Morbus Pomarino

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter der Krankheit Morbus Pomarino, welche auch unter "Persistierender Vorfußgang" bekannt ist, beschreibt der Mediziner eine Ganganomalie. Rund 5 Prozent aller Vorschulkinder leiden an jener Krankheit. Im Regelfall erkennt der Mediziner die Krankheit bei den regulären Vorsorgeuntersuchungen, welche im Kindheitsalter durchgeführt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Morbus Pomarino?

Die Krankheit wurde nach David Pomarino, einem Orthopäden, benannt. Jener befasste sich intensiv mit dem Zehenspitzen- bzw. Vorfußgang, welcher auch Morbus Pomarino genannt wird. Der Hamburger Orthopäde studierte mehrere Jahre lang die Krankheit und deren Behandlung. Der Betroffene geht am vorderen Fußballen bzw. auf den Zehen. Eine Abrollphase gibt es nicht. Klassisch ist daher die Spitzferse bzw. verjüngte Ferse, der ausgeprägte Hohlfuß sowie auch ein breiterer Vorfuß. In vielen Fällen verwächst Morbus Pomarino im Laufe der Zeit bzw. bis zum Schulalter. Jedoch ist es sinnvoll, dass eine rechtzeitige Therapie und zielgerichtete Behandlungen (etwa Physiotherapie sowie Einlagen) erfolgen.

In weiterer Linie verfügen Patienten auch immer wieder über ein stark ausgeprägtes Hohlkreuz. Der Mediziner unterscheidet Morbus Pomarino in drei Typen. Rund 36 Prozent aller Betroffenen gehören Typ I an. Hier liegt die Ganganomalie einer angeborenen Muskelverkürzung zugrunde. Der Betroffene kann nicht auf der gesamten Fußfläche stehen; des Weiteren leiden jene Patienten unter einer Gleichgewichtsstörung. Rund 52 Prozent aller Betroffenen gehören dem Typ II an. Bei Typ II liegt die Gangstörung bereits in der Familie bzw. ist Morbus Pomarino - innerhalb der Familie - schon aufgetreten.

Der Patient kann zwar auf dem Fuß stehen bzw. im Fersengang gehen, kann dies aber nur mittels Außenrotation der Hüfte bewältigen. Bei Typ III spricht man vom situativen Zehenspitzengang. Der Betroffene kann auf der Ferse gehen; nur bei Belastungssituationen gehen sie auf den Zehenspitzen. Eine familiäre Häufung ist bei Typ III nicht bekannt.

Ursachen

Bislang sind die Ursachen, weshalb Morbus Pomarino auftritt, ungeklärt. Nur bei Typ I ist klar ersichtlich, dass es sich um die angeborene Muskelverkürzung des Wadenmuskels handelt (medizinisch: Musculus gastrocnemicus), welche Morbus Pomarino auslöst.

Bei Typ II wird hingegen eine genetische Veranlagung vermutet. Patienten, die unter Typ III leiden, leiden oftmals auch an sensorischen Fehlfunktionen sowie Entwicklungsstörungen oder auch Muskeltonusstörungen.

Viele Mediziner vertreten die Ansicht, dass auch eine Hüftdysplasie Morbus Pomarino auslösen kann. Die Meinung, dass etwaige orthopädische Ursachen bzw. psychiatrische Störungen sowie auch neuromuskuläre Störungen die Ursache für Morbus Pomarino sind, ist falsch.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von Morbus Pomarino:

  • Gangstörung

Klassische Symptome sind die Gangstörung, der Vorfußgang sowie eine fehlende Abrollphase. Ein weiteres klassisches Merkmal ist das Hohlkreuz bzw. die Hyperlordose. In knapp 50 Prozent aller Fälle heilt die Krankheit spontan aus; der Betroffene ersetzt den Zehenspitzengang durch den Fersengang. Bleibt die Ganganomalie jedoch bis zum Erwachsenenalter, so treten des Weiteren unphysiologische Belastungen auf. Vorwiegend handelt es sich um Probleme mit dem Skelett- bzw. Muskulaturapparat; des Weiteren klagen die Betroffenen über Knieschmerzen oder auch Probleme mit der Hüfte.

Liegt Morbus Pomarino Typ III vor, kann der Patient von einer spontanen Heilung ausgehen. Jedoch sind auch die Prognosen für Typ I sowie II sehr gut, sofern Morbus Pomarino bereits vor dem 5. Lebensjahr therapiert wird. In jenen Fällen sind die Patienten - innerhalb von 12 Monaten - zu 90 Prozent geheilt. Spätfolgen gibt es im Regelfall nicht. Tritt die Behandlung und Therapie erst später ein, ist eine komplette Heilung auch möglich; die Behandlung kann jedoch länger andauern.

Diagnose

Der Mediziner diagnostiziert Morbus Pomarino anhand des Gangbildes. Danach wird die Beweglichkeit des Sprunggelenks, der Hüfte sowie auch die Anatomie der Wade und des Fußes untersucht. In weiterer Folge finden Gleich- sowie Drehgewichtstests statt. Eine Ganganalyse hilft dem Mediziner, dass er die Krankheit in einen der drei Typen unterteilen kann. Auch elektromyographische Untersuchungen sind notwendig; auch hier kann der Typ der Erkrankung diagnostiziert werden.

Behandlung und Therapie

In erster Linie befasst sich die frühe Therapie mit der Verwendung von Pyramideneinlagen. In weiterer Folge kann - vor allem bei Typ I - eine Physiotherapie verordnet werden. Jene soll die Dehnung der Achillessehne fördern. Selbst wenn bereits eine eingeschränkte Beweglichkeit oder auch ein Hohlkreuz besteht, wird vom Mediziner eine krankengymnastische Behandlung verordnet. Die Behandlung dauert - im Normalfall - zwischen sechs und 24 Monate.

Bemerkt der Mediziner keine Verbesserung, kann er den Fuß mittels Gipsverband, Nachtschienen oder Orthesen in die "richtige Richtung" bringen. Jene Therapie erfolgt meistens mit der Lähmung des Wadenmuskels; hier wird Botulinumtoxin (besser bekannt als Botox) injiziert. Nur in wenigen Fällen wird eine operative Behandlung empfohlen. Stellt der Mediziner Typ III fest, wird in erster Linie beobachtet und gewartet.

Nur bei gleichzeitiger Kombination mehrerer Krankheiten (Ganganomalie in Verbindung mit Verhaltensauffälligkeiten bzw. Konzentrationsstörungen), kann der Arzt eine Ergotherapie verordnen; ansonsten wartet der Mediziner auf die Spontanheilung.


Vorbeugung

Da nicht bekannt ist, weshalb Morbus Pomarino auftritt, ist eine Vorbeugung nicht möglich.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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