Hodenschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hodenschmerzen können verschiedene Ursachen haben. Sie treten als Folge von Verletzungen oder auch von Erkrankungen auf und äußern sich meist in Form von ziehenden und stechenden Schmerzen sowie auch als Druck- und Belastungsschmerzen. Hodenschmerzen werden in der Regel begleitet von anderen Symptomen wie Schwellungen, Verhärtungen als auch durch Verfärbungen der Haut und Schleimhäute.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Hodenschmerzen?

Hodenschmerzen werden zu Beginn häufig als Unterleibsschmerzen wahrgenommen, so dass die Diagnose oftmals in anderen Gebieten vermutet wird. Bei plötzlich auftretenden Hodenschmerzen sollte stets ein Arzt konsultiert werden, vor allem da diese zum Teil ohne erkennbaren Auslöser auftreten können.

In der Regel treten Hodenschmerzen als Folge von Verletzungen auf oder auch als Begleitsymptom von Erkrankungen. Hodenschmerzen können auch nach dem Geschlechtsverkehr auftreten, jedoch sind diese in den meisten Fällen von vorübergehender Natur und bedürfen keiner Behandlung.

Ursachen

Hodenschmerzen können viele Ursachen habe. Die harmloseste Variante tritt manchmal nach dem Geschlechtsverkehr auf, vor allem dann, wenn die Erektion über einen sehr langen Zeitraum angehalten hat.

In den meisten Fällen werden Hodenschmerzen jedoch durch Infektionen verursacht. Die Hodenentzündung (Orchitis) tritt meist zusammen mit einer Entzündung der Nebenhoden auf und wird durch Viren oder Bakterien verursacht.

Des Weiteren werden Hodenschmerzen durch Bandscheibenvorfälle als auch durch Leistenbrüche hervorgerufen. Da der Hodensack mit zahlreichen Blutgefäßen durchzogen ist, können sich Krampfadern bilden, welche z. T. starke Schmerzen hervorrufen können.

In selteneren Fällen ist für die Hodenschmerzen ein Hodentumor verantwortlich. Da die Hoden zum Urogenitalbereich gehören, können auch Nieren- und Blasensteine Hodenschmerzen auslösen.

Aber auch äußere Einwirkungen können Hodenschmerzen verursachen. Durch einen Sturz oder einer sonstigen Gewalteinwirkung können die Hoden gequetscht oder geprellt werden. Weitere Ursachen für Hodenschmerzen können auch angeborene Fehlbildungen sein. Ein Hodenhochstand als auch eine Hodentorsion können starke Hodenschmerzen nach sich ziehen.

Häufig können Hodenschmerzen auch infolge sexueller Erregung ohne Ejakulation auftreten. In diesem Fall spricht man von sogenannten Kavaliersschmerzen.

Wann zum Arzt?

Treten Hodenschmerzen nach einer intensiven sexuellen Erfahrung ein, verschwinden die Beschwerden im Normalfall innerhalb einiger Stunden oder weniger Tage. Druckschmerzen in den Hoden oder seiner näheren Umgebung können sich ebenfalls nach einer langanhaltenden Erektion ohne einem Samenerguss einstellen. Spätestens nach der nächsten Ejakulation sind bei den meisten Männern die Hodenschmerzen verschwunden. Ein Arztbesuch ist in diesen Fällen nicht notwendig, da es sich um einen natürlichen Vorgang handelt, der sich selbstständig zurückbildet.

Häufige Ursachen für Hodenschmerzen sind Sportunfälle, Stürze mit dem Fahrrad oder Stöße in den Unterleib. Bleibt der Schmerz länger als 20-30 Minuten bestehen, ist ein Arzt aufzusuchen. Die akuten Schmerzen müssen in diesem Fall medizinisch untersucht werden, um bleibende Schäden auszuschließen oder zu verhindern.

Ein anhaltender Hodenschmerz über mehrere Tage ohne eine erkennbare Ursache, ist ein Hinweis auf eine Krebserkrankung. Da diese lebensbedrohlich ist, muss ein Arzt konsultiert und eine Behandlung eingeleitet werden. Ebenso können umliegende Organe verletzt sein oder Funktionsstörungen haben. Der Schmerz strahlt in diesem Fall bis in den Hoden aus. Bei einer Entzündung des Harn- oder Samenleiters ziehen die Schmerzen häufig ebenfalls bis in den Hoden. Je nach Dauer und Intensität der Hodenschmerzen ist ein Arzt aufzusuchen, sobald die Beschwerden als ungewöhnlich oder andersartig eingestuft werden.

