Flüssigkeitsmangel im Alter

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit der zunehmenden Überalterung unserer Gesellschaft, rückt das Thema Flüssigkeitsmangel im Alter immer mehr in den Mittelpunkt. Aus verschiedenen Gründen zählen Senioren zur Risikogruppe für die Entstehung eines Flüssigkeitsmangels, der jedoch auf vielfältige Weise behandelt oder verhindert werden kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Flüssigkeitsmangel im Alter?

Oft vergessen alte Menschen zu trinken. Insbesondere im Alter ist es daher wichtig, sie daran zu erinnern, um einen Flüssigkeitsmangel zu vermeiden.

Unter einem Flüssigkeitsmangel, auch Dehydration oder Dehydrierung genannt, versteht man die ungenügende Zufuhr von Flüssigkeit mit der Folge der zunehmenden Austrocknung des Körpers. Die ausreichende Menge an Flüssigkeit ist individuell unterschiedlich und hängt von Alter, Körpergröße, bestehenden Erkrankungen, körperlicher Konstitution, körperlicher Anstrengung und vielen weiteren Faktoren ab. Es besteht jedoch ein grober, häufig diskutierter Richtwert von etwa zwei Litern am Tag. Wird die individuell notwendige Menge an Flüssigkeit nicht zugeführt, kann es zu schwerwiegenden, körperlichen Beschwerden kommen, die schlimmstenfalls irreversibel sind.

Ursachen

Der Flüssigkeitsmangel im Alter kann zahlreiche, unterschiedliche Ursachen haben. Ein nicht zu unterschätzender Grund kann die zunehmende Inkontinenz des alten Menschen sein, der seine Kontrolle über das Wasserlassen verloren hat. Das Schamgefühl kann bewusst oder unbewusst dazu führen, weniger zu trinken. Ein weiterer Grund kann die steigende Immobilität des Patienten bei bester geistiger Gesundheit sein. Selbst wenn der Patient trinken möchte, kann er sich nicht selbst die Flüssigkeit zuführen.

Gründe hierfür können versteifte Fingergelenke (das Trinkglas kann nicht mehr gegriffen werden), die dauerhafte Rollstuhlnutzung (Patient kommt nicht an die Getränkeflaschen oder kann nicht selbst einkaufen gehen) oder die langfristige Bettlägerigkeit sein. Auch irreversible Schluckbeschwerden infolge eines Schlaganfalls können die Getränkeaufnahme deutlich erschweren, der Patient verschluckt sich bei jedem Schluckversuch. Einige Nieren- oder Herzerkrankungen verlangen ebenso eine reduzierte Flüssigkeitszufuhr.

Weitere Faktoren sind hinorganische Krankheiten, wie die Altersdemenz oder im speziellen Fall der Morbus Alzheimer. Die fortschreitende Vergesslichkeit in frühen Stadien der Demenzerkrankung kann ebenso zur Dehydration führen, wie ein spätes Stadium der Demenz, die mit dem vollständigen Verlust der Fähigkeit, sich selbst zu versorgen, einhergeht. Auch weit verbreitete Krankheiten, wie der Diabetes mellitus, der zu einer vermehrten Ausscheidung von Urin führt, können Ursache für einen Flüssigkeitsmangel im Alter sein. Seltener können Krankheiten vorliegen, die die Verwertung der zugeführten Flüssigkeitsaufnahme innerhalb des Körpers erschweren. Weitere Gründe können das Nachlassen des natürlichen Durstgefühls im Alter sein oder gar die als Kind in Kriegszeiten erlernte Anweisung, nicht zu viel zu trinken, um wertvolles Trinkwasser zu sparen.

Krankheiten

  • Bettlägerigkeit
  • Altersdemenz

Wann zum Arzt?

Zu Hause lebende Senioren wissen, dass sie wenig Durst haben und darauf achten müssen, ausreichend zu trinken. Das gelingt ihnen nicht regelmäßig. Der entstehende Flüssigkeitsmangel verursacht eine Reihe von gesundheitlichen Veränderungen. Selbst geringere Störungen des Wasserhaushalts führen in vielen Fällen zu Situationen, die ärztliche Hilfe erfordern.

Treten stärkere Durchfälle auf, verliert der Körper deutlich mehr Wasser und Mineralien, als der Betroffene aufnimmt. Er ist erkennbar geschwächt und der allgemeine Gesundheitszustand verschlechtert sich in kurzer Zeit. Hierbei ist dringend ein Arzt aufzusuchen. Bei häufiger Verstopfung reagiert der Körper auf den Flüssigkeitsmangel, indem er dem Darm Wasser entzieht. Im Extremfall entsteht ein bedrohlicher Darmverschluss, der ärtzliche Hilfe vonnöten macht.

