Geschwollene Oberlippe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine geschwollene Oberlippe ist oft das Symptom einer Infektion oder Allergie. Auch Verletzungen im Bereich der Lippen sind als Ursache denkbar. Die Behandlung entspricht meist einer kausalen Therapie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine geschwollene Oberlippe?

Die Lippen erfüllen im menschlichen Körper unterschiedliche Funktionen. Die anatomischen Strukturen sind an der Artikulation von Lauten beteiligt. Daneben spielen sie für die Nahrungsaufnahme eine Rolle und können zusätzlich als Tastorgan dienen. Von diesen Funktionen abgesehen, nutzt der Mensch unterschiedliche Lippenbewegungen im Bereich der Mimik zur nonverbalen Kommunikation.

Erkrankungen der Lippen beeinträchtigen die Lippenfunktionen. Eine geschwollene Oberlippe kann ihre Aufgaben zum Beispiel nur noch mit Einschränkungen erfüllen. Unterschiedliche Ursachen kommen für Schwellungen im Oberlippenbereich in Frage. Die Symptome sind ebenso vielfältig wie die Ursachen der Erscheinung und können von juckenden über blutende bis hin zu brennenden Schwellungen reichen. Prinzipiell tragen die Oberlippen extrem feine und deshalb ebenso anfällige Hautschichten. Eine geschwollene Oberlippe beeinträchtigt immer das optische Erscheinungsbild und wird deshalb meist rein blickdiagnostisch erkannt.

Die Stärke der Haut hängt im menschlichen Körper von dem jeweiligen Hautbereich und seinen spezifischen Belastungen ab. Die Oberlippe trägt besonders feine Hautschichten. Da der Hautbereich der Oberlippen unter anderem Tastfunktionen erfüllt, muss die Hautstelle hohe Sensibilität besitzen. Wegen des feinen Aufbaus ist die Oberlippenhaut anfällig für Verletzungen.

Ursachen

Geschwollene Lippen können durch viele verschiedene Ursachen entstehen. Verletztes Gewebe schwillt häufig an. In vielen Fällen wird die Schwellung der Oberlippe von offenen oder blutenden Stellen begleitet. Häufig deutet die Schwellung in diesem Bereich auch eine Entzündung an. Die Oberlippe kommt permanent mit Nahrungsbestandteilen in Kontakt. Durch den Kontakt werden vor allem bakterielle Entzündungen begünstigt. Oft fasst der Patient die geschwollene Oberlippe permanent an. Auch dieses Phänomen lässt die Schwellung zunehmen. Über die Berührungen geraten nämlich ebenfalls Bakterien in den betroffenen Bereich.

Schwellungen im Oberlippenbereich müssen nicht zwingend auf primäre Ursachen wie offene Wunden zurückgehen. Auch Insektenstiche rufen Schwellungen hervor. Dasselbe gilt für Allergien wie Kontaktallergien oder Unverträglichkeiten. Meist richtigen sich die Unverträglichkeiten in diesem Fall gegen bestimmte Nahrungsmittel. Nur beim Genuss dieser Speisen schwillt die Oberlippe in diesem Fall an. Auch allergische Reaktionen auf Kosmetika sind denkbar. Meist sind bei Allergien aber beide Lippen von Schwellungen betroffen. Wahrscheinlichere Ursachen für geschwollene Oberlippen sind Herpesinfektionen.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Einer geschwollenen Oberlippe liegen meist unterschiedliche Ursachen zugrunde und häufig kommt es abhängig davon zu Komplikationen. Bei Schlagverletzungen können Gewebestrukturen und sogar Kiefer oder Nase betroffen sein. Nerven und Gefäße werden dabei verletzt. In diesem Fall sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden, um irreversible Schäden zu vermeiden.

Auch bei Allergien kann die Oberlippe anschwellen. Meist handelt es sich dabei um das sogenannte Quincke-Ödem, das auch einer ärztlichen Behandlung bedarf. In diesem Fall schwellen die tiefen Hautschichten an und es kann unbehandelt zu einer gefährlichen Atemwegsverengung kommen. Dabei treten Schluckbeschwerden und Atemnot auf. Im schlimmsten Fall kann es bei der geschwollenen Oberlippe allergiebedingt zum sogenannten anaphylaktischen Schock kommen, der die schwerste allergische Reaktion darstellt und notärztlich behandelt werden muss.

Auch Herpesinfektionen können eine geschwollene Oberlippe verursachen. Da diese gelegentlich auch neurologische Auswirkungen haben kann, die eine Enzephalitis auslösen können, muss ebenfalls ein Arzt herangezogen werden. Grundsätzlich sollte bei einer geschwollenen Oberlippe immer dann medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden, wenn die Ursache unklar ist.

Diagnose und Verlauf

Geschwollene Oberlippen erkennt der Patient meist schon beim Blick in den Spiegel. Nach der Kontaktaufnahme mit einem Arzt stellt auch der Fachmann zunächst eine reine Blickdiagnose. Anders als der Patient selbst erkennt der Arzt bei der Blickdiagnose erste Hinweise auf die primäre Ursache der Schwellung.

Bei offenen Wunden denkt der Arzt oft zuerst an bakterielle Infektionen oder Entzündung im Oberlippenbereich. Lassen sich Bläschen erkennen, liegt wahrscheinlich eine Herpes-Infektion vor. Hinweise auf Allergien erhält der Fachmann oft bei der Anamnese. Im direkten Gespräch mit dem Patienten wird er sich bei entsprechendem Verdacht über sämtliche Vorerkrankungen des Betroffenen erkundigen. Falls der Patient in der Anamnese von einer regelmäßig an- und abschwellenden Oberlippe spricht, so liegt der Verdacht auf ursächliche Allergien besonders nahe. Die auslösenden Allergene werden mittels Provokationstest oder anderen Allergie-Tests ermittelt.

