Kieferschmerzen durch Stress

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lachen, essen, singen, sprechen, atmen, schlucken, küssen. Der Raum unserer Kieferkonstruktion wird in mannigfaltiger Weise beansprucht. Dadurch kann es zu Kieferschmerzen durch Stress kommen. Der Oberkiefer stellt einen Art Amboss dar, auf dem der Unterkiefer arbeiten kann. Vier Kaumuskeln übertragen die Kraft auf den Kiefer, während der Gelenkfortsatz im Kiefergelenk in drehender Bewegung gleiten kann.

Inhaltsverzeichnis

Was sind stressbedingte Kieferschmerzen?

In stressigen Situationen kommt es häufig zum Anspannen der Kiefermuskeln. Dieses ständige Anspannen führt zu Verspannungen, die schmerzen.

Da sich die Muskeln am Kopf teilweise überlappen, zusammenarbeiten oder ergänzen, können Kieferschmerzen unterschiedliche Gründe haben. Zunächst ist auszuschließen, dass die Schmerzen von einer Erkrankung z. B. der Zähne, herrühren. Zur Abklärung ist ein Besuch beim Zahnarzt erforderlich, der auch die Diagnose stellen kann. Sind keine Auffälligkeiten am Röntgenbild erkennbar, wird die Zahnstellung analysiert. Meist drängt sich bei Betrachtung der Kauflächen der Zähne ein erster Verdacht auf. Werden die Zähne beim Essen normalerweise mit vertikalem Druck belastet, können verschleifte Stellen auf eine horizontale Abnützung schließen lassen. Dann liegt Bruxismus vor.

Werden in der Mundhöhle keine weiteren organischen Komponenten für Kieferschmerzen gefunden, müssen Verspannungen im umliegenden Muskelapparat angenommen werden. Diffuser Druck, ein Ziehen, leichtes Brennen oder das Gefühl, einen Schlag auf den Kiefer bekommen zu haben, können die ersten Anzeichen für länger dauernde Probleme sein. Neben schlechter Sitzhaltung, einseitiger soziosomatischer Körpersprache und wenig Bewegung mit ausgleichendem Sport steht Stress an oberster Stelle der Ursachen für Muskelverspannungen.

Ursachen

Der Hals- und Kopfbereich ist von einer Fülle an Muskeln zylinderförmig umgeben. Ebenso zahlreich sind die Nerven, die sie mit dem Gehirn und dem Rückenmark verbinden. Blutgefäße versorgen selbst die kleinsten Fibrillen. Wenn in dieser Kombination eine Komponente unzureichend arbeitet, kommt es zu Schmerzempfinden. Schließlich einsteht ein circulus vitiosus, ein sprichwörtlicher Teufelskreis.

Sind die Muskeln verspannt, drücken sie kleinflächig die Blutgefäße ab. Es werden keine Nährstoffe geliefert und Triggerpunkte entstehen. Der seitlich vom Brust- und Schlüsselbein heraufziehende Muskel Sternocleidomastoideus ist oft davon betroffen. Die Nerven leiten Signale vom Gehirn an die Muskeln weiter. Diese können nicht adäquat reagieren, die Information erzeugt eine neuerliche Anspannung, anstatt einer Entspannung. Schmerzen sind die Folge.

Die Frage, warum sich Muskeln verspannen, ist hier von zentraler Bedeutung. Die Anforderungen des täglichen Lebens erzeugen eine Grundspannung im gesamten Körper. Der Körper wartet darauf, jederzeit hochfahren zu werden. Gesund bleibt er, wenn er nach getaner Arbeit, nach Anstrengung oder erfolgreichem Lernen wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren kann. Sogenannter gesunder Stress lässt den Körper effektiv und schnell arbeiten, verschwindet jedoch im Abschluss eines selbstgesteckten Zieles.

