Lichttherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Dezember 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Lichttherapie wird ein physikalisches Behandlungsverfahren bezeichnet. Sie kommt vor allem in den medizinischen Bereichen Dermatologie, Psychotherapie und Psychiatrie zur Anwendung. Weitere Indikationen der Lichttherapie sind Migräneanfälle, das Burn-out-Syndrom, Essstörungen sowie Gelbsucht bei Neugeborenen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Lichttherapie?

Von einer Lichttherapie ist die Rede, wenn Licht von spezieller Wellenlänge und Helligkeit zu medizinischen Zwecken verwendet wird. Die Lichttherapie macht sich dabei die Effekte unterschiedlicher Lichtformen auf den Organismus des Menschen zunutze. So greift die klassische Lichttherapie auf helles fluoreszierendes Licht zurück. Vom physikalischen Standpunkt aus lässt es sich mit dem Sonnenlicht vergleichen.

Zur Therapie von psychischen Erkrankungen kommen 2500 bis 10.000 Lux zur Anwendung. Dazu gehören in erster Linie Depressionen, die saisonabhängig sind wie Winterdepressionen. Darüber hinaus wirkt die Lichttherapie auch bei Hautkrankheiten, zur Förderung der Durchblutung sowie zur Linderung von Schmerzen.

Eine spezielle Form der Lichttherapie bildet die Phototherapie. Bei diesem Verfahren wird kurzwelliges blaues Licht eingesetzt, das sich in einem Wellenbereich zwischen 450 bis 460 nm bewegt.

Lichtduschen zur Durchführung der Lichttherapie kamen zunächst nur in Arztpraxen und Krankenhäusern zur Anwendung. Später wurden deutlich kleinere Geräte produziert, die sich problemlos in den eigenen vier Wänden einsetzen lassen. Sogar am Arbeitsplatz ist ihre Verwendung möglich.

"Licht macht glücklich." Gerade in der dunklen Jahreszeit werden Lichtduschen im Rahmen der Lichttherapie als natürliches Antidepressivum eingesetzt.

Warum hilft Lichttherapie bei Depressionen?

Zu den Grundlagen der positiven Wirkung einer Lichttherapie zählt das Beeinflussen des Melatoninhaushalts. Ungefähr nach der ersten Nachthälfte startet das Gehirn die Synthese des Botenstoffes Melatonin, eines Hormons, von dem der Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers gesteuert wird. Darüber hinaus verfügt es über Effekte, die Depressionen fördern.

Es wird angenommen, dass zahlreiche depressive Menschen deswegen am Morgen stärkere Symptome aufweisen als den Rest des Tages über. Kommt die Lichttherapie unmittelbar nach dem Aufwachen zur Anwendung, führt dies zur Hemmung des Melatonins, was wiederum eine antidepressive Wirkung nach sich zieht.

Eines der bedeutendsten Einsatzgebiete der allgemeinen Lichttherapie stellt die Depression dar. Dabei wird die Lichtbehandlung zumeist mit der Gabe von Antidepressiva sowie einer Psychotherapie kombiniert. Das ausgestrahlte Licht hat positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel des Gehirns. Mediziner vermuten, dass die Stimulierung der körpereigenen Serotoninsynthese erfolgt. Auf diese Weise kann das Licht starken Schwankungen der Stimmung entgegenwirken. Weiterhin bessern sich Schlafstörungen, die ein Begleitsymptom der Depression darstellen.

Eine häufige Indikation der Lichtbehandlung sind saisonale Depressionen wie zum Beispiel in Herbst und Winter. So kann die Lichttherapie durch ihren gezielten Einsatz den Melatoninspiegel im Körper absenken, wodurch mehr von dem Botenstoff Serotonin ausgeschüttet wird, der eine positive Wirkung gegen Depressionen erzielt und als Glückshormon gilt, weil er die Stimmung steigert. Die Verwendung einer sogenannten Lichtdusche, bei der es sich um eine Lichttherapie-Lampe handelt, nimmt Einfluss auf die innere Uhr des Menschen. Deren Steuerung findet in erster Linie durch die Einwirkung der Sonne statt.

In der dunklen Jahreszeit verkürzen sich die Tage, wodurch die natürliche Balance des Körpers aus dem Gleichgewicht gerät. Ähnliches kann bei Schichtarbeit geschehen. Infolgedessen stellt der Organismus mehr Melatonin her. Durch das Schlafhormon wird der Mensch jedoch müde. Steigt die Menge überdurchschnittlich an, droht eine Depression. Gleichzeitig verringert sich auch der Serotoninspiegel, weil vom Körper das Serotonin in Melatonin umgewandelt wird. So kann das helle Licht die innere Uhr wieder ins Gleichgewicht bringen.

Lichttherapie bei Hautkrankheiten

Ebenfalls zu den Anwendungsgebieten der Lichttherapie gehören Hautkrankheiten. So lässt sich UV-A- sowie UV-B-Strahlung zur Behandlung von Neurodermitis, Schuppenflechte (Psoriasis), T-Zell-Lymphomen der Haut, der Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) sowie der Systemerkrankung Graft-Versus-Host-Disease einsetzen. Sinnvoll ist die Anwendung von Licht ebenfalls bei gewöhnlicher Akne. Dazu bedarf es allerdings einer geeigneten Lichtwellenlänge.

Blaues Licht verfügt über eine antibakterielle Wirkung und schaltet in den Hautporen die Entzündungsursache aus. Rotes Licht entfaltet dagegen durchblutungsfördernde und entspannende Effekte.

Des Weiteren wirkt das UV-haltige Licht bremsend auf das Wachsen des Hefepilzes Malassezia furfur. Dieser gilt als verantwortlich für die Entstehung des Seborrhoischen Ekzems.

