Drogenpsychose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Drogenpsychose handelt es sich um eine durch verschiedene bewusstseinsverändernde Stoffe ausgelöste Psychose. Die konkrete Form der Psychose wird dabei immer nach ihrer Ursache (z. B. Alkohol, Kokain, LSD) und den dazugehörigen Symptomen unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Drogenpsychose?

Drogen können eine Drogenpsychose auslösen. Halluzinationen und ein Realitätsverlust sind typische Symptome der Drogenpsychose.

Eine Drogenpsychose ist eine schwere psychische Störung, die mit einem zeitweiligen oder auch dauerhaften Realitätsverlust einhergeht. Der Verzicht des auslösenden Stoffes sowie eine symptomabhängige Behandlung sind die einzigen möglichen Therapiemaßnahmen. Hier muss jedoch eine Abgrenzung zwischen Symptomen durch und während des Drogenkonsums und nichtorganischen psychotischen Störungen mit ungeklärter Ursache erfolgen.

Die Drogenpsychose wird in sechs verschiedene Formen aufgeteilt: die Schizophrenieform, die vorwiegende wahnhafte Form, die vorwiegend halluzinatorische Form, die vorwiegend polymorphe Form und die vorwiegend affektive Form.

Die Schizophrenieform ist von akustischen und nur selten auch optischen Halluzinationen geprägt. Bei der wahnhaften Form kommt es zu Wahnvorstellungen, bei der halluzinatorischen zu optischen, akustischen und olfaktorischen (betrifft den Geruchssinn) sowie gustatorischen (betrifft den Geschmackssinn) Halluzinationen. Von Manien und Depressionen sind affektive Psychosen geprägt, die polymorphen Formen können vielfältig sein und unter Umständen aus allen Bereichen Wahrnehmungen aufweisen.

Ursachen

Die genauen Ursachen einer Drogenpsychose sind bislang nicht vollständig geklärt. Die Vermutung geht dahin, dass diverse Rauschmittel eine so genannte triggernde (auslösende) Wirkung auf mögliche unterschwellig vorhandene Veranlagungen zu einer psychotischen Störung besitzen.

Belegt ist definitiv, dass viele legale und auch illegale Rauschmittel dazu fähig sind, eine Psychose auch über die eigene Rauschwirkung hinaus zu bewirken. Eine drogenbedingte Psychose kann sowohl nach einem ausschließlich einmaligen Konsum als auch nach langfristigem Konsum auftreten.

Vor allem halluzinogenen Substanzen wie LSD und Meskalin, aber auch Cannabis, Kokain, Amphetamine, so genannten „magic mushrooms“ und Alkohol gelten als Substanzen mit gefährlicher, halluzinogener Wirkung.

Wann zum Arzt?

Die Drogenpsychose sollte immer von einem Mediziner bzw. von entsprechenden Fachleuten behandelt werden. Es ist für den Betroffenen nicht ratsam, lange abzuwarten oder gar gänzlich auf eine medizinische Behandlung zu verzichten. Da die Behandlung der Drogenpsychose aus verschiedenen Säulen besteht, ist ein längerer Behandlungsweg für einen Therapieerfolg unerlässlich. Nur eine behandelte Psychose kann Betroffenen wieder in ein normales Leben verhelfen, unbehandelt birgt die Psychose große Risiken und Beeinträchtigungen für das weitere Leben.

Die zeitnahe Konsultierung eines Arztes sollte in jedem verdachtsbedingten Fall erfolgen, eine Eigentherapie oder ein sich selbständiges Auflösen der genannten Merkmale ist grundsätzlich nicht zu erwarten. Hilfreich überhaupt bei der Feststellung einer Psychose kann das Feedback des Umfelds sein, da im eigenen Verhalten und in der Reflexion desselbigen in Isoliertheit falsche Schlussfolgerungen gezogen werden, die häufig zu der Annahme führen, dass eine ärztliche Behandlung aus der Einsicht heraus nicht erforderlich sei und das eigene Verhalten als normal gewertet wird.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Drogenpsychose:

  • Wahnvorstellungen

Drogenpsychosen können sich generell wie eine nicht drogenbedingte Schizophrenie äußern. Wahn, Trugwahrnehmungen (bei Bildern und Geräuschen – so genannte Halluzinationen) oder auch Denkstörungen gehören zu den bekanntesten Symptomen. Auch Persönlichkeitsstörungen, Bewusstseinsstörungen sowie Neurosen gehen oft mit einer Drogenpsychose einher.

Welche Substanzen dabei welche Symptome hervorrufen, ist unklar. In der Regel ist bei einer Drogenpsychose die selbständige Bewältigung des Lebensalltags nur schwer möglich, Patienten sind oft auf eine langfristige Betreuung angewiesen. Wenn die Psychose als solche erkannt worden ist, dann muss der Ursache auf den Grund gegangen werden, um eine gezielte Behandlung zu beginnen.

