Hashimoto sein. Bekannt ist zwar, dass Jod von der Schilddrüse eingespeist wird und eine überhöhte Zufuhr zu Störungen führen kann. Bewiesen ist allerdings nicht, inwieweit ein zu hoher Jodspiegel im Körper sich auf das Immunsystem als Ursache des Hashimotos auswirkt.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, sobald das Gefühl von Unregelmäßigkeiten im Organismus besteht. Kommt es zu einer plötzlichen Gewichtszunahme ohne einen ersichtlichen Grund, ändern sich die Libido oder das Verhalten, ist es ratsam, weitere Untersuchungen einleiten zu lassen. Bei Hautveränderungen, Pickeln am Körper oder Rötungen der Haut, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten Schlafstörungen auf oder leidet der Betroffene unter depressiven Phasen, benötigt er Hilfe.

Stimmungsschwankungen, übermäßiges Schwitzen und Veränderungen der Essensaufnahme, sollten untersucht und behandelt werden. Heißhungerattacken und ein starkes Durstempfinden gelten als ungewöhnlich und müssen medizinisch versorgt werden. Bei Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus, Teilnahmslosigkeit, dem Verlust des Antriebs und Problemen der Muskulatur, wird ein Arzt benötigt.

Kommt es zu Beschwerden wie Haarausfall, trockenen Schleimhäuten oder brüchigen Nägeln, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Bei einer trockenen Haut, Juckreiz oder Risse auf der Haut, ist ein Arzt zu konsultieren. Störungen der Verdauung oder des Wachstums sind ebenfalls von einem Arzt untersuchen zu lassen. Schmerzen der Gelenke oder Knochen, Störungen des Kreislaufs oder Herz-Rhythmus gelten als besorgniserregend. Ein Arzt wird benötigt, um die Ursachen zu ermitteln. Treten Gedächtnis-, Konzentrations- oder Aufmerksamkeitsprobleme auf, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ein permanentes Hüsteln oder eine dauerhaft heisere Stimme gelten als Hinweise, die näher zu untersuchen sind.

Symptome und Verlauf

Symptome krankhafter Schildrüsenveränderungen durch Hashimoto -Thyreoiditis (Schilddrüsenüberfunktion, Schildrüsenunterfunktion).

Die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft ohne eindeutiges klinisches Bild, das heißt, es gibt zwar äußerliche Symptome, die aber über einen längeren Zeitraum verteilt sind und deshalb nicht als solche erkannt werden. Dazu gehören beispielsweise die aufgrund des gestörten Hormonspiegels Wachstumsverzögerungen gerade bei jüngeren Betroffenen, sowie eine schleichende Schwerhörigkeit.

Häufig kommt ferner die Gewichtszunahme vor, weil die Fehlfunktion der Schilddrüse in die Wasseransammlung im Bindegewebe sowie eine gestörte Verdauungsfunktion mündet, was letztlich das Gewicht des Betroffenen steigen lässt. Bei älteren Erwachsenen ist in diversen Studien sogar der Libidoverlust beobachtet worden, was Mediziner ebenfalls mit der infolge des Hashimotos gestörten Hormonbildung der Schilddrüse in Verbindung bringen.

Allein die vergrößerte Schilddrüse gilt als einziges markantes Symptom, das gleich zu Beginn eines Hashimotos sich zeigt. Allerdings verursacht sind keine Schmerzen, sodass sie vom Patienten nicht erkannt wird, sondern nur bei Folgeuntersuchung auffällt, die bei Vorliegen anderer Indizien vorgenommen werden.

Diagnose

Zwar spielen beim Hashimoto keine Krankheitserreger eine Rolle, trotzdem kann mit einem Bluttest das Vorliegen der Schilddrüsenfehlfunktion ermittelt werden. Denn hier lässt sich der Antikörper nachweisen, den das Immunsystem selbst herstellt, womit die Schilddrüse angegriffen wird.

