Hirnventrikel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Anatomie Hirnventrikel

Als Hirnventrikel werden Hohlräume innerhalb des Gehirns bezeichnet, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Sie stellen das lebenswichtige Hirnwasser her.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Bei den Hirnventrikeln handelt sich um Hohlräume im Gehirn, die Hirnwasser (Liquor cerebospinalis) enthalten. Gemeinsam mit dem Rückenmarkskanal (Canalis centralis) wird von ihnen der innere Liquorraum gebildet.

Die Zusammensetzung des Ventrikelsystems besteht aus vier Ventrikeln. Diese sind in der Lage, miteinander zu kommunizieren. Ihre Verbindung erfolgt über den äußeren Liquorraum, der sich im Bindegewebe des Rückenmarks befindet.

Hier ist einer der beiden Seitenventrikel zu erkennen (in Form eines umgedrehtes Cs). In dessen Mitte befindet sich der dritte und hinter dem Ohr der vierte Ventrikel. Sie produzieren das Hirnwasser, welches das Gehirn schützt.

Anatomie

Im neurologischen Sinne stellen die Ventrikel ausgedehnte Hohlräume dar, in denen Liquor (Hirnwasser) enthalten ist. Abgesehen von den Ventrikeln der beiden Hemisphären des Großhirns, gibt es noch einen weiteren Ventrikel im Zwischenhirn (Diencephalon). Der vierte Ventrikel befindet sich im Rautenhirn (Rhomencephalon).

Differenziert werden die einzelnen Ventrikel nach ihrer Anatomie. Eine Verbindung zwischen den jeweiligen Ventrikeln wird durch den Aquaeductus mesencephali sowie die Foramina, bei denen es sich um Löcher handelt, gewährleistet. So herrscht zwischen diesen Verbindungen eine fortwährende Kommunikation.

Als Ansatzpunkt des Ventrikelsystems wird der Neuralrohr-Zentralkanal eingestuft. Dieser prägt die einzelnen Ventrikel durch Wachstumsvorgänge aus. In ihrem Inneren sind alle Ventrikel mit einer Auskleidung versehen, die die Bezeichnung Ependym trägt. Dieses Gewebe wird vom Plexus choroideas durchzogen. Das Adergeflecht enthält auch das Hirnwasser. Daher trägt das Ventrikelsystem zusätzlich die Bezeichnung innerer Liquorraum.

Die Großhirnventrikel bestehen aus Unterhorn, Mittelhorn, Vorderhorn und dem Mittelteil. Der Boden des Vorderhorns wird durch das Rostrum corporis callosi gebildet. Für die Vorderwand ist hingegen das Genu corporis callosi verantwortlich. Die Seitenwand wird als Caput nuclei caudati bezeichnet.

Die inneren Wände entstehen durch das Septum pellucidum. Bei dem Dach der Struktur handelt es sich um das Truncus corporis callosi. Der Mittelabschnitt der beiden Ventrikel wird vom Crus fornicis, den Lamina affixa plexus choroideus sowie den Stria terminalis gebildet.

Die Seitenwand des dritten Ventrikels markieren der Thalamus sowie der Hypothalamus. Zwischen den beiden Thalami ist die Adhaesio interthalamica vorhanden. Ventrikel Nummer 4 befindet sich in der Rautengrube. Seine Begrenzung erfolgt durch die Kleinhirnsegel Tela choroidea und Obex. Weitere Begrenzungen sind das Fastigium, der Nodulus sowie der Ventriculi quarti.

Im Unterschied zu den drei anderen Ventrikeln verfügt der vierte Ventrikel über drei Öffnungen. Diese bilden eine Verbindung zum äußeren Liquorraum. Auf diese Weise lässt sich der Abfluss des Hirnwassers gewährleisten.

Funktion

Die Hauptfunktion der Ventrikel besteht in der Führung des Liquors. Das Hirnwasser dient wiederum zum Schutz vor Druck, Reibung und Stößen. Darüber hinaus werden Gehirn und Rückenmark vom Liquor mit Glukose versehen. Des Weiteren sorgt es für den Abtransport von Stoffwechselprodukten aus dem Hirnraum und fungiert als wärmender Schutz.

Gebildet wird das Hirnwasser von den Kapillargeflechten (Plexus choroidei) aus Blutplasma, was über Sekretions- und Filtrationsvorgänge erfolgt. Pro Tag werden von den Ventrikeln ca. 500 bis 700 Milliliter Hirnwasser produziert. Durch Resorptionsabläufe innerhalb der Granulationes arachnoideales und Radices spinales bleibt die Zirkulationsmenge des Liquors beständig bei rund 150 Millilitern. Aus dem Ventrikelsystem gelangt das Hirnwasser weiter in den äußeren Liquorraum.

Die Aufgaben des Hirnwassers sind von lebenswichtiger Bedeutung. So können Fehlfunktionen Erkrankungen des Gehirns zur Folge haben. Eine wichtige Rolle spielt das Hirnwasser aber auch in der medizinischen Diagnostik. Dabei wird Liquor zur Untersuchung von Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS) entnommen und in einem Labor analysiert.


Erkrankungen

  • Kolloidzyste
  • Hydrocephalus

Zu den Erkrankungen, von denen das Ventrikelsystem betroffen sein kann, gehört in erster Linie die Kolloidzyste. Dabei handelt es sich um eine gutartige zystische Struktur. In den meisten Fällen zeigt sie sich im Bereich des dritten Hirnventrikels. Kommt es durch die Kolloidzyste zu einer Verschiebung des Foramen Monroi, zieht dies einen Stau des Hirnwassers nach sich.

Dieser Stau führt wiederum zu einer Erhöhung des Hirndrucks, was mitunter sogar tödliche Folgen haben kann. Aus diesem Grund müssen Kolloidzysten im Rahmen einer Neuroendoskopie entfernt werden, was minimal-invasiv erfolgt.

Eine weitere mögliche Erkrankung des Ventrikelsystems stellt eine pathologische Erweiterung der Liquorräume dar. Diese wird in der Regel durch einen Überschuss an Hirnwasser hervorgerufen. Grund für eine erhöhte Hirnwasserproduktion ist meist das Entstehen von Blutgerinnseln oder Tumoren.

Manchmal kann aber auch eine Entzündung innerhalb des Zentralnervensystems oder das Zugrundegehen von Hirngewebe dafür verantwortlich sein. Bei einer Überproduktion an Liquor besteht ebenfalls die Gefahr von erhöhtem Hirndruck. Die Therapie richtet sich letztlich nach der Ursache der Krankheit.

Weitere Erkrankungen des Gehirns, die das Ventrikelsystem in Mitleidenschaft ziehen können, sind Gedächtnisstörungen, eine Gehirnhautentzündung (Meningitis), eine Gehirnblutung, Demenz sowie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

Sie sind hier: Startseite Anatomie Hirnventrikel

Das könnte Sie auch interessieren