Wird dieses Ziel von außen unter großem Druck gefordert, entsteht Stress, der, aus Angst möglicherweise zu versagen, länger als erforderlich aufrechterhalten wird. Er beginnt seine Auswirkungen auf den Körper auszustrahlen. Die Muskeln entspannen sich nicht, die Durchblutung ist gestört, die Kiefer werden aufeinander gepresst. Die Kaumuskeln beginnen zu schmerzen und damit der ganze Kiefer. Die flachen Muskeln der Kopfregion liegen teilweise übereinander. Jede Veränderung an einer Stelle hat ihre Auswirkungen auf die darüber oder darunter liegende.

Krankheiten

  • Zahnerkrankungen
  • Nährstoffmangel
  • Cranio-Mandibularer Dysfunktion

Wann zum Arzt?

Kieferschmerzen, die sich durch einen erhöhten Stress im Alltag einstellen, können in vielen Fällen durch eigene Entlastungsmaßnahmen reduziert werden. Eine Umstellung der Lebensführung, ausreichender Schlaf und Zeiten der Regeneration sind hilfreich. Verschiedene Entspannungstechniken, wie Meditation oder Yoga, sind ebenfalls ratsam. Kognitive Trainings können dabei helfen, die Stressbewältigung eigenständig zu gewährleisten und damit die Schmerzen zu lindern. Unabhängig von den Anforderungen der Lebensumstände, können von jedem Betroffenen auch ohne eine ärztliche Unterstützung einige Schritte eingeleitet werden, die dem Stressempfinden entgegenwirken.

Gelingt dies nicht und die Schmerzen dauern weiter an, ist ein Arztbesuch zu empfehlen. Mit dessen Unterstützung können hilfreiche Tipps und Hinweise für die individuelle Situation erarbeitet und umgesetzt werden. Bei Kieferschmerzen durch Stress sind in den meisten Fällen die Nerven belastet. Um eine Linderung zu erreichen, ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, sobald die Beschwerden über einen längeren Zeitraum anhalten.

Breiten sich die Kieferschmerzen aus, so ist ein Arztbesuch notwendig. Schmerzen beim Kauvorgang oder Durchblutungsstörungen können sich einstellen, die behandelt werden müssen. Vor der Einnahme eines Medikamentes ist eine grundsätzliche Rücksprache mit dem Arzt zu halten. Eine Besprechung der Nebenwirkungen und die Auswahl der richtigen Arznei sollte in der Zusammenarbeit mit einem Mediziner stattfinden.

Diagnose und Verlauf

Konzentration während einer Arbeitsphase äußert sich darin, dass die Muskeln in Rücken- und Halsbereich den Körper besonders stützen. Die Augen versuchen ein Ziel, eine Textstelle, die Tasten des Klaviers oder die Bügelfalte zu fokussieren. Die Gesichtsmuskeln ziehen die Augenpartie zusammen, die Zunge spielt an den Lippen. Ein Fehler, die Wiederholung einer Aufgabe oder nicht weiter zu wissen, bewirkt das Zusammenpressen der Lippen. Bei unter 10% der Allgemeinbevölkerung kommen und vergehen die Kieferschmerzen.

Bei diagnostizierten Patienten mit Cranio-Mandibularer Dysfunktion CMD, also Problemen im richtigen Zusammenspiel von Kaumuskulatur mit der des sonstigen Schädelbereiches, liegen die Werte über 30%. Ein Arzt wird seine Diagnose über die verspannten Muskeln und die allgemeine Beschreibung der Schmerzen von Seiten des Patienten zu treffen haben. Akute, plötzlich auftretende, Beschwerden können mit der Injektion von Schmerzmitteln kurzfristig Linderung schaffen.

