Jodallergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einer Jodallergie leiden die betroffenen Patienten an einer Allergie gegen die Substanz Jod. Die Jodallergie wird in manchen Fällen synonym auch Jodismus oder Jodunverträglichkeit genannt. Die Allergie wird in erster Linie durch spezielle Arzneistoffe oder Kontrastmittel hervorgerufen, während das in Lebensmitteln enthaltene Jod nur selten die Ursache für die Jodallergie darstellt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Jodallergie?

Jod kommt in zahlreichen Lebensmitteln vor. Meistens wird die Jodallergie aber weniger durch die Lebensmittel als vielmehr durch jodenthaltene Arzneistoffe ausgelöst.

Personen mit einer Jodallergie leiden an allergischen Reaktionen auf einen Stoff, der eine Vielzahl an wichtigen Funktionen im menschlichen Organismus erfüllt. So spielt das Hormon Jod zum Beispiel eine essenzielle Rolle bei den Mechanismen der Schilddrüse. Dabei dient das über die Lebensmittel aufgenommene Jod in der Regel als Grundlage für die Produktion bedeutsamer Schilddrüsenhormone. Hingegen führt ein Mangel an Jod zu einer Reihe von Erkrankungen. Diese wurden traditionell mit den aus der Natur gewonnenen Wirkstoffen Jodat oder Jodit therapiert.

In der heutigen Zeit wird Jod auch künstlich synthetisiert. Bei einem Jodmangel wird den betroffenen Personen meist empfohlen, Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Jod zu verspeisen. Dazu gehören zum Beispiel jodiertes Speisesalz sowie Meeresfrüchte und Fisch.

Dabei zeigt sich, dass Menschen mit einer Jodallergie nur in sehr seltenen Fällen allergische Reaktionen auf die in Nahrungsmitteln enthaltenen Jodbestandteile zeigen. Denn in natürlich vorkommendem Jod sind die Moleküle der Substanz zu klein. Aus diesem Grund entwickelt sich daraus tendenziell eher selten eine Jodallergie.

Stattdessen wird eine Jodallergie vor allem durch industriell produziertes Jod ausgelöst. Derartiges Jod ist in erster Linie in Kontrastmitteln für Röntgenuntersuchungen, Desinfektionspräparaten und Arzneimitteln vorhanden. Einige Menschen entwickeln beim Kontakt mit derartigen Substanzen eine Allergie auf das enthaltene Jod, sodass sich mit der Zeit eine Jodallergie bildet.

Ursachen

Grundsätzlich entsteht eine Jodallergie durch fehlerhafte Mechanismen des Immunsystems. Das Jod wird vom Abwehrsystem fälschlicherweise als Fremdstoff identifiziert, den es zu bekämpfen gilt. Aus diesem Grund entwickeln sich die typischen Anzeichen der Allergie. Die Voraussetzung für eine Jodallergie ist also stets, das zuvor eine Sensibilisierung des Immunsystems gegen Jod erfolgt ist. Unter Umständen geht die Jodallergie mit schwerwiegenden Symptomen einher, etwa Störungen des Herzrhythmus, Schmerzen in der Herzgegend und Ohnmacht. Auch Nierenkoliken, Angstzustände und Atemnot sind möglich.

Das in Lebensmitteln enthaltene Jod ist in den meisten Fällen nicht für die Jodallergie verantwortlich. Stattdessen entwickeln Menschen vor allem gegen künstlich gewonnenes Jod allergische Reaktionen. Wenn Personen nach der Behandlung mit Jodsalben oder jodhaltigem Kontrastmittel charakteristische Allergiesymptome aufweisen, liegt womöglich eine Jodallergie vor. In diesem Fall empfiehlt es sich, den behandelnden Arzt oder Radiologen auf den Verdacht anzusprechen.

Symptome und Verlauf

Die Besonderheit einer Jodallergie besteht darin, dass es sich um eine Allergie der Kategorie 4 handelt. Dabei liegt eine sogenannte Typ-4-Reaktion vor, die zu einer verzögerten allergischen Reaktion führt. Die allergischen Symptome treten erst Stunden bis Tage nach dem Kontakt mit dem allergenen Jod in Erscheinung. Die Jodallergie stellt deshalb eine verzögerte Überempfindlichkeitsreaktion dar. In der Regel zeigen sich die ersten Beschwerden der Jodallergie nach etwa zwölf Stunden. In manchen Fällen bilden sich die Anzeichen der Jodallergie jedoch erst nach einigen Tagen.

