Hyposensibilisierung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Hyposensibilisierung (Desensibilisierung) ist eine Therapieform der spezifischen Immuntherapie. Meist wird sie im Volksmund als Allergieimpfung bezeichnet. Mit ihrer Hilfe wird eine Überreaktion des Immunsystems behandelt und somit Abhilfe für allergische Symptome geschaffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hyposensibilisierung?

Durch eine regelmäßige Injektion von Allergenen gewöhnt sich das Immunsystem an die Allergene. Häufig kommt es nach der Injektion zu einer Rötung oder einem Anschwellen der Haut.

Bei der Hyposensibilisierung, auch als Desensibilisierung oder Allergieimpfung bezeichnet, werden dem Patienten stetig immer höhere Dosen des Allergens verabreicht. Dadurch soll es zu einer Gewöhnung an die Allergene kommen. Dies kann langfristig eine Überreaktion des Immunsystems auf das verabreichte Allergen verhindern.

Die Sensibilisierung des Patienten auf das Allergen bleibt weitestgehend erhalten. Durch die Gewöhnung bleibt lediglich eine Reaktion des Immunsystems aus. Bei äußerst starker Belastung durch das Allergen kann jedoch eine erneute allergische Reaktion auftreten. Der Erfolg dieser Therapie wird durch eine signifikante Verringerung der Beschwerden erkannt.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete der Hyposensibilisierung:

Die Hyposensibilisierung wird bei IgE-vermittelten Allergien des Typ I als antigen-spezifische Therapie eingesetzt. Die häufigste Durchführung findet bei den allergischen Beschwerden einer saisonalen allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) statt. Darüber hinaus kommt sie bei leichten bis mittleren allergischem Asthma zum Einsatz. Die Therapie ist besonders erfolgreich, wenn das allergische Asthma auf Gräserpollen (Roggen), Beifußpollen, Hausstaubmilben, Birkenpollen (Hasel, Erle), Schimmelpilz oder Tierhaaren beruht.

In diesen Fällen kann eine deutliche Linderung der Beschwerden eintreten. Bei Insektengiftallergien ist die Therapie oftmals eine lebensrettende Maßnahme. Sie ist daher bei Allergien gegen Wespengift oder Bienengift dringend zu empfehlen. Die Hyposensibilisierung wird in den meisten Fällen angewendet, um eine besonders starke Einschränkung des Patienten in seinem täglichen Leben zu verhindern. Vor der Anwendung achtet der Arzt auf eine Notwendigkeit der Behandlung. Diese ist meist nur dann möglich, wenn es für den Patienten keine Möglichkeit gibt, das Allergen in seinem täglichen Leben zu vermeiden.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Mehrere Methoden und Verfahren der Hyposensibilisierung haben sich aufgrund mangelnder Wirksamkeit in Deutschland nicht etabliert. Dazu zählt beispielsweise die nasale Hyposensibilisierung. Praktiziert werden aktuell drei verschiedene Verfahren beim Menschen. Diese sind die orale Immuntherapie, die sublinguale Therapie und die subkutane Immuntherapie. In der Veterinärmedizin ist die Behandlung ebenfalls möglich und beruht auch auf diesen Therapieansätzen. Zusätzlich gibt es bei Pollenallergien die Möglichkeit einer Kurzzeit-Immuntherapie. Diese wird ebenfalls als Rush-Immuntherapie bezeichnet.

Was muss der Patient beachten?

Vor einer Hyposensibilisierung sollte der Patient darauf achten, sich möglichst wenigen Allergenen auszusetzen. Durch die hohe, genau berechnete Dosierung konzentrierter Allergene wird der Körper einer hohen Belastung ausgesetzt. Deshalb darf der Körper während der Behandlung nicht bereits allergische Symptome aufweisen. Patient und Arzt müssen sich auf einen Termin außerhalb der Saison des Allergens einigen. Hierbei müssen jedoch auch sämtliche anderen Allergien des Patienten beachtet werden. Deshalb bietet sich für die meisten Patienten ein Therapiebeginn während der Wintermonate besonders an.

