Soziale Phobie (Sozialphobie)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Wer unter einer Soziale Phobie (Sozialphobie) leidet, weist eine Angststörung auf. Der Betroffene fürchtet sich beispielsweise davor, dass er in der Gesellschaft einen negativen Eindruck hinterlässt, sich blamiert oder schlecht von ihm gesprochen wird. Des Weiteren hat der Betroffene Angst, dass die allgemeine Aufmerksamkeit dahingehend ausgerichtet wird, dass er im Mittelpunkt steht. Derzeit leiden - weltweit - zwischen 11 und 15 Prozent an einer Sozialphobie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Soziale Phobie (Sozialphobie)?

Die WHO hat die soziale Phobie im ICD 10 dahingehend definiert, dass Menschen, die an der sozialen Phobie leiden, sich vorwiegend darüber fürchten, dass sie in kleineren Gruppen negativ auffallen und gleichzeitig in den Mittelpunkt gestellt werden. Das Selbstwertgefühl jener Personen ist sehr gering; Kritik kann schwer bis gar nicht ertragen werden. Doch jene Angaben würden den Schluss zulassen, dass sehr viele Menschen an einer sozialen Phobie leiden.

Dennoch beschränkt sich die WHO auf bestimmte Situationen; in vielen Fällen konzentriert sich die Furcht der Menschen nämlich auf Vorträge, Reden oder auch einem öffentlichen Essen. Häufig erstreckt sich die soziale Phobie aber auf viele Situationen, welche in der Öffentlichkeit möglich sind. Der Betroffene durchlebt "die Hölle", leidet unter Schweißausbrüchen, zittert und schwitzt. Viele Betroffene fühlen sich derart unwohl, dass sie erst gar nicht zu verschiedenen Veranstaltungen hingehen und Menschenansammlungen gänzlich vermeiden.

Ein niedriges Selbstwertgefühl ist häufig die Ursache für eine soziale Phobie. Die Betroffenen fürchten in Gruppen negativ aufzufallen.

Ursachen

Die Ursachen einer sozialen Phobie sind unterschiedlich. Vorwiegend handelt es sich jedoch um eine Art Ursachengeflecht. Mitunter können aber auch genetische Dispositionen einen wesentlichen Teil dazu beitragen. Jene Erkenntnis hat etwa eine Zwillingsstudie gebracht, die sich vorwiegend mit der genetischen Disposition auseinandergesetzt hat. Ein weiterer Grund, der mitunter ein Auslöser für eine soziale Phobie sein kann, ist mitunter eine Verankerung in der Persönlichkeit des Patienten.

So neigen sehr viele Menschen etwa dazu, dass sie Schwierigkeiten haben, etwaige Situationen zu ertragen, während andere Menschen viele Augenblicke mit Humor angehen. Der Humor oder die "Lässigkeit" fehlt Personen, welche an einer sozialen Phobie leiden. Eine weitere Ursache, die sehr wohl für die soziale Phobie verantwortlich ist, ist das geringe Selbstbewusstsein. Die Gründe können vielfältig sein; oftmals haben Personen, die ein sehr geringes Selbstbewusstsein haben, eine lieblose Erziehung erlebt, Traumata oder auch andere soziale Defizite wahrgenommen und immer wieder Zurückweisungen erlebt. Mittels Psychotherapie kann jedoch analysiert werden, aus welchen Gründen die Sozialphobie entstanden ist.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Sozialen Phobie (Sozialphobie):

Der Betroffene hat Angst, dass er im Mittelpunkt steht, die Kontrolle verliert und sich somit lächerlich macht. Klassische Symptome sind ein starkes Zittern, extreme Schweißausbrüche, Schwindel, Herzrasen sowie das häufige Wasserlassen. In vielen Fällen fühlen sich die Betroffenen beklemmt, eingeengt und können mitunter Panikattacken erleiden.

Auf Grund der Tatsache, dass es nicht möglich ist, die soziale Phobie an einen Ursachengrund festzulegen, die Krankheit sich über die Jahre entwickelt und schleichend fortbewegt, ist die Behandlung äußerst schwierig. Vor allem dann, weil die Gefahr einer sogenannten Chronifizierung besteht. Viele Personen, die unter einer Sozialphobie leiden, werden oftmals Suchtmittelabhängige oder kämpfen auch mit Depressionen, da die Personen sich mit etwaigen Medikamenten, Alkohol oder Drogen selbst zu therapieren, sich Mut "anzutrinken" oder derart unglücklich mit ihrer Situation sind, dass sie sich mit Suchtmitteln "betäuben" möchten.

Diagnose

Der Mediziner kann eine soziale Phobie auf Grund der oben erwähnten Symptome stellen. Es gibt keine körperlichen oder sonstigen Untersuchungen, welche eine Sozialphobie bestätigen.

Behandlung und Therapie

Eine erfolgreiche Behandlung setzt sich aus einer Kombination aus medikamentöser sowie psychotherapeutischer Behandlung zusammen. Vor allem wird der Patient mit verschiedenen Antidepressiva versorgt, wobei vorwiegend Mirtazapin und Sertralin zur Verfügung stehen. Jener Wirkstoffe sollen angstlösend wirken, da sie einen Einfluss auf Hirnreale nehmen, in welchen die Angst produziert wird.

Wichtig ist, dass die medikamentöse Einstellung dahingehend passt, dass die Therapie überhaupt eine Wirkung zeigt. Im Rahmen der Psychotherapie wird vorwiegend darauf geachtet, dass eine Verhaltenstherapie angewandt wird. So kann der Betroffene lernen, dass er ein positives Selbstbild aufbaut und auch gleichzeitig lernt, mit etwaigen Niederlagen umzugehen. Im Rahmen der Therapie wird etwa darauf geachtet, dass der Patient unabhängiger wird und nicht permanent die Meinungen von anderen Personen in den Vordergrund stellt.

Mitunter werden auch immer wieder zahlreiche Entspannungstechniken angewandt, welche dafür sorgen sollen, dass der aufgestaute Stress abgebaut wird. Schafft der Patient tatsächlich eine gute Beherrschung, können sogar plötzlich auftretende Krisen gemeistert werden. In wenigen Fällen kann auch Benzodiazepin angewandt werden; auf Grund der Suchtgefahr ist jene Anwendung aber nur für einen kurzen Zeitraum empfehlenswert.


Vorbeugung

Auf Grund der Tatsache, dass bislang nicht genau geklärt ist, aus welchen Gründen eine soziale Phobie genau entstehen kann, ist ein Vorbeugen der Krankheit nur schwer bis gar nicht möglich. Liegt der Verdacht einer sozialen Phobie vor, sollte jedoch nicht gewartet, sondern so früh wie möglich ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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