Wadenmuskulatur
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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In dem nachfolgenden Artikel geht es um die Wadenmuskulatur. Es wird beleuchtet, was die Wadenmuskulatur ist, wie die Anatomie sich darstellt, welche Funktionen die einzelnen Muskeln haben und welche Erkrankungen auftreten können.
Inhaltsverzeichnis |
Definition
An der Rückseite des Unterschenkels gelegen teilt sich die Wadenmuskulatur in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht. Insgesamt gehören 5 (6) Muskeln zu der gesamten Gruppe. Die oberflächliche Lage prägt das Relief dieser Region.
Dabei imponieren deutlich die Muskelbäuche der äußeren Muskeln im oberen Bereich. Die Wadenmuskulatur tritt dann in Aktion, wenn die Ferse bei Gewichtsbelastung abgehoben wird. Sportarten wie Laufen, Klettern oder Springen sind auf eine gute Funktion dieser Muskeln angewiesen.
Anatomie
Der M. gastrocnemius ist zweigelenkig und entspringt mit einem lateralen und einem medialen Kopf an der Rückseite des Oberschenkelknochens. Er zieht über das Kniegelenk und vereinigt sich im unteren Drittel des Unterschenkels mit dem M. soleus, der von der Rückseite des Schienbeins kommt, zur Achillessehne.
Die tiefe Wadenmuskulatur setzt sich aus drei Muskeln zusammen, dem M. tibialis posterior, dem M. flexor digitorum longus und dem M. flexor halucis longus. Die 3 genannten Muskeln sind deutlich schwächer als die oberfächlichen. Ihre Ursprünge liegen auf der Rückseite der beiden Unterschenkelknochen und der dazwischen aufgespannten Membran. Von dort ziehen sie innen hinter der Drehachse des oberen Sprunggelenkes vorbei zur Unterseite des Fußes.
Der M. tibialis posterior erreicht mit seiner Sehne den Bereich des Kahnbeins und der Basis des ersten Mittelfußknochens, der M. flexor digitorum llongus geht bis zu den Endgliedern der 2. bis 5. Zehe, während der M. flexor halucis longus am Endglied des großen Zehs ansetzt. Alle Muskeln werden vom Nervus tibialis innerviert.
Funktion
Beide Muskeln, die den M. triceps surae bilden, drücken den Fuß kräftig nach unten in die Plantarflexion und heben den Innenrand an. Der M. gastrocnemius hat aufgrund seines Verlaufes zusätzlich eine nur schwache Funktion bei der Beugung des Kniegelenkes. Seine Effektivität auf die Fußbewegung wird aber maßgeblich durch die Kniestellung beeinflusst.
Bei gebeugtem Knie verliert er fast gänzlich seine Wirkung. Die komplette Wirkung der beiden Muskeln macht sich bemerkbar beim kompletten Abheben vom Untergrund mit gestrecktem Knie, beim Laufen oder Springen. Auch bei der Überwindung von Höhen wie beim Klettern oder Bergsteigen sind beide Muskeln gefordert.
Die Hauptaufgabe der anderen drei ist neben der leichten Fußsenkung die Feinabstimmung der Fußeinstellung beim Gehen und die Beugung der Zehen. Alle drei bringen den Fuß nach innen (Supination und Adduktion) die beiden letzteren beugen zusätzlich noch die Zehen.
Sie sind relativ zierliche Muskeln und können dementsprechend nur wenig Kraft aufbringen. Deshalb kann ihre hauptsächliche Funktion einerseits darin gesehen werden, die Fußsohle und die Fußwurzelknochen für die Hebelwirkung der großen Muskeln zu positionieren, andererseits tragen sie zur Stabilität im stand bei, indem sie eine muskuläre Komponente des Längsgewölbes des Fußes bilden.
Erkrankungen
Verschiedene Verletzungen können alle Muskeln der Wade betreffen, häufiger aber die oberflächlichen. Zerrungen oder Muskelfaserrisse sind oft das Ergebnis von äußerer Gewalteinwirkung, z. B. durch einen Tritt, oder eine zu starke Beanspruchung bei gleichzeitiger Gewichtsbelastung wie sie beim schnellen Hochspringen auftritt. Als Folge entstehen lokale Schmerzen im betroffenen Bereich, die verstärkt werden, wenn die Ferse im Stand abgehoben wird. Wenn der Defekt größer ist, kann eine tastbare Delle entstehen. Als Komplikation der Heilung kann ein sogenanntes Kompartmentsyndrom entstehen. Die bei der Verletzung entstandene Blutung füllt Räume im Inneren der Wade und kann nicht abtransportiert werden.
Der abgekapselte Bluterguss übt sehr schmerzhaften Druck auf das umliegende Gewebe aus und kann zum Gewebsuntergang führen. Wenn alle Bemühungen, das Hämatom zu mobilisieren, erfolglos bleiben, muss eine operative Ausräumung Abhilfe schaffen.
Wadenkrämpfe treten auf, wenn es Verschiebungen im Mineralstoffhaushalt gibt, meistens nachts. Ein Ausgleich des Mangels kann die schmerzhaften Erscheinungen schnell beheben, wenn keine andere Vorerkrankung die Ursache ist.
Quellen
- Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
- Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
- Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
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