Gedächtnisstörungen (Gedächtnislücken)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Störungen der Gedächtnisleistung können die Freude und die Fähigkeit an der Bewältigung des Alltags ganz schön trüben. Die Gedächtnisstörungen bzw. Gedächtnislücken stellen eine eigenständige gesundheitliche Beeinträchtigung dar und sind zudem gleichermaßen Symptome für natürliche Einschränkungen sowie vorliegende Erkrankungen.
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Was sind Gedächtnisstörungen?
Die wichtigste Funktion innerhalb des Gedächtnisses hat das Gehirn inne. Treten Gedächtnisstörungen auf, können abgespeicherte Erinnerungen oder andere Daten wie erworbenes Wissen nicht mehr verfügbar sein.
Gedächtnisstörungen bzw. Gedächtnislücken können in den drei typischen Bereichen des Gedächtnisses auftreten. Diese betreffen bei Gedächtnisstörungen das Kurz- oder Langzeitgedächtnis sowie das Arbeitsgedächtnis, das explizite und implizite Gedächtnis.
Gedächtnisstörungen verunsichern die Betroffenen nicht nur. Die Gedächtnisstörungen tragen zur Entstehung von Ängsten bei und können je nach Ausprägung und Ausmaß extreme Einschränkungen mit sich bringen. Im Volksmund werden die Gedächtnisstörungen gern als Vergesslichkeit bezeichnet. In der Medizin sind Gedächtnisstörungen sogenannte mnestische Störungen oder Dysmnesien.
Ursachen
Zu selektiven Gedächtnisstörungen kommt es durch eine als Schläfenlappenepilepsie bekannte Erkrankung sowie bei einigen demenziellen Krankheiten wie der Alzheimer Demenz. Quantitative Gedächtnisstörungen entstehen meist in Folge einer natürlichen Alterung des Hirngewebes sowie durch Amnesien auf. Diese werden bei den Gedächtnisstörungen durch Migräneanfälle, Verletzungen des Schädels und des Gehirns, eine Hirnhautentzündung oder eine Gehirnerschütterung sowie durch einzelne Medikamente (beispielsweise Schlafmittel) begründet.
Treten qualitative Gedächtnisstörungen auf, sind diese einer Überforderung und Stress zuzuschreiben. Zu den Erkrankungen, welche mit Gedächtnisstörungen einhergehen, gehören ebenfalls Tumoren des Gehirns, Schlafapnoe, ADHS und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.
Als Folge angehender Gedächtnisstörungen tritt gerade bei demenziellen Erkrankungen im weiteren Verlauf ein kompletter Verlust der Gedächtnisleistung auf. Die erkrankten Personen bemerken es im späteren Zeitraum nicht mehr selbst, dass Gedächtnisstörungen auftreten und umspielen diese mit einer gekünstelten und aufgesetzten Kommunikation.
Krankheiten
Wann zum Arzt?
Kleinere Gedächtnislücken sind als normal anzusehen. Fehlende Erinnerungen sind aus verschiedenen Gründen nicht immer zugänglich. In den meisten Fällen kommen sie nach einiger Zeit wieder. Ebenso normal sind verzerrte Erinnerungen. Bei biographischen Ereignissen oder erlerntem Wissen verändern sich im Laufe des Lebens die Erinnerungen. Werden sie über eine lange Zeit nicht abgerufen, fehlen sie vollständig.
In besonders stressigen und hektischen Lebensphasen häufen sich Gedächtnisstörungen. Schlafmangel führt zu Gedächtnislücken. Diese Situationen können im Normalfall ohne einen Arzt überwunden oder verändert werden. Gelingt es nicht, ist ein Arzt zu konsultieren.
Besorgniserregend sind Gedächtnislücken, bei denen elementare lebensentscheidende Erinnerungen fehlen. Zu ihnen zählen Ereignisse wie die eigene Hochzeit oder die Geburt des eigenen Kindes. In diesen Fällen müssen nähere Untersuchungen durchgeführt werden. Führen die Gedächtnisstörungen zu einem Verlust von Wissen über persönliche Daten wie Name oder Adresse, muss ebenfalls ein Arzt aufgesucht werden.
