Subclavian-Steal-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Menschen mit Subclavian-Steal-Syndrom weisen eine Durchblutungsstörung im Gehirn auf, die auf eine verengte Armarterie in unmittelbarer Nähe des Schlüsselbeins (Schlüsselbeinarterie) zurückzuführen ist. Auf das Schlüsselbein ist auch die wissenschaftliche Bezeichnung zurückzuführen, denn Schlüsselbeinarterie bedeutet Arteria subclavia.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Subclavian-Steal-Syndrom?

Aufgrund der verengten Arterie wird das Gehirn nicht mit ausreichend Sauerstoff versorgt, weil der Blutfluss fehlgeleitet wird. Aufgrund der Gefäßverengung verläuft der komplette Blutkreislauf nicht mehr normal und Blut fließt in Körperteile, die für diese Versorgung eigentlich nicht vorgesehen sind.

Die Betroffenen leiden unter Schwindel, Müdigkeit oder Sehstörungen. Durch invasive Verfahren sind Chirurgen in der Lage, das Subclavian Steal Syndrom zu beseitigen.

Ursachen

Die Ursache für diese Verengung ist auf eine Verkalkung der umliegenden Blutgefäße zurückzuführen. Die Schlüsselbeinarterie ist eng mit der Wirbelarterie (Arteria vertebralis) verbunden. Die verminderte Blutzufuhr im Gehirn kommt aufgrund einer „Notlage“ zustande, denn die Schlüsselbeinarterie stielt der Arteria vertebralis das Blut, das eigentlich zur Versorgung des Gehirns vorgesehen ist.

Auf diese Weise gleicht sie die Verengung (Stenose) aus und kommt ihrer Aufgabe, den Arm mit Blut zu versorgen, nach. So lässt sich auch der Wortbestandteil „steal“ (stehlen) in der wissenschaftlichen Bezeichnung erklären. Die verschiedenen Hirnabschnitte leiden unter der Unterversorgung mit Blut und es kommt zu Mangelerscheinungen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des Subclavian-Steal-Syndroms:

Mit diesem Vorgang wird der Blutfluss umgedreht und das Blut, das für die Gehirnversorgung gedacht ist, fließt nun von der Wirbelarterie über die Schlüsselbeinarterie in den Arm. An dieser Stelle schließt sich der Kreislauf, denn der Arm wird nun mit Blut über die Wirbelarterie versorgt, die ihrerseits mit Blut aus dem Gehirn über die Karotisarterie (Halsschlagader) versorgt wird. Diese wird aus der Aorta (Hauptschlagader) und der Truncus brachiocephalicus (großer Gefäßast der Aorta) gespeist.

Anatomisch gesehen ist dieses System der Blutversorgung sinnvoll, denn die Arterien, die sich jeweils am nächsten zu einem bestimmten Körperteil befinden, sind für dessen Blutversorgung zuständig. Aufgrund dieser anatomischen Anordnung und dem Verlauf der Blutgefäße stehen Arteria carotis (Halsschlagader), Arteria vertebralis (Wirbelarterie) und Arteria subclavia (Schlüsselbeinarterie) in direkter Verbindung. Die Beschwerden sind mannigfaltig und treten häufig halbseitig auf.

Einige Patienten bleiben trotz der verengten Schlüsselbeinarterie beschwerdefrei. Bei diesem asymptomatischen Verlauf liegt das Subclavian Steal Phänomen vor. Die Patienten leiden unter Gleichgewichtsstörungen, ungerichteten Schwindel, Ohrensausen, Augenmuskellähmungen, Sehstörungen, Sensibilitätsstörungen, Lähmungen, Bewusstseinsstörungen, Kopfschmerzen im Hinterkopf, sowie Sprach- und Schluckstörungen.

Die Beschwerden verstärken sich häufig, wenn der Patient den Arm der betroffenen Körperhälfte bewegt. Nicht alle Symptome müssen gleichzeitig auftreten. Es handelt sich bei dem Subclavian Steal Syndrom um einen Ausgleichsmechanismus, der eine Mangelversorgung des Gehirns mit Blut hervorruft. Benötigt der Arm einen erhöhten Blutbedarf, etwa bei Belastung, verstärkt sich die Unterversorgung des Gehirns.

Diagnose

Ein Subclavian Steal Syndrom liegt immer dann vor, wenn verschiedene Krankheitsbilder gleichzeitig vorliegen, die jedoch in einem unmittelbaren Zusammenhang stehen. Die Fachsprache bezeichnet dieses klinische Bild als Symptomkomplex. Eine eindeutige Abgrenzung besteht zum Subclavian Steal Phänomen. Diese Bezeichnung verwenden Mediziner immer dann, wenn bei einem Patient zwar der Verdacht auf das Subclavian Steal Syndrom besteht, die Symptome sich jedoch nicht eindeutig zuordnen lassen, die Beschwerden also asymptomatisch sind.

Um sicher festzustellen, ob ein Subclavian Steal Syndrom vorliegt, erstellt der Arzt zunächst eine Anamnese. Er befragt den Patienten nach seinen Beschwerden und seiner Krankheitsgeschichte und führt eine physische Untersuchung durch. Er misst den Blutdruck und tastet den Puls. Liegt auf einer Seite ein abgeschwächter Puls vor und ergibt sich zwischen beiden Armseiten eine Differenz von mehr als 20 mmHg, kann das auf eine Verengung der Arteria subclavia hindeuten. Der Mediziner hört zudem das Herz und die umliegenden Blutgefäße ab. Liegt eine Verengung vor, nimmt er an dieser Stelle ein Störgeräusch wahr. Ausgehend von diesem Befund erfolgen weitere Untersuchungen.

Behandlung und Therapie

Die erste Methode der Wahl ist die Doppler- oder Duplex-Sonografie. Diese Ultraschalluntersuchung ist in der Lage, sowohl den Blutfluss als auch die Gefäße darzustellen. Eine Umkehr des Blutflusses und eine Arterienverengung werden auf diese Weise verlässlich dargestellt. Ein zusätzliches Diagnoseverfahren ist die Röntgenuntersuchung der Gefäße mittels Magnetresonanztomografie oder Computertomografie (MRT- oder CT-Angiografie).

Gängige Behandlungsmethoden zur Beseitigung dieser Gefäßstörungen sind invasive Eingriffe, die einen Bypass setzen oder die perkutane transluminale Angioplastie (PTA). Ein Katheter wird über das betroffene Blutgefäß bis zur Verengung vorgeschoben. Dort wird ein Ballon zur Gefäßerweiterung gesetzt. Der Bypass wird hinter der verengten Stelle mit dem Blutgefäß verbunden. Das durchströmende Blut wird an der Verengung vorbeigeführt. Die Fehlleitung des Blutstroms und die Mangelversorgung des Gehirns sind damit behoben.



Vorbeugung

Patienten mit Gefäßleiden sind eine Risikogruppe. Insbesondere Arteriosklerose (Verkalkung) führt dazu, dass sich die Blutgefäße verengen. Risikofaktoren sind zu hohe Blutfettwerte, Rauchen, Adipositas und alle Gefäßerkrankungen wie Thrombose, Krampfadern oder diverse Erkrankungen der Herzgefäße. Auch Alter, genetische Disposition und fehlgebildete Gefäße tragen zum Ausbruch dieser Gefäßstörung bei. Eine rechtzeitige Behandlung kann vorbeugen. Ein gesunder Lebensstil mit ausreichender Bewegung, sowie ein angemessenes Körpergewicht tragen gleichfalls zur Grunderhaltung der Arterien und Gefäße bei.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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