Schlafmittelvergiftung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Schlafmittelvergiftung tritt in Folge einer Überdosierung von Schlafmitteln auf. Sie wird meist bewusst herbeigeführt und endet für die Betroffenen oftmals tödlich. Wird frühzeitig reagiert, können schwerwiegende Folgen jedoch vermieden werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Schlafmittelvergiftung?

Unter einer Schlafmittelvergiftung versteht man eine Vergiftung, die in Folge einer Überdosierung von Schlafmitteln auftritt. Meist handelt es sich dabei um rezeptpflichtige Präparate, welche eine beruhigende oder schlaffördernde Wirkung haben und bei einer zu hohen Dosierung toxisch wirken. Eine Schlafmittelvergiftung wird meist willentlich herbeigeführt. Die Betroffenen nehmen die Präparate in der Absicht der Selbsttötung ein und greifen meist zu zusätzlichen Mitteln wie Alkohol oder anderen Medikamenten, die eine Behandlung noch erschweren.

Es kann jedoch auch unwillentlich zu einer Schlafmittelvergiftung kommen. Ist das der Fall, fallen die Symptome meist nur schwach aus. Die Betroffenen fühlen sich schläfrig, leiden unter einer schwachen, erschlafften Muskulatur und einem unsicheren Gang. Die Behandlung erfolgt meist an Ort und Stelle, wird jedoch im Krankenhaus fortgesetzt. Psychologische Maßnahmen sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie und tragen zur Vorbeugung bei. Auch das Umfeld einer selbstmordgefährdeten Person kann eine Menge tun, um zu verhindern, dass es zu einem Selbsttötungsversuch durch Schlafmittel kommt.

Ursachen

Eine Schlafmittelvergiftung tritt in Folge einer Überdosierung bestimmter Medikamente auf. Meist handelt es sich dabei um sogenannte Barbiturate und Benzodiazepine, welche stark beruhigend wirken. Diese werden eingesetzt, um Angstzustände und starke Schlafstörungen zu behandeln und sind dementsprechend stark. Schon eine geringe Überdosierung führt zu einer Schlafmittelvergiftung.

Da eine Vergiftung durch Schlafmittel in der Regel willentlich herbeigeführt wird, werden die Medikamente meist mit Alkohol kombiniert. Dadurch wird deren Wirkung auf das Nervensystem verstärkt. Vor allem Barbiturate und Benzodiazepine wirken in Kombination mit Alkohol sehr extrem. Die Ursachen für den Versuch der Selbsttötung können weitreichend sein. Psychische Probleme sind häufige Auslöser und müssen von einem Therapeuten behandelt werden.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Schlafmittelvergiftung:

Eine Schlafmittelvergiftung lässt sich anhand eindeutiger Symptome erkennen. So haben Betroffene zunächst Atembeschwerden und leiden unter Kurzatmigkeit. Je nach Dosierung kommt es zu einer leichten Benommenheit bis hin zu starker Müdigkeit, die mit einem niedrigen Blutdruck einhergeht. Nach und nach wird der Puls immer niedriger, bis es schließlich zum Kreislaufstillstand kommt. Wird dann nicht sofort reagiert, verstirbt der Betroffene.

Ob eine Schlafmittelvergiftung tödlich verläuft, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Die Schwere der Vergiftung ist ebenso wichtig wie der Zeitraum, der zwischen der Einnahme der Präparate und den notfallmedizinischen Maßnahmen vergeht. Ein positiver Verlauf ist zu erwarten, wenn frühzeitig entsprechende Gegenmittel verabreicht werden, während eine unbehandelte Schlafmittelvergiftung, die bereits zum Koma geführt hat, einen tödlichen Verlauf nimmt.

Diagnose

Die Diagnose einer Schlafmittelvergiftung erfolgt anhand erwähnter Symptome. Darüber hinaus muss derjenige, der den Betroffenen auffindet, auf typische Hinweise wie Medikamentenverpackungen achten. Gibt es keine Hinweise dieser Art, ist eine genaue Diagnose zunächst nicht möglich, da die Symptome auch auf eine Vielzahl anderer Erkrankungen zutreffen. Eine Blutuntersuchung kann angewendet werden, wenn der Betroffene aus eigener Kraft einen Arzt aufsucht. Auch bei verstorbenen Patienten wird eine Untersuchung des Blutes durchgeführt, um die genauen Todesumstände feststellen zu können.

Behandlung und Therapie

Welche Behandlung bei einer Schlafmittelvergiftung sinnvoll ist, hängt von der jeweiligen Situation und dem Zustand des Betroffenen ab. Ist der Betroffene bewusstlos, muss er in die stabile Seitenlage gebracht werden, damit die Atemwege frei bleiben. Zudem muss die Körpertemperatur aufrechterhalten werden, was durch den Einsatz von Decken gelingt. Währenddessen muss der Notarzt alarmiert werden, da dieser notwendige Gegenmittel verabreichen kann.

Oftmals ist es auch nötig, den Betroffenen künstlich zu beatmen, um zu verhindern, dass der Mageninhalt in die Lunge gelangt. Des Weiteren wird der Kreislauf mit Hilfe spezieller Medikamente stabilisiert. Eine Magenspülung hilft dabei, die aufgenommen Gifte aus dem Magen des Betroffenen zu entfernen. Auch harntreibende Arzneimittel sowie in schweren Fällen eine Blutwäsche, tragen dazu bei, den Körper von sämtlichen Giften zu befreien. Ob und welche Maßnahmen angewendet werden, hängt immer von der jeweiligen Situation ab.

Nach der Behandlung an Ort und Stelle wird der Patient in ein Krankenhaus eingeliefert und verweilt dort für einige Tage. Neben der Stabilisierung des Zustandes wird im Gespräch mit einem Psychologen ergründet, warum der Patient eine Schlafmittelvergiftung herbeigeführt. Befindet sich der Patient bereits in Therapie, müssen die Maßnahmen vertieft werden.


Vorbeugung

Einer Schlafmittelvergiftung lässt sich in erster Linie vorbeugen, indem keine Schlafmittel überdosiert werden. Es ist deshalb meist das Umfeld, welches derartige Selbsttötungsabsichten vermeiden kann, indem psychotherapeutische Maßnahmen eingeleitet werden. Äußert eine Person konkrete Pläne, sich mit Schlafmitteln vergiften zu wollen, ist besondere Vorsicht geboten.

Ist es bereits zu einer Schlafmittelvergiftung gekommen, lassen sich schwerwiegende Folgen durch eine schnelle Behandlung vermeiden. Es kann deshalb sinnvoll sein, verschiedene Erste-Hilfe-Kurse zu besuchen. Speziell Menschen, die mit selbstmordgefährdeten Personen zu tun haben, können lernen, Warnzeichen zu deuten und wie sie mit dem Betroffenen umgehen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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