Sauerstofftherapie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. August 2019Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Wenn der menschliche Organismus durch unterschiedliche Erkrankungen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann, kann eine Sauerstofftherapie Abhilfe schaffen. In der Medizin wird eine Behandlung mit Sauerstoff bei unterschiedlichen Krankheitsleiden wie chronischen Lungenerkrankungen oder Taucherunfällen eingesetzt. Je nach Notwendigkeit wird der Sauerstoff bei normalem oder erhöhtem Umgebungsdruck verabreicht. Die Kostenübernahme durch die Krankenkassen ist nur bei einer vorliegenden Indikation gegeben. Eine mögliche Nebenwirkung der Therapie ist das Austrocknen der Nasenschleimhäute. Schwerwiegendere Komplikationen wie ein Atemstillstand können durch individuelle Therapieanpassung vermieden werden.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist eine Sauerstofftherapie?
Die Lungen, das Herz, der Kreislauf und die Muskulatur müssen in Zusammenarbeit eine ausreichende Versorgung des menschlichen Körpers mit Sauerstoff sicherstellen. In Folge von unterschiedlichen Erkrankungen kann es sein, dass die Lungen und die Atemwege nicht mehr ausreichend Sauerstoff zur Verfügung stellen können. Herz und Muskulatur versuchen in diesem Fall den Mangel an lebenswichtigen Sauerstoff auszugleichen. Um eine daraus resultierende abnehmende Leistungsfähigkeit und Überlastung des Herzens zu vermeiden, wird eine Sauerstofftherapie durchgeführt.
Die Sauerstofftherapie dient dazu, den Blutsauerstoff durch Anreicherung der Atemluft mit Sauerstoff zu erhöhen. Die Sauerstofftherapie soll eine bestmögliche Versorgung des menschlichen Körpers und seiner Organe sowie Gewebe gewährleisten. In der Medizin werden Langzeit- und Kurzzeitbehandlungen mit Sauerstoff unterschieden.
Anwendungsgebiete
Dazu zählen unter anderem Tauchunfälle, sogenannte Dekompressionskrankheiten, Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen, Überbrückung von Blutverlusten, Nekrosen und das diabetische Fußsyndrom.
Weiterhin kann die Therapie bei Problemwunden, einem akuten Hörsturz, Tinnitus, Hirnabszessen oder einem Trauma eingesetzt werden. Eine Langzeittherapie mit Sauerstoff wird unter anderem bei chronischer Herzinsuffizienz, Stoffwechselstörungen, Nierenschwäche, Atemwegserkrankungen wie Fibrosen oder COPD und Durchblutungsstörungen eingesetzt. Zudem wird Sauerstoff zur Therapie von Schmerzpatienten eingesetzt. Hierzu zählt unter anderem das Krankheitsbild der Cluster-Kopfschmerzen.
- Dekompressionskrankheiten
- Kohlenstoffmonoxid-Vergiftungen
Welche Methoden und Verfahren gibt es?
Es gibt unterschiedliche Methoden der Sauerstofftherapie. Grundsätzlich werden die normobare und die hyperbare Sauerstofftherapie unterschieden. Während die normobare Sauerstofftherapie bei einem normalen Umgebungsdruck eingesetzt wird, ist die hyperbare Therapie bei einem erhöhten Umgebungsdruck induziert.
Weiterhin wird zwischen einer Sauerstoff-Langzeittherapie und der Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie unterschieden. Das Verfahren der Langzeittherapie wird bei allen Erkrankungen angewendet die mit einem Sauerstoffmangel im arteriellen Blut korrelieren. Dazu zählen unter anderem Verletzungen der Lunge oder ein angeborener Herzfehler.
Patienten in Langzeittherapie werden über einen längeren Zeitraum mit Sauerstoff behandelt. Die Dauer einer solchen Therapie liegt bei mindestens 16 Stunden. Die Sauerstoff-Mehrschnitt-Therapie ist ein Behandlungsverfahren der Alternativmedizin. Die positive Wirkungsweise dieser Therapie ist bisher unzureichend wissenschaftlich belegt.
Was muss der Patient beachten?
Medizinischer Sauerstoff ist ein Medikament und sollte nur nach ärztlicher Anordnung verwendet und eingenommen werden. Die Form der Verabreichung sollte nicht selbst bestimmt werden, sondern in Rücksprache mit dem Arzt festgelegt werden. Patienten die ambulant mit Sauerstoff behandelt werden müssen, sollten im Umgang mit Sauerstoffflaschen Vorsicht walten lassen. Die Gefäße sollten vor Stürzen bewahrt und sicher gelagert werden.
