Harter Stuhlgang
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Harter Stuhlgang, auch Verstopfung genannt, ist mittlerweile eine der häufigsten Krankheiten in der Bevölkerung. Der harte Stuhlgang ist für Betroffene mit unangenehmen Begleiterscheinungen und Schmerzen verbunden. Wird die Verstopfung nicht behandelt kann harter Stuhlgang zu weiteren Erkrankungen führen.
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Was ist Harter Stuhlgang?
Ein harter Stuhlgang, umgangssprachlich auch als Verstopfung bezeichnet, liegt vor, wenn es nur sehr unregelmäßig zu einer Darmentleerung kommt und diese dann recht hart und trocken ist. Der Stuhlgang sollte bei einer ballaststoffreichen und gesunden Ernährung bei normaler Verdauung täglich stattfinden. Bei zu hartem Stuhlgang findet die Entleerung jedoch meist nicht häufiger als 3 Mal pro Woche statt.
Harter Stuhlgang gehört zu den häufigsten Symptomen in den Industrieländern. Allein in Deutschland leiden rund 15.000.000 Erwachsene darunter. Dabei sind Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer davon betroffen. Auch bei Kindern kann ein harter Stuhlgang auftreten. Besonders häufig leiden Menschen über dem 65. Lebensjahr unter hartem Stuhlgang.
Ein harter Stuhlgang kann chronisch oder gar akut sein. Die Symptome bei einem akuten harten Stuhlgang beginnen in der Regel recht schlagartig und sind nur von sehr kurzer Dauer. So zählen zu den häufigsten Ursachen eine Bettlägerigkeit, eine Reise oder eine hormonelle Veränderung, wie sie beispielsweise in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren auftritt.
Im Gegensatz zu einem akut harten Stuhlgang entwickelt sich die chronische Form meist recht langsam über Monate oder sogar Jahre. Besondere Merkmale sind hier ein harter Stuhl, der mindestens 12 Wochen am Stück anhält. Ebenso ist das Gefühl, das der Darm sich nur sehr unvollständig entleert, ein typisches Merkmal. Muss man sehr große Anstrengungen auf sich nehmen, um den Darm zu entleeren oder hat man weniger als 3-mal pro Woche eine Stuhlentleerung, kann man ebenfalls von einem chronischen Verlauf sprechen.
Ursachen
Betroffene klagen über Bauchschmerzen und –krämpfe, Blähungen oder Übelkeit. Die meist unregelmäßige Stuhlentleerung durch den zu harten und trockenen Stuhl kann außerdem mit Anstrengung und Schmerzen verbunden sein.
Eine mögliche Ursache für harten Stuhlgang kann falsche Ernährung sein. Durch einen hohen Anteil an Fett und Zucker kann der Verdauungsvorgang verlangsamt werden.
Nimmt der Mensch zu wenige Ballaststoffe zu sich wird die Verdauung träge. Durch diese Verlangsamung der Magen-Darm-Tätigkeit in Kombination mit einem Flüssigkeitsmangel entzieht der Körper dem Stuhl zu viel Flüssigkeit und wird hart und trocken.
Harter Stuhlgang kann ebenfalls durch Störungen des Verdauungssystems entstehen. Zu diesen gehören ein Reizdarmsyndrom, Darmverengungen durch Tumore oder Narbengewebe, Darmschwäche oder Kolorektal- bzw. Darmkrebs. Andere Erkrankungen, wie Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes können als Begleiterscheinung harten Stuhlgang auslösen.
Der Gebrauch von Medikamenten kann die Darmtätigkeit beeinflussen und ist eine weitere mögliche Ursache für Verstopfung. Nach oder während einer Behandlung mit Medikamenten, wie Schmerzmitteln, Hustenmitteln, Antidepressiva oder anderen, entsteht bei einigen Patienten nicht selten harter Stuhlgang.
Wann zum Arzt?
Gelegentlicher harter Stuhlgang hat meist keinen Krankheitswert und kann oft ohne ärztliche Hilfe behandelt werden. Kommt es jedoch regelmäßig zu hartem Stuhl und Verstopfung, muss ein Internist oder Gastroenterologe die Ursachen abklären. Selbiges gilt, wenn die Beschwerden lange andauern oder ohne erkennbaren Grund auftreten.
Bei Begleitsymptomen wie Verdauungsbeschwerden, Darmkrämpfen, Blut im Stuhl, Fieber oder Nachtschweiß empfiehlt sich ebenfalls ein Arztbesuch. Kommt es begleitend zu Erbrechen und starken Magenschmerzen, liegt womöglich ein Darmverschluss vor, der umgehend von einem Notarzt behandelt werden muss.
Der Arzt sollte außerdem eingeschaltet werden, wenn es in Folge des harten Stuhlgangs zu einem allgemeinen Unwohlsein mit Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust kommt. Auch bei auftretenden Komplikationen wie etwa einer Analfissur oder Hämorrhoiden muss ein Arzt hinzugezogen werden, um weitere Beschwerden zu vermeiden.
Harter Stuhlgang nach einer Operation oder einem Unfall kann auf Verklebungen oder einen Bauchwandbruch hindeuten und bedarf ebenso einer fachärztlich Behandlung wie fester Kot in Folge eines Reizdarmsyndroms. Kinder, ältere Menschen über dem 50. Lebensjahr, Schwangere, Herz-Kreis-Lauf-Patienten und Patienten mit einer neurogenen Störung sollten die Beschwerden in jedem Fall mit dem Hausarzt besprechen.