Außerdem entwickeln sich bei manchen Personen auch dann typische Symptome, wenn keine Jodallergie vorliegt. Denn Jod in Umweltgiften oder sonstigen Substanzen reizt auch vorbelastete menschliche Immunsysteme. Grundsätzlich zeigen sich die Beschwerden einer ausgeprägten Jodallergie vor allem auf der Haut. Bei den Hautsymptomen handelt es sich gleichzeitig um eine eher milde Form der Jodallergie. Die betroffenen Personen leiden unter geröteten Stellen auf der Haut sowie Schwellungen in den entsprechenden Bereichen. Dazu gesellt sich in der Regel ein starker Juckreiz.

Derartige Beschwerden der Jodallergie zeigen sich vornehmlich im Bereich des Kopfes. Häufig betroffen sind die Stellen hinter den Ohren und in der Gegend der Augen. Zudem entwickeln sich die Hautbeschwerden der Jodallergie oftmals an Brust und Rücken sowie Armen und Beinen.

Diagnose

Bei der Untersuchung analysiert der Arzt zuerst die Beschwerden des Patienten sowie die Umstände, unter denen diese auftreten. Der Allgemeinarzt überweist erkrankte Personen in der Regel an einen Allergologen, um eine sichere Diagnose der Jodallergie zu stellen. Hierbei kommen unterschiedliche klinische Untersuchungen zur Anwendung, um die Jodallergie eindeutig festzustellen. Der Arzt führt beispielsweise Blutanalysen durch.

Eine wichtige Rolle bei der Diagnosestellung spielt ein sogenannter Provokationstest. Dabei wird das allergene Jod auf die Haut des Patienten aufgetragen. Anhand der Reaktion ist eine Jodallergie zu diagnostizieren.

Komplikationen

In der Regel kann eine Jodallergie relativ einfach behandelt und therapiert werden. Komplikationen treten aus diesem Grund meistens nur dann auf, wenn überhaupt keine Behandlung stattfindet. In der Regel kommt es durch diese Allergie zu einer Nesselsucht. Die Betroffenen leiden dabei an einem Ausschlag auf der Haut und weisen auch Symptome einer Erkältung oder einer Grippe auf. Auch eine Akne oder eine im Allgemeinen unreine Haut kann durch die Jodallergie verstärkt und sich sehr negativ auf die Ästhetik des Betroffenen auswirken. Dabei leiden viele Patienten auch an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl.

Im Gesicht kann es durch die Allergie auch zu Schwellungen kommen. Weiterhin führt die Jodallergie zu Durchfall, Schwindel oder Erbrechen. Im Allgemeinen wird dadurch die Lebensqualität des Betroffenen deutlich eingeschränkt und verringert. An den Gelenken kann es zu starken Schmerzen und damit zu Einschränkungen in der Bewegung des Patienten kommen. In der Regel können die Symptome der Jodallergie relativ einfach und schnell wieder behandelt werden. Komplikationen treten dabei nicht auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch die Erkrankung in den meisten Fällen nicht verringert.

Behandlung und Therapie

Ursachen eines allergisches Schocks und Erste-Hilfe-Maßnahmen.

Bei einer Jodallergie besteht zum einen das Risiko von Kreuzallergien, welches bei Jod jedoch relativ gering ausgeprägt ist. Zum anderen sind die betroffenen Allergiker auch der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks durch die Jodallergie ausgesetzt. Dabei handelt es sich um eine akute allergische Schocksituation, die im schlimmsten Fall lebensbedrohlich sein kann.

Der anaphylaktische Schock im Rahmen der Jodallergie ergibt sich bei einigen Patienten zum Beispiel dann, wenn bei Röntgenuntersuchungen Kontrastmittel eingesetzt werden. In solchen Fällen ist die Untersuchung sofort abzubrechen und der Patient notärztlich zu behandeln.

Zu den Erste-Hilfe-Maßnahmen gehört die Schocklagerung, das Warmhalten und die regelmäßige Pulskontrolle des Betroffenen (siehe Grafik). Bei Bewusstlosigkeit muss der Patient in die stabile Seitenlage gebracht werden.

In schweren Schockzuständen (Herz-Kreislaufversagen, Atemstillstand) muss unverzüglich ein Notarzt alarmiert werden. Dieser kann weitere akutmedizinische Maßnahmen (z.B. Spritzen von Adrenalin, Intubation) einleiten, um den Patienten zu stabilisieren.


Vorbeugung

Zu den wichtigsten Säulen der Vorbeugung einer Jodallergie gehört die konsequente Vermeidung der jodhaltiger Stoffe (Allergene). Werden bei bildgebenden Diagnosemethoden (z.B. Röntgen) jodhaltige Kontrastmittel verabreicht, sollten sie unbedingt den Arzt im Vorfeld über ihre Überempfindlichkeit informieren.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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