Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (Kopfschmerzen durch Schmerzmittel)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Medikamenteninduzierter Kopfschmerz (Kopfschmerzen durch Schmerzmittel) beschreibt Kopfschmerzen durch übermäßigen Gebrauch von Medikamenten. Häufig handelt es sich dabei um Kopfschmerzmittel besonders gegen Migräne; als Nebenwirkung sind Kopfschmerzen durch Einnahme von Medikamenten auch bei anderen Präparaten bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Viele Medikamente haben als Nebenwirkung Kopfschmerzen. Häufig sind es sogar Medikamente, die Migräneschmerzen lindern sollen.

Von medikamenteninduziertem Kopfschmerz (Kopfschmerzen durch Schmerzmittel) ist die Rede, wenn Kopfschmerzen nachweislich durch Einnahme von Medikamenten entstehen. Paradoxerweise ist dieser Kopfschmerz eine häufige Nebenwirkung bei manchen Migräne-Schmerzmitteln. Bei dieser häufigen Form ist der Kopfschmerz oft einseitig lokalisierbar, tritt an mehr als 15 Tagen im Monat auf, bewirkt pulsierenden Schmerz und kann durch körperliche Aktivität angeregt werden.

Handelt es sich um Nebenwirkungen anderer Medikamente, ist der Kopfschmerz nicht lokalisierbar und auch nicht pulsierend, aber chronisch (tritt mehr als 15 Mal pro Monat auf). Die Medikamenteneinnahme erfolgte vorher an mehr als 15 Tagen im Monat über einen 3-Monats-Zeitraum oder länger.

Ursachen

Das bei Migräne gerne verabreichte Medikament Triptan ist bei übermäßigem Gebrauch für medikamenteninduzierte Kopfschmerzen bekannt. Auch manche Opioide, andere Schmerzmittel und Schmerzmittel-Mischpräparate führen zu solchen Nebenwirkungen. Warum gerade Schmerzmittel und auch starke Schmerzmittel langfristig zu diesen Nebenwirkungen führen, ist nicht bekannt.

Frei verkäufliche Schmerzmittel führen bei übermäßiger und unkontrollierter Einnahme meist langfristig und unbemerkt zum medikamenteninduzierten Kopfschmerz, der von vielen Betroffenen als dauerhafte oder gar tägliche Belastung erlebt wird.

Dadurch entwickelt sich der Teufelskreis aus immer weiteren Medikamenten gegen den Schmerz, die wiederum den Kopfschmerz noch weiter ankurbeln. Der Teufelskreis hat natürlich auch eine psychische Komponente, da Patienten mit medikamenteninduzierten Kopfschmerzen zunächst nicht begreifen, dass der Schmerz vom Schmerzmittel herrührt. Stattdessen nehmen sie aus dieser Angst heraus weiter Schmerzmittel und verschlimmern somit das ursächliche Problem.

Wann zum Arzt?

Ein medikamenteninduzierter Kopfschmerz ist von einer vielfältigen Symptomatik gekennzeichnet. Der Vergleich mit einer typischen Migräne steht dabei an oberster Stelle. Andererseits ist die symptomatische Nähe zu einem chronischen Spannungskopfschmerz nicht von der Hand zu weisen. Eine mittlere Schmerzstärke bei ein- oder beidseitigen Beschwerden wird von den meisten Betroffenen als gerade noch erträglich angegeben.

Weil dieser Kopfschmerz fast täglich auftritt, ist der Alltag stark im negativen Sinne beeinflusst. Tritt der medikamenteninduzierte Kopfschmerz „nur“ alle 2-3 Tage auf, ist das Leben weniger eingeschränkt. Die Symptomatik reicht von dumpf bis stechend. Die pulsierenden Schmerzsequenzen sind relativ selten.

Wird der Kopfschmerz von Übelkeit und Lichtempfindlichkeit begleitet oder stellt sich eine erhöhte Schallempfindlichkeit ein, sollte kurzfristig ein Arzt konsultiert werden.

Die erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Lärm im Alltag durch LKWs, Maschinen, Stimmengewirr uvm. kann zu stressbedingten Erkrankungen führen. Deshalb sollten neue physische Erkrankungen auf keinen Fall ignoriert werden. Eine psychologische Anlaufstelle ist für viele Betroffene eine große Stütze. Eine kombinierte Symptomatik von physischen und psychischen Beschwerden kann mit der richtigen medizinischen Betreuung in ihrer Intensität unter Umständen gemildert werden.

Symptome und Verlauf

Symptome des medikamenteninduzierten Kopfschmerzes (Kopfschmerzen durch Schmerzmittel):

Betroffene von medikamenteninduziertem Kopfschmerz sind üblicherweise Migräne-Patienten oder Patienten, die aus anderen Gründen häufig Kopfschmerztabletten nehmen müssen. Dadurch entsteht eine Art Abhängigkeit vom Schmerzmittel, da beim Absetzen der medikamenteinduzierte Kopfschmerz noch viel schlimmer als vorher wird. Die Problematik kann auch mit der Suchtkomponente mancher Opiate zusammenhängen, sofern diese beim verschriebenen Medikament eine Rolle spielt.

