Antiseptika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antiseptika sind desinfizierende Mittel, die verschiedene Bakterien, Viren und Pilzsporen abtöten. Eingesetzt werden sie in der Behandlung frischer Wunden zum Wundschutz und zur Infektionsprophylaxe.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antiseptika?

Das Antiseptikum ist ein Mittel zur Vermeidung einer Sepsis, also einer Wundinfektion. Frische oder offene Wunden sind anfällig für Infektionskrankheiten, da sie Wärme und Feuchtigkeit sowie den direkten Zugang zum Körper und damit zu Nährstoffen bieten. Eine Sepsis kann je nach Art des Erregers und Größe der Wunde sowie Gesundheitszustand es Patienten lebensgefährlich werden.

Antiseptika unterscheiden sich von Antibiotika dadurch, dass sie nicht im Körperinneren wirken können wie ein Antibiotikum. Auch als Desinfektionsmittel sind sie nicht zu verstehen, da sie Mikroorganismen direkt an der Wunde töten und nicht auf einem unbelebten Gegenstand wie etwa einem medizinischen Skalpell. Antiseptika lassen sich in verschiedene Stoffgruppen aufteilen, am bekanntesten sind sicherlich Jod und Alkohole. Wichtigste Anforderung an ein Antiseptikum ist ein breites Wirkungsspektrum gegen verschiedenste Erreger, ohne den Patienten dadurch zu schädigen.

Wirkung und medizinische Anwendung

Hauptsächlich wirken Antiseptika bakteriozid, bakteriostatisch, fungizid oder fungiostatisch: das heißt, sie töten Bakterien und Pilze ab oder schädigen sie in ihrem Zellstoffwechsel, sodass keine Infektion mehr stattfinden kann. Seltener schützen Antiseptika auch vor Viren, da diese an Wundinfektionen auch selten beteiligt sind. Häufig werden Antiseptika in flüssiger Form gehandelt, da sie damit leichter aufzutragen sind und die Wunde bestenfalls dafür nicht berührt werden muss. Das wäre schmerzhaft und könnte das Infektionsrisiko steigern.

Bestenfalls kann das in Frage kommende Antiseptikum sofort nach Entstehung der Wunde aufgebracht werden, dann ist es am wirksamsten. Die meisten Antiseptika sorgen für den Abbau von Proteinen von Krankheitserregern (Denaturierung), verändern die Oberflächenspannung von Krankheitserregern und zerstören sie dadurch oder greifen anderweitig in ihren Zellstoffwechsel ein, wodurch diese absterben. Dabei ist allerdings zu beachten, den Schaden für den Patienten so gering wie möglich zu halten. Durch die Auftragung des Antiseptikums auf der Haut nimmt er den Stoff mit auf und die Haut könnte durch die Wirkung des Antiseptikums beschädigt werden.

Formen und Gruppen

Zu den bekannten Antiseptika, die auch frei verkauft werden dürfen, gehören Alkohole und Jod. Beide haben jedoch den Nachteil, auf offenen Wunden zu brennen, wodurch sie signalisieren, dass sie wirksam aufgetragen wurden. An Alkoholen kommen Ethanol, Hexanol, Isopropanol und n-Propanol in Frage, Jod wird meist als braune Tinktur aufgetragen. Weitere Antiseptika stammen aus der Gruppe der Ammonium-, Quecksilber- oder halogenierten Verbindungen oder sind Chinolin- Benzochinon- oder Phenolderivate. Neben diesen Gruppen gibt es Kombinationspräparate mit verschiedenen Wirkstoffen oder mit pflegenden Inhaltsstoffen, da etwa Alkohole die Fettschicht der Haut schädigen und ihr damit ihren natürlichen Schutz nehmen können.

Dosierung

Ein Antiseptikum wird tropfenweise auf kleine Wunden gegeben. Ein Signal dafür, dass es auf der Wunde angekommen ist, ist gerade bei Alkoholen und Jod das charakteristische Brennen. Normalerweise verschwindet dieses nach wenigen Minuten. Einige moderne Antiseptika brennen bereits gar nicht mehr, enthalten dafür aber oft andere Wirkstoffe. Bei größeren Wunden dürfen Antiseptika auch reichlicher und großflächiger aufgetragen werden, etwa rund um die Wunde herum. Während sie auch bei größeren Wundflächen tröpfchenweise aufgetragen werden, können sie am Rand mit einem Wattestäbchen verstrichen werden. Vor Operationen wird die Schnittfläche vorher markiert und mit reichlich Antiseptikum eingerieben, da an diesen Stellen die Infektionsgefahr auch erhöht ist.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Kurz nach der Entdeckung der Antibiotika wurden Antiseptika einige Zeit von diesen abgelöst. Antibiotika wären zwar wirksamer und gezielter in ihrem Einsatz, allerdings kann es durch zu häufige Gabe von Antibiotika auch zu Resistenzen kommen. Seitdem das bekannt wurde, werden Antiseptika wieder vermehrt zur Versorgung von Wunden und in der Prophylaxe eingesetzt. Sofern sich eine Wunde nicht schon entzündet hat und hygienisch mit ihr verfahren wird, genügt ein Antiseptikum meistens auch zur Vorbeugung.

Bei kleinen, ungefährlichen Wunden bieten sich auch Wundcremes an, die nur kleine Anteile an Antiseptika enthalten, dafür aber der Haut Nährstoffe liefern, mit denen sie die Wunde verschließen kann. Natürliche Alternativen sind leicht antibakteriell wirkende Naturprodukte wie Honig. Sie verhindern zwar keine Wundinfektion so intensiv wie ein Antiseptikum, können aber im Einzelfall wie bei rissigen Lippen Abhilfe leisten.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Antiseptika sind in der Regel ungefährlich - wichtig ist jedoch die Einhaltung der Dosierung. Insbesondere Alkohole können die Haut an der behandelten Stelle austrocknen, was wiederum nicht zur Wundheilung beiträgt und die Haut eher anfälliger für Infektionen macht. Typisch für Antiseptika ist das leichte Brennen an der Wunde, das durch den direkten Kontakt mit der offenen Wundfläche entsteht.

Es vergeht zwar nach wenigen Minuten, kann die Behandlung von Kindern aber durchaus erschweren. Moderne Antiseptika sind meist nicht mehr giftig, frühere Produkte waren das jedoch teilweise - falls ein solches Produkt noch im Apothekenschrank steht, sollte es lieber durch ein zeitgemäßes Antiseptikum ersetzt werden.

Abschließend muss die Wundheilung natürlich laufend beobachtet werden, um entweder das Antiseptikum abzusetzen, falls es nicht mehr erforderlich ist, oder aber eine Wundinfektion rechtzeitig zu erkennen und den Arzt zu konsultieren.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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