Sowohl während als auch direkt nach der Therapie sollte der Patient vorsichtig im Umgang mit Allergenen sein. Neben dem Schutz vor den Reaktionen auf das behandelte Allergen besteht eine erhöhte Anfälligkeit auf alle anderen Allergene. Sollte für den Patienten also eine Vermeidung sämtlicher bestehender Allergien nicht möglich sein, ist es erforderlich, eine Hyposensibilisierung gegen alle unvermeidbaren Allergien gleichzeitig durchzuführen. Bei Kindern gibt es jedoch noch eine Voraussetzung zu beachten. Die sublinguale Immuntherapie mit Tabletten ist für Kinder erst ab einem Mindestalter von fünf Jahren zugelassen.

Wie läuft die Behandlung ab?

Die orale Immuntherapie wird hauptsächlich bei Allergien gegen Nahrungsmittel eingesetzt. Hier wurden deutliche Erfolge gegen eine Allergie auf Milch, Hühnereier oder Erdnüsse erzielt. Hierbei findet die Einnahme der Allergene oral statt. Diese Form der Immuntherapie dauert drei Jahre an und erfordert regelmäßige Arztbesuche. Bei der sublingualen Immuntherapie findet eine tägliche Einnahme von Tropfen oder Schmelztabletten statt. Diese werden direkt unter der Zunge (sublingual) verabreicht.

Während der drei Jahre andauernden Therapie kann der Patient die Tabletten täglich ohne ärztliche Aufsicht einnehmen. Zu Beginn nimmt der Patient nur eine geringe Dosis an Allergenen ein. Diese wird jedoch bereits nach wenigen Tagen auf die Erhaltungsdosis angehoben. Der Vorteil dieser Methode besteht in der Einfachheit der Medikamenteneinnahme von Zuhause. Hierbei ist zu beachten, dass die Einnahme von Tabletten die Wirksamkeit der Einnahme von Tropfen deutlich übersteigt. Aktuell sind diese Tabletten jedoch nur für eine Gräserallergie erhältlich.

Die subkutane Immuntherapie muss jedoch vom Facharzt (Allergologe) selbst durchgeführt werden. Hierbei werden dem Patienten in Abständen von vier bis sechs Wochen Spritzen verabreicht, um die erwünschte Gewöhnung zu erzielen. Bei dieser Methode wird ebenfalls zu Beginn eine besonders geringe Dosis injiziert. Diese steigt jedoch binnen weniger Tage auf die Erhaltungsdosis an. Erst danach liegen zwischen den verabreichten Spritzen die besagten 4 bis 6 Wochen. Auch diese Methode dauert drei Jahre an. Bei jeder der drei Methoden findet im Anschluss an die drei Jahre eine Nachuntersuchung statt. Bei dieser wird der Patient auf die aktuelle Schwere seiner Allergien geprüft, um den Grad der Besserung festzustellen.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten einer Hyposensibilisierung können sich stark unterscheiden. Sie hängen in besonderem Maße von den verwendeten Präparaten ab. Auch die Anwendung unterschiedlicher Methoden bei der Hyposensibilisierung wirkt sich stark auf die Höhe der Gesamtkosten aus. Grundsätzlich werden die Kosten jedoch von den Krankenkassen vollständig übernommen. Eine Eigenleistung ist daher in der Regel nicht notwendig. Auch bei privat versicherten Patienten wird die Hyposensibilisierung in den meisten Fällen von der Krankenkasse übernommen.


Risiken und Komplikationen

Bei einer Hyposensibilisierung kommt es nur selten zu Nebenwirkungen oder Komplikationen. Durch die Verabreichung hoher Konzentrationen an Allergenen können beim Patienten allergische Reaktionen durch die Therapie auftreten. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, dass der Patient keinen anderen Allergenen während der Behandlung ausgesetzt ist.

Die Komplikationen beschränken sich jedoch ausschließlich auf die üblichen allergischen Reaktionen. Das Risiko einer Hyposensibilisierung ist deshalb besonders gering. Sofern die Therapie ordnungsgemäß durchgeführt wird und der Patient eine außerplanmäßige Belastung durch andere allergische Stoff vermeidet, verläuft die Hyposensibilisierung ohne jegliche Komplikationen. In sehr seltenen Fällen können Erschöpfungserscheinungen und Müdigkeit als Nebenwirkungen auftreten.

Quellen

  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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