Kavaliersschmerzen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter dem Begriff Kavaliersschmerzen bezeichnet man ein Phänomen, welches im Rahmen des unterdrückten Samenergusses auftritt. Eine lang anhaltende und starke Erregung, welche nicht mit einem Samenerguss "beendet" wird, kann mitunter zu Schmerzen in den Hoden sowie im Unterleib führen. Dieser Zustand, der auch als "blaue Hoden" bekannt ist, kann mitunter mehrere Minuten, jedoch aber auch für einige Stunden andauern. Es tritt jedoch keine ernstzunehmende gesundheitliche Gefahr auf.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Kavaliersschmerzen?

Der Mann verspürt plötzlich auftretende Schmerzen, welche primär in den Hoden sowie im Unterleib festgestellt werden. Jene Schmerzen treten dann auf, wenn der Mann eine lange und relativ starke Erregung hat und jene nicht mit einem Samenerguss bzw. einer Ejakulation beendet wird. In einigen Fällen treten jene Schmerzen aber auch auf, wenn der Mann eine Ejakulation hatte. Vor allem ist das dann möglich, wenn der Mann über eine relativ lange bzw. mehrere Stunden andauernde Erektion verfügt hat (etwa durch die Verwendung eines Penis- bzw. Cockrings).

Der Begriff Kavaliersschmerz leitet sich davon ab, dass es vor allem "höflich" ist bzw. der Mann auf die Bedürfnisse der Frau achtet und somit seinen Orgasmus - während dem Geschlechtsverkehr - herauszögert; er trachtet danach, dass er erst den Orgasmus erlebt, wenn die Frau vollumfänglich befriedigt wurde. Jedoch kann das lange Hinauszögern der Ejakulation für einen Krampf der Muskulatur sorgen, welche mitunter dementsprechende Schmerzen auslöst.

Ursachen

Im Rahmen der sexuellen Erregung tritt eine Vasodilatation ein. In gleicher Linie tritt auch die Vasokonstriktion ein. In den männlichen Genitalien entsteht eine Erhöhung der Blutmenge, welche rund 30 Prozent bis 40 Prozent ausmacht. Des Weiteren ist der Tonus der Samenwege erhöht; der Organismus bereitet sich im Endeffekt auf die Ejakulation des Mannes vor. Entsteht - obwohl eine lange und intensive Erregung vorhanden ist - keine Ejakulation, können Schmerzen eintreten.

Vor allem beginnt die Muskulatur der Samenwege zu krampfen. Dieser Krampf ist mitunter dafür verantwortlich, dass der Mann über Schmerzen im Unterleib sowie in den Hoden berichtet. In den meisten Fällen können die Hoden auch ihre Farbe verändern, sodass sie leicht bläulich werden. Aus diesem Grund spricht man - wenn vom Kavaliersschmerz die Rede ist - auch immer wieder von den "blauen Hoden".

Es geht jedoch keine Gefahr für die Gesundheit und das Leben aus. Viele Männer sind von dem auftretenden Schmerz überrascht; im Regelfall kann der Kavaliersschmerz auch ohne Ejakulation – somit „von alleine“ – vergehen. Jedoch kann, wenn keine Ejakulation herbeigeführt wird, der schmerzhafte und äußerst unangenehme Zustand mehrere Stunden andauern.

Wann zum Arzt?

Bei Kavaliersschmerzen muss nur in sehr seltenen Fällen ein Arzt konsultiert werden. Der unterdrückte Samenerguss führt häufig nur für einige Stunden zu der Auslösung der Schmerzen. In vielen Fällen genügt das Tragen von weiter Kleidung in der Region der Hüfte und des Beckens. Die Bewegung ist meist durch die Beschwerden verlangsamt, aber nicht besorgniserregend. Bei vielen Männern verschwindet der Kavaliersschmerz im Laufe des Tages bei gemäßigten Bewegungen selbständig ohne eine ärztliche Hilfe.

Bleibt der Schmerz bestehen oder wird er als besonders intensiv empfunden, hilft es, einen Samenerguss herbeizuführen. Es ist für die Linderung der Beschwerden nicht relevant, ob der Samenerguss mit einem Partner oder über die Praktik der Selbstbefriedigung stattfindet. Innerhalb weniger Minuten sind die Kavaliersschmerzen nach der Herbeiführung des Samenergusses bei den meisten Männern vollständig verschwunden. In nur wenigen Fällen benötigt es eine erneute Herbeiführung der Ejakulation. Innerhalb des Vorgangs ist darauf zu achten, dass es zu keiner weiteren Zurückhaltung des Samenergusses kommt.

Halten die Schmerzen dennoch weiter an oder verschwinden in den kommenden Tagen nicht vollständig, muss ein Arzt aufgesucht werden. Es liegen weitere Erkrankungen vor, die ärztlich abgeklärt werden müssen. Vor der möglichen Einnahme eines Schmerzmedikaments sollte der Betroffene mit einem Arzt sprechen.

Diagnose und Verlauf

Folgt nach einer langen Erregung keine Ejakulation, so kann ein stechender wie unter anderem auch brennender Schmerz im Unterleib sowie in den Hoden auftreten. Der Schmerz kann eine derart starke Intensität aufweisen, dass eine gebeugte oder auch langsame Haltung eingenommen wird. Jedoch empfinden viele Männer den Kavaliersschmerz „nur“ als „ungenehmen“. Im Regelfall ist keine medizinische Therapie und Behandlung notwendig. Da der Schmerz nach wenigen Minuten aufhört und keine gesundheitliche Gefahr davon ausgeht, gehen nur die wenigsten Männer zum Arzt.

