Zwerchfellhernie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Zwerchfellhernie (Zwerchfellbruch) ist die Verlagerung von Bauchorganen in den Brustkorb. Dieses Austreten geschieht durch eine Lücke oder funktionelle Schwachstellen im Zwerchfell. Magen, Darm, Leber und Milz können so in die Brusthöhle wandern. Ist ein solcher Durchbruch angeboren, handelt es sich um eine Fehlbildung. Bei einer erworbenen Zwerchfellhernie steigt zumeist nur der Magen nach oben den Brustkorb und legt sich neben die Speiseröhre. Deren Verlauf durch die schlitzförmige Zwerchfellöffnung macht diese Verlagerung oft erst möglich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Zwerchfellhernie?

Werden die verrutschten Organe mit Bauchfell überzogen, handelt es sich um einen sogenannten Bruchsack (echte Hernie). In der Regel bildet sich bei angeborenen Hernien kein Bruchsack aus. Sie kommen statistisch bei zwei bis fünf von 10.000 Geburten vor. ie Entwicklung des Zwerchfells eines Embryos liegt in der 8. bis 10. Schwangerschaftswoche.

Wird dieser Prozess gestört, können danach die Bauchorgane durch ein Loch im Zwerchfell in den Brustkorb wandern. Bei einer rechtsseitigen Zwerchfellhernie liegen oftmals Teile des Magens und der Leber im Brustbereich. Links sind es gewöhnlich Magen, Darm, Milz und eventuell Leberanteile. Da diese Organe oder Organteile ihren Platz im Brustkorb einnehmen, behindern sie im Fall eines Zwerchfellbruchs die Entwicklung der kindlichen Lunge im Mutterleib. Sie kann in der Folgezeit nicht so wachsen wie im Fall einer normalen Entwicklung. Außerdem kommt es in der Lunge unter Umständen zu Fehlbildungen der Gefäße, die bei dem geborenen Kind dann zu Kreislaufschwächen führen können. In seltenen Ausnahmen wird aufgrund der Zwerchfellhernie sogar das Herz in seiner Entwicklung gehemmt.

Ursachen

  Der Ultraschall ermöglicht von der 18. Schwangerschaftswoche an eine aufschlussreiche Darstellung eines angeborenen Zwerchfellbruchs. Den detaillierten Umfang einer möglichen kindlichen Lungenschädigung im Mutterleib vermögen aber erst weitere Untersuchungen aufzuzeigen, zum Beispiel die Kernspintomographie. Diese finden in einem spezialisierten klinischen Zentrum statt, damit möglichst genaue Prognosen für das Überleben des Kindes sowie die Art und Weise der notwendigen Erstversorgung herausgefunden werden können. Das Neugeborene wird mit Atemnot zu kämpfen haben und unter einer Bauchmulde (Kahnbauch) leiden. Wenn die Zwerchfellhernie rechtzeitig erkannt worden ist, wird auch die Entbindung des gefährdeten Kindes in Kooperation mit einer Spezialklinik geplant.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Zwerchfellhernie:

Unter ganz besonderen Bedingungen wird dem noch ungeborenen Kind ein kleiner Ballon in die Luftröhre eingesetzt, um das Entfalten der Lunge zu fördern. Dies gelingt, indem ein Abfließen der für das Wachstum wichtigen Lungenflüssigkeit in das Fruchtwasser verhindert wird. Einzelne Spezialkliniken haben nach eigenen Angaben mit diesem Verfahren des zeitweiligen Luftröhrenverschlusses die Überlebenschancen gefährdeter Babys von 30 auf 70 bis 80 Prozent erhöhen können. Der Ballon wird nach zwei bis maximal vier Wochen wieder sicher entfernt. Die Geburt selbst erfolgt in diesen Fällen meist per Kaiserschnitt.

