Drei-Monats-Koliken beim Baby

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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"Anhaltes Abendschreien" oder auch "primär exzessives Schreien" - jene Begriffe verwendet der Mediziner dann, wenn das Baby in den ersten drei Lebensmonaten mehr als drei Stunden täglich schreit. Viele Ärzte verwenden auch den Begriff der Drei-Monats-Koliken beim Baby. Ob es sich dabei aber tatsächlich um eine Kolik handelt, ist nicht geklärt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Drei-Monats-Koliken beim Baby?

Ständiges Schreien in den ersten drei Lebensmonaten des Babys deutet auf eine Drei-Monats-Kolik hin. Dabei handelt es sich um eine Anpassungsstörung des Babydarms an die Muttermilch.

Rund 15 Prozent der Babys schreien vier Mal die Woche für mindestens drei Stunden durchgehend; dieser Zustand hält mindestens drei Wochen an. Die Rede ist von der Drei-Monats-Kolik, von welcher rund 15 Prozent aller Neugeborenen betroffen sind. Das Baby beginnt in der zweiten Lebenswoche zu schreien. Vorzugsweise beginnen die Schreiattacken am Nachmittag bzw. am Abend und gehen bis tief in die Nacht. Eine Beruhigung des Kindes ist nur schwer möglich. Unter anderem spricht man in diesem Fall auch von einem "Schreibaby"; jener Begriff ist aber nur bedingt passend.

Ursachen

Aus welchem Grund eine sogenannte Drei-Monats-Kolik auftritt, ist derzeit noch nicht bekannt. Jedoch gehen Ärzte davon aus, dass es sich um eine sogenannte Anpassungsstörung des Darms handelt. Dies deshalb, weil das Verdauungssystem nur teilweise entwickelt ist, sodass viele Neugeborene Probleme damit haben, sich an die Ersatznahrung zu gewöhnen. Viele Babys vertragen etwa keine Kuhmilch; andere Babys haben etwa Probleme mit dem Schluckvorgang.

Jedoch gibt es auch andere Ursachen, welche nicht auf der Ernährung beruhen. Denn auch psychische Gründe können verantwortlich sein, dass das Baby immer wieder Schreianfälle bekommt. Mitunter kann das Schreien nämlich auch ein Hinweis dafür sein, dass die Babys die Nervosität sowie Anspannung ihrer Eltern fühlen, sodass ein ewiger Kreislauf entsteht. Viele Eltern haben auch das Problem, dass sie gar nicht wissen, was sie mit ihrem schreienden Baby machen sollen.

Natürlich kann das Baby tatsächlich unter starken Blähungen leiden; andererseits kann auch noch ein Geburtstrauma vorliegen. Vor allem sollte man sich hier für professionelle Unterstützung entscheiden. Das hilft nicht nur den Eltern, sondern vorwiegend auch dem Baby. Des Weiteren ist es ratsam, dass das Kind medizinisch untersucht wird. Diverse Erkrankungen, welche ähnliche Symptome aufweisen, sollten nämlich ausgeschlossen werden; während die Drei-Monats-Kolik keine Gefahren mit sich bringt, können Krankheiten mit einem ähnlichen Verlauf sehr wohl eine Gefahr für die Gesundheit und das Leben des Kindes darstellen.

Wann zum Arzt?

Drei-Monats-Koliken beim Baby sind nicht nur anstrengend für alle Beteiligten, sondern auch ein Grund für einen Arztbesuch zur Abklärung. Schreien Babys in diesem Alter exzessiv, fällt die erste Verdachtsdiagnose von Eltern und Großeltern schnell auf die Drei-Monats-Koliken, denn sehr wahrscheinlich sind sie die Ursache.

Ein Baby kann sich in diesem Alter allerdings noch nicht anders als durch Schreien ausdrücken und es ist schwierig, das Schreien immer richtig zuzuordnen. Da das Baby also nicht beschreiben kann, was ihm wehtut, sollte bei häufigem Schreien der Arzt aufgesucht werden, um die Drei-Monats-Koliken sicher zu diagnostizieren. Dann wissen die Eltern was dem Kind fehlt.