Der Mediziner stellt die Diagnose im Rahmen des Patientengesprächs. Schlussendlich dauert der Kavaliersschmerz (in den meisten Fällen) nur wenige Minuten an, sodass eine direkte Untersuchung nicht möglich ist. Tritt der Kavaliersschmerz häufig ein bzw. auch dann, wenn der Mann eine Ejakulation hatte, sollte sehr wohl eine medizinische Abklärung beim Facharzt erfolgen. Schlussendlich können andere Erkrankungen vorliegen.

Komplikationen

Bei den Kavaliersschmerzen handelt es sich nicht um Schmerzen, die zu einer medizinischen Komplikation führen können. Sie werden in der Regel auch nicht behandelt, da sie nur sehr kurzfristig und temporär auftreten und keine besondere Gefahr für den menschlichen Körper darstellen. Die Kavaliersschmerzen treten vor allem bei Personen auf, die wenig sexuell aktiv sind. Als Folge der Kavaliersschmerzen sind diese Menschen sehr stark verunsichert und fühlen ein sehr unangenehmes Gefühl in den Hoden, was eine leichte Verwirrtheit auslösen kann.

Bei sexuell unerfahreneren Menschen können die Kavaliersschmerzen auch für andere Schmerzen, wie zum Beispiel Tumorschmerzen gehalten werden. Eine Behandlung findet in der Regel nicht statt. Die Kavaliersschmerzen verschwinden nach dem Samenerguss innerhalb von ungefähr einer Stunde und führen zu keinen weiteren Komplikationen. Der Schmerz ist vor allem subjektiv und stellt damit keinen echten medizinischen Schmerz dar. Zu den Kavaliersschmerzen kommt bei vielen Menschen auch eine psychische Belastung hinzu, falls die sexuelle Aktivität nur sehr gering ist. Falls diese Belastung ein ernsthaftes Problem darstellt und zu Depressionen oder anderen psychischen Störungen führt, sollte auf jeden Fall ein Psychologe aufgesucht werden.

Behandlung und Therapie

Eine medizinische Behandlung ist nicht notwendig. Die klassische Therapie bzw. Behandlung beginnt mit dem Herbeiführen des Samenergusses. Hat der Mann die Ejakulation zurückgehalten bzw. treten dementsprechende Schmerzen auf, sodass auch die Hoden leicht blau verfärben, sollte ein Samenerguss herbeigeführt werden. Nach einem Samenerguss dauert es wenige Minuten (in Ausnahmefällen ein paar Stunden), bis die Schmerzen komplett verschwinden.

Eine weitere Möglichkeit ist die moderate Kühlung der Hoden. Der Mann kann mitunter ein nasses Handtuch oder auch einen kühlen Eisbeutel auf die Hoden legen. Jene Behandlung sorgt dafür, dass die Schmerzen zurückgehen. Eine medizinische Therapie und Behandlung gibt es im Regelfall nicht; jene sind auch nicht erforderlich, da keine gesundheitliche Schäden möglich sind. Sollte der Schmerz – auch nach einer Ejakulation – bestehen bleiben und auch nach mehreren Stunden seine Intensität nicht verlieren, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

In wenigen Fällen können andere Erkrankungen oder Ursachen vorliegen, welche jedoch medizinisch abgeklärt werden müssen. Liegt nur ein Kavaliersschmerz vor, ist jener nach einigen Minuten bzw. Stunden nach der Ejakulation vorbei.


Aussicht und Prognose

Die Prognose für Kavaliersschmerzen sind ausgesprochen gut. Da es sich im medizinischen Sinne nicht um eine Erkrankung handelt, sind keine ärztlichen Maßnahmen notwendig, um eine Linderung der Beschwerden zu erreichen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Kavaliersschmerzen innerhalb weniger Stunden vollständig zu reduzieren. Der Hoden des Mannes färbt sich nur vorübergehend blau. Die Verfärbungen sind in wenigen Minuten oder Stunden vollständig verschwunden, sobald der Samenstau abgebaut wurde. Die Schmerzen können durch einen mechanisch eingeleiteten Samenerguss innerhalb kurzer Zeit verschwinden. In einigen Fällen baut sich der Druck bei dem ersten Samenerguss noch nicht vollständig ab, sodass eine Linderung, aber noch keine vollständig Beschwerdefreiheit erreicht wurde. In diesen Fällen sollte innerhalb der kommenden Stunden ein erneuter Samenerguss eingeleitet werden.

Sobald die Stauung des Samens vollständig gelöst wurde, sind keinerlei Beschwerden mehr vorhanden. Dieser Zustand hält grundsätzlich dauerhaft an. Treten die Kavaliersschmerzen erneut auf, wurde der Samenerguss in einer wiederholten Situation unterdrückt. Dies ist selbstverschuldet und kann ebenso eigenständig wieder korrigiert werden. Kann eine Ejakulation nicht mechanisch ausgelöst werden, verschwinden die Beschwerden dennoch innerhalb weniger Tage. Der Organismus aktiviert seine Selbstheilungskräfte. Produzierter Samen wird so schrittweise abtransportiert und durch neu produzierten ersetzt. Innerhalb dieses Vorgangs vermindern sich die Kavaliersschmerzen bis zur Beschwerdefreiheit.

Vorbeugung

Der Kavaliersschmerz kann sehr wohl vorgebeugt werden. Im Endeffekt muss es dem Mann gelingen, dass er ejakuliert bzw. die Erektion nicht zu lange "aufrecht" erhält. Je länger die Erektion anhält, desto höher stehen die Chancen, dass ein derartiger Schmerz eintritt. Vor allem bei der Verwendung eines Cockrings kann mitunter der Kavaliersschmerz auftreten.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024

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