Schmerzmittel (Analgetika)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Schmerzmittel (Analgetika) werden Medikamente bezeichnet, die schmerzstillend (analgetisch) wirken. Durch sie können chronische und akute Schmerzen gelindert werden, doch leider werden sie oft zu häufig und ungesichert eingenommen.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Schmerzmittel (Analgetika)?

Paracetamol ist ein Arzneimittel gegen leichte bis mäßig starke Schmerzen und Fieber.

Es gibt sehr verschiedene Schmerzmittel (Analgetika), die sich durch ihren chemischen Aufbau, die unterschiedliche Wirkungsdauer, ihren Wirkungskreis und ihre Wirkungsstärke zu verschiedenen Schmerzmittelgruppen einteilen lassen. Die am häufigsten angewandte Einteilung ist die in Nicht-Opioide und Opioide.

Die Nicht-Opioide sind Schmerzmittel, die nicht an Opioidrezeptoren wirksam sind und werden nochmal in die Gruppe der sauren nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID) und der nicht sauren Analgetika (Paracetamol, Metamizol) unterschieden. Ihre Wirkungen sind in erster Linie entzündungshemmend (antiphlogistisch), fiebersenkend (antipyretisch), schmerzstillend (analgetisch) und thrombozytenaggregationshemmend.

Die Opioide wirken an sogenannten Opioidrezeptoren. Ihr Name kommt jedoch daher, dass sie aus einer natürlichen Substanz, welche aus dem Schlafmohn extrahiert wird, hergestellt werden. Es gibt aber auch synthetisch hergestellte Opioide. Ihre Wirkungsweise ist etwas anders als die der Nicht-Opioide und kann durch euphorisierend (Glücksgefühle auslösend), schmerzstillend, aphrodisierend (Geschlechtstrieb fördernd) und sedierend (beruhigend) beschrieben werden. Opioide werden leider oft als Rauschmittel missbraucht und können zu Abhängigkeit führen.

Wirkung und Anwendung

Opioide wirken, indem sie in Wechselwirkungen mit den sogenannten Opioidrezeptoren treten. An diesen Rezeptoren hemmen sie die Entstehung und Weiterleitung von Schmerzen. Die Opioidrezeptoren befinden sich auf den Oberflächen vieler Zellen unseres Körpers und vor allem auf der Oberfläche von Nervenzellen.

Es gibt im Körper auch natürliche Bindungsproteine des Opioidrezeptors, die auch bei der Schmerzempfindung eine Rolle spielen. Opioide wirken hauptsächlich im zentralen Nervensystem, doch es gibt auch Opioide, welche die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden können und z.B. nur im Darm wirken (Loperamid) und dort gegen Durchfall helfen, in dem die Bewegung des Darms verlangsamt wird

Eingesetzt werden Opioide bei starken Schmerzen, Durchfallerkrankungen, Reizhusten oder aber auch zur Narkose. Häufig werden Opioide zur schmerzstillenden Behandlung bei Krebspatienten, die im Sterben liegen angewandt. Da Opioide zur Sucht führen können, unterliegen sie in Deutschland dem Suchtmittel- und Betäubungsgesetz.

Die Nicht-Opioide wirken nicht wie die Opioide im zentralen Nervensystem, sondern hauptsächlich in der Peripherie. Sie bewirken eine schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Wirkung, indem sie das Enzym Cyclooxygenase (COX) hemmen. Dadurch wird die Prostaglandinausschüttung gehemmt.

Das nicht-opioide Schmerzmittel ist Paracetamol. Eingesetzt werden Nicht-Opioide vor allem bei verschiedenen Schmerzen (z.B. Kopfschmerzen, Zahnschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Fieber, zur Thromboseprävention und zur Behandlung von verschiedenen entzündlichen Erkrankungen (z.B. Rheuma). Die meisten Nicht-Opioiden Schmerzmittel sind in Deutschland frei verkäuflich.