Viele Ältere nehmen wegen anderer Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck regelmäßig Medikamente ein. Einige führen zu erhöhter Abgabe von Flüssigkeit. Wassermangel ist schnell die Folge und erschwert die bestehenden Leiden. Produziert der Körper wenig Urin, gibt es häufiger als üblich Entzündungen der Harnröhre und der Blase. Halten sie länger an, sind die Nieren durch aufsteigende Infektionen gefährdet. Auch hier ist ein Arzt aufzusuchen.

Klagen Senioren über allgemeine Schwäche, Müdigkeit oder Schwindel, ist das ein Hinweis auf die zu geringe Trinkmenge. Der Zustand kann sich bis zu Störungen der Wahrnehmung und ausgeprägter Verwirrtheit verstärken. Zügige ärztliche Hilfe ist ratsam.

Diagnose und Verlauf

Flüssigkeitsmangel im Alter kann sich auf verschiedene Arten bemerkbar machen. Ein deutliches Zeichen ist die zunehmende Verwirrtheit des alten Menschen, was nicht zwangsläufig auf eine dauerhafte Demenz hindeuten muss, sondern vielmehr auf ein vorübergehendes Delir infolge des Flüssigkeitsmangels schließen lassen kann. Dauerhafter Kopfschmerz kann ebenfalls ein Anzeichen für eine geringe Trinkmenge sein. Auch ein konzentrierter, dunkler, stark riechender Urin zeigt an, dass zu wenig Flüssigkeit aufgenommen wurde, ebenso kann eine Verstopfung andeuten, dass zu wenig getrunken wurde.

Ein kurzer, schmerzloser Hautfaltentest kann einen Flüssigkeitsmangel sofort und sicher anzeigen: Am Handrücken wird eine Hautfalte leicht geformt beziehungsweise nach oben gezogen. Springt die Haut sofort in ihren Ursprungszustand zurück, besteht kein Flüssigkeitsmangel. Bleibt die Falte stehen, ist der Körper dehydriert und benötigt dringend Flüssigkeit. Trägt ein Patient bereits einen Katheter, lässt sich konkret anhand der ausgeschiedenen Urinmenge ablesen, wie viel Flüssigkeit dem Körper zuletzt zugeführt wurde.

Auch Mundgeruch, eine trockene Zunge und spröde, ausgetrocknete Lippen können Hinweise sein. Der Verlauf eines fortschreitenden und nicht behandelten Flüssigkeitsmangels ist ungünstig und kann schlimmstenfalls komatös und tödlich enden, da der Körper seine entgiftende Funktion nicht mehr erfüllen kann. Wie bei einem Nierenversagen, verbleiben die gefährlichen Harnstoffe im Körper und vergiften langsam den Organismus.

Komplikationen

Flüssigkeitsmangel im Alter ist besonders gefährlich und kann zu vielen Komplikationen führen. So kommt es bereits bei einem Flüssigkeitsdefizit von nur einem Prozent oft zu Einschränkungen in der kognitiven Leistungsfähigkeit. Bei weiterer Verstärkung der Dehydration beginnen Bewusstseinsstörungen. So führt ein Flüssigkeitsmangel ab fünf Prozent häufig zu einem Delirium. Bei zehn Prozent können lebensbedrohliche Erkrankungen auftreten. Es entwickeln sich verstärkt Harnwegsinfekte.

Das Blut wird zähflüssiger mit der Gefahr der Entstehung von Thromboembolien. Durch die Einschränkung der Kreislauffunktion kommt es häufiger zu Stürzen und Knochenbrüchen. Eine harmlose Veränderung ist zwar die verringerte Speichelbildung. Allerdings kann diese bei älteren Menschen durch die verringerte Reaktionsfähigkeit zum Verschlucken von Speiseresten in die Luftröhre führen. Das ruft oft gefährliche Aspirationspneumonien hervor. Des Weiteren versucht der Körper, den Flüssigkeitsmangel dadurch auszugleichen, dass die Flüssigkeit von anderen wichtigen Organen abgezogen wird. Darunter leidet die Funktionsfähigkeit aller Organe. So führt unter anderem der Abzug von Wasser aus dem Dickdarm oft zu schweren Verstopfungen.

Insgesamt wird der Körper deshalb durch den Flüssigkeitsmangel geschwächt. Aufgrund des reduzierten Durstgefühls bei älteren Menschen kann die Dehydration meist auch nicht von alleine ausgeglichen werden. Die zunehmende körperliche Schwäche der Betroffenen reduziert außerdem zusätzlich ihre Fähigkeit, ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen. Im Sinne eines Teufelskreises kann sich daher die Dehydration immer weiter verstärken und ohne ärztliche Behandlung schwere Erkrankungen verursachen, die unter Umständen auch tödlich enden können.

