Ciguatera-Fischvergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fischvergiftungen sind sehr unangenehm und gefährlich und auch die Ciguatera-Fischvergiftung bildet da keine Ausnahme. Durch einen Biss in den falschen Fisch kann die Ciguatera-Fischvergiftung ausbrechen und der Traumurlaub zum Horrortrip werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Ciguatera-Fischvergiftung?

Selbst sorgfältiges Anbraten und Grillen des Fisches kann nicht vor einer Ciguatera-Fischvergiftung schützen. Erbrechen, Bauchschmerzen und Übelkeit sind typische Symptome einer Fischvergiftung.

Die Ciguatera-Fischvergiftung ist eine neurotoxische, also die Nerven angreifende Fischvergiftung, die ausschließlich in tropischen Meeresgebieten im Indischen Ozean, dem Pazifik und der Karibik vorkommt. Ihr Name leitet sich aber nicht von einem Fisch, sondern von der spanischen Bezeichnung für eine in der Karibik vorkommende Schneckenart namens "cigua" ab, die man lange Zeit als Auslöser vermutet hat. Sie ist mit ca. 10.000 bis 50.000 Fällen jährlich die häufigste Fischvergiftung der Welt und wird durch Fische verursacht, die im Normalfall nicht giftig sind und nur durch das Fressen von infizierten Geißeltierchen das Gift in sich aufnehmen.

Da die vergifteten Fische selbst keinerlei äußerliche Anzeichen für ihre Kontamination aufweisen und das Gift auch durch starkes Erhitzen wie etwa beim braten oder grillen nicht zerstört wird, zählt die Ciguatera-Fischvergiftung zu den heimtückischsten Vergiftungen.

Ursachen

Hervorgerufen wird die Ciguatera-Fischvergiftung durch den Verzehr eines mit Gift infizierten Fisches. Somit liegt eine passive Vergiftung vor, da das Gift nicht direkt - etwa durch einen Biss oder einen Stich - injiziert wird, sondern indirekt über die Nahrung in den Blutkreislauf gelangt.

Die aufgenommenen Giftstoffe sind einerseits die nach der Vergiftung benannten Ciguatoxine sowie die Maitotoxine, die beide zu den stärksten Giftstoffen überhaupt gehören. Beide Giftstoffe wirken direkt auf die Nervenzellen und verhindern dort die Weiterleitung von elektrischen Signalen, wodurch die Nerven nicht mehr richtig arbeiten können. Anders als bei anderen Fischvergiftungen ist bei der Ciguatera-Fischvergiftung also wirklich Gift die Ursache für die Erkrankung und keine Bakterien oder Viren.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Ciguatera-Fischvergiftung:

Erste Symptome der Ciguatera-Fischvergiftung können bereits knapp eine Stunde nach dem Verzehr des vergifteten Fisches auftreten, spätestens aber nach 30 Stunden. Die ersten Symptome beschränken sich auf den Magen-Darm-Trakt und äußern sich in starken Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Als Begleiterscheinungen können zudem Muskelschmerzen, erweiterte Pupillen, Schlaflosigkeit, juckende Hautausschläge sowie heftige Schweißausbrüche auftreten.

Wenige Stunden später treten dann neurologische Symptome auf. Dazu zählen neben einem Gefühlsverlust und einem Taubheitsgefühl in Mund- und Rachenbereich sowie Händen, Füßen und Gesicht, dass auch von einem starken Kribbeln begleitet werden kann, die für diese Form der Vergiftung charakteristische Umkehr des Wärme- und Kälteempfindens. Das heißt, dass kalte oder kühle Dinge wie etwa kalte Getränke oder ein frischer Windzug als unangenehm heiß empfunden werden und warme Luft im Kehrschluss als kalt.