Diagnose und Verlauf
Der harte Stuhlgang wird vom Patienten festgestellt und in den meisten Fällen kein Arzt aufgesucht. Hält das Problem harter Stuhlgang jedoch über mehr als 12 Wochen an, sollte in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden, um weitere Komplikationen zu verhindern. Nach Analyse der Beschwerden, wie etwa Blähungen, Bauchschmerzen, Völlegefühl oder Übelkeit und Beschreibung über Konsistenz und Farbe des Stuhls wird eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet das Abtasten des Bauches, Prüfen von Magen – und Darmgeräuschen und Schmerzlokalisierung. In einigen Fällen wird zudem eine Stuhluntersuchung angeordnet.
Harter Stuhlgang kann unbehandelt von einer akuten zu einer chronischen Verstopfung führen. Durch den harten und trockenen Stuhl können Hämorrhoiden und Risse am Schließmuskel und der Darmwand entstehen. Durch das andauernde starke Pressen bei jedem Toilettengang kann es zu einem Rektalprolaps, Darmvorfall, kommen bei dem ein Teil des Mastdarms nach außen gedrückt wird. Da harter Stuhlgang die Darmwände ständig reizt begünstigt dieser zudem Entzündungen.
Komplikationen
Ein harter Stuhlgang kann bei Nichtbehandlung zahlreiche Komplikationen auslösen. Insbesondere bei kleinen Kindern sowie älteren Menschen treten vermehrt Kotsteine auf. Hierbei handelt es sich um ein Hindernis im Enddarm. Weiterhin kann harter Stuhlgang zu Hämorrhoiden führen, die ebenfalls durch das anstrengende Pressen verursacht werden. Je länger der Stuhl im Darm verbleibt, desto härter wird er. Aufgrund dessen können durch das starke Pressen ebenso feine Analfissuren entstehen. Hinter diesen stecken winzige Verletzungen im Afterbereich. Infolge von hartem Stuhlgang kann sich bei Betroffenen ein kolorektales Karzinom bilden. Dabei handelt es sich um die Fachbezeichnung für Krebs im Bereich des Enddarms.
Ferner kann ein harter Stuhlgang einen Leistenbruch zur Folge haben. Eine weitere Komplikation ist vor allem bei Männern ein Hodenbruch. Nach einiger Zeit lockert sich das Bindegewebe. Das führt dazu, dass der Enddarm tiefer tritt. Bei Frauen ist es die Gebärmutter, die sich hinab senkt. Dadurch, dass sich in der Schleimhaut winzige Risse bilden, wird der harte Stuhlgang äußerst schmerzlich für Betroffene. Aus Angst vor diesen Schmerzen halten sie ihren Stuhlgang unbewusst zurück. Dies führt jedoch zusätzlich zu weiteren Verletzungen in der Analregion.
Behandlung und Therapie
Möglich ist die Behandlung mit Medikamenten. Diese regen die Darmtätigkeit an und können das Ausscheiden des harten Stuhlganges langfristig erleichtern. Eine eigene Behandlung des harten Stuhlganges sollte nicht stattfinden.
Harter Stuhlgang kann durch den Gebrauch von Abführmitteln zwar ausgeschieden werden, jedoch wird die normale Darmtätigkeit durch diesen Eingriff gestört und kann sich nicht auf natürliche Weise regenerieren.
Resultiert harter Stuhlgang aus einer körperlichen Erkrankung muss in erster Linie diese behandelt werden um der Verdauungsbeschwerde entgegen zu wirken. Hier kann je nach Erkrankung eine medikamentöse Behandlung oder eine Operation in Frage kommen.
Aussicht und Prognose
Harter Stuhlgang in Begleitung von Symptomen einer Verstopfung geht in den meisten Fällen vorüber, wenn auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Ballaststoffen geachtet wird. Körperliche Aktivitäten sind einer besseren Abführbarkeit von Stuhl ebenfalls zuträglich. Ernährungs- und medikamentenbedingter harter Stuhlgang vergeht zumeist von allein, wenn sich die Versorgungslage des Körpers wieder normalisiert hat - und gegebenenfalls durch passendere Nahrung ergänzt wird.
Werden in schwerwiegenden Fällen Abführmittel verschrieben, bringen spätestens diese zumeist eine Besserung, insofern der harte Stuhlgang nicht durch eine krankheitsbedingte Verdauungsstörung bedingt ist. In solchen Fällen ist ansonsten die Behandlung der Krankheit ausschlaggebend. Dabei muss zwischen komplett heilbaren Leiden und chronischen Leiden unterschieden werden. Gerade beim Reizdarmsyndrom und zum Beispiel Diabetes kommen Verstopfungen (und andere Verdauungsprobleme) als Symptom häufig vor. Zwar kann hier durch entsprechende Umstellungen der Ernährung und durch Bewegung Besserung erzielt werden, aber das Problem des harten Stuhlgangs ist in der Regel wiederkehrend.
Hält eine Verstopfung, die durch harten Stuhlgang bedingt ist, zu lange an, bilden sich im schlimmsten Falle die sogenannten Kotsteine im Darm. Diese können zu einem Darmverschluss führen, was einen akuten Notfall darstellt. Auch entstandene Verletzungen durch das Pressen beim Stuhlgang sowie seiner Konsistenz können Schäden an Darm- und Afterschleimhaut verursachen, die wiederum zu Folgeleiden führen. Insofern die Nerven- und Muskelaktivität des Darms aber nicht schwerwiegend beschädigt ist, lässt sich harter Stuhlgang gut behandeln.
Vorbeugung
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
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