Behandlung und Therapie

Liegen Erkrankungen vor, die die Flüssigkeitszufuhr oder Flüssigkeitsverwertung im Körper erschweren oder verhindern, sollte zunächst diesen Ursachen auf den Grund gegangen werden. Oftmals ist hier eine erfolgreiche Behandlung möglich und der Flüssigkeitsmangel ist behoben. Patienten, die aufgrund von Inkontinenzproblemen nicht genügend trinken möchten, sollten mit dem umfangreichen Angebot von Inkontinenzartikeln in allen Varianten, Größen und Saugstärken vertraut gemacht werden.

Hersteller von Inkontinenzartikeln haben im vergangenen Jahrzehnt diskrete, geruchsarme, leicht zu handhabende, sehr saugfähige Produkte auf den Markt gebracht, die den Bedürfnissen des alten Menschen gerecht werden. Demente Patienten, die sich aufgrund von degenerativen Veränderungen im Gehirn nicht mehr selbst versorgen können, sind auf die kompetente und kontinuierliche Hilfe durch Angehörige oder Pflegekräfte angewiesen. Eine tägliche Bilanzierung der aufgenommenen Trinkmenge ist dabei unerlässlich, um die erforderliche Flüssigkeitszufuhr sicherzustellen.

Spezielle Dokumentationsbögen können dabei helfen. Trinkbecher mit Trinkhilfe ("Schnabel") und speziellen Griffen an beiden Seiten des Trinkgefäßes erleichtern nicht nur dementen, sondern auch bewegungseingeschränkten Patienten die Getränkeaufnahme. Patienten mit Schluckstörungen können sich mit speziellen, in der Apotheke oder in der Drogerie verfügbaren Verdickungsmitteln behelfen, die dem Getränk eine gelartige Konsistenz geben. Dickflüssige Getränke sind leichter zu schlucken, der Patient aspiriert somit nicht. Die Zufuhr von "flüssigen" Lebensmitteln, wie Suppe oder Joghurt, unterstützen die Flüssigkeitsbilanz ebenfalls. Helfen all diese Möglichkeiten nicht, die Flüssigkeitszufuhr sicherzustellen, können auf ärztliche Anordnung im Akutfall subkutane oder intravenöse Kochsalzinfusionen gegeben werden, dauerhaft ist das Legen einer transnasalen oder einer perkutanen endoskopischen Magensonde denkbar.


Aussicht und Prognose

Im Allgemeinen kann ein Flüssigkeitsmangel im Alter relativ gut und einfach vermieden werden. Der genaue Verlauf der Krankheit kann dabei nicht vorausgesagt werden, da auch der gesundheitliche Zustand des Patienten einen großen Einfluss auf den Verlauf hat. Allerdings wirkt sich der Flüssigkeitsmangel im Alter sehr negativ auf die Gesundheit aus und kann verschiedene Krankheiten herbeiführen. Eine Selbstheilung tritt nicht ein und der Betroffene muss selbst gezielt mehr Flüssigkeit zu sich nehmen, um weitere Beschwerden zu vermeiden.

Möglicherweise wird der Flüssigkeitsmangel im Alter auch zu Schluckbeschwerden oder durch eine Inkontinenz begünstigt. Diese zugrundeliegenden Krankheiten sollten allerdings auf jeden Fall behandelt werden, da ein dauerhafter Mangel an Flüssigkeit eine sehr schwerwiegende Beschwerde darstellt. Nicht selten kommt es dadurch auch zu Kopfschmerzen oder zu Ohrenschmerzen. Auch können sich die Betroffenen dauerhaft müde und abgeschlagen fühlen und nehmen nicht mehr aktiv an ihrem Leben teil. Vor allem bei Menschen, die sich nicht mehr selbst versorgen können, müssen Flüssigkeitsmangel im Alter vermieden und behandelt werden.

Vorbeugung

Der Dehydration im Alter kann durch regelmäßige und ausreichende orale Flüssigkeitszufuhr effektiv vorgebeugt werden. Mobile, geistig fitte ältere Menschen können sich durch Erinnerungshilfen im Alltag behelfen, auf die erforderliche Flüssigkeitsmenge zu kommen. Es eignet sich das Bereitstellen von ein bis zwei Wasserflaschen oder einer großen Kanne Tee in ständiger Sichtweite, die bis zum Endes des Tages geleert sein sollte. Auch die Bilanzierung der Trinkmenge, also die Dokumentation jedes Getränks, hat sich bewährt. So verfahren auch Seniorenheime, die die Flüssigkeitszufuhr dementer oder stark bewegungseingeschränkter Personen auf diese Weise sicherstellen müssen. Patienten, deren Schluckreflex dauerhaft gestört ist, können prophylaktisch subkutane oder intravenöse Infusionen oder eine Magensonde erhalten.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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