Feindiagnostische Schritte sind zur Differenzierung zwischen Kontaktallergie und Unverträglichkeit erforderlich. Grundsätzlich sind für die Ursachenforschung bei geschwollener Oberlippe verschiedenste Faktoren relevant. Neben Begleitsymptomen wie Jucken oder Brennen können bei der Diagnostik der Allgemeinzustand des Patienten, die Erkrankungsgeschichte, der Krankheitsverlauf, optische Parameter wie Rötungen sowie bereits bekannte Allergieanfälligkeiten eine Rolle spielen. Bei bakteriellen Infektionen wird der Erreger mittels Abstrich nachgewiesen.

Komplikationen

Eine geschwollene Oberlippe kann im Rahmen einer allergischen Reaktion entstehen oder aufgrund einer Infektionskrankheit wie Herpes. Jede dieser Erkrankungen kann die unterschiedlichsten Komplikationen hervorrufen. So kann die Allergie neben einer Schwellung der Oberlippe auch eine Schwellung der Nasenschleimhaut verursachen, so dass die Nase läuft. Auch eine Verengung der Atemwege ist keine Seltenheit und verursacht schwerste Atemprobleme und Schluckbeschwerden und müssen sofort behandelt werden. Die Oberlippe kann zudem aufgrund eines Quincke-Ödems, einer Sonderform der Allergie, anschwellen. Hierbei schwellen die Atemwege noch stärker zu und kann lebensgefährlich werden.

Zudem sind beim Quincke-Ödem nicht selten auch noch Hand und Fuß, sowie die Genitalien angeschwollen. Eine allergische Reaktion kann auch in einen anaphylaktischen Schock enden, der lebensgefährlich ist. Ein Herpes labialis durch Viren ausgelöst kann sich ausbreiten, vor allem gefürchtet ist die Verbreitung bis in das Gehirn, wo es eine Enzephalitis verursachen kann. Die Folgen sind unterschiedlich und können von Krämpfen und Lähmungserscheinungen bis hin zum Koma reichen. Selten kann sich eine Herpesinfektion auch im gesamten Körper ausbreiten und so eine Sepsis auslösen, die bis hin zum septischen Schock führen kann und eine lebensbedrohliche Situation darstellt. Auch ein Trauma bzw Verletzung am Schädel kann die Lippen anschwellen lassen. Gefürchtete Komplikationen können Schädel-Hirn-Traumata sein oder ein Bruch von Kiefer oder Nase.

Behandlung und Therapie

Bei ursächlichen Insektenstichen und Verletzung der Oberlippe kann Kühlung oft Abhilfe schaffen. Die Betroffenen werden außerdem dazu aufgefordert, den betroffenen Bereich nicht mit den Händen zu berühren, damit sich die Schwellung nicht verschlimmert. Bei offenen Wunde ist außerdem regelmäßige Reinigung angezeigt. Diese hygienischen Schritte vermindern das Risiko einer bakteriellen Infektion ebenso wie die Behandlung mit antiseptische Salben.

Bei bereits bestehende Infektionen mit Krankheitserregern hängt die Behandlung vom jeweiligen Erreger ab. Grundsätzlich sind konservativ medikamentöse Behandlungsmaßnahmen mit Antibiotika indiziert. Die Erregerbestimmung zeigt, welche Art des Antibiotikums zu Behandlung erforderlich ist. Einzelne Erreger sind gegen bestimmte Antibiotika resistent. Besonders bei multiresistenten Erregergruppen kann die Behandlung schwer fallen und einen längeren Zeitraum beanspruchen.

Falls der behandelnde Arzt die geschwollene Oberlippe auf eine Infektion mit Herpesviren zurückgeführt hat, kommen zur Behandlung spezielle Salben zum Einsatz. Wichtig ist bei allen Infektionen die Verlaufskontrolle. Die Erreger dürfen sich nicht weiter im Körper ausbreiten.

Bei allergischen Reaktionen erfolgt zunächst eine symptomatische Behandlung mit oralen Medikamenten. Nach der Abschwellung sind präventive Behandlungsmaßnahmen angezeigt. Die Kontaktvermeidung mit dem auslösenden Allergen ist der wichtigste Präventionsschritt und beugt zukünftigen Rezidiven vor.

In verschiedenen Zusammenhängen kann eine Desensibilisierung erfolgen. Diese ursächliche Behandlung will die allergische Überreaktion des Körpers ursächlich auflösen. Auch die Kontaktvermeidung mit dem Allergen trägt zur Desensibilisierung bei. Je seltener der Körper mit dem allergieauslösenden Stoff in Kontakt gerät, desto eher wird die Allergie abklingen.


Vorbeugung

Oberlippen sind anatomisch gesehen für Verletzungen und damit zusammenhängende Schwellungen anfällig. Aus diesem Grund existieren für die geschwollene Oberlippe keine hundertprozentig wirksamen Präventionsmaßnahmen. Weder kleinere Verletzungen, noch Insektenstiche können aktiv verhindert werden.

Bakteriellen Infektionen lässt sich in Maßen vorbeugen, indem offene Stellen im Oberlippenbereich nicht mit den Fingern berührt werden. Auch Allergien kann in bestimmtem Umfang vorgebeugt werden, indem die Lippen nicht zu häufig mit denselben Stoffen in Kontakt gebracht werden.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
  • Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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