Herzrasen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Herzrasen oder Herzklopfen wird in der medizinischen Fachsprache als Tachykardie bezeichnet und beschreibt einen Puls von mehr als 100 Schlägen pro Minute. Dieser Pulsschlag wird von den Betroffenen häufig als gleichmäßig oder ungleichmäßig stark klopfendes bzw. pochendes Gefühl empfunden. Die Ursachen einer Tachykardie können psychische oder organische Ursachen haben.
Inhaltsverzeichnis |
Kurzübersicht
Beschreibung:
Ursachen:
Erste Hilfe:
Wann zum Arzt?:
Diagnose:
Behandlung:
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Was ist Herzrasen?
Herzrasen (Tachykardie), auch als Herzklopfen bezeichnet, beschreibt einen beschleunigten Puls, der das Herz im Brustraum rasend, klopfend und pochend anfühlen lässt.
Oft spüren Betroffene das unangenehme, pulsierende Gefühl bis in die Hals-Kopfregion. Man spricht von einem beschleunigten Pulsschlag ab einem Wert von 100 Schlägen/min und darüber.
Bei der ventrikulären Tachykardie rührt das Herzrasen direkt von den Herzkammern her und ist eine gefährliche Form der Erkrankung. Daneben gibt es auch die supraventrikuläre Tachykardie, die zwar unangenehm ist, aber nur in seltenen Fällen gefährlich wird.
Ihre Ursache liegt oberhalb der Herzkammern. Herzrasen kann als eigenständige Erkrankung auftreten, oftmals ist es jedoch ein Symptom einer Grunderkrankung. Außerdem kann Herzrasen häufig als Folge von Stress-, Freude-, Erregungs- oder Angstgefühlen auch psychische Ursachen haben.
Ursachen
Als Erkrankung tritt Herzrasen bei ventrikulären oder supraventrikulären Tachykardien (Herzrhythmusstörungen, Vorhofflimmern) auf, die als solche behandelt werden. Darüber hinaus kann es Anzeichen verschiedener organischer Störungen sein.
Besonders oft tritt es bei Erkrankungen der Atemwege und des Kreislaufs (Bluthochdruck) auf. Herzrasen bekommt der Patient im Anfangsstadium bei leichter körperlicher Belastung, in den Endstadien kann es zum ständigen Begleiter in Ruheposition werden.
Auch die Einnahme bestimmter Arzneimittel oder der Konsum von Tabakwaren bzw. Drogen kann Unregelmäßigkeiten des Herzschlages (Herzrasen) verursachen.
Häufig begleitet Herzrasen auch psychische Probleme oder ist dasjenige Symptom, das die Betroffenen am deutlichsten zu spüren bekommen. Angststörungen, Panikattacken oder bipolare Störungen werden häufig von Herzrasen begleitet und der Patient kann zu der Annahme kommen, es handele sich nicht um ein psychisches, sondern um ein rein körperliches Problem.
Krankheiten
Wann zum Arzt?
Herzrasen kann harmlos sein, aber auch eine ernste Ursache wie einen entzündeten Herzmuskeln oder einen Herzklappenfehler haben. Anlass für einen Arztbesuch gibt es, wenn das Herzrasen grundlos auftritt, also nicht auf Stress, Sport oder Aufregung zurückzuführen ist oder deutlich länger anhält als üblich.
Eine erhöhte Herzfrequenz, die mit Brustschmerzen oder anderen auffälligen Symptomen einhergeht, bedarf ebenfalls der Abklärung durch einen Kardiologen. Generell gilt: schlägt das Herz über mehrere Tage oder immer wieder schneller als üblich, muss dies mit einem Arzt besprochen werden.
Plötzlich auftretendes Herzrasen, welches womöglich mit Schwindel, Erschöpfbarkeit und einem Stechen im Brustraum oder dem rechten Arm einhergeht, ist ein Fall für den Notarzt. Dasselbe gilt, wenn das Herz nach der Einnahme von Medikamenten oder dem Konsum von Genussmitteln und Drogen dauerhaft schneller schlägt oder gar aus dem Rhythmus gerät.