Eine mögliche Nervenentzündung, ausgelöst durch Kälte, einen Schlag oder Verletzung ist ebenfalls in kurzer Zeit zu heilen. Stressbedingte Leiden kommen schleichend und vergrößern sich im Laufe der Zeit. Der Faktor Zeit ist auch der springende Punkt. Stress in der Schule, am Arbeitsplatz oder zuhause in der Familie lässt sich nicht einfach abstellen. Die Vorschau auf den nächsten Tag, die nächste Woche erzeugt ein Brennen in Bauch und Brustbereich. Der ganze Körper spannt sich an. Wie vor einer Gefahr wird der Kopf eingezogen und „kommt nicht mehr zwischen den Schulterblättern hervor“. Erst wenn die Verspannung als unangenehm bewusst wird, wird der Hals gestreckt und die Muskeln massiert.

Komplikationen

Kieferschmerzen durch Stress können Zahnfehlstellungen auslösen. Presst der Betroffene die Zähne häufig stark zusammen, sind Verschiebungen der Zähne möglich. Kommt es zu einem Knirschen mit den Zähnen, leiden die Zähne unter frühzeitigen Abnutzungserscheinungen. Zahnärztliche Korrekturen sind notwendig. Diese sind häufig mit hohen Kosten, mehrfachen Zahnarztbesuchen und einer andauernden Therapie verbunden.

Führen die Kieferschmerzen durch Stress zu einer Fehlstellung des gesamten Kiefers, sind Schluckbeschwerden möglich. Die Nahrungsaufnahme wird reduziert und Schmerzen beim Schlucken sind möglich. Bei dauerhaften Beschwerden kommt es zu einer Reduzierung der aufgenommenen Nahrung und Flüssigkeiten. Essstörungen und eine Dehydration sind mögliche Folgen. Die Muskulatur des Kiefers ist mit den Nacken- und Halsmuskeln eng verbunden. Dadurch können die Schmerzen des Kiefers zu Verspannungen im Hals und Nacken führen.

Drehbewegungen des Kopfes sind eingeschränkt oder lösen weitere Schmerzen aus. Der Stress führt zu einer Minderung der Lebensqualität. Zusätzliche psychische Erkrankungen bilden sich bei langanhaltendem Stress langsam aus. In schweren Fällen kommt es zu einer Veränderung der Persönlichkeit, Burnout oder zu einer Depression. Bluthochdruck, Kopfschmerzen oder Schlafprobleme stellen sich durch den Stress ein. Durch die Kieferschmerzen ist das Sprechen eingeschränkt. Der zwischenmenschliche Austausch findet in einer verminderten Form statt. Missverständnisse und Probleme im sozialen Umgang sind die Folgen.

Behandlung und Therapie

Sind die Schmerzen so groß, dass ein Arzt aufgesucht werden muss, wird eine Behandlung der chronisch erkrankten Stellen vereinbart. Hyaluronsäure lindert Schmerzen bei Kiefergelenkarthrose, Massage hilft der Lymphflüssigkeit, Schadstoffe zu entfernen. Außerdem helfen Heißwasserdusche und Triggerpunktmassage. Allerdings kann jede Behandlung nur die akuten und chronischen Schmerzen lindern. Nur durch eine schlüssige Therapie wird eine langfristig Heilung erreicht.

Neben der Analyse der allgemeinen Gegebenheiten, denen der Patient ausgesetzt ist (Beruf, Familie, Freizeit) müssen die stressbedingten Faktoren mit einbezogen werden. Vielfach verspricht eine Kombination aus Physiotherapie und psychologischer Beratung ein gutes Ergebnis. Sich immer wieder seines Körpers bewusst zu sein, hilft, Verspannungen zu vermindern oder gar hintanzustellen. Eine kurze Pause, strecken, etwas trinken, einen Bissen zu sich nehmen, all das liefert dem Körper Entlastung und Ausgleich. Erfahrene und geschulte Hände bieten Ultraschallbehandlungen oder Osteopathie an. Sport und leichte Gymnastik helfen dem Gesamtorganismus. Um die Gesichtsmuskeln zu trainieren und zu entlasten, soll mehr gelacht und gesungen werden. Akupunktur kann sowohl kurz- als auch langfristig Erleichterung verschaffen.