Diagnose

Das Kind kommt sofort nach der Entbindung in einen Inkubator, wird notfalls beatmet und per Magensonde versorgt. So soll umgangen werden, dass Luft in diejenigen Teile von Magen und Darm gelangt, die im Brustkorb lagern. Sie würden sonst noch mehr Platz beanspruchen und die Atmungsaktivitäten der Lunge weiter einschränken. In jedem Fall wird das Baby auf der Intensivstation für Neugeborene betreut.

Zunächst wird die Lungenfunktion auf ein stabiles Niveau gebracht, ehe Experten an die Planung der weiteren Schritte zum Überwinden der Zwerchfellhernie gehen. Die Ärzte müssen berücksichtigen, dass es dem Baby vorübergehend einige Stunden besser gehen kann („Honeymoon-Phase“), sich dann aber die Probleme mit der Atmung und dem Kreislauf möglicherweise wieder vergrößern. Davon unabhängig wird es in der folgenden Operation darum gehen, die verlagerten Organe in den Bauchraum zurück zu schieben.

Die Lücke im Zwerchfell wird verschlossen. Reicht dafür das Vernähen der Zwerchfellmuskeln nicht aus, wird geeignetes fremdes Material eingesetzt. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Teile der Bauchwandmuskulatur für den Verschluss der Zwerchfellöffnung zu verwenden. Wenn die Bauchhöhle nicht genügend Raum für die rückverlagerten inneren Organe bietet, wird diese gleichfalls mit geeigneten Materialien verschlossen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder entfernt werden können.

Behandlung und Therapie

Ein Bruch des Zwerchfells als des größten Atemmuskels des menschlichen Körpers kann auch im Jugend- und Erwachsenenalter erworben werden. Oft entsteht er dort, wo die Speiseröhre zwischen Bauch und Brust durchtritt (Hiatushernie). Die dort mögliche Gewebeschwäche kann bei starker mechanischer Belastung, zum Beispiel durch Stürze oder Schläge, zum Zwerchfellriss (Ruptur) führen. Als Extremvariante einer Zwerchfellhernie gilt gleichfalls die komplette Verlagerung des Magens vom Bauchraum in die Brusthöhle.

Dann werden Herz- und Lungenfunktion massiv behindert; es entsteht oft unmittelbare Lebensgefahr. Erfolgreich zu beheben ist eine Zwerchfellhernie in den meisten Fällen nur mittels einer Operation. Vergleichbar mit einem solchen Eingriff bei Kleinstkindern werden bei Jugendlichen und Erwachsenen verlagerte Organe der Eingeweide ebenfalls wieder in die Bauchhöhle zurückgebracht. Darüber hinaus werden sie durch Vernähungen daran gehindert, sich erneut nach oben zu verlagern. Diese komplexe Operation erfolgt ausschließlich unter Vollnarkose des Patienten.


Vorbeugung

Um eine wiederkehrende Zwerchfellhernie zu verhindern, werden mehr oder weniger große Teile des Magens mit dem Zwerchfell vernäht. Das am häufigsten angewendete herkömmliche Verfahren ist die sogenannte Fundoplikatio. Sie dient gleichzeitig dazu, einen Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre auszuschließen. Bei dieser Technik werden die betreffenden Teile des Magens um die Speiseröhre geschlungen. Ein modernes Operationsverfahren ist die Laparoskopie (Bauchspiegelung). Durch einen kleinen Schnitt im Bereich des Bauchnabels wird dabei eine kleine Videokamera mitsamt Lichtquelle in die Bauchhöhle gebracht.

So können die Operationsschritte sichtbar gemacht werden. Die mikrochirurgischen Instrumente gelangen durch zwei Schnitte in der Leistengegend in den Bauchraum. Verläuft der Eingriff komplikationslos, wird es dennoch geraume Zeit dauern, ehe das Zwerchfell seine volle Funktionalität wiedererlangt hat. In einem Zeitraum von rund sechs Monaten sollte der Patient sämtliche anstrengende Betätigungen vermeiden. Insbesondere gilt es, das Anheben schwerer Gegenstände und intensiven Sport in dieser Zeit prinzipiell zu unterlassen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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