Gruppen und Wirkstoffe (Handelsnamen)

Nicht-Opioide

Die nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAID) können in folgende Gruppen unterteilt werden:

Anthranilsäurederivate:

  • Mefenaminsäure (z.B. Ponstan®)
  • Flufenaminsäure (z.B. Assan®)

Essigsäuredreivate:

  • Acemetacin (z.B. Tilur®)

Salicylate:

  • Calciumcarbasalat (z.B. Alcacyl®)

Propionsäuredreivate:

  • Ketotropfen (z.B. Fastum®)

Oxiame:

  • Meloxicam (z.B. Mobicox®)
  • Piroxicam (z.B. Felden®)

Pflanzliche und natürliche Schmerzmittel

Es gibt auch Schmerzmittel (Analgetika), die rein pflanzlich und natürlich sind: Phytopharmaka. Phytopharmaka, die als pflanzliche NSAID bezeichnet werden, sind die Spierblume und die Weidenrinde. Die zwei wichtigsten Vertreter der nicht sauren Analgetika sind Paracetamol und Metamizol.

Opioide

  • Codein (z.B. Codipront® ) ist methyliertes Morphin und kommt somit natürlicherweise im Schlafmohn vor. In Tabletten ist es oft in Kombination mit Paracetamol zu bekommen.
  • Morphin (z.B. Kapanol®, MST Continus®, Sevredol®) kommt natürlicherweise im Opium (Schlafmohn vor).
  • Oxycodon (z.B. Oxycontin®) ist im Schmerzmittel in Form von Oxycodonhydrochlorid geruchsloses, kristallines und weißes Pulver) vorhanden.

Rezeptfreie Schmerzmittel

In Deutschland gibt es eine Reihe von Schmerzmitteln, die rezeptfrei in Apotheken erhältlich sind. Diese Medikamente können zur Linderung von leichten bis mäßigen Schmerzen, wie Kopf-, Zahn-, Muskel- oder Gelenkschmerzen, sowie Fieber eingenommen werden. Die gängigsten rezeptfreien Schmerzmittel gehören zu den Kategorien der nicht-opioiden Analgetika und der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR).

Paracetamol

Paracetamol ist ein weit verbreitetes und gut verträgliches Schmerzmittel, das vor allem bei leichten bis mäßigen Schmerzen wie Kopf- oder Zahnschmerzen sowie zur Fiebersenkung eingesetzt wird. Es wirkt schmerzstillend (analgetisch) und fiebersenkend (antipyretisch), jedoch kaum entzündungshemmend.

Vorteile:

  • Geeignet für Menschen mit Magenproblemen, da es den Magen nicht belastet.
  • Kann während der Schwangerschaft und Stillzeit in Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.

Dosierung:

  • Maximal 4.000 mg pro Tag (in der Regel 500-1.000 mg pro Einnahme).

Ibuprofen

Ibuprofen ist ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR), das schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend wirkt. Es wird häufig bei Schmerzen durch Entzündungen, wie Gelenkschmerzen oder Menstruationsbeschwerden, eingesetzt.

Vorteile:

  • Gute entzündungshemmende Wirkung.
  • Breit einsetzbar für verschiedene Schmerzarten, einschließlich Sportverletzungen und Muskelschmerzen.

Dosierung:

  • In der rezeptfreien Form sind in der Regel Dosen bis 400 mg pro Tablette erhältlich. Die maximale Tagesdosis beträgt 1.200 mg.

Acetylsalicylsäure (ASS)

Acetylsalicylsäure (ASS) gehört ebenfalls zu den NSAR und wirkt schmerzstillend, entzündungshemmend und fiebersenkend. Es wird häufig bei Kopfschmerzen, leichten Zahnschmerzen und Fieber eingesetzt.

Vorteile:

  • In geringen Dosen wird ASS auch zur Blutverdünnung eingesetzt (zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen).

