Blähungen beim Baby

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Blähungen beim Baby können mitunter vorkommen. Sie kommen zumeist durch hastiges Trinken oder Atmen zustande.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Blähungen beim Baby?

Blähungen sind für das Baby meist mit starken Bauchschmerzen verbunden.

Unangenehme Blähungen (Flatulenz) treten bereits bei Säuglingen auf. Unter Blähungen wird die Entstehung von Luft und Gasen in der Bauchregion verstanden. Diese können Bauchschmerzen hervorrufen, die mehrere Stunden andauern. Oftmals treten die Beschwerden etwa 30 Minuten nach der letzten Mahlzeit auf. Halten die blähenden Bauchschmerzen über längere Zeit an, ist auch von einer Drei-Monats-Kolik die Rede. Es gibt jedoch einige Möglichkeiten, gegen die lästigen Beschwerden vorzugehen oder ihnen vorzubeugen.

Ursachen

Bei den meisten Babys kommt es zu Blähungen, weil sie zu hastig trinken. Außerdem verschlucken sie dabei Luft, was in größeren oder kleineren Mengen vorkommen kann. Gemeinsam mit der verzehrten Milch gelangt die Luft in den Magen. Der Kontakt zwischen Milch und Luft führt zur Entstehung eines feinblasigen, zähen Schaums. Da der Verdauungstrakt des Babys noch nicht so funktionstüchtig wie im Normalfall ist, löst sich der Schaum oftmals nicht auf und wird weiter zum Darm transportiert. Dort angekommen können die Schaumblasen kolikartige Druckschmerzen hervorrufen.

Ein weiterer möglicher Grund für das Entstehen von Blähungen sind Unverträglichkeiten von Gluten (Zöliakie) oder Milchzucker aufgrund eines Laktasemangels. Aber auch Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse wie eine Pankreasinsuffizienz gelten als Auslöser der Beschwerden, da sie zur Bildung von Gasen im Darmtrakt beitragen.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Blähungen können dem Baby sehr starke Schmerzen bereiten. Schrilles Schreien, Überstrecken oder ein Kind, was sich nicht mehr ablegen lässt, sollte Eltern im Zusammenhang mit Blähungen beim Baby vorsichtig werden lassen. Werden die Gase im Bauchraum nämlich zu stark, kann Atemnot die Folge sein.

Deswegen sollten Eltern bei Blähungen auch vorsichtig den Bauch beobachten. Zeigt das Kind starke Gegenwehr beim sanften Betasten des Bauches oder fühlt sich dieser hart und prall an, spricht man auch von so genannter Abwehrspannung. Ein vorsichtiges Andrücken der angewinkelten Beine in Richtung Bauch wird bei leichten Blähungen von vielen Kindern als angenehm empfunden.

Wehrt das Baby sich aber nun stark gegen diesen Druck in Richtung Bauchraum, spricht dies für einen aufgegasten Bauch und starkes Schmerzempfinden. Diese Symptomatik sollte dem Kinderarzt vorgestellt werden. Üblicherweise lassen leichte Blähungen sich beispielsweise mit entschäumenden Tropfen gut behandeln und der aufgeblähte Bauch sollte damit auch rasch zur Ruhe kommen.

Halten Blähungen aber über Stunden an oder werden gar stärker, ist ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein Baby zur Verstopfung neigt. Nach Tagen ohne Stuhlgang können starke Blähungen Anzeichen eines beginnenden Darmverschlusses sein. Dieser bedarf unbedingt sofortiger medizinischer Hilfe.

Diagnose und Verlauf

In den meisten Fällen lassen die Blähungen des Babys von selbst wieder nach. So wachsen die Kinder mit der Zeit und bewegen sich mehr, wodurch die Phase der Blähungen ihr Ende findet. Leidet das Kind jedoch beträchtlich unter den Beschwerden und treten diese jeden Tag auf, ist es ratsam, sich an einen Kinderarzt zu wenden. Es wird empfohlen, einen Arzt aufzusuchen, wenn regelmäßig nach dem Essen Schreiattacken auftreten, das Kind sich weigert zu trinken, der Stuhlgang extrem fest ist oder eine schaumiger schaumige und flüssige Konsistenz hat.