Allerdings darf die Diagnose hier nicht enden, denn es ist bekannt, dass bei einigen Patienten diese Antikörper nicht nachweisbar sind, obwohl ein Hashimoto vorliegt. Deshalb umfasst die Diagnose gleich mehrere Ansätze, wie beispielsweise das Ultraschallbild der Schilddrüse. Ihre unnatürliche Vergrößerung gilt als sicheres Zeichen für das Vorliegen einer Schilddrüsenfehlfunktion, die auf einen Hashimoto hindeuten kann.

Komplikationen

Die Schilddrüsenerkrankung führt bei den Betroffenen zu emotionalen und seelischen Beeinträchtigungen. Die allgemeine Unzufriedenheit ist häufig erhöht, Stimmungsschwankungen treten auf und eine Reizbarkeit ist vorhanden. Es kommt im Verlauf der Erkrankung zu einer Zunahme des Gewichts bei gleicher Lebensmittelzufuhr. Das vermindert zusätzlich das Wohlbefinden und die Lebenszufriedenheit. Durch die Gewichtsveränderungen treten häufig Störungen des Essverhaltens auf. Eine verminderte Aufnahme von lebensnotwendigen Nahrungsmitteln findet statt, die eine Unterversorgung des Organismus auslöst.

Ausfallerscheinungen einzelner Systeme und Organstörungen treten auf. Darüber hinaus ist das Ausbrechen einer Essstörung begünstigt. Bei Frauen kommt es oftmals zu einer Störung des Menstruationszyklus. Die Blutungen setzen aus, dauern länger und zusätzlich treten Schmierblutungen auf. Das führt zu Problemen bei natürlichen Verhütungsmethoden. Darüber hinaus steigt das Risiko, dass hormonelle Verhütungsmethoden ihre Wirksamkeit verlieren. Die Gefahr einer ungewollten Schwangerschaft ist damit erhöht. Die Erkrankung führt bei vielen Betroffenen zu Schlafstörungen und damit zu einer erhöhten Müdigkeit. Eine allgemeine Schwäche tritt ein, die eine Reduzierung der gewohnten Leistungsfähigkeit nach sich zieht. Je nach Krankheitsverlauf kann es zu einer optischen Veränderung der Schilddrüse kommen. Eine Schwellung tritt ein, die zu einem optischen Makel führen kann. Dadurch steigt das allgemeine Stresserleben und das Wohlbefinden sinkt erneut.

Behandlung und Therapie

Der Hashimoto ist unheilbar. In der Konsequenz bedeutet dies, dass jeder Behandlungsansatz sich allein darauf beschränken kann, die Folgen des Hashimotos abzumildern, ohne die Ursache selbst beseitigen zu können. Die entschiedenste Folge der Schilddrüsenfehlfunktion ist ein aus den Fugen geratener Hormonhaushalt (Hormonstörungen). Deshalb müssen solche Hormone, die die Schilddrüse nicht oder nicht in der erforderlichen Menge produzieren kann, von außen zugeführt werden.

Da dies stets bedarfsgerecht erfolgen muss, gehen regelmäßige Blutuntersuchungen einher. Zeigt sich das Immunsystem besonders aggressiv, indem es die Schilddrüse großflächig vernichtet, werden Immunsuppressiva angewandt. Hierbei handelt es sich um Medikamente, die die Funktion des Immunsystems grundsätzlich drosselt. So sollen dann lebensbedrohliche Hormonschwankungen beim Hashimoto vorgebeugt werden.


Vorbeugung

Wie bereits erwähnt, handelt es sich beim Hashimoto um eine Autoimmunerkrankung, dessen Auslöser bis heute unbekannt ist. Das bedeutet nicht nur, dass wie bei allen Autoimmunerkrankungen eine Heilung des Hashimotos nach derzeitigem Stand der Medizin nicht möglich ist, sondern dass er nicht einmal vorgebeugt werden kann.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Verlag, Berlin 2010
  • Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021

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