Dosierung:

Die rezeptfreie Dosis liegt in der Regel bei 500 mg pro Tablette, maximal 3.000 mg pro Tag. Es sollte jedoch nicht ohne ärztliche Rücksprache zur Langzeitanwendung eingenommen werden, da es die Magenschleimhaut reizen kann.

Diclofenac

Diclofenac ist ein weiteres NSAR, das sowohl in Tablettenform als auch als Salbe erhältlich ist. Es wird oft bei rheumatischen Erkrankungen, Rückenschmerzen und Gelenkbeschwerden angewendet. Die entzündungshemmende Wirkung steht hier stärker im Vordergrund.

Vorteile:

  • Besonders wirksam bei Entzündungsschmerzen und Schwellungen.
  • In Form von Gelen oder Cremes auch zur lokalen Anwendung verfügbar.

Dosierung:

  • In der rezeptfreien Form sind Dosierungen von 12,5 mg pro Tablette erhältlich, maximal 75 mg täglich.

Naproxen

Naproxen ist ein NSAR, das ähnlich wie Ibuprofen und Diclofenac wirkt. Es ist für die Behandlung von Schmerzen und Entzündungen, insbesondere bei Menstruationsbeschwerden, Muskel- und Gelenkschmerzen, geeignet.

Vorteile:

  • Lange Wirkdauer, wodurch es seltener eingenommen werden muss.
  • Gut geeignet bei chronischen Schmerzen wie Rheuma.

Dosierung:

Rezeptfrei erhältlich in Dosierungen von bis zu 250 mg pro Tablette, maximal 750 mg täglich.

Wichtige Hinweise

Obwohl diese Schmerzmittel rezeptfrei erhältlich sind, sollten sie nicht über längere Zeit ohne ärztliche Rücksprache eingenommen werden. Jeder dieser Wirkstoffe kann Nebenwirkungen haben, insbesondere bei zu hoher Dosierung oder langfristiger Anwendung:

  • Magen-Darm-Beschwerden: NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac und ASS können die Magenschleimhaut reizen und zu Magenblutungen führen.
  • Leber- und Nierenschäden: Paracetamol kann bei Überdosierung schwere Leberschäden verursachen.
  • Blutverdünnung: ASS hemmt die Blutgerinnung, was bei Verletzungen zu Problemen führen kann.

Für Kinder, Schwangere und Menschen mit chronischen Erkrankungen ist besondere Vorsicht geboten. Vor der Einnahme sollte die Packungsbeilage sorgfältig gelesen und bei Unsicherheiten ein Arzt oder Apotheker konsultiert werden.

Entzündungshemmende Schmerzmittel

Das Schmerzmittel mit der stärksten entzündungshemmenden Wirkung ist in der Regel Diclofenac. Es gehört zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und wird häufig bei entzündungsbedingten Schmerzen wie Gelenkentzündungen, Arthritis oder Sportverletzungen eingesetzt.

Weitere Schmerzmittel mit entzündungshemmender Wirkung:

  • Ibuprofen: Ebenfalls ein NSAR, das schmerzstillend, fiebersenkend und entzündungshemmend wirkt. Es wird häufig bei leichten bis mäßigen Schmerzen durch Entzündungen verwendet, etwa bei Menstruationsbeschwerden, Muskelschmerzen oder Fieber.
  • Naproxen: Ein weiteres NSAR mit einer relativ starken und langanhaltenden entzündungshemmenden Wirkung. Es wird oft bei rheumatischen Erkrankungen oder Menstruationsbeschwerden eingesetzt.

Wirkweise von NSAR:

Diese Medikamente hemmen das Enzym Cyclooxygenase (COX), das an der Bildung von Prostaglandinen beteiligt ist – Stoffen, die Entzündungen und Schmerzen im Körper fördern. Durch die Hemmung der Prostaglandinsynthese werden Schmerzen und Entzündungen reduziert.

Vergleich der entzündungshemmenden Wirkung:

  • Diclofenac gilt als das am stärksten entzündungshemmende NSAR.
  • Naproxen und Ibuprofen haben ebenfalls eine starke entzündungshemmende Wirkung, wobei Naproxen länger wirkt als Ibuprofen.