Im weiteren Verlauf kann es zu Herzrasen und einem sehr niedrigen Blutdruck kommen, der mitunter lebensbedrohlich sein kann. Während die Magen-Darm-Probleme meist nach ein bis zwei Tagen wieder verschwinden, können die neurologischen Symptome oft über Wochen und Monate anhalten. In Ausnahmefällen kann eine Ciguatera-Fischvergiftung auch tödlich enden.

Diagnose

Da die Symptome der Ciguatera-Fischvergiftung in der Regel schon kurz nach Verzehr des vergifteten Fisches auftreten und die Vergiftung in den Regionen, in denen die Vergiftung auftreten kann, sehr bekannt ist, fällt eine Diagnose zumeist leicht. So wird in der Regel schon nach einem kurzen Gespräch mit dem behandelnden Arzt klar, um was für eine Vergiftung es sich handelt. Einhundertprozentige Sicherheit, dass es sich um eine Ciguatera-Fischvergiftung handelt, kann allerdings nur eine Analyse in einem Speziallabor liefern.

Komplikationen

Die Beschwerden der Ciguatera-Fischvergiftung treten in den meisten Fällen direkt nach einigen Stunden nach dem Verzehr des Fisches auf. Es kommt zu einer starken Übelkeit, die mit Erbrechen begleitet wird. Ebenfalls leidet der Patient an Durchfall und Fieber. Die Region des Bauches und des Magens schmerzt stark, wobei auch die Extremitäten von den Schmerzen betroffen sein können. Durch den andauernden Durchfall leiden die meisten Betroffenen auch an Schlafbeschwerden.

Weiterhin kommt es zu Lähmungen oder zu Taubheitsgefühlen in verschiedenen Regionen des Körpers, wobei auch das typische Kribbeln in den Extremitäten auftreten kann.

Auch die Temperaturwahrnehmung ist stark gestört. Meistens kommt es durch die Ciguatera-Fischvergiftung nicht zu weiteren Komplikationen, da die Krankheit relativ gut behandelt werden kann.

In schwerwiegenden Fällen halten die Symptome allerdings über einen langen Zeitraum an und können dabei im schlimmsten Falle auch zum Tode führen. Dieser Fall tritt allerdings nur selten und ohne Behandlung auf. Die Behandlung erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten oder durch die Entleerung des Magens. Dabei kommt es in der Regel zu keinen weiteren Beschwerden.

Behandlung und Therapie

Bei der Behandlung der Ciguatera-Fischvergiftung besteht das Ziel vor allem darin, die Symptome der Vergiftung zu lindern und das Gift so schnell wie möglich aus dem Körper zu bekommen.

Zu diesem Zweck werden dem Betroffenen Infusionen verabreicht, um den Flüssigkeitsverlust, der durch das Erbrechen und dem Durchfall entstanden ist, auszugleichen.

Zusätzlich wird der Zuckeralkohol Mannit verabreicht, der die Urinausscheidung anregt und so das Gift schneller aus dem Körper spült. Ist der Verzehr des Fisches erst kurze Zeit her, kann zu demselben Zweck auch der Magen ausgepumpt werden. All diese Maßnahmen sind in diesem Zusammenhang notwendig, da es kein Gegengift für die bei der Ciguatera-Fischvergiftung wirkenden Gifte gibt.


Vorbeugung

Einer Ciguatera-Fischvergiftung kann am besten durch den konsequenten Verzicht auf das Essen von Fisch in jenen Regionen, in denen die Vergiftung vorkommen kann, vorgebeugt werden. Dies gilt vor allem für das besonders risikoreiche Frühjahr, in dem die Vergiftung am häufigsten auftritt. Ein anderer Schutz vor einer Ciguatera-Fischvergiftung wie etwa ein Impfstoff existiert nicht.

Zwar ist die Ciguatera-Fischvergiftung in ihrer Entstehung sehr heimtückisch, doch dafür in ihrer Ausformung umso eindeutiger, was eine Diagnose und schnelle Behandlung zum Glück sehr einfach macht.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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