Auch wenn das Baby nicht an Gewicht zulegt, gilt dies als Grund zur Sorge. Hinter den krampfartigen Bauchschmerzen können sich mitunter ernsthafte Beschwerden verbergen. Je jünger der Säugling, desto schneller sollte ein Kinderarzt zu Rate gezogen werden. Zu Beginn der Untersuchung erkundigt sich der Arzt, ob das Kind unter Vorerkrankungen leidet, weitere Beschwerden auftreten und ob bestimmte Medikamente eingenommen werden.

Auch die Ernährung und die Lebensgewohnheiten des Babys sind für ihn von Interesse. Im Anschluss wird eine gründliche körperliche Untersuchung des Kindes durchgeführt. Dabei tastet der Arzt dessen Bauch ab und horcht ihn mit seinem Stethoskop ab. Wenn es erforderlich ist, kann auch eine Abtastung des Enddarms erfolgen. Falls nötig, finden weitergehende Untersuchungen statt. Dazu gehören u. a. eine Ultraschalluntersuchung, eine Untersuchung von Stuhl und Urin, eine Blutuntersuchung sowie ein Nahrungsmittel-Unverträglichkeitstest.

Komplikationen

Auch wenn Blähungen beim Baby in der Regel harmloser Natur sind, kann die Intensität solcher Blähungen dem Kind schwer zu schaffen machen. Blähungen können so schmerzhaft für den Säugling sein, dass schrille Schreizustände als Komplikation auftreten können. Um dem Kind die Schmerzen zu nehmen, empfiehlt sich im Aktfall die regelmäßige Gabe von entschärfenden Mitteln in zeitlich kurzen Abständen. So werden die Gase im Bauchraum reduziert und kolikartige Schmerzen sollten nachlassen.

Wenn Babys aufgrund von Blähungen sehr viel schreien, kann es zu einem Teufelskreis kommen. Durch das ständige Schreien schlucken die Kinder sehr viel Luft. Diese wiederum führt zu noch stärkeren Blähungen und damit zu noch stärkerem Unwohlsein. Um solchen Komplikationen vorzubeugen, sollten Eltern bei andauernden Blähungen weitere Diagnostik betreiben lassen, um eine Grundursache herauszufinden. Bis zu einem Ergebnis können Tropfen, die der Milch beigemischt werden, oder auch spezielle Zäpfchen helfen, die Blähungen abklingen zu lassen und Winde abgehen zu lassen.

Behandlung und Therapie

Um gegen Blähungen vorzugehen, gibt es einige Therapiemöglichkeiten. So besteht die Option, Medikamente zu verabreichen, von denen die überschüssige Luft innerhalb des Darms gebunden wird. Auf diese Weise verringert sich der Druck im Darm. Die meisten Arzneimittel enthalten pflanzliche Inhaltsstoffe. Besonders bewährt gegen Blähungen haben sich die Substanzen Sab Simplex und Lefax. Diese Mittel nimmt das Kind mehrfach am Tage ein, was in der Regel nach den Mahlzeiten erfolgt. Allerdings behandeln diese Medikamente lediglich die Symptome, während die Ursache der Beschwerden bestehen bleibt.

Wird eine Laktoseintoleranz als Auslöser der Blähungen festgestellt, kann die Zufuhr des fehlenden Enzyms Laktase eine Linderung bewirken. Entsprechende Präparate erhält das Kind vor seinen Mahlzeiten. Auch bestimmte Hausmittel können sich lindernd auf die Blähungen auswirken. Zu den bewährten Mitteln gehören Kümmelpräparate. Sie lassen sich als Tropfen, Kapseln oder Tees verabreichen.