Der Betroffene wird aus Angst vor dem medikamentinduzierten Kopfschmerz, der sich langsam und schleichend entwickelt hat, "abhängig" vom Vorhandensein des Schmerzmittels. Ohne professionelle Kopfschmerzberatung setzt sich dieser Zustand fort. Weiterhin typisch für medikamentinduzierten Kopfschmerz sind Übelkeit bis hin zum Erbrechen sowie migräneähnliche Symptome, Photo- und Phonophobie (Empfindlichkeit gegen Licht und Geräusche).

Medikamentinduzierte Kopfschmerzen treten während eines Übergebrauchs des Schmerzmittels verstärkt auf. Typisch sind auch Schwindel, Verwirrtheit, Vergesslichkeit, Müdigkeit, Kältegefühl, Verstimmung sowie Probleme beim Ein- und Durchschlafen. Eines dieser Anzeichen tritt abhängig vom Schmerzmittel immer bei medikamenteninduzierten Kopfschmerzen auf, wodurch sich diese von Spannungs-, chronischen oder Migräne-Kopfschmerzen abgrenzen.

Diagnose

Zur Diagnose gehört eine Erhebung der regelmäßig eingenommenen Medikamente und der Zeiträume, in denen sie genommen wurden. Der Arzt wird je nach Medikament fragen, wie sich der medikamenteninduzierte Kopfschmerz anfühlt (pulsierend, dumpf, gleichseitig), ob er nur einseitig auftritt, ob er an Migräne erinnert und ob weitere Symptome aufgetreten sind. Zur Differenzialdiagnose können CT- und MRT-Untersuchungen hinzukommen, bei denen medikamenteninduzierter Kopfschmerz in der Regel keine Auffälligkeiten zeigen sollte.

Bei Kopfschmerzen dieser Art müssen Erkrankungen des Gehirns wie ein Hirntumor ausgeschlossen werden. Ein Kopfschmerz-Tagebuch, in dem Betroffene angeben, wann sie worunter gelitten haben, kann zur Diagnose gehören. Sollte es noch keine solche Dokumentation geben, kann der Arzt erst hiermit beginnen und den Patienten nach einigen Tagen der Selbstbeobachtung wieder in die Praxis bestellen.

Behandlung und Therapie

Die einzige wirksame Behandlung bei medikamenteninduziertem Kopfschmerz ist das schrittweise Absetzen der Schmerzmittel, begleitet von einem Umstieg auf ein gesünderes Schmerzmittel-Einnahmeschema und die Verschreibung von alternativen Präparaten für den Notfall. Patienten mit medikamenteninduziertem Kopfschmerz hatten und haben ein Schmerzproblem, das weiter bestehen wird.

Zunächst trifft der behandelnde Arzt eine Entscheidung, ob die Behandlung stationär oder ambulant durchgeführt werden kann. Problematische Schmerzmittel werden sofort abgesetzt. Es treten mittelschwere bis sehr schwere Absetz-Kopfschmerzen auf, es kann auch zu Begleitsymptomen ähnlich denen der medikamenteninduzierten Kopfschmerzen kommen. Psychologische Betreuung kann in dieser Entzugsphase sehr wichtig werden.

Danach müssen Patienten eingehend beraten werden, wie sie in Zukunft das ursprüngliche Kopfschmerzproblem behandeln. Denn obwohl der medikamenteninduzierte Kopfschmerz verschwunden ist, sind die ursprünglichen Kopfschmerzen nach wie vor da. Eine Schmerzmittelberatung durch einen Facharzt und laufendes Monitoring der Schmerzmitteleinnahme helfen, den Zustand der Heilung beizubehalten.


Vorbeugung

Insbesondere Schmerzpatienten sind Risikiopatienten für medikamenteninduzierten Kopfschmerz. Sie sollten niemals langfristig Medikamente auf eigene Faust einnehmen, sondern regelmäßig mit ihrem Kopfschmerztagebuch zum behandelnden Arzt gehen und mit ihm über die Schmerzmitteleinnahme sprechen. Er kann frühzeitig Probleme erkennen und ein anderes Schmerzmittel verschreiben, wenn das aktuelle Medikament gefährlich zu werden droht.

Das Kopfschmerztagebuch dient nicht nur der Dokumentation von Kopfschmerzen, sondern auch von eingenommenen Medikamenten. Auf diese Weise läuft der Patient nicht Gefahr, seinen Schmerzmittelverbrauch womöglich nicht richtig zu beurteilen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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