Damit allein ist es aber oft noch nicht getan. Je nach Schweregrad der Drei-Monats-Koliken, Erfahrung der Eltern mit kleinen Babys und der Lebenssituation der jungen Familie können die Symptome zu extremem Schlafmangel bei Eltern und Kind führen und für die Eltern eine psychische Belastung darstellen, der sie nicht gewachsen sind. Bei Müttern, aber auch bei Vätern sollte während der Drei-Monats-Koliken deswegen verstärkt auf depressive Anzeichen geachtet werden. Diese belasten im Ernstfall nicht nur die Eltern eines Babys, sondern haben auch für das Kind und die Bindung seiner Eltern zu ihm negative Auswirkungen.

Diagnose und Verlauf

Charakteristisch ist der zeitliche Rhythmus des Schreiens. Die Babys sind noch keine drei Monate alt, schreien mindestens drei Stunden am Tag, wobei dieser Zustand viermal pro Woche eintritt und länger als drei Wochen andauert. Werden jene Faktoren erfüllt, spricht der Mediziner eben von einer Drei-Monats-Kolik. Wichtig ist, dass im Verlauf der Diagnose die Invagination (Darmverschluss bzw. Darmeinstülpung) ausgeschlossen werden kann. Schlussendlich sorgt eine Invagination für ähnliche Symptome (die Kinder sind blass, apathisch, schreien), ist aber - im Vergleich zur Drei-Monats-Kolik - lebensgefährlich. Die Drei-Monats-Kolik stellt hingegen keine Gefahr für das Leben und die Gesundheit des Kindes dar.

Komplikationen

Die gefürchteten Drei-Monats-Koliken beim Baby sind der Grund schlechthin, warum ein Baby in seinen ersten Lebensmonaten scheinbar untröstlich ist und wie am Spieß schreit. Für die Eltern und das Baby ist das eine belastende Zeit - das Baby schreit schließlich nicht, weil es die Eltern ärgern will, sondern weil es schlimme Bauchschmerzen hat. Das Baby kann sich in dieser empfindlichen Lebensphase beim Schreien verschlucken oder sich heiser schreien, wodurch das Risiko einer Erkältung steigen kann - schließlich ist die Schleimhaut des Rachens durch das laute Schreien angegriffen.

Es kann durch das Schreien auch zu Schlafstörungen kommen, und das natürlich nicht nur beim Baby. Für die Eltern spielt bei den Drei-Monats-Koliken vor allem der Bindungsaspekt zu ihrem Kind eine erhebliche Rolle. Gerade junge Eltern und Erstlingseltern, die womöglich nicht auf Drei-Monats-Koliken eingestellt waren, tun sich in dieser Zeit oft schwer, eine liebevolle Bindung zu ihrem Baby aufzubauen, da bei all dem Stress kaum positive Gefühle möglich sind. Für Mütter und genauso auch für den Vater besteht das Risiko einer Depression, wenn sie nicht die richtige Hilfe und Entlastung bei Drei-Monats-Koliken bekommen. Auch kann es sein, dass das Drei-Monats-Koliken nicht nur oder überhaupt keine Drei-Monats-Koliken hat, sondern aus anderen Gründen schreit - die aber nicht erkannt werden, da die Drei-Monats-Koliken als Ursache angenommen werden.

Behandlung und Therapie

Es existiert keine Therapie, welche bei einer Drei-Monats-Kolik angewandt werden kann. Fakt ist: Die aufgetretenen Beschwerden, welche dafür sorgen, dass das Kind wochenlang schreit, verschwinden von selbst. Die einzige Möglichkeit der Behandlung besteht darin, dass die Eltern das Kind beruhigen. Wichtig ist, dass das Kind eine körperliche Nähe seiner Bezugsperson spürt. Mitunter können auch sanfte und äußere Reize, wie etwa leises Sprechen, gleichbleibende Rhythmen (Schaukeln, Gehen) als sogenannte Ablenkung verwendet werden, damit das Baby beruhigt wird. Mitunter mögen auch viele Kinder, dass sie öfters gestillt werden. Auch diese Variante sorgt dafür, dass das Baby beruhigt wird.