Diagnose und Verlauf

Diagnostiziert werden die Hodenschmerzen durch den Allgemeinmediziner als auch durch einen Urologen. Neben einer ausführlichen Anamnese (Krankengeschichte) folgen weitere Untersuchungen via Sicht- und Tastbefund. Um evtl. vorliegende Infektionen ausschließen zu können, werden das Blut als auch der Urin untersucht. Um Verletzungen oder Tumore auszuschließen, werden bildgebende Verfahren wie Röntgen, CT als auch Kernspintomographie eingesetzt.

In manchen Fällen ist es ratsam, eine Hodenbiospie oder auch eine operative Freilegung des Hodens durchführen zu lassen, wenn andere Untersuchungsergebnisse ohne Befund sind und die Hodenschmerzen weiterhin auftreten.

Je nachdem welche Ursache die Hodenschmerzen haben, ist der Verlauf auch unterschiedlich zu bewerten. Wird die jeweilige Ursache frühzeitig erkannt und adäquat behandelt, so klingen die Hodenschmerzen i. d. R. innerhalb kurzer Zeit ab und verschwinden vollständig. Allerdings kann es auch zu chronischen Schmerzzuständen kommen. Vor allem bei Verletzungen durch Gewalteinwirkung können Hodenschmerzen über einen sehr langen Zeitraum auftreten, da neben den Hoden selbst auch das umgebende Weichteilgewebe verletzt wird und für weitere Hodenschmerzen sorgen kann.

Komplikationen

Hodenschmerzen müssen nicht immer Komplikationen hervorrufen. Treten die Schmerzen unmittelbar nach dem Geschlechtsverkehr auf, verschwinden sie meist von selbst wieder ohne dass eine krankhafte Ursache zu Grunde liegt. Schmerzen an den Hoden können jedoch auch andere Ursachen haben. Daraus folgend ergeben sich verschiedene Komplikationen. Einseitige Hodenschmerzen können einen Hinweis auf eine Hodenentzündung, einer sogenannten Orchitis, sein. Unbehandelt kann dies zu einer Abszessbildung und einer krankhaften Vergrößerung des Hodens führen.

In schweren Fällen kann es zu Einbußen bis hin zum Verlust der männlichen Fruchtbarkeit kommen. Eine weitere mögliche Folge ist die Entzündung der Nebenhoden, auch Epididymitis genannt. Auch in diesem Fall besteht die Gefahr der Unfruchtbarkeit und der Bildung einer Eiterbeule. Unbehandelt kann diese Erkrankung sogar zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen. Sind Nierensteine die Ursache für Hodenschmerzen, besteht die Gefahr einer dauerhaften Schädigung der Nieren.

Eine Urosepsis ist möglich, aber selten. Sind die Hodenschmerzen durch ein Trauma hervorgerufen worden, ergeben sich weitere mögliche Folgen. Zu diesen Komplikationen zählen krankhafte Verkleinerung der Hoden, bleibende Schäden an den Hoden sowie Unfruchtbarkeit und Deformation dieser Geschlechtsorgane. Eine Hodentorsion ist eine weitere Folge von Hodenschmerzen. Dabei drehen sich die Hoden um die eigene Längsachse und schnüren sich ihre eigene Blutversorgung ab. Infektionen, Deformation, Verlust des Hodens und Unfruchtbarkeit sind daraus resultierende Folgen. Als schwerwiegendste Komplikation ist der Hodentumor zu nennen.

Behandlung und Therapie

Je nach Ursache werden die Hodenschmerzen unterschiedlich behandelt. Treten die Hodenschmerzen infolge eines Geschlechtsverkehrs auf, klingen diese i. d. R. von selbst wieder ab. Erst wenn diese Schmerzen länger anhalten, sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden.

Wurden die Hodenschmerzen durch Infektionen hervorgerufen, erfolgt eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika als auch mit entzündungshemmenden Arzneimitteln. Wurden Krampfadern als Ursache diagnostiziert, können diese mittels eines kleinen chirurgischen Eingriffs verödet werden. Liegt ein Leistenbruch vor, so wird auch dieser mittels eines operativen Eingriffs behandelt.

Bei einer Hodentorsion ist eine Operation unumgänglich und sollte so schnell wie möglich erfolgen. Durch die verdrehten Hoden wird die Blutzufuhr unterbrochen als auch die Nerven geschädigt. Je länger dieser Zustand anhält, desto größer ist das Risiko, dass die Hoden auf Dauer geschädigt und schließlich entfernt werden müssen.