Der Verlauf der Drogenpsychose hängt dabei vorrangig von der Behandlung ab. Auch das Absetzen der jeweiligen Droge wirkt sich in der Regel positiv auf den Verlauf aus. Generell sind Verlauf sowie Prognose einer Drogenpsychose immer schlecht vorherzusehen. In seltenen Fällen ist schon der Verzicht auf die auslösende Substanz ausreichend, in anderen Fällen können dennoch Restsymptome ein Leben lang vorhanden sein. Wichtig wäre hier ein frühzeitiger Kontakt zu Drogen- und Suchtberatungsstellen durch die Betroffenen und deren Angehörige, denn so kann ein frühzeitiger Behandlungsbeginn gesichert werden.

Diagnose

In der Praxis gestaltet sich die Diagnose einer Drogenpsychose oft schwierig, denn der Konsum von Drogen wird oft verheimlicht und kann meist auch nicht so einfach nachgewiesen werden. Hierzu ist mit Hilfe einer Blutuntersuchung der Nachweis von verdächtigen Substanzen möglich.

Aus differentialdiagnostischer Sicht ist die Abgrenzung zu anderen psychischen Störungen wichtig, die auch im Zusammenhang mit Rauschmittelkonsum vorliegen können (z. B. Entzugssymptome).

Komplikationen

Eine Drogenpsychose kann dazu führen, dass der Konsument eine Gefahr für sich selbst darstellt. Ein hohes unmittelbares Risiko für das Leben besteht bei Suizidalität. Bei der Drogenpsychose geht gefährliches Verhalten nicht immer auf die Absicht zurück, sich selbst Schaden zuzufügen. Aufgrund von Wahnvorstellungen und Halluzinationen gehen einige Betroffene beispielsweise davon aus, sie könnten fliegen oder ein tiefer Sturz könnte ihnen nichts anhaben. Eventuell erkennen sie aufgrund der Psychose Situationen nicht als gefährlich, zum Beispiel im Straßenverkehr oder auf Bahngleisen.

Eine weitere mögliche Komplikation ist die Gefährdung von anderen Personen. Eine Drogenpsychose kann zu Aggressivität und Gewalttätigkeit führen. Akute Eigen- oder Fremdgefährdung ist eine Indikation für eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik, um Schaden abzuwenden. Eine Einweisung ohne Zustimmung des Betroffenen kommt in einigen Fällen ebenfalls in Betracht. Die gesetzliche Grundlage dafür regelt das Betreuungsgesetz bzw. das Psychisch-Kranken-Gesetz (PsychKG).

Eine Unterbringung ist nicht gleichbedeutend mit einer Zwangsmedikation, d. h. eine untergebrachte Person wird nicht gegen ihren Willen zur Einnahme von Medikamenten gezwungen. Der Sinn einer Unterbringung besteht darin, die Sicherheit des Patienten und anderer Personen zu gewährleisten. In der Klinik kann auch ggf. der Entzug überwacht werden. Der Drogenentzug kann weitere Komplikationen mit sich bringen, zum Beispiel Kreislaufstörungen. Die Drogenpsychose kann in einigen Fällen eine anhaltende oder wiederkehrende psychotische Störung nach sich ziehen.

Behandlung und Therapie

Für eine erfolgreiche Behandlung einer drogenbedingten Psychose ist der Verzicht auf die auslösende Substanz von besonderer Bedeutung. Aber auch der Verzicht auf Substanzen, die dem Körper generell schaden, ist wichtig. Zudem erfolgt die Therapie wie bei Psychosen, die nicht durch Drogen hervorgerufen werden. Hier kommen zur Behandlung von psychotischen Symptomen so genannte Neuroleptika zu Einsatz, die entweder nur in der Akutphase verabreicht oder aber dauerhaft eingenommen werden müssen, um einen Rückfall zu verhindern.

Wenn auch eine Angstsymptomatik hinzukommt, ist eine kurzfristige Linderung mit Benzodiazepinen möglich, die jedoch auch eine Sucht auslösen können. Weiterhin sind soziotherapeutische Maßnahmen (z. B. Unterbringung in betreuten Wohn- und Arbeitseinrichtungen, Wiedereingliederung in geregelten Alltag) notwendig. Bei stabilen Patienten sollten außerdem psychotherapeutische Behandlungen erfolgen, damit diese nicht dazu neigen, labil zu werden. Unter Umständen können in Abhängigkeit von den vorliegenden Symptomen (vor allem bei einer affektiven Störung mit depressiven und manischen Phasen) kann die Gabe von Antidepressiva notwendig werden. Eine so genannte Lithiumtherapie wirkt unterstützend bei der Vermeidung von neuen Krankheitsphasen.

Zusätzlich zu den Behandlungen der eigentlichen Psychose sind auch ergotherapeutische Maßnahmen sinnvoll, die vor allem der Wiederherstellung der Arbeitskraft dienen. Sinnvoll ist hier auch die Durchführung einer Belastungsprobe, um festzustellen, ob der Patient die Fähigkeit hat, sich eine neue Struktur des Tagesablaufs aufzubauen.


Vorbeugung

Eigentlich gibt es nur eine Präventivmaßnahme als Vorbeugung einer Drogenpsychose: Der Verzicht auf Drogen bzw. ein Genuss von Alkohol in Maßen. Gerade Patienten, die schon vorher einer Risikogruppe für Psychosen angehören, sollten möglichst auf bewusstseinsverändernde Substanzen verzichten.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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