Da Sauerstoff Verbrennungsprozesse fördert, sollten die Flaschen nicht in explosionsgefährdeten Räumen oder Räumen ohne Fenster aufbewahrt werden. Zudem sollte zu hohe Sonneneinstrahlung oder Wärmeeinwirkung verhindert werden. Beim Öffnen der Sauerstoffflaschen soll keine Gewalt angewendet werden. Es ist darauf zu achten, die Flaschen nur mit geschlossenem Ventil zu transportieren. Bei Problemen sollte der Technische Dienst verständigt werden.
Vor der eigentlichen Therapie mit Sauerstoff muss der Sauerstoff zunächst mit destilliertem Wasser angefeuchtet werden. Da der Sauerstoff trocken im Reservoir vorliegt, sind andernfalls Schädigungen an den Schleimhäuten bei Einatmung möglich. Zudem ist beim Umgang mit den Flaschen und Schläuchen auf Sauberkeit zu achten um eine Kontamination mit Mikroorganismen zu vermeiden.
Patienten die an chronisch-obstruktiven Lungenerkrankungen leiden, sind an einen erhöhten CO2-Gehalt in ihrem Blut gewöhnt. Ihr einziger Atemanreiz ist der Sauerstoffmangel im Blut, welcher durch die Gabe von medizinischen Sauerstoff behoben wird. Um einer Atemlähmung zu entgehen und diese lebensgefährliche Situation zu vermeiden, muss die Therapie mit Sauerstoff bei Anzeichen wie Schwindel und Erbrechen sofort eingestellt und ein Arzt konsultiert werden.
Durchführung - Wie läuft Untersuchung ab?
Nach einer Analyse der Blutgase und einer Indikationsstellung zur notwendigen Therapie mit Sauerstoff werden Patienten in der Langzeittherapie über eine abgedichtete Nasensonde oder eine Maske mit Sauerstoff versorgt. Der Bedarf an Sauerstoff wird durch Testung der Atem- und Ausatemluft individuell festgelegt. In Einzelfällen wird der Sauerstoff über einen Katheter verabreicht. Patienten die nicht nur stationär sondern auch ambulant mit Sauerstoff behandelt werden müssen, können Sauerstoffkonzentratoren für zu Hause erhalten. Für eine Behandlung außerhalb von stationären Einrichtungen werden Flüssigsauerstoffsysteme mit tragbaren Tank oder Druckgasflaschen verschrieben.
Wer übernimmt die Kosten?
Medizinischer Sauerstoff ist als Fertigarzneimittel zugelassen und gilt als verschreibungspflichtiges Medikament. Neben dem Sauerstoff an sich werden zur ambulanten Therapie auch die Sauerstoffgeräte als Hilfsmittel verordnet. Bei notwendiger Indikation übernimmt die Krankenkasse demnach die Kosten für die Langzeittherapie mit Sauerstoff. Dazu ist es wichtig, dass der behandelnde Arzt die ausdrückliche Notwendigkeit der Langzeittherapie bestätigt. Eine Kostenübernahme der Sauerstoffbehandlungen ist zum Beispiel bei der COPD möglich.
Die Behandlung mit Sauerstoff in der Alternativmedizin und deren Wirkungsweise ist bisher unzureichend wissenschaftlich belegt. Patienten die eine Sauerstoff-Mehrschnitt-Therapie beziehen tragen die Kosten selbst.
Risiken und Komplikationen
Eine recht häufig auftretende Nebenwirkung der Therapie mit Sauerstoff ist das Austrocknen der Nasenschleimhaut. Das Risiko steigt proportional zur Flussrate des Sauerstoffs. Eine weitere Komplikation ist die sogenannte Sauerstoffvergiftung. Wenn ein Patient mit funktionierender Lunge Gase mit erhöhtem Sauerstoffanteil einatmet, kann es zu einer Erhöhung des Partialdrucks kommen. Dieser Zustand wird auch Paul-Bert-Effekt genannt. Er ist durch zentralnervöse Symptome wie Übelkeit, Schwindel, Erbrechen, Angst, Fieber, Verwirrtheit und Veränderungen der Persönlichkeit gekennzeichnet.
Eine Vergiftung mit Sauerstoff ist bei einer Langzeittherapie mit Sauerstoff unwahrscheinlich und tritt nur bei zu hohen Sauerstoffkonzentrationen ein. Bei wenigen Patienten besteht zudem die Gefahr durch den Wegfall des Atemantriebs bei einer künstlichen Zufuhr von Sauerstoff eine sogenannte CO2-Narkose zu entwickeln. Die CO2- Narkose ist eine durch eine erhöhte Konzentration von Kohlenstoffdioxid im Blut hervorgerufene Bewusstlosigkeit. Eine weitere Folge ist der Atemstillstand. Eine individuell auf den Patienten abgestimmte Therapie sowie eine Testphase zu Beginn der Behandlung können dies vermeiden.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
- Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 9. August 2019
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