Aussicht und Prognose

Bestehende als stressig erlebte Mechanismen oder Situationen können dazu führen, dass kein wahrnehmbarer Genesungsprozess stattfindet. Die Kieferschmerzen halten über einen längeren Zeitraum von mehreren Wochen oder Monaten kontinuierlich unvermindert an. Kommt es zu weiteren Stressoren oder Lebensumständen, die als stressauslösend empfunden werden, können die Kieferschmerzen sogar an Intensität zunehmen. Dies geschieht, obwohl bei Untersuchungen keine klinischen Auffälligkeiten gefunden werden können.

Verschwinden die stressauslösenden Faktoren im Leben des Betroffenen, kommt es im Normalfall zu einer Spontanheilung der Kieferschmerzen. Eine Linderung der Beschwerden tritt ebenfalls ein, wenn eine andere innere Einstellung zu dem aktuellen Stresserleben entwickelt wird. Hilfreich und damit schmerzlindernd ist es, Stressoren als Bestandteil des Lebens- und Entwicklungsprozesses zu begreifen. Dadurch werden schneller Lösungen für aktuelle Herausforderungen gesehen und Veränderungen können eingeleitet werden.

Menschen, die grundsätzlich bei Stress oder Nervosität unter Schmerzen der Kiefer leiden, erleben in vielen Fällen eine Wiederkehr der Beschwerden, sobald neue stressauslösende Momente oder Phasen im Alltag auftreten. Erst die generelle Veränderung des eigenen Verhaltens sowie des inneren Erlebens im Umgang mit Stress wird zu einer günstigen Prognose führen. Das Erlernen von verschiedenen Bewältigungsmechanismen gegenüber den Herausforderungen des Lebens führt zu einer dauerhaften Linderung und damit zu einer vollständigen Beschwerdefreiheit der stressinduzierten Kieferschmerzen.

Vorbeugung

Der Zeitfaktor ist ein wichtiger Punkt. Auf die Uhr schauen und gehetzt werden oder gehetzt sein, beschwört Stress herauf und Schmerzen. Die persönliche Zeiteinteilung muss überdacht und geprobt werden. Die von außen hereingebrachten Termine und Terminnöte müssen in ein geordnetes Feld gebracht werden: Nacharbeit kann nur mit Zeitausgleich beantwortet werden. Dies gilt sowohl am Arbeitsplatz als auch in der Freizeit. Einem zu viel auf der einen Seite muss Ruhe und Entspannung auf der anderen Seite folgen. Der Ausgleich ist wichtig.

Es liegt an jedem einzelnen, das Arbeitsklima mit eigenen Vorschlägen zu verbessern. Vielfach hilft gutes, bekömmliches, ästhetisch anzusehendes Essen. Die Freude, seiner Psyche und seinem Körper etwas Gutes zu tun, lässt ihn entspannen. Dem Schlaf ist besonderes Augenmerk zu schenken.

Energetisch ausgetestet muss der Schlaf tief sein, darf nicht unterbrochen werden. Probleme mit in den Schlaf zu nehmen ist wie Gift. Schlafbruxismus, das nächtliche Mahlen mit den Zähnen, gilt als einer der größten Faktoren bei Kieferschmerzen. Zum Abschluss muss noch einmal auf die Bedeutung der Bewegung im Zuge des Ausgleichssportes hingewiesen werden. „Nur ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper.“

Quellen

  • Gängler P. et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme Verlag. 3. Auflage 2010
  • Reitemeier B.: Einführung in die Zahnmedizin. Thieme Verlag. 1. Auflage 2006
  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2009
  • Kramer E. Prophylaxefibel, Grundlagen der Zahngesundheit; Deutscher Zahnärzte Verlag (2009)

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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