Vor allem müssen die Eltern lernen, dass sie das Kind beruhigen und nicht "verzweifeln", weil es nicht mit dem Schreien aufhört. Jene Verzweiflung spürt das Baby, sodass es weiter schreit, da es keine Beruhigung erfährt. Eine weitere Möglichkeit, die auch von Ärzten empfohlen wird, ist die Überprüfung der Lebensmittel. Besteht der Verdacht der Drei-Monats-Kolik, sollten alle Lebensmittel, welche etwaige Zusatzstoffe enthalten, weggelassen werden.

Denn wenn die Mutter stillt, gerät die aufgenommene Nahrung - über die Milch - in den Säugling. Auf Milch sollte gänzlich verzichtet werden. Anstelle von Schokolade ist es ratsam, dass Traubenzucker oder Obst gegessen wird. Mitunter können auch Soja-Produkte oder Eier Allergien hervorrufen. Tritt nach einer Ernährungsumstellung eine relativ schnelle Verbesserung der Situation ein, kann man davon ausgehen, dass es sehr wohl an der Nahrung lag.


Aussicht und Prognose

Die Drei-Monats-Koliken beim Baby tragen ihren Namen aus dem Grund, dass sie ungefähr drei Monate lang anhalten. Schon ab den ersten Lebenstagen des Babys kann es zu den gefürchteten Schreikrämpfen aufgrund starker Bauchschmerzen kommen. Bis sich der Stoffwechsel eines Babys an die Muttermilch oder an die Flaschennahrung gewöhnt hat, vergehen ungefähr drei Monate. Die Drei-Monats-Koliken müssen nicht zwingend bedeuten, dass das Baby volle drei Monate hindurch unter Bauchkrämpfen und Schreianfällen leiden wird. Manche Babys passen sich bereits früher an die Nahrung an.

Auch gibt es während der Drei-Monats-Koliken gute und schlechte Tage. An guten Tagen geht es dem Baby gut, auch wenn das noch nicht bedeutet, dass es gar keine Beschwerden mehr erleben wird. Nur an schlechten Tagen leidet es unter Bauchweh und schreit dementsprechend. Bei manchen Babys dauern die Drei-Monats-Koliken auch länger als drei Monate an, denn sie brauchen schlichtweg noch mehr Zeit, um sich an die Nahrung zu gewöhnen.

Ein Kinderarzt kann bei normalen Drei-Monats-Koliken in der Regel wenig tun, um dem Baby Linderung zu verschaffen. Zudem gibt es auch keine wirksamen sowie verträglichen Medikamente, die bei normalen Drei-Monats-Koliken schonende Abhilfe schaffen können - es sei denn, es handelt sich um schwere Fälle oder eine echte Nahrungsmittelunverträglichkeit. Viel Geduld und Fürsorge durch die Eltern sind die beste Medizin, wenn wieder Schmerzen auftreten.

Vorbeugung

Natürlich muss, damit das Baby zufrieden ist, eine sehr gute Beziehung zu seiner Bezugsperson bestehen. In weiterer Folge benötigt das Baby auch die notwendige Ruhe für seinen Schlaf. Das Baby braucht auch Muttermilch; jedenfalls solange, bis sich das eigene Verdauungssystem dahingehend entwickelt hat, dass andere Nahrungsmittel aufgenommen werden können. All jene Faktoren sorgen dafür, dass sich das Baby wohl fühlt. Treten Störungen auf, welche die Faktoren negativ beeinflussen, kann im weiteren Verlauf die sogenannte Drei-Monats-Kolik auftreten.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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