Geheimratsecken

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Geheimratsecken kommen am häufigsten zusammen mit dem Haarausfall vom männlichen Typ vor. Die Ausprägungen reichen weit auseinander. Manche Männer können schon mit einem Alter von 30 Jahren eine ausgeweitete Oberkopfglatze haben, während andere bis ins hohe Alter nur geringfügig von Geheimratsecken betroffen sind.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Geheimratsecken?

Ausgeprägte Geheimratsecken

Geheimratsecken sind eine besonders häufige Form des Haarausfalls an den Schläfen, der durch männliche Geschlechtshormone hervorgerufenen wird. Selten werden Geheimratsecken auch als Stirnglatze oder Ministerwinkel bezeichnet. Nicht selten können Geheimratsecken auch ein Zeichen von beginnender Glatzenbildung sein, die durch das Alter bedingt ist.

Oft treten Geheimratsecken bereits in jungen Jahren auf. Dadurch sind sie für einige junge Männer ein schwer tragendes Ärgernis, das sogar bis zu Depressionen führen kann. Die Methoden zur Behandlung reichen von Ernährungstherapie über die Medikamententherapie bis hin zu Haarersatz oder Haartransplantation.

Geheimratsecken sind häufig der Beginn von Glatzenbildung.

Ursachen

Die Ursache von Geheimratsecken wird bedingt durch hormonell-erblichen Haarausfall. Er beruht auf einer Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen ein Zwischenprodukt des männlichen Geschlechtshormons, dem Dihydrotestosteron (DHT). Das Zwischenprodukt DHT wird im Körper aus dem Geschlechtshormon Testosteron mit Hilfe von einem Enzym gebildet, der 5α-Reduktase.

Wenn sich in der Kopfhaut bei Personen mit Geheimratsecken zu viel von diesem Hormon befindet und genetisch bedingt eine Überempfindlichkeit dafür besteht, so erfolgt eine Verkürzung der Wachstumsphase der einzelnen Haare. Eine Person mit einer Glatzenbildung hat also nicht weniger Haarfollikel als eine Person mit vollständiger Haarpracht.

Vielmehr ist es die Wachstumsphase des Haares, die zu solch einem Ausmaß verkürzt ist, dass sie mit dem Auge kaum zu sehen sind. Insbesondere verglichen mit der Höhe der Härchen auf der Stirn können diese winzigen Haare kaum noch an die Oberfläche hervortreten. Zudem verkümmern bei Betroffenen von Geheimratsecken die Haarfollikel mit der Zeit.

Wann zum Arzt?

Geheimratsecken gelten nicht als besorgniserregend und sind aus medizinischer Sicht kein Grund für eine Behandlung oder einen Arztbesuch. Die Geheimratsecken werden als ein ästhetischer Makel angesehen, der keinerlei Auswirkung auf die körperliche Gesundheit eines Menschen hat. Betroffene sind aus diesem Grund im Normalfall nicht als krank oder krankheitsgefährdend einzustufen und benötigen daher in der Mehrzahl der Fälle keinen Arzt. Das Fehlen des Kopfhaares oberhalb der Schläfen ist häufig genetisch bedingt und bereits in jungen Lebensjahren erkennbar. Wird der Haarausfall stärker, ist dies ein Vorgang, der zum normalen Alterungsprozess gehört. Auch in diesen Fällen ist aus medizinischer Sicht kein Arztbesuch notwendig.

Ein Arzt wird erst dann benötigt, wenn es aufgrund des optischen Makels zu psychischen Problemen kommt. Leidet der Betroffene unter den Geheimratsecken und fühlt er sich nicht wohl in seinem Körper, ist ein Arzt aufzusuchen. Treten Stimmungsschwankungen oder Veränderungen der Persönlichkeit auf, wird therapeutische Hilfe benötigt. Ein mangelndes Selbstwertgefühl, Antriebslosigkeit und Teilnahmslosigkeit sind Beschwerden, bei denen ein Arzt aufgesucht werden sollte. Kommt es zu weiteren emotionalen Problemen oder einem Rückzug aus dem sozialen Leben, wird ein Arzt benötigt. Möchte der Betroffene aus ästhetischen oder beruflichen Gründen eine optische Veränderung erreichen, ist ein Schönheitschirurg oder ein kosmetisches Institut zu konsultieren.

Symptome und Verlauf

In den Geheimratsecken haben die Haarfollikel viele DHT-Rezeptoren. Diese Rezeptoren führen dazu, dass frühzeitiger Haarausfall meistens in den Geheimratsecken auftritt. Die Kopfhaare Hinterkopf- und Nackenbereich sind hingegen weiterhin unempfindlich gegen das DHT und wachsen normal wie bei jeder anderen Person.

Die beiden Geheimratsecken liegen an der Haargrenze an und befinden sich im Winkel zwischen der horizontalen Haargrenze über der Stirn und der vertikal verlaufenden Haargrenze an den Schläfen. In den meisten Fällen beginnt der Haarausfall bei den Männern an den Schläfen in den Geheimratsecken.