Für spezifische entzündliche Erkrankungen wie Arthritis oder Sehnenentzündungen wird daher oft Diclofenac empfohlen.

Risiken und Nebenwirkungen

Die häufigsten und wichtigsten Nebenwirkungen von Opioiden sind Atemdepression (es herrscht Erstickungsgefahr) und Vigilanzminderung (eine Abnahme der Wachheit). Bei lang andauernder Einnahme können auch noch Verstopfungen hinzukommen. Außerdem besteht die Gefahr einer Abhängigkeit. Die häufigsten Nebenwirkungen der Nicht-Opioiden Arzneimittel sind Magenschmerzen, aber auch Erbrechen, Übelkeit und Durchfall.

Welches rezeptfreie Schmerzmittel hat die stärkste Wirkung?

Das stärkste rezeptfreie Schmerzmittel in Deutschland ist Ibuprofen in der Dosierung von 400 mg. Andere vergleichsweise starke rezeptfreie Schmerzmittel sind Diclofenac (bis zu 25 mg pro Tablette) und Naproxen (bis zu 250 mg pro Tablette). Diese Mittel gehören zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und wirken sowohl schmerzlindernd als auch entzündungshemmend.

Paracetamol kann ebenfalls stark schmerzlindernd wirken, jedoch eher bei nicht-entzündlichen Schmerzen. Diclofenac und Naproxen haben eine längere Wirkdauer und eine stärkere entzündungshemmende Wirkung, weshalb sie bei chronischen oder entzündungsbedingten Schmerzen effektiver sein können.

Es ist wichtig zu beachten, dass die maximale Tagesdosis und die Anwendungsdauer unbedingt eingehalten werden sollten, da diese Medikamente bei unsachgemäßer Anwendung zu Magen-Darm-Beschwerden, Nierenproblemen oder anderen Nebenwirkungen führen können.

Welches Schmerzmittel hat am wenigsten Nebenwirkungen und ist für Kinder geeignet?

Paracetamol ist das Schmerzmittel, das allgemein als am besten verträglich und am wenigsten nebenwirkungsreich für Kinder gilt. Es wird häufig bei Fieber, Kopfschmerzen, Zahnschmerzen oder leichten bis mäßigen Schmerzen eingesetzt und ist in der richtigen Dosierung auch für Säuglinge und Kleinkinder geeignet. Paracetamol belastet den Magen nicht und hat keine entzündungshemmende Wirkung, was es besonders sicher macht, wenn keine entzündlichen Prozesse vorliegen. Gründe, warum Paracetamol für Kinder geeignet ist:

  • Gute Verträglichkeit: Es reizt die Magenschleimhaut nicht und hat keine negativen Auswirkungen auf die Nieren bei normaler Dosierung.
  • Breites Anwendungsspektrum: Paracetamol wirkt schmerzlindernd und fiebersenkend, ohne entzündungshemmende Nebenwirkungen, die bei anderen Schmerzmitteln auftreten können.
  • Sichere Anwendung: Es gibt altersgerechte Dosierungsformen, wie Zäpfchen, Saft oder Tropfen, die einfach zu verabreichen sind.

Vorsichtsmaßnahmen:

Dosierung:

  • Die Dosierung muss streng nach Anweisung des Arztes oder der Packungsbeilage erfolgen, da eine Überdosierung zu Leberproblemen führen kann.
  • Nicht langfristig ohne ärztliche Rücksprache: Paracetamol sollte nicht über einen längeren Zeitraum angewendet werden, ohne den Kinderarzt zu konsultieren.
  • Andere Schmerzmittel wie Ibuprofen können auch für Kinder ab 6 Monaten geeignet sein, insbesondere bei entzündlichen Schmerzen, aber sie sind stärker mit möglichen Nebenwirkungen wie Magenreizungen und Nierenbelastungen verbunden.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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