Hirnnerven

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Hirnnerven sind Nerven, die ihren Ursprung im Gehirn haben und von dort in Umgebung ziehen. Sie sind Teil des peripheren Nervensystems und haben sensible und / oder motorische bzw. vegetative Funktionen. Insgesamt gibt es 12 Paare von Hirnnerven.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Als Hirnnerven bezeichnet man alle Nervenbündel, die oberhalb des Rückenmarks das zentrale Nervensystem über eine Durchtrittsstelle im knöchernen Schädel verlassen. Sie entspringen hoch spezialisierten Ansammlungen von Nervenzellen, den sogenannten Hirnnervenkernen. Insgesamt gibt es 18 solcher Hirnnervenkerne.

Doch es gibt Ausnahmen von dieser Definition. Der Nervus accessorius gilt trotz seines Ursprungs im Rückenmark als Hirnnerv. Der Riechnerv und der Sehnerv sind mittlerweile als Teil des Gehirns anerkannt, da sie im Gegensatz zu den anderen Hirnnerven den Schädel nicht verlassen. Sie werden aber trotzdem weiterhin zu den Hirnnerven gezählt.

Die zwölf paarig angelegten Hirnnerven können somatomotorische, somatosensible und vegetative Fasern führen. Das bedeutet, dass sie Muskeln steuern (somatomotorisch), Körper- und Sinneswahrnehmungen vermitteln (somatosensibel) und Einfluss auf die Funktionen des autonomen Nervensystems, also auf das unwillkürliche Nervensystem haben. Dieses ist beispielsweise für die Atmung, Verdauung oder den Stoffwechsel zuständig.

Die Hirnnerven sind nach der Reihenfolge ihres Austritts aus dem Gehirn von oben nach unten mit römischen Ziffern durchnummeriert, wobei diese Systematik nicht immer einheitlich ist.

Anatomie

Der erste Hirnnerv ist der Nervus olfactorius, der Riechnerv. Es handelt sich hierbei um einen sensorischen Nerv. Der zweite Hirnnerv, der Nervus opticus, ist ebenfalls ein sensibler Nerv. Er wird auch als Sehnerv bezeichnet.

Der Sehnerv schafft eine Verbindung zwischen Netzhaut und Gehirn. Erst durch die Weiterleitung von exogenen Sehreizen durch den Sehnerv können wir sehen.

Bei den Hirnnerven III (Nervus oculomotorius) und IV (Nervus trochlearis) handelt es sich um motorische Nerven. Zusammen sind sie auch als Augenmuskelnerven bekannt. Der fünfte Hirnnerv, der Nervus trigeminus, ist ein Drillingsnerv. Das heißt, dass er sich nach dem Schädelaustritt in drei Äste aufteilt: den Nervus ophtalmicus (Augenhöhlennerv), den Nervus maxillaris (Oberkiefernerv) und den Nervus mandibularis (Unterkiefernerv). Der Augenhöhlennerv und der Oberkiefernerv sind rein sensibel, der Unterkiefernerv hat auch motorische Anteile. Der Hirnnerv VI, der Nervus abducens, gehört ebenso wie der dritte und der vierte Hirnnerv zu den Augenmuskelnerven.

Motorische und sensible Fasern sind bilden den Nervus facialis, den Hirnnerv VII. Er innerviert das Gesicht. Ein rein sensorischer Nerv ist der achte Hirnnerv (Nervus vestibucochlearis), welcher auch als Hör- und Gleichgewichtsnerv bekannt ist. Als Zungen-Rachennerv bezeichnet man den Nervus glossopharyngeus, er ist für die Rachen- und Zungenmuskulatur zuständig.

Eine kleine Besonderheit unter den Hirnnerven ist der Nervus vagus, der zehnte Hirnnerv. Er ist der einzige Nerv, der neben motorischen und sensiblen Fasern auch parasympathische Fasern enthält. Er ist der Hauptnerv des parasympathischen Systems, einem Teil des autonomen Nervensystems, und versorgt einen großen Teil der Bauchorgane. Damit ist der Nervus vagus auch der Hirnnerv, der am weitesten in die Peripherie zieht.