Da Geheimratsecken genetisch bedingt sind, entwickelt sich in vielen Fällen ein ähnlicher Verlauf des Haarausfalls bei einer Person wie bei seinem Vater oder Großvater. Man spricht bei Geheimratsecken im Zusammenhang mit Haarausfall von männlichem Typ bei männlichen Jugendlichen auch von Alopecia praematura oder simplex, wenn bei diesen Jugendlichen die Geheimratsecken familiär gehäuft auftreten und meistens am Vorderkopf und an den Schläfen beginnen.

Diagnose

Mit Geheimratsecken ist im eigentlichen Sinne nur der männliche Haarausfall gemeint. Doch Haarverlust geht ohne spürbare Symptome einher und kann somit durchaus mit weiteren Arten des Haarausfalls verwechselt werden, die alle ihre verschiedene Ursachen haben.

Eine andere Art des Haarausfalls, gegen dem die Geheimratsecken abzugrenzen sind, ist der kreisrunde Haarausfall (Alopecia areata). Bei dieser anderen Art von Haarausfall bilden sich kreisrunde Gebiete mit Haarausfall. Außerdem gibt es noch einen sogenannten dreieckigen Haarausfall (Alopecia triangula), bei dem sich in besonderen Fällen ein geheimratsecken-förmigem Haarverlust beobachten lässt.

Komplikationen

Geheimratsecken sind zumeist genetisch bedingt und stellen bei Männern kein medizinisches Problem dar. Entsprechend gibt es keine medizinischen Komplikationen, die auftreten können. Die Ausnahme besteht in einer möglichen psychischen Belastung, die bei den Betroffenen durch die freier werdende Stirn ausgelöst wird. Zeichen des Alterns und das steigende Bewusstsein für die Vergänglichkeit des jugendlichen Körpers können bei Betroffenen zu Depressionen führen. Männer, die besonders jung Geheimratsecken bekommen, sind hier besonders betroffen.

Komplikationen treten außerdem höchstens im Falle fragwürdiger Behandlungsmethoden auf. So versprechen viele Produkte das Wiederaufkommen von Haarwuchs oder sollen den Ausfall verhindern. Dies ist tatsächlich nur limitiert durch bestimmte Mittel (meist Hormonhemmer) möglich, bedeutet aber in keinem Fall einen Neuwuchs der verloren gegangenen Haare. Linderung versprechende Mittel enthalten oftmals eine Reihe chemischer Substanzen, deren gesundheitlicher Wert für das restliche Haar und die Kopfhaut bezweifelt werden darf. Auch kann es vorkommen, dass besonders starke Mittel in den Stoffwechsel des Betroffenen eingreifen. Sollten Personen, die auf vermeintliche wirksame Mittel gegen das Bilden von Geheimratsecken zurückgreifen, bei sich Symptome feststellen, ist ein Gang zum Arzt angezeigt.

Ausgeprägte Geheimratsecken vor der FUE-Haartransplantation.
Die Geheimratsecken wurden mittels FUE-Methode aufgefüllt.

Behandlung und Therapie

Die Geheimratsecken können mit einer Gruppe von Medikamenten behandelt werden, die das Geschlechtshormon DHT an den Rezeptoren der Haarfollikel abfängt. Der Haarausfall kann damit bei vielen Anwendern stark verlangsamt oder ganz gestoppt werden. Die Haare verdichten sich durch diese Medikamente wie das Finasterid oder Dutasterid jedoch nur selten sowie in geringen Maßen. Eine Verdichtung sowie andauernde Behandlung der Geheimratsecken ist durch die Haartransplantation möglich.

Bei einer Haartransplantation wird Eigenhaar aus dem Hinterkopfbereich entnommen und direkt in die Geheimratsecken eingesetzt. Die entnommenen Hinterkopfhaare können genetisch bedingt lebenslang nachwachsen und so werden die Stellen der Haarentnahme nach der Haartransplantation durch natürlichen Haarwuchs am Hinterkopf wieder bedeckt.

Eine spezielle Methode zur Haartransplantation bei der Behandlung von Geheimratsecken stellt die Gewinnung haarfollikulärer Einheiten da. Bei dieser Art der Haartransplantation werden zusammenhängende Bündelungen von ein bis vier Haarfollikeln entnommen und wieder eingepflanzt. Die Besonderheit bei dieser Methode der Behandlung von Geheimratsecken ist, dass die in diesen Bündeln entnommenen Haare weniger Verletzung bei ihrer Entnahme am Hinterkopf verursachen und auch schonender wieder eingesetzt werden können.


Vorbeugung

Eine sichere Vorbeugung gegen die Geheimratsecken ist wegen ihrer genetischen Ursache nicht möglich. Verschiedene Ansätze existieren jedoch in der Alternativmedizin über Ernährungstherapie, schonende Haarpflege oder Lebensstilmaßnahmen gegen zu viel Stress.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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