Anwendungsgebiete

Typische Krankheitsbilder, die eine Lichttherapie notwendig machen:

  • Seborrhoisches Ekzem
  • Burn-Out

Was sollte man bei der Lichttherapie beachten?

Damit die Lichttherapie einen erfolgreichen Verlauf nimmt, ist im Vorfeld auf die passende Stärke der Beleuchtung sowie den richtigen Abstand zu achten. Außerdem strahlen die verschiedenen Lichttherapie-Lampen Lux-Werte von unterschiedlicher Intensität ab. Daher sollte vor einer selbsttherapeutischen Anwendung stets ein Arzt zu Rate gezogen werden, um sich über die präzise Gebrauchsweise zu informieren.

Die Behandlung mit Licht muss in regelmäßigen Abständen erfolgen. Das bedeutet, dass die Anwendung auch an Tagen stattfindet, an denen der Patient nicht unter Beschwerden leidet. Weil sich eine Lichtdusche auch störend auf den Schlaf-Wach-Rhythmus auswirken kann, darf sie am Abend nur nach Absprache mit einem Arzt vorgenommen werden.

Zu beachten ist außerdem der Einfluss von speziellen Arzneimitteln wie Lithium, Neuroleptika oder trizyklischen Antidepressiva. So kommt es durch diese Medikamente zu einer erhöhten Lichtsensibilität. Aus diesem Grund empfiehlt sich im Vorfeld der Behandlung eine Untersuchung durch einen Augenarzt. Diese sollte auch im Falle von Augenkrankheiten vor einer Lichttherapie stattfinden.

Wie verläuft eine erfolgreiche Lichttherapie?

Im Rahmen einer medizinischen Behandlung gegen Depressionen wird die Lichttherapie zumeist von einem Psychiater oder einem Psychotherapeuten vorgenommen. Die Behandlung von Hautkrankheiten erfolgt durch einen Dermatologen. Damit die Lichttherapie erfolgreich abläuft, ist eine Beleuchtungsstärke von wenigstens 2500 Lux erforderlich. Zu diesem Zweck wird auf ein spezielles Lichtgerät zurückgegriffen, das auch als Lichtdusche bekannt ist. Ebenso möglich ist eine selbstständige Lichttherapie zur Behandlung einer Winterdepression.

Eine Lichtdusche strahlt ein diffuses, fluoreszierendes Licht aus, das ein breites Spektrum aufweist. Dabei wird das Licht, das weitgehend dem Sonnenlicht entspricht, von der Netzhaut des Auges aufgenommen. Damit die Augen nicht durch das UV-Licht Schädigungen erleiden, ist das Lichtgerät mit einem UV-Filter ausgestattet. Zur eigenständigen Behandlung stellt der Anwender die Lichtdusche in einem Abstand von 0,5 bis 1,0 Metern von den Augen auf und lässt sich 20 bis 120 Minuten beleuchten, was von der Intensität der Beleuchtung abhängt. Als bester Zeitpunkt für eine Lichtbehandlung gilt der frühe Morgen zwischen 5.30 und 8.00 Uhr. In dieser Zeit kann die Lichtdusche einen stimulierenden Effekt entfalten. Wichtig ist, dass der Patient jede Minute einige Sekunden lang direkt in die Lichtdusche sieht.

Der positive Effekt der Lichttherapie stellt sich in der Regel schon nach drei bis vier Tagen ein. Ist dies nicht der Fall, lässt sich die Beleuchtungsdauer verlängern oder die Beleuchtungsintensität verstärken. Sinnvoll kann zudem eine weitere Lichtbehandlung am Abend sein. In den meisten Fällen nimmt die Lichttherapie eine Woche in Anspruch. Tritt jedoch ein Rückfall ein, ist eine Wiederholung jederzeit möglich.

Findet eine Lichtbehandlung der Haut statt, bestrahlt der Dermatologe im Rahmen einer UVA- oder UVB-Phototherapie die Haut des Patienten jede Woche zwei bis drei Mal. Dieses Verfahren erstreckt sich auf ca. fünf bis acht Wochen. Auch Babys, die unter Neugeborenengelbsucht leiden, können mit einer Farblichttherapie behandelt werden. Durch das kurzwellige blaue Licht scheidet das Baby das Abbauprodukt Bilirubin, das die Gelbsucht hervorruft, schneller aus dem Körper aus.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Ob die Krankenkasse die Kosten für eine Lichttherapie trägt, ist unterschiedlich und richtet sich nach deren Verwendungszweck. In den meisten Fällen müssen die Patienten eine Lichttherapielampe für Zuhause oder eine Behandlung beim Arzt selbst bezahlen, wenn sie eine Winterdepression behandeln soll. Die Kosten fallen jedoch zumeist relativ niedrig aus und betragen pro Sitzung zwischen 8 und 15 Euro.

Tiefer in die Tasche greifen muss der Patient bei einer Lichtbehandlung gegen Hautkrankheiten wie Schuppenflechte oder Neurodermitis. Zum Teil übernehmen die Krankenkassen die Kosten jedoch, sodass sich ein Gespräch mit ihnen lohnt.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Ernste Risiken und Nebenwirkungen sind durch eine Lichttherapie kaum zu befürchten. Mitunter können Spannungsgefühle auf der Haut, Reizungen der Augen oder Kopfschmerzen auftreten. Bei Babys zeigen sich im Rahmen einer Blaulichttherapie mitunter Durchfall, Hautausschläge und verstärkter Flüssigkeitsverlust.

Als bedenklich gilt die UV-Strahlung bei einer Phototherapie. Sie weist die gleiche Wirkung wie Sonnenlicht auf und kann bei übermäßigem Einsatz die Alterung der Haut beschleunigen oder Krebs verursachen.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 11. Dezember 2018

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