Kommt es zu Gedächtnislücken über prozedurales Wissen wie beispielsweise das Binden von Schnürsenkeln oder das Benutzen von alltäglichen Gegenständen, ist ein Arztbesuch notwendig. Der Grund für regelmäßig auftretende Gedächtnisstörungen ist von einem Arzt ebenso zu überprüfen wie Erinnerungslücken, die einen Zeitraum von mehreren Tagen oder Wochen umfassen. Treten zusätzlich Orientierungs- oder Bewusstseinsstörungen auf, ist unverzüglich ein Arztbesuch notwendig.
Diagnose und Verlauf
Die Diagnostik von Gedächtnisstörungen ist nicht einfach, weil die Spanne zwischen dem Beginn der angehenden Leistungseinschränkungen und den ausgeprägten Gedächtnisstörungen nur schwer zu erfassen ist. Mit der Diagnostik von Gedächtnisstörungen befassen sich überwiegend die neurologischen und psychiatrischen Fachbereiche. Diesen stehen einzelne Verfahren zur Verfügung, mit denen Gedächtnisstörungen erkannt werden können. Diese Verfahren beziehen sich auf zwei Aspekte - die Gedächtnisspanne und das Arbeitsgedächtnis. Typische Untersuchungsmethoden sind Gespräche sowie das Ausfüllen spezieller Fragebögen.
Markante Kennzeichen von Gedächtnisstörungen sind Probleme, sich zu erinnern, Worte zu finden oder das aktuelle Datum und die Tageszeit zu deuten. Im weiteren Verlauf der Gedächtnisstörungen klagen die Betroffenen unter Schwierigkeiten, sich in einer nicht gewohnten Umgebung orientieren zu können und einfache gewohnheitsmäßige Tätigkeiten durchzuführen. Zu den weiteren Symptomen der Gedächtnisstörungen gehören das nicht erkennen von Menschen und das Nachlassen der Erinnerungsfähigkeit. Natürlich können Gedächtnisstörungen nur im Komplex verschiedener diagnostischer Verfahren eindeutig nachvollzogen werden. In diesem Zusammenhang sind auch Gespräche mit nahen Angehörigen, Pflegepersonen und behandelten Allgemeinmedizinern nützlich.
Komplikationen
Gedächtnisstörungen oder Gedächtnislücken sind nicht immer besorgniserregend. Sie kommen bei Menschen aller Altersgruppen immer mal wieder vor und sind meist harmlos. Besonders viele ältere Menschen entwickeln bei Gedächtnislücken jedoch die Angst, dass sie an Demenz leiden. Das trifft aber nur dann zu, wenn das Kurzzeitgedächtnis dauerhaft nachlässt, Orientierungsprobleme auftreten, die Betroffenen sich öfter verlaufen und die Persönlichkeit sich zunehmend verändert.
Eine Form der Demenz ist die Alzheimererkrankung. Die Erkrankung schreitet immer weiter voran, bis die Betroffenen ohne fremde Hilfe gar nicht mehr auskommen. Demenzkranke Menschen brauchen daher ständige Betreuung. Krankhafte Gedächtnisstörungen treten jedoch nicht nur bei demenziellen Erkrankungen auf. Bei ungewöhnlichen körperlichen und seelischen Belastungen kann es bei allen Altersgruppen unter Umständen zu einer vollständigen Amnesie kommen, die aber häufig nicht lange andauert. Die betroffenen Personen verlieren zeitweise fast vollständig das Kurzzeitgedächtnis und wissen nicht mehr, wo sie sich aufhalten und wie sie dahin gekommen sind.
