Sportsucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Sportsucht wird das exzessive Betreiben von sportlichen Aktivitäten verstanden. Sie zählt zu den nichtstofflichen Abhängigkeiten. Schätzungen zufolge leiden allein in Deutschland zwischen 1 und 3 Prozent aller Sportler unter Fitnesssucht. Die Betroffenen selbst schätzen sich jedoch genau wie bei anderen Süchten nicht als süchtig ein. Besonders gefährdet für eine Sportsucht werden junge Menschen zwischen 11 und 17 Jahren eingeschätzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sportsucht?

Der Zwang sich sportlich zu betätigen, deutet auf eine Sportsucht hin. Schlafstörungen und körperliche Schmerzen sind typische Symptome.

In der Medizin wird Sportsucht auch als Fitnesssucht oder pathologisches Sporttreiben bezeichnet. Gemeint ist damit eine nichtstoffliche Abhängigkeit, bei der die betroffenen Personen unter dem inneren Zwang von sportlichen Aktivitäten leiden. Als eigenständige Diagnose wurde die Sportsucht jedoch bisher noch nicht in die internationalen Klassifikationen von Krankheiten aufgenommen. Aus diesem Grund lässt sie sich auch nicht den anerkannten psychischen Störungen zurechnen.

Ursachen

Sportsucht gilt als typische Verhaltenssucht. Durch Drogen wird sie allerdings nicht hervorgerufen. Die genaue Ursache dieses extremen Verhaltens ist noch immer unbekannt. Zeitweise hielten Experten Endorphine, körpereigene Glückshormone, als Auslöser der Fitnesssucht, weil diese körpereigenen Substanzen bei extremen Belastungen ausgeschüttet werden. Amerikanische Wissenschaftler sehen jedoch trotz der erhöhten Endorphinwerte keinen Zusammenhang. Darüber hinaus wurde ein Anstieg der Endorphine sogar beim Ausüben von Entspannungsmethoden nachgewiesen.

Als möglicher Grund für die Sportsucht gilt daher das Ablenken von alltäglichen Problemen. Nach unerfreulichen Erlebnissen wie Stress in Beruf oder Familie bzw. kritischen Lebenssituationen konzentrieren sich die Betroffenen vollkommen auf den Sport und schalten dadurch ihre Gedanken ab. Da sie diesen Zustand als angenehm empfinden, rufen sie ihn immer wieder ab. Auf ähnliche Weise wirken auch Drogen. Dadurch entsteht jedoch die Gefahr einer totalen Fokussierung auf den Sport.

Darüber hinaus verringern sich durch sportliche Aktivitäten die Ängste der Fitnesssüchtigen. So handelt es sich bei Sportsüchtigen in erster Linie um unsichere Personen, die ihr Selbstbewusstsein durch positive sportliche Leistungen verbessern, womit sie wiederum Frustrationen auf anderen Gebieten des Lebens ausgleichen. Des Weiteren erleben die Betroffenen nach dem Sport einen großen Entspannungseffekt, der sich auf ihre Seele wie eine Droge auswirkt. Welcher Effekt jedoch letztlich maßgeblich für das Entstehen einer Sportsucht ist, lässt sich von den Forschern noch nicht beantworten.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Sportsucht:

  • Aggression

Das Auftreten einer Sportsucht lässt sich an bestimmten Verhaltensweisen der betroffenen Personen erkennen. So leiden diese unter dem Zwang, ständig Sport treiben zu müssen. Können sie dieser Tätigkeit nicht nachgehen, reagieren sie unausgeglichen und nervös. Vor anderen Menschen wird die Sportsucht jedoch bestritten. Schmerzen oder Verletzungen ignorieren die Fitnesssüchtigen, sodass sie über die körperliche Belastungsgrenze hinausgehen. Dabei trainieren die Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Umfallen.

Irgendwann wird der Körper als Gegner betrachtet. Um die Entzugserscheinungen herabzusetzen, trainieren die Süchtigen immer härter. Auch soziale Kontakte sind ihnen weniger wichtig als sportliche Aktivitäten. Mitunter geben sie sogar Freundschaften dafür auf oder vernachlässigen ihren Beruf. Nicht selten geht die Sportsucht mit Schlafproblemen, Aggressionen, depressiven Verstimmungen oder einer Essstörung einher. Außerdem ist auch mit körperlichen Beeinträchtigungen an Knochen, Gelenken, Bändern, Muskeln und Sehnen durch die ständige sportliche Belastung zu rechnen.

Schreitet die Sportsucht voran, kann dies zu massiven beruflichen und alltäglichen Problemen für die Betroffenen führen. Der gesamte Organismus leidet zunehmend unter der Sportsucht, weil dadurch das Immunsystem geschädigt wird.

Diagnose

Der Betroffene selbst ist kaum in der Lage, bei sich eine Sportsucht festzustellen. Wie alle anderen Suchtkranken fühlt er sich in seinem Zustand wohl und möchte ihn aufrechterhalten. Um diesem Teufelskreis zu entfliehen, muss Hilfe bei einem Psychotherapeuten gesucht werden. Als erster Ansprechpartner können aber auch der Hausarzt oder ein Facharzt dienen.

Behandlung und Therapie

Um eine Sportsucht zu behandeln, muss in der Regel eine Psychotherapie stattfinden. Diese kann sowohl ambulant als auch bei Bedarf stationär erfolgen, wenn sie mit Essstörungen verbunden ist. Da eine eigenverantwortliche Behandlung nur selten von Erfolg gekrönt ist, bedarf es des Rates eines erfahrenen Psychotherapeuten. Welche Art von Therapie dieser auswählt, richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten sowie dem Ausmaß der psychischen Erkrankung. Daher lassen sich weder eine genaue Behandlungsdauer noch eine konkrete Anzahl der Therapiesitzungen festlegen.

Zu den erfolgreichsten Behandlungsmethoden gehören kognitive Verhaltenstherapien wie die Gesprächstherapie. Gelingt es tatsächlich, die Sportsucht zu überwinden, kann der Patient zu einem späteren Zeitpunkt durchaus wieder Sport treiben. Durch die Behandlung erhält er jedoch wieder die Kontrolle über das sportliche Geschehen zurück, wodurch ein moderates Training ermöglicht wird.

Weiß der Patient nicht, an welchen Therapeuten er sich mit seiner Sportsucht wenden soll, kann er sich Rat bei einem Sportpsychologen oder einer psychologischen Beratungsstelle holen.


Vorbeugung

Eine wichtige Vorbeugemaßnahme gegen Sportsucht ist das Wissen um die psychische Erkrankung. So sollte dem Sporttreibenden bekannt sein, dass auch durch Sport ein Suchtverhalten durchaus möglich ist. Als gesund wird ein Sportverhalten eingeschätzt, wenn es pro Woche drei Mal stattfindet und höchstens 90 bis 120 Minuten in Anspruch nimmt.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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