Sogar die Einnahme von reinen Kümmelkörnern ist möglich. Dazu geben die Eltern dem Kind einen Teelöffel mit Kümmel, der anschließend mit Wasser heruntergespült wird. In der Regel tritt die lindernde Wirkung nach etwa 10 bis 30 Minuten ein. Ebenfalls als hilfreich gegen die Gasbildung innerhalb des Darms gilt Fenchel. Dieser lässt sich in Form von Tropfen oder Tee verabreichen. Außerdem gibt es auch Kombinationsmittel aus Fenchel und Kümmel.

Sind die Blähungen der Nebeneffekt einer Verstopfung, die durch einen chronischen Mangel an Flüssigkeit hervorgerufen wird, ist drauf zu achten, dem Kind pro Tag 2 bis 3 Liter Flüssigkeit zuzuführen.


Aussicht und Prognose

Blähungen beim Baby sind zwar sehr unangenehm, an sich aber meistens nicht gefährlich. Sie ebben nach einer kurzen Zeit des Unwohlseins wieder ab, wobei diese einige Stunden oder wenige Tage anhalten können. Das hängt davon ab, woraus die letzte Nahrung des betroffenen Babys bestand und wie ausgereift der Verdauungstrakt bereits ist. Auch der allgemeine Gesundheitszustand spielt eine Rolle.

Blähungen beim Baby sind meist nur in den ersten Lebensmonaten ein Problem. Während der ersten drei Monate können sie sich allerdings zur bekannten Drei-Monats-Kolik weiter entwickeln, die für das Baby sehr schmerzhaft und für alle Beteiligten extrem anstrengend ist. Jedoch ist auch hier eine positive Prognose zu nennen. Bekommt das Baby später noch Blähungen, kann es schon helfen, die Nahrung zu wechseln oder ihm wieder Babybreie zu füttern, die es schon besser vertragen hat. Die Verträglichkeit neuer Nahrung entwickelt sich oft erst später - es spricht aber nichts dagegen, neue Nahrung trotz Blähungen beim Baby immer wieder anzubieten, bis sie vertragen wird.

Ältere Babys kommen zudem immer besser mit Blähungen zurecht. Mit dem ersten Lebensjahr treten sie schon kaum noch auf und die Nahrung wird nicht nur besser vertragen, sondern das Kind kann auch mehr Lebensmittel ohne Probleme zu sich nehmen. Treten auch nach dem ersten Lebensjahr noch starke Blähungen auf, sollte ein Kinderarzt hinzugezogen werden, da dann als Ursache eine Unverträglichkeit dahinter stecken kann. Wird die Unverträglichkeit in der Lebensmittelwahl berücksichtigt, treten keine Blähungen mehr auf.

Vorbeugung

Zur Vermeidung von Blähungen sind einige Vorbeugemaßnahmen empfehlenswert. Bekommt das Baby sein Fläschchen, wird empfohlen, es ihm nicht im Liegen zu verabreichen, sondern in einer aufrechten Position. Dabei gilt es außerdem, auf die Neigung der Flasche zu achten. So sollte die Milch die Luft aus dem Sauger komplett verdrängen. Überaus wichtig zur Vorbeugung gegen Blähungen ist das Machen eines Bäuerchens nach jeder Mahlzeit.

Interessanterweise treten Blähungen bei Babys, die die Brust der Mutter bekommen, seltener auf, als beim Erhalt der Nahrung durch die Flasche. So lässt sich dabei der Milchfluss besser kontrollieren. Außerdem wird langsamer gesaugt, wodurch weniger Luft in den Körper gelangt.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Schellenberg, I. et al.: Kinderkrankheiten von A-Z: Wo Naturheilverfahren wirken - wann Schulmedizin nötig ist, 2. Auflage, TRIAS, 2012
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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