Diabetisches Fußsyndrom (Diabetischer Fuß)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Unter dem diabetischen Fußsyndrom (umgangssprachlich: diabetischer Fuß) wird eine Komplikation im Fußbereich aufgrund einer diabetischen Erkrankung (Diabetes mellitus) bezeichnet. Dabei können selbst kleine Fußverletzungen zu schlecht heilenden, chronischen Wunden und Geschwüren führen. Ursächlich ist häufig ein schlechte Blutzuckereinstellung.
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Was ist ein diabetisches Fußsyndrom (Diabetischer Fuß)?
Die meisten Menschen, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung ein diabetisches Fußsyndrom. Charakteristisch für das diabetische Fußsyndrom sind Wunden, die nicht abheilen, Durchblutungsstörungen und zum Teil Nervenschäden.
Im Endstadium kann dem Patienten meist nur die Amputation bzw. Teilamputation helfen. Im letzten Stadium der Erkrankung führt ein diabetischer Fuß zu einer Amputation. In Deutschland werden jährlich etwa 40 000 diabetische Füße amputiert.
Ursachen
Der Patient bemerkt kleine Verletzungen am Fuß aufgrund der Schmerzunempfindlichkeit nicht bzw. zu spät und ergreift keine Gegenmaßnahmen. Die ohnehin vorliegende Durchblutungsstörung lässt die Wunde am Fuß nicht oder nur sehr langsam abheilen.
Offene und schlecht heilende Wunden sind anfällig für eine Besiedelung mit Keimen; ist das geschehen, wird im weiteren Verlauf die Wunde größer und tiefer, sie frisst sich förmlich in den befallenen Fuß hinein und greift Gelenke und Knochen an und schädigt die Nerven.
Wann zum Arzt?
Anhaltend kalte Füße oder Verfärbungen der Haut an den Zehen sollten von einem Arzt untersucht werden. Durchblutungsstörungen im Fuß gehören zum Krankheitsverlauf und müssen überwacht werden. Das diabetische Fußsyndrom ist eine Erkrankung, die sich schleichend und über einen längeren Zeitraum ausbildet. Daher müssen die Symptome gut beobachtet werden.
Darüber hinaus besteht bei einem wiederkehrenden Auftreten Handlungsbedarf. Der Fuß sollte selbständig regelmäßig auf kleinere Risse, Blasen oder Verletzungen kontrolliert werden. Kommt es zu nicht erklärbaren Wunden oder der Bildung von Schrunden am Fuß, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Häufig sind die Beschwerden dadurch gekennzeichnet, dass sie ungewöhnlich lange vorhanden sind und nur langsam heilen. Daher steigt bei vorhandenen Wunden das Infektions- und Erkrankungsrisiko, das beachtet werden muss.
Gelangen Keime in den Organismus kann es in schweren Fällen zu einer Blutvergiftung kommen. Offene Wunden sind daher steril zu versorgen oder müssen ärztlich behandelt werden. Dauert der Heilungsprozess einer Wunde oder Blase über mehrere Wochen an, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Regelmäßig wiederkehrende entzündliche Prozesse am Fuß sind ebenfalls von einem Arzt abklären zu lassen. Bei Schmerzen im Fuß oder einer Veränderung der Belastung des Eigengewichts muss ein Arzt aufgesucht werden. Treten Bewegungseinschränkungen oder eine körperliche Fehlhaltung auf, wird ein Arzt benötigt.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome von Fußschmerzen:
Typisch für das diabetische Fußsyndrom ist, dass der Patient den Beginn oft nicht registriert. Sehr kleine Risse, Schrunden, Blasen oder Verletzungen werden nicht bemerkt und nicht entsprechend behandelt. Als Folge heilt die Wunde nicht ab, die verletzte Stelle wird von Keimen besiedelt und entzündet sich.
Wird der Fuß schlecht durchblutet, wird die Wunde größer und befällt sehr bald Knochen, Gelenke und Nerven. Das diabetische Fußsyndrom verläuft zunächst schmerzfrei, erst, wenn die Wunde sehr groß und tief sitzend ist, bereitet der Fuß Schmerzen und beeinträchtigt den Patienten in seinem gesamten Bewegungsablauf.
Diagnose
Für einen erfahrenen Mediziner ist die Diagnose diabetischer Fuß recht einfach zu stellen. Da der Arzt die Grunderkrankung unmittelbar aus der Krankenakte erkennt, reicht in der Regel ein Blick auf den Fuß aus, um die Diagnose diabetisches Fußsyndrom stellen zu können. Schwieriger ist es, das Stadium zu diagnostizieren, in welchem sich der diabetische Fuß befindet.
