Trichterbrust (pectus excavatum)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Trichterbrust (Pectus excavatum) ist die Bezeichnung für eine krankhafte Verformung des vorderen Brustkorbs. Dabei sinkt der Brustkorb in Folge von Veränderungen der Knorpelverbindungen von Rippen und Brustbein ein. Dadurch erscheint die vordere Brustwand in der Form eines Trichters.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Trichterbrust ?

Die Trichterbrust tritt relativ selten auf. Der entstandene Trichter kann sich in seiner Ausprägung bei verschiedenen Betroffenen stark unterscheiden. Das Einsinken des vorderen Brustkorbs kann, je nach Schwere der Deformität, zu einer Beeinträchtigung der Herz- und Lungenfunktion führen. Auch körperliche Fehlhaltungen kommen vor, bei denen die Schultern hängen und eine Neigung nach vorn aufweisen. Der Bauch kann hervortreten und erhöhten Druck im Abdomen verursachen.

Ursachen

Bei der Trichterbrust handelt es sich um eine angeborene Erkrankung, deren exakte Ursachen weitgehend ungewiss sind. Früher wurde vermutet, dass die Verformung des Brustknochens durch einen Mangel an Vitamin D verursacht oder begünstigt wird. Heutzutage gilt diese Theorie in der Medizin jedoch als widerlegt. Stattdessen geht man davon aus, dass die Vererbung bei der Entstehung einer Trichterbrust eine Rolle spielt.

In vielen Fällen verstärkt sich der Trichter während der Wachstumsphase in der Pubertät. Die Trichterbrust tritt gehäuft in Kombination mit dem Marfan-Syndrom oder Poland-Syndrom auf. Auch Fehlstellungen der Wirbelsäule, wie etwa Kyphose oder Skoliose, können von einer Trichterbrust begleitet sein.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Trichterbrust:

  • verminderte Leistungsfähigkeit
  • geringes Selbstwertgefühl

Die Trichterbrust an sich ist in den meisten Fällen nicht mit einem gesundheitlichen Risiko verbunden. Allerdings sind Patienten mit einer Trichterbrust oftmals von verringerter Leistungsfähigkeit betroffen, besonders beim Sport oder sonstiger körperlicher Anstrengung. Die Gründe dafür sind vielfältig und liegen hauptsächlich in den Wirkungen auf Herz, Lunge und die seelische Belastung.

Das Herz wird je nach Schweregrad der Trichterbrust gedrückt und verfügt über weniger Platz als bei einem gesunden Brustkorb. Im Ruhezustand ist diese Tatsache meist nicht bemerkbar. Bei physischer Anstrengung jedoch fehlt dem Herz der notwendige Platz, um das Volumen zu steigern und dem entsprechend erhöhtem Bedarf nachzukommen. Die Folge sind Herzrasen und Atemnot beim Patienten. Wird die Trichterbrust korrigiert, verschwinden diese Beeinträchtigungen.

Patienten mit Trichterbrust verfügen meist über ein verringertes Lungenvolumen. Die verminderte Lungenfunktion ist jedoch weniger relevant, da die Patienten in erster Linie durch das beeinträchtige Herzauswurfvolumen beeinträchtigt sind. Die seelischen Folgen einer Trichterbrust können mitunter gravierend sein. Patienten leiden aufgrund der Verformung ihres Brustkorbes häufig unter einem geringen Selbstwertgefühl. Dies kann eine verringerte Leistungsfähigkeit zur Folge haben und auch soziales Vermeidungsverhalten nach sich ziehen. Betroffene neigen oft zu Kontaktarmut und sozialem Rückzug.

Diagnose

Die Deformität des Brustkorbes ist äußerlich sichtbar und beginnt meist im Laufe des ersten Lebensjahres. Bis zum Ende der Wachstumsphase nach der Pubertät nimmt die Verformung meist stetig zu. Mit Hilfe einer Magnetresonanztomographie kann die Ausprägung der Trichterbrust analysiert werden. Begleiterscheinungen wie beeinträchtige Funktion von Herz und Lunge werden mit EKG, Echokardiografie und einem Lungenfunktionstest überprüft. Auch die Wirbelsäule muss etwa mittels Röntgen auf andere Krankheitsbilder untersucht werden.

Behandlung und Therapie

Eine Trichterbrust kann mit vielfältigen Therapiemethoden behandelt werden. Für den Fall, dass eine Behandlung (noch) nicht vorgesehen ist, kann Krankengymnastik die Beschwerden der Fehlbildung lindern. Durch krankengymnastische Therapie wird zudem die Rückenmuskulatur gestärkt. Derartige Maßnahmen verringern die Folgeerkrankungen, die mit einer Trichterbrust einhergehen. Die Verformung des Brustkorbs als solche bewirken sie jedoch nicht.

Eine Korrektur der Trichterbrust ist durch einen operativen Eingriff möglich, der häufig minimalinvasiv durchgeführt werden kann. Die circa zweistündige Operation wird unter Vollnarkose durchgeführt. Dem Patienten wird ein individuell angepasstes Metallimplantat eingesetzt. Das Implantat hat zur Folge, dass Brustbein und Rippen des Patienten in die natürliche Position hineinwachsen. Abhängig vom Alter des Patienten bleibt dieser Metallbügel für mehrere Jahre im Brustkorb. Nach der pubertären Wachstumsphase wird er bei Jungendlichen entfernt. Das Implantat darf keinesfalls zu zeitig entfernt werden, da sich die Trichterbrust sonst erneut bilden kann. Die Operation zur Entfernung des Bügels dauert nur wenige Minuten. Nach dem Eingriff müssen Patienten Atemgymnastik anwenden und die körperliche Belastung so gering wie möglich halten.

Die operative Korrektur der Trichterbrust ist mit möglichen Komplikationen verbunden. Am häufigsten klagen Patienten über postoperative Schmerzen, sodass Schmerzmittel nötig werden. Eine relativ neue Methode zur Behandlung der Trichterbrust ist die regelmäßige Anwendung einer Saugglocke, die den Brustkorb langsam anheben soll. Die Saugglocke wird pro Tag eine Stunde über ein bis drei Jahre angewendet und könnte zukünftig eine Operation überflüssig machen.



Vorbeugung

Die Trichterbrust ist eine angeborene Fehlbildung, weshalb eine Vorbeugung nicht möglich ist. Sie tritt mit einer Häufigkeit von circa 1:300 bis 1:400 Geburten auf. Dabei sind Jungen dreimal öfter von der Erkrankung betroffen als Mädchen. In 35 % der Fälle tritt die Trichterbrust familiär gehäuft auf.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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