Plazenta

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Plazenta bezeichnet man den Mutterkuchen, welcher bei allen weiblichen Säugetieren und einigen Beuteltieren, den Fötus mit Nährstoffen versorgt. Das Wort Plazenta ist aus dem Lateinischen und bedeutet "Kuchen".

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Plazenta entwickelt sich kurz nach der Befruchtung aus Gewebe des Embryos und auch der Mutter selbst. Sie verwächst mit der Schleimhaut des Uterus und versorgt über die gesamte Schwangerschaft den Fötus mit Nährstoffen und stellt außerdem eine Schranke dar, welche verhindert, dass sich Blut der Mutter mit dem Blut des Kindes verbindet.

Die Plazenta wird, zusammen mit der Eihaut, als Nachgeburt bezeichnet. Nach der Geburt des Babys wird sie abgestoßen und in vielen Kulturen den Eltern ausgehändigt. Schon im frühen China wurden Pillen aus Plazenta hergestellt, die gegen Unfruchtbarkeit und Potenzstörungen helfen sollten. Heute wird die Plazenta als Brauch unter einem Baum vergraben.

Die Plazenta versorgt das Baby mit Nährstoffen. Durch die Nabelschnur sind Baby und Plazenta miteinander verbunden.

Anatomie

Die Plazenta bildet sich nach der Einnistung des befruchteten Eis in der Gebärmutter. Sie besteht aus embryonalen Gewebe und Gebärmutterschleimhaut. Im Laufe der Schwangerschaft wird die Plazenta bis zu 600 Gramm schwer und hat eine Größe von 15 bis 20 Zentimeter. Die Seite, die dem Kind zugewandt ist, unterscheidet sich von der der Gebärmutterwand zugewandten Seite.

Die sogenannte fetale Seite der Plazenta ist weißlich trüb gefärbt, diese Schicht auf der Oberfläche nennt man Amnionepithel. Dieses ist verantwortlich für die Produktion des Fruchtwassers. Die Planzenta besitzt eine sogenannte Chorionplatte, die auf der dem Fötus zugewandten Seite liegt. Die Basalplatte liegt gegenüber an der Seite der Gebärmutter. Der Zwischenraum ist gefüllt mit Blut der Mutter.

Aus der Chorionplatte wachsen Zotten. Sie ermöglichen den Austausch des mütterlichen Stoffwechsels mit dem Fötus. Eine Grenzschicht, auch Plazentaschranke genannt, verhindert den Austausch von mütterlichem Blut mit dem Blut des Babys. Dies ist besonders wichtig, falls unterschiedliche Rhesusfaktoren vorliegen.

Die Plazenta ist das Organ mit dem kleinsten Gehalt an straffem Bindegewebe im Körper einer Frau. Die Plazenta muss nicht erst reifen und sich entwickeln, bevor sie die Arbeit aufnimmt. Sie steuert ihr eigenes Wachstums selbst und muss sich nebenbei darum kümmern, ständig funktionstüchtig zu bleiben.

Funktion

Die Hauptaufgabe der Plazenta ist es, den ungeborenen Fötus mit Nährstoffen zu versorgen. Dies geschieht über die Zotten, welche als Primär-, Sekundär- und Tertiärzotten der Plazenta entwachsen. Durch die Nabelschnur ist der Fötus mit der Plazenta verbunden. Die Plazenta ist nicht nur für die Versorgung des Fötus zuständig, sondern entsorgt auch Ausscheidungen des Fötus und sichert den Gasaustausch zwischen Mutter und Kind.

Als Organ, welches nicht erst heranreifen muss, um funktionstüchtig zu sein, verändert die Plazenta je nach Stadium der Schwangerschaft ihre Arbeitsweise. So kann sie den veränderten Bedürfnissen des Kindes gerecht werden. Die Plazenta erfüllt für den Körper der Mutter auch hormonelle Aufgaben. Sie produziert das Hormon Gonadotropin, welches die Regelblutung unterdrückt und die Schwangerschaft aufrechterhält.

Neuere Forschungen weisen darauf hin, dass die Plazenta das Immunsystem der Mutter so beeinflusst, dass die Schwangerschaft nicht als Fremdkörper angesehen wird und gleichzeitig aber die Mutter vor verschiedenen Infektionskrankheiten schützt. Diese Theorie konnte aber bis jetzt noch nicht bestätigt werden, zur Zeit werden Studien dazu durchgeführt.


Erkrankungen

  • Plazenta praevia
  • Plazentainsuffizienz

Die Plazenta entwickelt sich im Laufe der Schwangerschaft immer weiter, so dass Erkrankungen oft erst spät festgestellt werden können. Dies ist besonders bei einer Plazenta praevia der Fall. Der Uterus verändert sich während der Schwangerschaft so, dass eine vorgelagerte Plazenta erst ca. ab der 26. Schwangerschaftswoche festgestellt werden kann.

Die Plazenta praevia bezeichnet eine Plazenta, die im Uterus zu weit unten liegt. Dies kann starke Blutungen verursachen, was dann zu Notkaiserschnitten führen kann. Oft kann einfach abgewartet werden. Dabei muss die Mutter aber strikte Bettruhe einhalten.

Eine vorzeitige Plazentalösung kann für Mutter und Kind lebensgefährlich werden. Manchmal löst sich die Plazenta nur teilweise von der Gebärmutterwand - dann kann mit strikter Bettruhe abgewartet werden. Löst sich die Plazenta ruckartig, zum Beispiel durch einen Sturz, muss das Kind sofort entbunden werden, da die Plazenta, einmal gelöst, das Baby nicht mehr versorgt und so aktute Lebensgefahr besteht.

Die häufigste Erkrankung der Plazenta ist eine Plazentainsuffizienz. Diese kann mehr oder minder schwere Ausprägungen haben. Die Gründe dafür, dass die Plazenta den Fötus nicht mehr richtig versorgt, sind vielfälig: Rauchen, Alkoholgenuss, Diabetes oder eine Schwangerschaftsvergiftung (Gestose), gehören zu den häufigsten Ursachen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
  • Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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