Eine operative Behandlung von Hodenschmerzen wird auch bei Hodentumoren angewandt. Der chirurgische Eingriff ist jedoch verbunden mit einer Strahlen- und Chemotherapie. Vor allem bei Hodenkrebs gilt, je früher dieser entdeckt und behandelt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Therapie.

Sind die Hodenschmerzen Folge von Nieren- und Blasensteinen sind verschiedene Therapiemöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Je nach Größe der Steine kann eine medikamentöse Behandlung ausreichend bzw. kann es erforderlich sein, dass diese evtl. mittels eines chirurgischen Eingriffs entfernt werden müssen.

Schmerzen die Hoden aufgrund einer Verletzung oder äußerer Einwirkungen wie Schläge oder Tritte, entstehen Schwellungen, die so schnell wie möglich gekühlt werden sollten. Zudem bilden sich Hämatome, so dass sich die Haut bläulich, grünlich oder auch schwärzlich verfärbt.

Bilden sich die Hodenschmerzen nach dem Kühlen nicht zurück oder verstärken sich, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden, so dass tiefergehende Verletzungen ausgeschlossen werden können. Egal welche Ursache vorliegt, so werden Hodenschmerzen i. d. R. auch mit schmerzstillenden Medikamenten behandelt. Wichtig ist bei Hodenschmerzen, dass die genaue Ursache gefunden wird, so dass diese adäquat behandelt werden können.


Aussicht und Prognose

Schmerzende Hoden aufgrund eines Tumors haben eine gute Prognose, sofern die Diagnose der Krebserkrankung rechtzeitig erfolgt. In der Regel lassen sich Hodengeschwüre im Frühstadium effizient behandeln oder entfernen und haben eine geringe Rückfallquote. Liegt bereits eine ausgiebige Verbreitung in Form von Metastasen vor, stehen die Heilungsaussichten allgemein schlecht. Typischerweise kommt es dann zu stark verringerter Leistungsfähigkeit, gehäuften Infekten und Gewichtsverlust.

Mechanische Ursachen für ausgeprägte Schmerzen wie eine Abschnürung des Samenstrangs erfordern ein rasches Handeln durch einen operativen Eingriff. Mit einer Öffnung des Hodensacks führt der zuständige Chirurg die Korrektur durch. Eine zusätzliche Naht hält den verdrehten Hoden in seiner neuen Position fest. Vorbeugend sieht die Behandlung eine Überprüfung und Fixierung des zweiten Hodens vor, um zusätzliche Komplikationen zu vermeiden.

Verstreicht bis zur Operation zu viel Zeit, stirbt das umgebende Gewebe ab. Diese Situation kann durch die Strangulation der versorgenden Blutbahnen bereits wenige Stunden nach Erscheinen der ersten Symptome eintreten. Nach der Untersuchung muss der Arzt eine Einschätzung abgeben, ob die herkömmliche Korrektur noch als vertretbare Maßnahme durchgeführt werden kann. Besteht keine Chance auf Ausheilung, kommt alternativ eine vollständige Amputation in Betracht. Als Folge führt die Entfernung eines einzelnen Hodens zu einem starken Rückgang der Spermienproduktion. Das Risiko einer möglichen Zeugungsunfähigkeit steigt dadurch beträchtlich an.

Vorbeugung

Für einige Arten von Hodenschmerzen können bedingt vorbeugende Maßnahmen getroffen werden. Da Mumps (Viruserkrankung) ein Auslöser sein kann, sollte man sich bzw. sein Kind schon im Säuglingsalter dagegen impfen lassen, so dass es erst gar nicht zu einer Infektion mit dem Erreger kommen kann.

Da auch Erreger (z. B. Gonorrhö) durch den Geschlechtsverkehr übertragen werden können, sollten stets Kondome verwendet werden.

Nieren- und Blasensteinen können vorgebeugt werden, indem man auf eine gesunde Ernährung achtet und stets ausreichend Flüssigkeit (mind. 2 Liter Wasser täglich) zu sich nimmt. Treten die Hodenschmerzen infolge einer langanhaltenden Erektion auf, so sollte auf stimulierende Medikamente (Viagra) verzichtet werden.

Allen anderen Ursachen kann nicht vorgebeugt werden. Bei Hodenschmerzen - egal welcher Ursache - sollte stets ein Arzt konsultiert werden, um Spätfolgen zu vermeiden.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hofmann, R., (Hrsg.): Endoskopische Urologie. Springer, Berlin 2009
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024

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