Kinder, Allergiker, Schwangere und Herz-Kreislauf-Patienten sollten einen beschleunigten Puls grundsätzlich fachärztlich abklären lassen. Ständiges Herzrasen in Folge einer psychischen Erkrankung wie etwa einer Angststörung, sollte mit einem Therapeuten besprochen werden.
Symptome und Verlauf
Herzrasen tritt meist plötzlich auf und ist zu Anfang so leicht, dass die Betroffenen nicht genau genug darauf achten, um einen Beginn ausmachen zu können. Oft verspüren Betroffene ein beschleunigtes und verstärktes Klopfen und Pochen des Herzens. Häufig wird Herzrasen von Symptomen wie Kopfdruck, Schwindel, Schweißausbrüchen und Angst begleitet. Psychisch bedingtes Herzrasen tritt danach schubweise auf und kann sich verschlimmern - es wird jedenfalls von den Betroffenen als zunehmende Belastung empfunden.
Bei Erkrankungen der Atemwege und des Kreislaufs verschlimmert sich das Herzrasen beständig über einen längeren Zeitraum und wird oft erst einem Arzt vorgestellt, wenn es bereits zur starken Belastung geworden ist. Bei einer Tachykardie als hauptsächlicher Ursache bleibt das Herzrasen meist recht gleich. Von alleine gibt sich Herzrasen in den seltensten Fällen; bei organischen Auslösern können schwerwiegendere Probleme dazukommen und das Eingreifen eines Notarztes erforderlich machen, wenn nicht rechtzeitig behandelt wurde.
Diagnose
Tritt Herzrasen verstärkt auf, sollten sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen.
Im Patientengespräch interessiert den Arzt vor allem, seit wann, wie lange und wie oft die Beschwerden auftreten und ob möglicherweise bestimmte Situationen das Herzrasen auslösen (z.B. Prüfungsangst). Zudem verschafft sich der Arzt einen Überblick über die mögliche Begleitsymtome (z.B. Schwindel, Atemnot), frühere oder aktuelle Erkrankungen und die Einnahme von Arzneimitteln.
Nach der ausführlichen Befragung erfolgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Hierzu werden u.a. der Blutdruck und Pulsschlag des Patienten bestimmt. Außerdem kann eine Blutuntersuchung und ein Elektrokardiogramm (EKG) Aufschluss über die Aktivität des Herzmuskels liefern.
Weitere Diagnosemethoden sind u.a.:
- Langzeit-EKG: Aktivitätsmessung des Herzmuskels (meist über 24 Std.)
- Belastungs-EKG: Herz-Aktivitätsmessung bei körperlicher Anstrengung (Fahrrad-Ergometer)
- Echokardiografie: (Ultraschalluntersuchung des Herzens)
Komplikationen
Bei einem Herzrasen (so genannte Tachykardie) können sich je nach Ursache verschiedene Komplikationen entwickeln. Generell sind bei einem Puls von über 100 Schlägen pro Minute Symptome wie Schwäche, Kurzatmigkeit, Schwindelgefühle und Benommenheit möglich. Diese entstehen dadurch, dass das zu schnell schlagende Herz das sauerstoffreiche Blut weniger effizient durch den Körper pumpt. Dabei treten die Komplikationen eher bei einer Herzfequenz von über 150 Schlägen pro Minute auf.
Generell ist Herzrasen ungefährlich und wird vom Körper gut verkraftet. Wenn die Tachykardie jedoch dauerhaft besteht, kann der Herzmuskel Schaden nehmen. Es kann sich dann eine Herzschwäche als Komplikation entwickeln. Herzrasen kann auch bei Herzrhythmusstörungen auftreten und von den Herzkammern oder vom Herzvorhof ausgehen. Diese Störungen des Herzyrhythmus können harmlos sein, es besteht aber auch die Möglichkeit gefährlicher Komplikationen.