Typischerweise wird eine Einteilung in A, B, C und D vorgenommen. Im Stadium A liegt eine oberflächliche Wunde vor. Im Stadium B liegt eine Wunde mit Infektion vor, im Stadium C eine Durchblutungsstörung (Ischämie) und im Stadium D Ischämie mit Infektion. Ob eine Ischämie vorliegt, erkennt der Mediziner an einem sehr blassen, pergamentähnlichen Aussehen der Haut und an Druckstellen, die erst nach langer Zeit wieder verschwinden bzw. sich nicht wegstreichen lassen. Der Patient klagt außerdem über kalte Füße.
Komplikationen
Eine mögliche Komplikation des diabetischen Fußes sind Infektionen. Aufgrund von Sensibilitätsstörungen spürt der Betroffene Verletzungen oft nicht. Ohne regelmäßige Kontrolle können sie deshalb leicht übersehen werden und sich entzünden. Wunden heilen aufgrund der verschiedenen Diabetes-Symptome oft schlechter als bei gesunden Menschen. Infektionen sind dadurch wahrscheinlich.
Eine Infektion kann weitere Komplikationen zur Folge haben, zum Beispiel eine Blutvergiftung (Sepsis). Verschiedene Phänomene, die für Diabetes typisch sind, können zum Absterben von Gewebe führen. Das Ausmaß dieser Komplikation hängt vom Einzelfall ab. Oft sind zunächst einzelne Zehen betroffen. Eine konservative Behandlung ist nach dem Absterben eines Zehs nicht mehr möglich und er wird amputiert.
Ohne rechtzeitige Amputation können sich weitere Komplikationen entwickeln. Zum Beispiel kann das abgestorbene Körperteil faulen. Bakterien und Pilze siedeln sich auf dem Gewebe an und können zu schweren Infektionen führen, die auch den Rest des Fußes oder Beins gefährden. Bei starker Vernachlässigung oder Verwahrlosung können auch Maden oder andere Insekten die Wunde befallen. Deshalb ist beim diabetischen Fußsyndrom Hygiene auch im Allgemeinen von sehr wichtig.
Nicht immer beschränkt sich eine notwendige Amputation auf die Zehen. Je nach Einzelfall kann auch eine Amputation des Fußes, Unterschenkels oder ganzen Beins erforderlich sein. Ein Chirurg entfernt dabei so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich.
Behandlung und Therapie
Im Zentrum einer Behandlung des diabetischen Fußes steht die Wundheilung. Da in der Regel der diabetische Fuß schlecht durchblutet wird, benötigt es eine sehr lange Zeit, bis Wunden abheilen. Um Infektionen möglichst zu vermeiden, erhält der Patient begleitend ein hochdosiertes Antibiotikum, das über einen langen Zeitraum eingenommen werden muss.
Sinnvoll ist es außerdem, streng darauf zu achten, dass der Patient sich keine weiteren Verletzungen zuzieht. Sinnvoll ist es daher, sich von einem Orthopädietechniker Schuhe anfertigen zu lassen, die Blasenbildung und Druckstellen zu vermeiden helfen. Intensive Fußpflege - möglichst von einem Podologen durchgeführt – ist ebenfalls als Therapiemaßnahem angezeigt.
Podologen unterstützen die Wundheilung, in dem sie Nekrosen beseitigen, Fremdkörper entfernen und Verbände wechseln. Ist das diabetische Fußsyndrom so weit fortgeschritten, dass eine Amputation sehr wahrscheinlich wird, so kann als letzte Maßnahme eine Sauerstofftherapie versucht werden. Im letzten Stadium ist die Amputation des Fußes meist unausweichlich. Sie dient dazu, umstehendes Gewebe zu schützen und den Patienten vor starken Schmerzen zu bewahren.
Vorbeugung
Der Patient sollte möglichst weder Pflaster noch Hühneraugentapes verwenden, da diese oft ätzende Stoffe enthalten, die kleine Wunden verursachen können. Das Tragen von Strümpfen ohne Naht sowie das tägliche Wechseln der Strümpfe hilft ebenfalls, Wunden zu vermeiden. Die Reduktion von Körpergewicht entlastet den Fuß ebenfalls und wirkt sich günstigstenfalls auch auf den vorliegenden Diabetes positiv aus. Bei kleinen Verletzungen sollte der Patient sofort einen Arzt oder einen Podologen aufsuchen, um ein Ausbreiten der Wunde zu vermeiden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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