Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter einer Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) beschreibt der Mediziner ein Phänomen, welches im Rahmen der Schwangerschaft auftreten kann. Auf Grund der Tatsache, dass die Schwangerschaftshormone den Glucosestoffwechsel beeinträchtigen, kann im Rahmen der Schwangerschaft der sogenannte Schwangerschaftsdiabetes eintreten. Jedoch normalisieren sich nach der Geburt des Kindes die Zuckerwerte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes)?

Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist bei einer festgestellten Schwangerschaftsdiabetes nötig.

Charakteristisch für den Schwangerschaftsdiabetes ist die sogenannte Glukosetoleranzstörung, die zum ersten Mal während einer Schwangerschaft auftritt. Der Gestationsdiabetes ist eine der häufigsten Erkrankungen, die im Rahmen einer Schwangerschaft auftreten können. Der Grund für den Diabetes sind die Schwangerschaftshormone Progesteron, Prolaktin, Plazentalaktogen und Östrogen. Jene stellen dem Körper - während der Schwangerschaft - die notwendige Glucose bereit.

Bei vielen Frauen tritt jedoch das Problem ein, dass die Bauchspeicheldrüse ungenügend Insulin herstellt, damit die Glucose in die Zellen geschleust werden kann (der Mediziner spricht hier von einem echten Insulinmangel). Es gibt aber auch die Variante, dass die Bauchspeicheldrüse genügend Insulin produziert, die Körperzellen aber darauf nicht reagieren (hier spricht der Mediziner von einem relativen Insulinmangel).

Ursachen

Die Gründe, warum ein Schwangerschaftsdiabetes auftritt, kann nicht mit hundertprozentiger Sicherheit beantwortet werden. Mitunter zählt aber das Körpergewicht eine wesentliche Rolle. Liegt der Body-Mass-Index (BMI) bei einem Wert von über 27, besteht ein erhöhtes Risiko. Unter anderem kann auch eine sehr schnelle Gewichtszunahme einen Schwangerschaftsdiabetes auslösen. Mitunter sind auch erbliche Faktoren ein Problem. Vor allem dann, wenn bereits Diabetes mellitus (Typ 2) in der Familie aufgetreten ist bzw. die Patientin über 30 Jahre alt ist.

In all jenen Fällen liegt ein automatisch höheres Risiko vor, während der Schwangerschaft an dem Schwangerschaftsdiabetes zu erkranken. Weitere Faktoren, welche einen Schwangerschaftsdiabetes begünstigen, sind etwa schon eine Geburt von einem Kind, das bereits über 4500 Gramm Geburtsgewicht erzielt hat bzw. wenn bereits mehrere Fehlgeburten (die Problematik des Diabetes erhöht sich - statistisch - nach der dritten Fehlgeburt) stattgefunden haben. Jedoch bedeuten diese Faktoren noch lange nicht, dass diese den ausschlaggebenden Grund darstellen. Sogar Frauen, welche einen perfekten Body-Mass-Index haben und keine sonstigen Risikofaktoren aufweisen, können plötzlich von einem Schwangerschaftsdiabetes betroffen sein.

Symptome und Verlauf

Klassische Symptome und Anzeichen sind vorwiegend ein sehr hoher Blutzuckerspiegel. Des Weiteren wächst der Fötus - auf Grund des hohen Zuckeranteils - schneller im Mutterleib als Babys, bei denen die Mutter keinen Schwangerschaftsdiabetes aufweist. Der Verlauf des Phänomens ist positiv; im Regelfall ist nach der Geburt der Schwangerschaftsdiabetes verschwunden. Wichtig ist, dass die Patientin auf ihre Ernährung achtet bzw. eine kohlenhydratarme Ernährung bevorzugt, sodass die Blutzuckerwerte im "Soll" bleiben.

Diagnose

Der Mediziner misst in der 24. Schwangerschaftswoche - routinemäßig - den Blutzucker der Patientin. Dabei wird der nüchterne Wert herangezogen. Der Mediziner verabreicht der Patientin eine Glucoselösung; der Wert wird drei Mal (innerhalb von drei Stunden) gemessen. Bei diesem Verfahren gibt es Grenzwerte, welche nicht überschritten werden dürfen. Der Nüchternwert beträgt höchstens 95 mg/dl; nach einer weiteren Stunde beläuft sich die Höchstgrenze auf 180 mg/dl. Nach zwei Stunden sollte der Wert unter 155 mg/dl sein; drei Stunden nach der Glucoselösung muss der Wert unter 140 mg/dl liegen. Ist einer der Werte überschritten, liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor.

Behandlung und Therapie

Stellt der Mediziner einen Schwangerschaftsdiabetes fest, überweist er die Patientin an einen sogenannten Diabetologen. Jener analysiert im weiteren Verlauf die Ernährungsgewohnheiten der Patientin bzw. gibt ihr unter anderem auch wertvolle Verbesserungsvorschläge. Die Patientin sollte im weiteren Verlauf auf die "kurzkettigen Kohlenhydrate" verzichten. Dazu zählen etwa jegliche Art von Süßigkeiten, Zucker oder auch Weißbrot. Mit dieser speziellen Ernährung können sich die Blutzuckerwerte (bei knapp 80 Prozent der Betroffenen) gut einstellen. Vorwiegend besteht die Nahrung nun aus Vollkornprodukten, Obst sowie Gemüse.

Bei Obst muss aber darauf geachtet werden, dass wenig fruchtzuckerhaltige Speisen - wie etwa Äpfel oder Beeren - konsumiert werden. Der Diabetologe überprüft die Blutzuckerwerte einmal in der Woche. Jedoch muss die Patientin auch selbst kontrollierende Maßnahmen durchführen und ihre Werte am Morgen, zu Mittag und am Abend messen. Stellt der behandelnde Arzt fest, dass die Blutzuckerwerte - im Regelfall - einen normalen Wert darstellen und nur sehr selten Werte überschritten werden, reicht im Endeffekt eine kohlenhydratarme Diät.

Somit ist auch keine Verabreichung von Insulin notwendig. Ändern sich die Werte nicht, da die Patientin keine Umstellung der Ernährung durchgeführt hat bzw. liegt ein sehr stark ausgeprägter Schwangerschaftsdiabetes vor, der selbst mit einer Ernährungsumstellung nicht in den Griff zu bekommen ist, muss eine Insulingabe erfolgen. Jene kann ein übermäßiges Geburtsgewicht beim Neugeborenen verursachen; dies führt in weiterer Folge zu einer (oftmals) problematischen Geburt.


Vorbeugung

Der Schwangerschaftsdiabetes kann nur bedingt vermieden werden. Wichtig ist, dass die Patientin auf ihr Gewicht achtet bzw. diverse Faktoren vermeidet, die unter anderem einen Schwangerschaftsdiabetes begünstigen. In vielen Fällen (erbliche Faktoren, etc.) kann der Schwangerschaftsdiabetes aber nicht vorgebeugt werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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