Dystonie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Dystonie - diese Diagnose bedeutet für Patienten meist große Beschwerden. Bei der Erkrankung handelt es sich um nicht bewusst steuerbare Kontraktionen der Muskeln, die völlig verschiedene Formen annehmen können. Eine Therapie muss daher individuell erfolgen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Dystonie?

Bei einer Dystonie handelt es sich um eine Nervenstörung. Nerven übertragen dabei unwillkürlich Signale zu den Muskeln, die zu einer ungewollten Kontraktion dieser führen.

Eine Dystonie tritt meist infolge einer Nervenstörung auf. Diese führt dann dazu, dass die Muskelgruppen der betroffenen Patienten völlig unwillkürlich kontrahieren. Dieser Zustand kann teilweise über einen sehr langen Zeitraum anhalten. Die genau von der Dystonie befallenen Muskeln unterscheiden sich in den verschiedenen Individualfällen der Erkrankung.

Im Falle der generalisierten Dystonie ist meist der komplette Körper von den unkontrollierten Zuckungen betroffen. Diese Form beginnt meist schon im Kindesalter. Bei der sogenannten fokalen Dystonie hingegen sind nur einzelne Muskelgruppen von dem Leiden betroffen, wobei sich die Erkrankung erst im Erwachsenenalter zeigt. Insgesamt gesehen kann eine Dystonie in jeder Altersgruppe ausbrechen.

Ursachen

Die Ursachen einer Dystonie sind meist schwer zu bestimmen und bleiben in vielen Fällen sogar gänzlich unbekannt. Ärzte unterscheiden im Falle der Dystonie zwischen der primären und der sekundären Ausprägung der Erkrankung. So lässt sich bei der primären Dystonie festhalten, dass hier meist genetische Faktoren eine Rolle spielen und auch andere Familienmitglieder von den Muskelkontraktionen betroffen sind.

Die sekundäre Dystonie hingegen tritt meist nicht als einzige Erscheinung beim Patienten auf. In Krankheitsfällen dieser Art liegen meist auch andere Faktoren wie etwa die Erkrankungen Morbus Parkinson oder auch Chorea Huntington zugrunde. Des Weiteren kann eine sekundäre Dystonie auch auftreten, wenn zuvor infolge eines Unfalls Verletzungen des Halsbereiches stattgefunden haben. Außerdem sind Patienten, die sogenannte Neuroleptika einnehmen müssen, besonders oft von einer sekundären Dystonie betroffen.

Wann zum Arzt?

Treten krampfartige Muskelbeschwerden auf, sollte der Betroffene einen Arzt konsultieren und diese abklären lassen. Zitternde Gliedmaßen oder andere Zuckungen der Muskeln, die nicht selbsttätig reguliert werden können, sind ebenfalls von einem Arzt untersuchen zu lassen. Kommt es durch Stress und einer angespannten Lebensphase zu Zuckungen der Muskeln an den Augen, ist kein Arztbesuch notwendig. Hier handelt es sich um eine Überreaktion des Körpers, die aufgrund der aktuellen persönlichen Situation auftreten. Sie verschwinden automatisch, sobald der Betroffene die Phase überwunden hat. Benötigt er Hilfe und Unterstützung, ist ein Arztbesuch notwendig.

Setzen Verspannungsbeschwerden ein, sollte der Betroffene seine Körperhaltung bei der Fortbewegung und beim Sitzen kontrollieren. Liegt eine einseitige Belastung des Körpers vor, sollte er dieser entgegen wirken und über ausgleichende Bewegungen eine Linderung der Beschwerden herbeiführen. Hält die Verspannung an oder nimmt sie an Ausmaß sowie Intensität zu, ist ein Arztbesuch notwendig.

Können aufgrund der Veränderungen der Muskulatur alltägliche Aufgaben nicht mehr ausgeführt werden oder kommt es zu einer Herabsetzung der gewohnten muskulären Leistungsgrenze, ist ein Arzt aufzusuchen. Halten die Beeinträchtigungen über mehrere Tage an, gilt dies als ungewöhnlich und ist medizinisch abzuklären. Häufig kommt es bei einer Dystonie zu Verdickungen der Muskeln. Ein Arztbesuch ist daher bei ungewöhnlichen Schwellungen nötig.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Dystonie:

Beim Vorliegen einer Dystonie kommt es, je nach Art der Ausprägung der Erkrankung, zu Kontraktionen von einzelnen Muskelgruppen oder des ganzen Körpers. Diese äußern sich letztlich in Überbewegungen der Patienten, welche die Bewältigung des Alltags stark einschränken. Häufig erinnern die Bewegungen der Betroffenen dabei stark an krampfartige Zustände. Dabei treten diese unwillkürlichen Anspannungen zu Beginn der Krankheit nur sporadisch auf, während sie im weiteren Verlauf zu einem Dauerzustand werden. Frühe Symptome von Dystonie sind in den meisten Fällen zunächst Verspannungen oder leichtes Zittern. Außerdem ist eine Dystonie an schmerzhaften Verdickungen der einzelnen Muskeln erkennbar.

