Unterkiefer

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Unterkiefer handelt es sich um den unteren Abschnitt des Kiefers. Er bildet den größten Gesichtsschädelknochen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Der Unterkiefer (Mandibula) ist Teil des Gesichtsschädels. Gemeinsam mit dem Oberkiefer (Maxilla) gehört er zum Kauapparat. Er trägt auch die Bezeichnung Kinnlade. Im Unterschied zum Oberkiefer verfügt der Unterkiefer über Bewegungsfreiheit.

Gleichzeitig stellt er den stärksten und umfangreichsten Knochen des menschlichen Gesichtsschädels dar. Zusammengesetzt wird er aus dem Corpus mandibulae, der der Form eines U ähnelt, sowie den Rami mandibulae. Dabei handelt es sich um zwei Äste, die an den Kieferwinkeln (Anguli mandibulae) aufsteigen.

Unter- und Oberkiefer bilden zusammen den Kauapparat. Der Unterkiefer ist beweglich.

Anatomie

Der Corpus mandibulae weist eine Biegung wie ein Hufeisen auf. Die obere Begrenzung markiert der Alveolarfortsatz (Paris alveolaris mandibulae). Dieser verfügt über insgesamt 16 knöcherne Zahnfächer. Kommt es im fortgeschrittenen Lebensalter zum Verlust der Zähne, verschwindet auch der Alveolarfortsatz. Am unteren Rand des Corpus mandibulae erfolgt auf beiden Seiten der Übergang zum Angulus mandibulae.

Der Corpus mandibulae ist mit zwei Flächen ausgestattet. Dabei handelt es sich um die Außenfläche (Facies externa) und die Innenfläche (Facies interna). Die Facies externa ist die nach außen liegende Seite des Unterkiefers. Das Zusammenwachsen der linken und rechten Anteile wird durch eine kleine Knochenleiste markiert.

Die Knochenleiste teilt sich auf und geht in den Kinnvorsprung (Protuberantia mentalis) über. Auf der rechten und linken Seite verfügt sie über eine Erhebung, die Tuberculum mentale genannt wird. Unter den Schneidezähnen ist der Verlauf der Fossa incisiva zu finden. Diese bildet teilweise den Ursprung von Musculus mentalis und Musculus orbicularis oris.

Die Facies interna markiert die Innenseite des Unterkiefers. Am unteren Teil der Symphyse bestehen die Spinae mentales. Diese kleinen Vorsprünge sind der Ursprung des Musculus geniohyoideus sowie des Musculus genioglossus. Unterhalb der Spinae ist die Fossa digastrica mandibulae zu finden. Sie markiert den Ausgangspunkt des Musculus digastricus.

Ebenfalls zum Unterkiefer gehört die Lingula mandibulae (Knochenzunge), die ein kleines Loch bedeckt, das sich durch den Unterkieferknochen zieht. Sie dient als Durchtritt für den Nervus alveolaris inferior (Unterkiefernerv). Dieser ist für die sensible Versorgung des Unterkiefers zuständig.

Bei diesem Nerv handelt es sich um eine Abspaltung des Nervus mandibularis. Dieser geht wiederum aus dem Nervus trigeminus, dem fünften Hirnnerv, hervor. Weitere wichtige Nerven des Unterkiefers sind der Nervus massetericus, der Nervus pterygoideus medialis, der Nervus pterygoideus lateralis und der Nervus temporalis profundi.

Der Unterkiefer besitzt 16 knöchernde Zahnfächer.

Funktion

Der Unterkiefer dient dazu, die Bewegungen, die beim Kauen entstehen, durchzuführen und den Mundraum zu verschließen. Dieser Aufgabe kann er nur durch seine Bewegungsfreiheit in sämtliche Richtungen nachgehen. Außerdem ist er auch für die menschliche Sprache von Bedeutung, weil er bestimmte Laute erzeugt.

Zur Ausstattung des menschlichen Unterkiefers gehören vier Muskelpaare, die spezielle Funktionen ausüben, die sich untereinander ergänzen. So sorgen Kaumuskel und Schläfenmuskel für den Verschluss des Kiefers. Darüber hinaus ist der Schläfenmuskel für das Zurückziehen des Unterkiefers von Bedeutung. Am Verschluss des Kiefers hat zudem der innere Flügelmuskel seinen Anteil. Für das Öffnen sowie Verschiebungen in die vordere Richtung sorgt der äußere Flügelmuskel. Des Weiteren setzt er die Mahlgleitbewegungen auf die rechte und linke Seite um.

Auch die unterschiedlichen Nerven des Unterkiefers erfüllen spezielle Funktionen. So werden die Zähne und Zahnfächer der Mandibula vom Nervus alveolaris inferior versorgt, während die Nervi temporales profundi die Versorgung der Schläfenmuskeln übernehmen.

Der Kinnnerv versorgt wiederum die Unterlippe und das Kinn, während der Kaumuskelnerv Daten in Richtung Kaumuskel weitergibt. Nervus pterygoideus medialis und lateralis innervieren den äußeren sowie den inneren Flügelmuskel.

Für die Blutversorgung des Unterkiefers zuständig sind die Arteria alveolaris inferior und die Vena alveolaris inferior.


Erkrankungen

  • Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)
  • Zähneknirschen (Bruxismus)
  • Kiefergelenksarthrose

Störungen am Kauapparat wirken sich in der Regel auch auf den Unterkiefer aus. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Darunter werden Störungen des strukturellen, funktionellen und biochemischen Bereichs verstanden. Aber auch die Psyche kann Einfluss auf diese Beeinträchtigungen des Unterkiefers haben.

Bemerkbar macht sich CMD zum Beispiel durch Probleme beim Öffnen oder Schließen des Kiefers. Sogar Schwierigkeiten beim Abbeißen von Nahrung, Sprechen oder Lachen sind möglich. Nicht selten leiden die Betroffenen auch unter Schmerzen im Mundraum oder an den Zähnen. Es kann sogar zur ihrer Ausstrahlung in den Nacken, die Halswirbelsäule oder die Schultern kommen.

Passen sich die Zähne nicht richtig aneinander an, sind Beschwerden wie Tinnitus, Schwindelgefühle, Ohrenschmerzen, Schluckbeschwerden und Sehstörungen denkbar. Für die Beschwerden am Unterkiefer kommen zahlreiche Ursachen in Betracht. Dazu gehören in erster Linie Zähneknirschen (Bruxismus), eine Kiefergelenksarthrose oder Verschiebungen der Kiefergelenksknorpelscheibe.

Quellen

  • Gängler P. et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme Verlag. 3. Auflage 2010
  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Hellwege, K.D.: Die Praxis der zahnmedizinischen Prophylaxe, Georg Thieme Verlag, 6. Auflage, 2003
  • Kramer E. Prophylaxefibel, Grundlagen der Zahngesundheit; Deutscher Zahnärzte Verlag (2009)

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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