Silikose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Silikose bezeichnet eine Atemwegserkrankung, die durch die Einatmung und Ablagerung von schädlichem Quarzstaub hervorgerufen wird. Vor allem in Entwicklungsländern, in denen kein wirklicher Arbeitsschutz existiert, nehmen Silikosen immer weiter zu und werden zu einem großen gesundheitlichen und volkswirtschaftlichen Problem.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Silikose?

Eine Silikose bezeichnet eine schwere Erkrankung des Atemsystems, bei der durch das häufige und dauerhafte Einatmen von Quarzstaub-Partikeln eine pathologische Veränderung der Lunge auftritt. Deshalb wird sie im Volksmund auch als Quarzstaublunge bezeichnet.

In den meisten Fällen tritt eine Silikose in Folge einer hohen Belastung des Arbeitsplatzes mit Quarzstaub, etwa im Bergbau oder in Diamantenschleifereien auf, weshalb sie als Berufskrankheit gilt. Dass eine Silikose außerhalb der beruflichen Tätigkeit auftritt ist sehr unwahrscheinlich.

Schematischer Aufbau (Anatomie) der menschlichen Lunge.

Ursachen

Bei einer Silikose Gelangen Quarzstaubpartikel durch das Einatmen in die Lunge und setzen sich dort fest, woraufhin das dortige Gewebe versucht, sie wieder abzustoßen. Da die Quarzpartikel bisweilen aber so klein sind, dass sie bis in die Lungenbläschen vordringen, werden sie dort von körpereigenen Immunzellen, den sogennanten Alveolarmakrophagen, angegriffen, die jedoch nicht in der Lage sind, sie zu eliminieren und aus der Lunge auszustoßen.

Stattdessen sterben die Immunzellen irgendwann ab und setzen die Quarzpartikel wieder frei, ehe die nächste Immunzelle dasselbe versucht und immer mehr tote Zellen zur Folge hat. Die abgestorbenen Zellen und die körperfremden Quarzpartikel reizen das Lungengewebe und führen zu Entzündungen, worauf das Bindegewebe der Lunge mit der vermehrten Produktion von Bindegewebszellen reagiert.

Aufgrund dieses Vorgangs führt eine Silikose nach geraumer Zeit unweigerlich zu einer Fibrose, also einer Vernarbung und Verhärtung der Lunge, wodurch deren Funktionstüchtigkeit immer weiter eingeschränkt wird.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Silikose:

Je nachdem, wie hoch die Belastung der betroffenen Person mit Quarzstaub ist, können erste Symptome einer Silikose sehr lange auf sich warten lassen, oft zehn Jahre oder mehr. Das macht auch die Tücke der Krankheit aus, denn wenn die Symptome erstmal auftreten und akut werden, ist es häufig schon zu spät und die Krankheit sehr weit fortgeschritten.

Erste Symptome sind dann meistens ein trockener Reizhusten, der nicht mehr weg geht, sowie Luftnot bei körperlicher Anstrengung, etwa beim Sport oder beim Treppensteigen. Auch Müdigkeit, Gewichtsverlust, leichtes Fieber oder Gelenkschmerzen können erste Anzeichen einer Silikose sein. Dazu kommen häufig Infektionen der Atemwege.

Im fortgeschrittenen Stadium setzt Atemnot auch schon im Ruhezustand ein und es kann zum sogenannten "door-stop"-Phänomen kommen, bei der das Einatmen abrupt stoppt und erst nach einigen Versuchen wieder möglich ist. In Folge der drastischen Atemnot kann es durch den Sauerstoffmangel zu einer bläulichen Verfärbung der Finger und Lippen kommen.

Auch eine Wölbung der Fingernägel kann als Folge des Sauerstoffmangels auftreten. Patienten, die an einer Silikose leiden, haben darüber hinaus ein erhöhtes Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Unbehandelt führt eine Silikose irgendwann zu einem qualvollen Erstickungstod.

Diagnose

Da eine Silikose nur sehr schwer eindeutig zu diagnostizieren ist, müssen häufig mehrere Spezialisten zusammenarbeiten, um eine eindeutige Diagnose zu stellen. Der Arzt versucht in der Regel zunächst durch ein Gespräch herauszufinden, ob der Patient in seinem Arbeitsumfeld Quarzbelastungen ausgesetzt ist.

Ist dies der Fall, wird zunächst die Lunge auf Geräusche abgehört und anschließend eine kleine Lungenfunktionsprüfung durchgeführt. Endgültige Aufklärung sollte dann ein Thorax-CT und eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung) bringen, die genaue Einblicke in die Lunge und die Entnahme von Zellen und Gewebeproben ermöglichen, die dann im Labor untersucht und gemeinsam mit Untersuchungen des Blutes zu einer Diagnose der Silikose führen sollten.

Behandlung und Therapie

Bei der Behandlung einer Silikose zählt der Grundsatz: Je früher sie diagnostiziert wird, desto besser, da das neugebildete Gewebe und die Vernarbungen, die durch die Belastung mit Quarzstaub entstanden sind, irreparabel sind. Eine Silikose ist daher bislang nicht heilbar. Ziel einer Behandlung ist es deshalb in erster Linie das weitere Fortschreiten der Fibrose zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Dabei hat die Vermeidung weiterer Belastung mit Quarzpartikeln oberste Priorität, weshalb ein Berufswechsel häufig unvermeidbar ist.

Zusätzlich sollen die körperlichen Symptome, die durch die Silikose hervorgerufen wurden, gelindert werden. Gegen die Entzündungen, die bei einer Silikose häufig auftreten, werden z.B. verschiedene Kortisonpräparate eingesetzt. Darüber hinaus ist eine Langzeitsauerstofftherapie (LOT) für Betroffene, die unter starkem Sauerstoffmangel leiden, erforderlich.

Dabei wird den Patienten bis zu 16 Stunden täglich zusätzlicher Sauerstoff über Schläuche durch die Nase verabreicht, die es ihnen ermöglicht, zumindest leichte Anstrengungen wieder problemlos zu meistern. In ganz schwerwiegenden Fällen ist eine Lungentransplantation die letzte Hoffnung, die Silikose nicht tödlich enden zu lassen.


Vorbeugung

Die beste Vorbeugung einer Silikose besteht darin, ein Arbeitsumfeld mit hoher Quarzstaubbelastung zu vermeiden. Denn wenn kein Quarzstaub in die Atemwege gelangt, kann auch keine Silikose entstehen.

Leute, die ein solches Arbeitsumfeld haben, sollten auf ausreichende Schutzmaßnahmen zurückgreifen, um die Belastung so gering wie möglich zu halten.

Eine Silikose ist eine Berufskrankheit, die durch konsequente Schutzmaßnahmen vermieden werden kann, aber häufig unterschätzt und zu spät erkannt wird, so dass die Folgen drastisch sein können. Gefährdete Personen sollten in diesem Zusammenhang deshalb schon bei dem geringsten Verdacht zum Arzt gehen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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