Manchmal steckt dahinter auch eine ernsthafte Erkrankung wie Epilepsie, Gehirnerschütterung, Hirntumor oder Schlaganfall. Gedächtnisstörungen treten auch als Komplikationen bei der Parkinsonkrankheit oder multipler Sklerose auf. Eine besondere Form der krankhaften Gedächtnisstörung ist das sogenannte Wernicke-Korsakow-Syndrom, welches bei schwerem Alkoholismus, Vitamin-B1-Mangel und anderen ausgeprägten Mangelzuständen vorkommen kann. Die Betroffenen können sich neue Informationen kaum noch merken, erzählen erfundene Geschichten und haben Orientierungsstörungen.
Behandlung und Therapie
Bei der Behandlung vorliegender Gedächtnisstörungen können sowohl die Schulmedizin als auch die Methoden verschiedener alternativer und Naturheilverfahren angewandt werden. Leider sind direkt auf die Therapie der Gedächtnisstörungen ausgerichtete Maßnahmen eher selten.
Zusammengefasst werden die Behandlungsmöglichkeiten bei Gedächtnisstörungen unter dem Begriff neuropsychologische Therapie.
Die einzelnen Behandlungsphasen richten sich nach der Stadien des Gedächtnisverlustes und den damit einher gehenden Einschränkungen.
Den Patientinnen und Patienten werden beispielsweise Lernbücher und Gedächtnishilfen in Form von Notizen und Büchern empfohlen. Weiterhin kommen bei der Behandlung der Gedächtnisstörungen die Erzeugung visueller Bilder, spezielle Satzstellungen und bekannte Worte zum Einsatz. Diese sollen vorhandene Gedächtnislücken schließen.
Unterstützend wirken bei einer Behandlung von Gedächtnisstörungen Arzneistoffe, welche die Durchblutung des Gehirns steigern und auf die Neurotransmitter Einfluss nehmen.
Klassische pharmakologische Substanzen sind hierbei Donepezil und Methylphenidat. Auch Rivastigmin und Substanzen aus der Gruppe der Cholinesterasehemmer werden bei der Therapie von Gedächtnisstörungen verschrieben.
Aussicht und Prognose
Eine allgemeingültige Prognose für die unterschiedlichen Formen von Gedächtnisstörungen gibt es nicht. Treten sie unmittelbar nach dem Erleben eines traumatischen Ereignisses auf, gelten sie unter gewissen Umständen als reparabel. Es besteht die Möglichkeit, dass die Erinnerungen nach der Verarbeitung des Erlebten teilweise oder vollständig wiederkehren können. Bei Gewebeschäden des Gehirns und Verletzungen der kortikalen Rinde, sind die Gedächtnisstörungen irreparabel. Der Gedächtnisverlust bleibt im Normalfall lebenslang erhalten.
In den meisten Fällen haben die Störungen des Gedächtnisses einen progressiven Verlauf. Bei chronischen Erkrankungen nehmen die Hirnschädigungen zu und können nicht regeneriert werden. Der derzeitige Stand der Wissenschaft lässt es jedoch zu, dass durch gezielte therapeutische Methoden in Abstimmung mit einer medikamentösen Behandlung, der Verlauf der Zunahme zeitlich hinausgezögert werden kann. Hierfür ist das rechtzeitige Erkennen der vorliegenden Störung essentiell.
Bei einer Erschütterung des Gehirns besteht eine gute Aussicht auf dauerhafte Linderung sowie Heilung der Störungen. Meist handelt es sich um eine Schwellung des Gewebes unterhalb der Schädeldecke, die sich innerhalb einiger Wochen bei ausreichender Schonung zurückbildet. Mit gezielten Gedächtnistrainings können Störungen nach Erkrankungen wie einem Herzinfarkt oder Schlaganfall minimiert werden. Die Therapie umfasst mehrere Monate und Jahre. Eine vollständige Heilung tritt dennoch nur in sehr seltenen Fällen auf.
Vorbeugung
Quellen
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 11. Oktober 2024
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