Für die Innervation der Halsmuskulatur ist der Nervus accessorius zuständig. Seiner Aufgabe entsprechend handelt es sich um einen rein motorischen Nerv. Zwölfter und letzter Hirnnerv ist der Nervus hypoglossus, der Zungennerv, welcher die Muskulatur der Zunge versorgt.

Funktion

Jedes Hirnnervenpaar hat seine ganz eigene Funktion und Aufgabe. Der Nervus olfactorius ist für die Riechfunktion zuständig. Er übermittelt Geruchsempfindungen zum Riechhirn. Ähnliches tut der Nervus opticus mit Sehempfindungen. Seine Signale werden von der Netzhaut bis zur primären Sehrinde im Hinterhauptslappen des Gehirns geleitet. Für die Bewegungen des Augapfels durch die Augenmuskulatur sind die Hirnnerven III, IV und VI zuständig.

Die drei Äste des Nervus trigeminus versorgen die Augenhöhle und die Stirn, die Gesichtshaut, die Schleimhaut der Nase, die Lippen, das Zahnfleisch und alle Kau- und Mundbodenmuskeln. Der Nervus trigeminus spielt damit eine entscheidende Rolle beim Kauvorgang.

Mimische Bewegungen des Gesichts und die Weiterleitung von Geschmacksempfindungen sind Aufgabe des Nervus facialis. Erregungen aus dem Gleichgewichtsorgan und dem Hörorgan im Innenohr werden vom Nervus vestibucochlearis zum Thalamus geleitet. Der achte Hirnnerv ist somit wichtig für den Hörvorgang und den Gleichgewichtssinn.

Wie schon erwähnt versorgt der zehnte Hirnnerv, der Nervus vagus, einen großen Teil der Bauchorgane. Durch seine Impulse werden beispielsweise Verdauungssäfte ausgeschüttet und die Peristaltik des Darms aktiviert. Dies ist wichtig für eine geregelte Verdauung. Auch der Kehlkopfbereich wird vom Nervus vagus versorgt.

Die Innervation des Kopfwender-Muskels und des Kapuzenmuskels ist Aufgabe des Nervus accessorius. Der Zungennerv, der zwölfte Hirnnerv, sorgt für die Beweglichkeit der Zunge.



Erkrankungen

  • Geruchsstörungen
  • Speiseröhrenkrämpfe

So vielfältig die Aufgaben und Funktionen der verschiedenen Hirnnerven sind, so zahlreich sind auch die Ausfallerscheinungen, die durch Erkrankungen und Störungen hervorgerufen werden können. Ein Ausfall des Riechnervs führt zu Geruchsstörungen, der Ausfall des Sehnervs dementsprechend zu Sehstörungen bis hin zur Erblindung.

Sind die Augenmuskelnerven nicht mehr funktionsfähig, kommt es zu schielen, sehen von Doppelbildern oder Pupillenweitstellungen. Auch ein herabhängendes Oberlid kann Zeichen einer Störung im Bereich der Augenmuskelnerven sein.

Lähmungen im Bereich der Kaumuskulatur oder eine herabgesetzte bis verlorene Sensibilität im Gesichtsbereich weisen auf eine Erkrankung oder Schädigung des Drillingsnervs hin. Auch ein Ausfall des Nervus facialis kann Lähmungen im Gesichtsbereich verursachen. Dies äußert sich beispielsweise in herabhängenden Mundwinkeln.

Da der Nervus vagus viele wichtige Organe versorgt, sind die Ausfallerscheinungen hier besonders drastisch. Es kommt zu Sprech- und Schluckstörungen, einer Beschleunigung des Herzschlags, Atemnot oder zu Krämpfen der Speiseröhre.

Jede Ausfallerscheinung im Versorgungsgebiet der Hirnnerven bedarf einer ärztlichen Abklärungen, da lebensbedrohliche Erkrankungen wie Hirntumore oder Schlaganfall die Ursache sein können. Auch schwere Kopfverletzungen können die Funktion der Hirnnerven beeinträchtigen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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