Das so genannte Kammerflattern ist eine Rhythmusstörung mit 150 bis 320 Herzschlägen pro Minute. Sie geht mit Symptomen wie Schwäche, Kurzatmigkeit und Schwindel einher. Kammerflattern kann sich in die lebensbedrohliche Komplikation des Kammerflimmerns ausweiten. Hierbei rast das Herz unkontrolliert mit mehr als 320 Schlägen pro Minute. Eine normale Herzfunktion ist nicht mehr gewährleistet. Die Betroffenen werden nach kurzer Zeit bewusstlos, und nur durch eine Wiederbelebung und Defibrillation (Einsatz von Gleichstrom) können die Patienten gerettet werden.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung richtet sich bei Herzrasen nach der Ursache. Psychisch bedingtes Herzrasen bedarf einer Ausschlussdiagnose aller körperlichen Auslöser, danach kann der Psychotherapeut Hilfe leisten und Medikamente verschreiben. Üblicherweise wird man Benzodiazepine einnehmen, die zur inneren Ruhe beitragen und das Herzrasen zumindest kurzfristig und therapiebegleitend beenden.
Bei einer ventrikulären Tachykardie handelt es sich um einen klinischen Notfall, der auf der Intensivstation mit intravenöser Medikamentgabe und langfristig mit operativen Verfahren behandelt werden kann.
Eine supraventrikuläre Tachykardie dagegen wird oft ignoriert, solange die Symptome keine Belastung darstellen; häufig bemerken Betroffene gar nicht, dass sie erkrankt sind, und brauchen aus klinischer Sicht auch keine Behandlung.
Betablocker sind Medikamente, die üblicherweise zur Behandlung von Herzrasen eingesetzt werden - unabhängig von der Ursache. Sie helfen dabei, den plötzlichen Herztod zu verhindern, der bei schweren Erkrankungen mit Herzrasen auftreten kann, und sie stellen leichte Tachykardien ab, damit sie den Patienten nicht weiter belasten.
Aussicht und Prognose
Im Laufe des Lebens erlebt jeder Mensch das Herzrasen und in den meisten Fällen kommt es innerhalb von Minuten oder Stunden zu einer Verminderung des Herzschlages und dadurch zu einer Linderung der Beschwerden. In Situationen, die als aufregend oder stressig erlebt werden, steigt der Puls an und das Herz beginnt zu rasen. Da der Betroffene über die Lebensspanne verschiedene Bewältigungsmechanismen erlernt, um die Gegebenheiten erfolgreich zu meistern, verschwindet das Herzrasen in kurzer Zeit wieder. Bei einer Angst- oder Panikstörung tritt eine Heilung meist erst ein, wenn eine Therapie erfolgreich absolviert wurde.
Wird das Herzrasen durch eine Durchblutungsstörung verursacht, kommt es bis zur Klärung und Behandlung der Ursache zu keiner Linderung. Stattdessen ist mit einer Zunahme der Beschwerden und dem Eintreten weiterer Symptome zu rechnen. Da sich hierbei eine lebensgefährliche Situation entwickeln kann, ist es für eine gute Prognose wichtig, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei einer Beseitigung des Verursachers verschwindet auch das Herzrasen. Ein Gewebeschaden am Herz regeneriert sich nicht auf natürlichem Weg. Es bedarf eines operativen Eingriffes, damit eine Linderung der Beschwerden ermöglicht wird. Darüber hinaus werden Medikamente verabreicht, damit sich die Gesundheit stabilisiert. In nur wenigen Fällen kommt es zu einer dauerhaften Beschwerde- und Medikamentenfreiheit.
Vorbeugung
Herzrasen kann man nicht vorbeugen, da es sich um eine Begleiterscheinung organischer Erkrankungen handelt, gegen die man in den meisten Fällen nichts vorbeugend ausrichten kann. Hilfreich ist es, auf eine gesunde Ernährung und Lebensweise zu achten, damit es nicht langfristig zu Problemen mit dem Kreislauf oder der Atmung kommt. Wer sich zudem regelmäßig bewegt, hält den Herzmuskel gesund und wirkt sich immerhin positiv auf seine allgemeine Prognose aus.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
- Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
- Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
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