Diagnose

Um eine Dystonie durch einen Arzt feststellen zu lassen, ist meist nur eine Anamnese sowie eine erste körperliche Untersuchung notwendig. Allein durch äußerliche Symptome und die körperlichen Beschwerden des Patienten ist eine Diagnose schon zweifelsfrei möglich. Hierzu wird durch einen Facharzt das Körperbild es Betroffenen sowie sein Bewegungsapparat in Augenschein genommen, wie auch die einzelnen Muskelgruppen untersucht. Um die Dystonie mit höchster Sicherheit diagnostizieren zu können, können in Zweifelsfällen zusätzliche Untersuchungen eingeleitet werden. Hierbei können die Möglichkeiten von Elektromyogramm, Blutuntersuchungen, Urinuntersuchungen sowie die Magnetresonanztomographie eingesetzt werden, um Nebenerkrankungen ausschließen zu können.

Komplikationen

Durch die Dystonie kommt es zu einer erheblichen Verringerung der Lebensqualität des Betroffenen. Weiterhin wird auch der Alltag des Patienten durch diese Krankheit erheblich eingeschränkt, sodass die Durchführung von gewöhnlichen Tätigkeiten oder Sportarten nicht mehr möglich ist. Es treten starke Krämpfe in den Muskeln auf und die Muskeln selbst zucken und bewegen sich unwillkürlich. Die unwillkürlichen Bewegungen können für Außenstehende komisch oder unnatürlich erscheinen, sodass es zu einer sozialen Ausgrenzung oder bei Kindern zu Mobbing und Hänseleien kommt.

Aus diesem Grund kommt es bei der Dystonie nicht selten auch zu psychischen Beschwerden oder zu Depressionen. Diese können allerdings von einem Psychologen behandelt werden, sodass es hierbei zu keinen weiteren Komplikationen kommt. In der Regel wirkt der Betroffene verspannt und zittert am gesamten Körper.

Nicht selten kommt es bei der Dystonie zu einer spontanen Heilung, welche allerdings nicht beeinflusst werden kann. Die Behandlung der Dystonie erfolgt kausal und richtet sich dabei nach der Grunderkrankung. Sie erfolgt mit Hilfe von Medikamenten und kann die Beschwerden einschränken. Nicht selten können die unwillkürlichen Zuckungen und Bewegungen auch Schmerzen verursachen oder zu Wunden führen.

Behandlung und Therapie

Die Therapiemaßnahmen bei einer Dystonie richten sich stark nach der Form ihres Auftretens. In den meisten Fällen kann eine Behandlung entweder ambulant unter Leitung eines Fachneurologen oder aber auch stationär in speziellen Zentren, wie etwa in einer sogenannten Bewegungsambulanz, stattfinden. Oftmals liegen die Ursachen einer primären Dystonie vollständig im Dunkeln. Hierbei ist die einzige Möglichkeit einer Therapie die Linderung der Beschwerden, die bei den Patienten in unterschiedlichster Form auftreten können. Auf diese Weise wird versucht, trotz der Erkrankung ein Höchstmaß an Lebensqualität zu gewähren.

Liegt eine fokale Dystonie vor, sprich sind nur einzelne Muskeln betroffen, so wird meist mit Injektionen therapiert. Hierbei wird das sogenannte Botulinumtoxin direkt in die erkrankte Muskelgruppe eingespritzt. Auf diese Art und Weise erzielt man die Wirkung, dass Nerven und Muskel nicht mehr miteinander kommunizieren und interagieren können und die Kontraktionen somit nachlassen.

Um eine dauerhafte Linderung zu erzielen, müssen die Injektionen in einem Abstand von etwa drei Monaten immer wieder erfolgen. Neben der lokalen Eingabe von Botulinumtoxin besteht auch die Möglichkeit der Einnahme von Medikamenten, die generalisiert eine ähnliche Wirkung wie die Injektionen zur Folge haben.

In Einzelfällen kann die Dystonie auch chirurgisch behandelt werden, indem beispielsweise die Verbindungen zwischen Nerven und Muskel durchtrennt werden oder aber ein Hirnschrittmacher beim betroffenen Patienten eingesetzt wird.


Vorbeugung

Die Ursachen einer Dystonie bleiben bei den meisten Patienten vollständig verborgen, was auch zur Folge hat, dass es kaum vorbeugende Maßnahmen gibt. Besonders Personen, in deren familiären Umkreis bereits Fälle von Dystonie aufgetreten sind, sollten sich daher regelmäßig Vorsorgeuntersuchungen unterziehen sowie sich selbst beobachten. Nur bei einer frühzeitigen Erkennung einer Dystonie kann auch mit entsprechenden Therapiemaßnahmen einer Verschlimmerung des Zustandes entgegengewirkt werden.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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